Und bei aller Liebe, ich konnte mir zehntausend bessere Leute vorstellen, durch deren Verhalten ich getötet werden wollen würde.

„Bei Brown-Company?"

„Wo denn sonst, du Vollidiot?", ich kniff meine Augen ärgerlich zusammen. „Das wäre eine super Chance für einen Praktikumsplatz gewesen und würde sich gut im Lebenslauf machen. Ich werde dort wohl nicht spazieren gegangen sein. Also raus mit der Sprache und höre auf um den heißen Brei zu reden!", forderte ich Nate auf.

Abwartend hob die Augenbraue.

Nate schien zwar nicht mehr ganz so in Rage zu sein,würdigte mich dafür allerdings auch keines Blickes.

Nach einigen Augenblicken des Schweigens, winkte ich ungeduldig ab. Wie er wollte. Ich konnte nicht Ewigkeiten auf eine Reaktion von ihm warten. Außerdem konnte ich mir wirklich Schöneres vorstellen, als mir von Nate meine Zeit stehlen zu lassen.

„Fein, von mir aus...", stieß ich erschöpft aus und wollte gerade auf dem Absatz kehrt machen, als Nate: „Familienzeug...", durch zusammengebissene Zähne murmelte.

Verwundert drehte ich mich wieder zu ihm. Wollte er jetzt doch noch anfangen zu sprechen?

„Und deswegen rastest du in einer Firma aus?", hakte ich irritiert nach.

„Du verstehst das nicht.", Nates Wut schien der Vergangenheit anzugehören. Stattdessen hatte sie einer Verzweiflung Platz gemacht, die ihn fast kraftlos und traurig wirken ließ. „Es ist kompliziert, okay?", angestrengt griff er sich in die Haare und warf den Kopf ausatmend in den Nacken.

Sein plötzlicher Gefühlsumschwung warf Interesse und Fragen in mir auf. Plötzlich wirkte Nate überhaupt nicht mehr wütend und stark.

Ich bemerkte zum ersten Mal die dunklen Augenringe, die sich unter seinen müde wirkenden Augen befanden. Trotzdessen, dass er ein weißes Hemd und eine Anzughose trug, wirkte er, beim näheren Hinschauen, nicht richtig zurecht gemacht.

In dem Moment wirkte er so verletzlich und bemitleidenswert. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich diese Wörter mal in Verbindung mit Nate bringen würde.

Auch meine harten Gesichtszüge begannen sich zu lösen und wichen einer besorgten Miene: „Du kannst es mir versuchen zu erklären. Ich habe jetzt sowieso Zeit. Außerdem bin ich eine fantastische Zuhörerin. Die Chance würde ich nutzen.", vorsichtig versuchte ich ein Lächeln aufzusetzen.
Ich wollte ihm auf keinen Fall zu nahe treten, da ihn das Thema doch sehr mitzunehmen schien. Es musste etwas wirklich Schlimmes passiert zu sein, wenn selbst Nate aussah als würde er kaum Schlaf bekommen. Alleine lassen konnte ich ihn in dem Zustand sowieso nicht mehr. Das würde ich bei seiner kraftlosen Miene wirklich nicht über mein Herz bringen.

Nate sah mir prüfend in die Augen. Vermutlich fragte er sich, ob er mir das anvertrauen konnte und wollte. Das konnte ich auch verstehen. Zwar hatten wir unseren intimen Moment und manchmal fühlte es sich irgendwie auch ziemlich vertraut an, doch im Prinzp waren wir Fremde. Ich war eine Fremde, die zudem nicht wirklich viel von ihm gehalten hatte und ihm das auch deutlich spüren lies.

Anschließend begann er nur bitter zu Lächeln und ließ sich erschöpft auf die Bank fallen: „Ich hatte einen heftigen Streit mit meinem Vater, wie eigentlich immer. Und da ist mir eben der Kragen geplatzt.", begann er nüchtern.

AttractionWhere stories live. Discover now