-Kapitel 37-

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,,Lass sie los"...

... ,,Sie wird nicht mehr zu dir zurückkommen, lass sie gehen und komm mit mir"

-Levis Sicht-

Anstatt meinen Worten zu gehorchen, schloss der Balg seine zittrigen Arme noch enger um den toten Körper seiner Schwester. Scheinbar wollte er sie nicht einfach so gehen lassen und ich war mir sicher, dass er sich wehren würde, sollte ich versuchen ihn mit Gewalt von ihr zu trennen.

,,Du verweigerst meine Befehle, das ist dir bewusst oder?", hauchte ich gegen seinen Hals und fuhr mit meinen Händen, die sich immer noch unter seinem Pullover befanden und seine Haut berührten.

,,Es ist sehr unhöflich, seinen Herren zu ignorieren", sagte ich mit einem dunklen Ton, doch der Braunhaarige schenkte mir immer noch keine Aufmerksamkeit. Er weinte stark und atmete nur noch stoßweise, als würde ihm jemand die Luft abschnüren.

Andere würden Mitleid mit ihm empfinden, aber das Einzige, was ich empfand, war reines Vergnügen daran, ihn leiden zu sehen.

,,Du hast keine Ahnung, wie groß mein Verlangen ist", raunte ich ihm in sein Ohr und lehnte mich dabei so weit nach vorne. ,,Und wenn du deine Schwester nicht bald loslässt und mit mir ins Hauptquartier kommst, werde ich für nichts garantieren können", setzte ich noch an.

Sein Schluchzen wurde immer leiser und nach einiger Zeit wagte er es, zu sprechen. ,,Was macht es denn überhaupt noch für einen Unterschied, ob ich hier oder im Hauptquartier vergewaltigt werde?", brachte er mit schwacher, gebrochener Stimme über seine Lippen.

... wenn ich hier oder im Hauptquartier vergewaltigt werde? Tch.

Bevor ich etwas erwidern konnte, vernahm ich Schritte, die sich uns näherten und als ich mich umdrehte, erblickte ich Jean Kirstein, der wie versteinert im Türrahmen des Kellers stand und zu uns blickte. Ich hatte ihm nicht erzählt, dass ich hierher kommen und Erens Schwester umbringen würde.

,,Hauptgefreiter", entkam es meinem Anhänger, nachdem er sich wieder gefasst hatte. ,,Ich wollte nach Eren sehen und ihn zurück ins Hauptquartier bringen, aber wie es scheint, bin ich zu einem ungünstigen Moment gekommen", meinte Jean und deutete damit auf die Leiche.

,,Kirstein", sagte ich und ließ von Eren ab, ehe ich mich vom Kellerboden erhob und mir beinahe schon angeekelt den Staub von meiner Hose klopfte. Wann wurde dieser Keller das letzte Mal geputzt?

Ich wandte mich wieder zu Jean, der mich abwartend ansah. ,,Wenn er fertig damit ist, sich die Augen auszuheulen, bringst du ihn zurück ins Hauptquartier. Ich ertrage sein Geheule nicht", sagte ich.

Jean erwiderte meinen Befehl mit einem Nicken, woraufhin ich noch ein letztes Mal zu Eren schaute, der seinen Kopf gesenkt hielt, ehe ich mich dann auf den Weg zum Hauptquartier machte.

...

-Erens Sicht-

Levi war weg, er war einfach so gegangen und genau das beunruhigte mich.

Wieso durfte ich noch hierbleiben, wenn mir Levi doch anfangs den Befehl gegeben hatte, Mikasa loszulassen und mit ihm zu gehen? Das machte keinen Sinn.

Vielleicht hatten ihn ja meine Worte in irgendeiner Weise beeinflusst oder er bereitete im Hauptquartier meine nächste Bestrafung vor, weil ich seine Befehle ignoriert hatte und ihm gegenüber auch noch respektlos gewesen war. Aber war der Tod meiner Schwester nicht Bestrafung genug? Was wollte er denn noch...?

,,-en, Eren!"

Ich zuckte zusammen und drehte meinen Kopf zur Seite. Jean hatte sich neben mich gehockt und seine Hand auf meine Schulter gelegt. ,,Eren, hörst du mir überhaupt zu? Ich rede mit dir", sagte Jean und als ich nichts erwiderte, fuhr er fort: ,,Der Bestatter, der für Shiganshina zuständig ist - ich werde ihn jetzt anrufen. Ist das in Ordnung?"

Ich nickte kaum merkbar, woraufhin Jean aufstand und gleich darauf die Nummer des jungen Mannes wählte, der auch meine Eltern beerdigt hatte. Und wenn ich es richtig in Erinnerung hatte, hieß er Connie. Das Telefonat dauerte nicht lange, Jean legte nach kurzer Zeit auf und wandte sich wieder zu mir.

,,Er wird erst heute Abend hierher kommen", informierte mich Jean. Heute Abend? Bis dahin musste ich bestimmt wieder im Hauptquartier sein und ich war mir sicher, dass mir Levi nicht erlauben würde, auf Mikasas Beerdigung zu gehen, geschweige denn ihren Grab zu besuchen.

,,Würdest du mir einen Gefallen tun?", fing ich an, woraufhin Jean sanft nickte. ,,Neben dem Grab meiner Eltern müsste noch ein Platz frei sein, sie soll dort beerdigt werden", brachte ich über meine Lippen und versuchte dabei die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

,,Natürlich, immerhin habe ich Mikasa früher sehr gemocht", erwiderte Jean und erst jetzt bemerkte ich den Schmerz und die Trauer in seinen Augen. ,,Und es tut mir wirklich leid, Eren", hauchte er noch sanft.

Auf dem Friedhof lagen nicht nur meine Eltern begraben, sondern auch der Vater von Jean. Er wurde damals von einem der Kontrolleure erschossen, die von Kenny Ackerman den Befehl erhalten hatte, Kinder und Jugendliche aus Shiganshina ins Hauptquartier zu verschleppen, damit sie zu seinen Anhängern wurden.

An diesem Tag waren meine Eltern, Mikasa und ich in der Hauptstadt bei Nile und seiner Frau gewesen, weswegen wir verschont blieben. Aber jemand war in unser Haus eingebrochen und hatte sämtliche Medikamente, die für die Patienten meines Vaters bestimmt waren, gestohlen und ich war mir sicher, dass diese ins Hauptquartier gebracht wurden.

Ein paar Jahre später waren meine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen und nun war auch Mikasa bei ihnen. Sie war gestorben, ohne zu wissen, dass ich bei der Explosion nicht gestorben war und noch lebte.

...

__________

Tut mir leid, dass ihr lange auf ein neues Kapitel warten musstest. Es war wirklich anstrengend dieses Kapitel zu schreiben und ich bin immer noch nicht ganz zufrieden damit -.- Aber naja.

⚠️Und Funfact:
Levi hat die Medikamente gestohlen, das wurde im Kapitel mit Armins Vergangenheit (15 oder 16) erwähnt. Vielleicht haben das viele vergessen, weil ich das Kapitel vor Monaten veröffentlicht hatte.

Be mine [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt