-Kapitel 53-

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-Levis Sicht-

Levi?

Isabel sah mich an. Sie sah die Pistole in meiner Hand und sie sah den leblosen Mann auf dem Boden, den ich erschossen hatte.

D-du hast ihn u-umgebracht

Ich ging auf sie zu und wollte mit ihr reden. Sie hätte das nicht sehen dürfen, sie hätte überhaupt nicht hier sein dürfen. Was machte sie hier?

Du h-hast meinen V-Vater getötet

Ich hielt inne. Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie sah mir verstört in die Augen. Ich hatte das nicht gewusst. Woher denn auch?

Kenny hatte gesagt, dass er beseitigt werden müsse, also hatte ich ihn umgebracht. Er war eine Gefahr für uns gewesen, er hatte gegen Kenny ermittelt.

Du bist ein Mörder, Levi

Ich blickte auf die Pistole, die ich immer noch in meiner Hand hielt. Sie hatte nicht gewusst, dass ich kriminell war. Sie hätte so etwas nicht von mir erwartet.

Verschwinde!

Sie liebte mich... sie hatte mich geliebt. Kenny hatte ihr die Kehle aufgeschlitzt und sie getötet, um zu verhindern, dass sie zur Militärpolizei ging. Es tat weh. Es war meine Schuld.

I-ich will dich nie wieder sehen

Ich war ein Mörder. Ich tötete Menschen. Eren hatte damals auf den Trümmern der alten Firma dasselbe gesagt. Er hatte mich an Isabel erinnert. Ich hatte ihn deshalb nicht töten können.

...

Ich schloss meine Zimmertür auf und trat in den Raum hinein. In meiner Hand hielt ich ein Tablett auf dem sich das Abendessen für Eren befand. Er war den ganzen Tag alleine in meinem Zimmer gewesen und hatte nur eine Mahlzeit bekommen, er hatte bestimmt Hunger.

Ich stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab und wandte mich zu Eren, welcher neben meinem Bett auf dem Boden lag. Ich ging auf ihn zu und kniete mich zu ihm.

Er war am Schlafen und das Tablett mit seinem Frühstück, das ich ihm heute Morgen gebracht hatte, hatte er nicht angerührt. Er hatte noch nicht einmal vom Wasser getrunken. Wenn er nicht bald etwas aß, verhungerte er und das wollte ich vermeiden.

Ich strich mit meinen Fingern über das Verband, welches mittlerweile von seinem Blut rot verfärbt war. Eren zischte und zog seine Augenbrauen im Schlaf zusammen. Die Schnittwunde schmerzte ihm. Ich zog meine Finger zurück. Er hatte letzte Nacht genug gelitten.

,,M-Mein Herr", brachte der Braunhaarige plötzlich hervor, als er seine Augen öffnete und mich ansah. Ich hatte jedes Mal für einen kurzen Augenblick das Gefühl, in Isabels Augen zu blicken, aber sie war tot, sie war nicht mehr bei mir. Ich musste mich mit der Realität abfinden.

,,Mein H-Herr...?", wiederholte er und holte mich aus meinen Gedanken zurück. ,,Dein Abendessen ist auf dem Tisch. Iss alles auf." Der Balg nickte zögerlich, ehe er aufstand und zum kleinen Tisch ging. Er zitterte leicht und hatte kaum noch Kraft zum Stehen.

Ich setzte mich zu dem ihm auf die Couch und warf ihm ab und zu kurze Blicke zu. Er aß sehr langsam, als würde er sich mit dem Essen quälen. Er sollte sich glücklich schätzen, dass ich ihm viel Essen gab. Anderseits wäre es ihm vermutlich egal, wenn ich es nicht tun würde.

,,Darf ich mich wieder schlafen legen, mein Herr?", fragte der Balg mit leiser Stimme, als er alles aufgegessen hatte. Ich nickte lediglich. Mir war sowieso nicht danach, mich großartig mit ihm oder seinem Körper zu beschäftigen.

Er stand von der Couch auf und legte sich wieder auf den Boden, ehe er sich zudeckte. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und starrte zur Decke.

Wenn ich ihren Vater damals nicht erschossen hätte, dann wäre Isabel noch am Leben gewesen. Kenny hätte sie nicht getötet. Ich war nicht einmal dazu in der Lage gewesen, mich von ihm abzuwenden. Kenny hatte das gewusst. Er wusste, dass ich bei ihm bleiben würde.

Ich spürte etwas feuchtes meine Wangen runterlaufen und als ich es mit meinem Handrücken wegwischte, realisierte ich, dass es Tränen waren. Tch. Wann hörten diese Gedanken endlich auf?

Ich blickte zu Eren. Ich könnte ihn wecken und mich ablenken, ich könnte ihm wieder weh tun. Ich stand von der Couch auf und ging auf ihn zu, ehe ich vor ihm stehen blieb und auf ihn herabblickte.

Er hatte die Decke über seinen gesamten Körper gezogen, nur noch sein Kopf schaute etwas heraus, damit er noch atmen konnte. Die Bodenheizung lief, also konnte ihm nicht kalt sein. Die Decke bot ihm wahrscheinlich eine Art Sicherheit.

Eren wirkte wie ein kleines Kind, das sich nachts unter der Bettdecke vor 'Monstern' versteckte und sich dadurch in Sicherheit fühlte. Nur war ich in diesem Fall wohl das Monster, vor dem er sich fürchtete. An jenem Tag hatte Isabel vermutlich auch so eine Kreatur in mir gesehen.

Ich konnte es ihr nicht verübeln. Sie hatte Angst vor mir gehabt. Sie hatte gewollt, dass ich verschwinde. Sie hatte gesagt, dass sie mich nie wieder sehen will. Und sie hatte mich einen Mörder genannt - den Blick in ihren Augen, als sie dieses Wort ausgesprochen hatte, war mir bis heute in Erinnerung geblieben.

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Be mine [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt