18. Nates Last

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So konnte ich ihn durch dir Tür hinaus ziehen, bis zu einer Sitzbank, die sich einige Meter von der Brown-Company entfernt befand. Erst dort lockerte ich meinen Griff und ließ ihn los.

Fassungslos verschränkte ich die Arme vor meiner Brust.

Nate sah immer noch wütend aus: „Was sollte das?", er ballte seine Hände säuerlich zu Fäusten und zog die Augenbrauen zusammen.

War das sein Ernst? Er war sauer auf mich? Wenn schon, sollte ich sauer auf ihn sein. Ich spürte ein leichtes verärgertes Brodeln in meinem Brustkorb. Was machte er überhaupt so eine Szene? War er ein pubertierender Fünfzehnjähriger?

„Ja, das frage ich mich auch.", entgegnete ich, nicht minder aufgebraucht: „Ich habe dich gerade vor einer Anzeige bewahrt. Etwas mehr Dankbarkeit wäre nicht schlecht."

Am liebsten hätte ich ihm etwas wirklich hartes in seine Visage geschmissen. Erst helfe ich ihm, wobei ich auch noch mein Vorstellungsgespräch aufs Spiel gesetzt habe und jetzt fuhr er mich dafür an?

Nate hatte wirklich Nerven.

Einzusehen schien er die Heikelkeit der Situation, in der er sich befunden hatte, nicht. Stattdessen beharrte er wie ein trotziges Kind auf seinem Standpunkt: „Ich hatte alles bestens im Griff."

„Pah...", stieß ich spöttisch aus. Langsam konnte er mal wieder von seinem Gemütszustand runterkommen, sonst würde ich ihm gleich zeigen wie wütend ich werden konnte. Und da kamen meine spanischen Wurzeln in ihrer vollsten Blüte durch, das könnte ich ihm versprechen: „...offensichtlich nicht. Sonst hätte ich ja wohl kaum eingreifen müssen."

Er sollte froh sein, dass ich mich nach der Versöhnung ihm gegenüber soweit verpflichtete gefühlt und ihn aus dieser brenzligen Situation herausgeholt habe.

Im Nachhinein betrachtet, hätte ich ihn eventuell einfach der Polizei überlassen sollen.

„Was sollte das denn?", fuhr ich ihn entgeistert an.

Nates Blick verdüsterte sich, wenn möglich, noch mehr. Seine hellgrünen Augen, ähnelten mittlerweile einem dunklen, bräunlichen grün. Sein Kiefer wirkte angespannt, ebenso wie seine Arme, bei denen die Adern hervortraten als er die Hände abermals zu Fäusten ballte.

„Das geht dich absolut nichts an. Wieso sollte ich dir das erzählen?", blaffte er zurück.

Außer mir ging ich energisch einen Schritt auf ihn zu und fuchtelte wild mit den Armen durch die Luft: „Wieso? Nunja, erstens weil ich deinen Arsch netterweise vor einer Anzeige gerettet habe und zweitens, weil ich wegen dir mein Bewebungsgespräch in den Sand gesetzt habe.", wies ich ihn wütend zurecht.

Ich fand der Arsch war mir mindestens eine Erklräung schuldig, wenn es ihm schon so schwer zu fielen schien etwas Dankbarkeit zu zeigen.

Etwas in seiner Mimik veränderte sich für den Hauch einer Sekunde. Sein Blick verlor für einen Augenblick das düstere Funkeln. Hindurch kam ein verwirrter, besorgter Blick, der doch tatsächlich etwas sanft wirkte.

Kurz darauf wich dieser Blick einer offensichtlichen Irritation: „Bewerbungsgespräch?"

„Ja. Denkst du ich trage den Blazer zum Spaß?", ich rollte mit den Augen. Er hatte wirklich gute Chancen meinen Puls so hoch zu treiben, dass einem vorzeitigen Herzinfarkt nichts mehr im Weg stehen würde.

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