-Kapitel 48-

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-Erens Sicht-

Als ich den Flügel verließ, kamen mir immer wieder Anhänger entgegen. Einige von ihnen waren verletzt, trugen Leichen weg oder zerrten Militärpolizisten - unter anderem auch die, die Hanji in der Aufnahme gefesselt hatte - hinter sich her.

Armin hatte gesagt, dass es besser wäre, wenn ich auf Levis Zimmer gehen und versuche würde, etwas Schlaf zu finden, während er die Verletzen im Krankenflügel versorgte.

Somit ging ich die Treppen zu Levis Zimmer hoch und öffnete die Tür, ehe ich in den Raum trat und mich mit der Decke und dem Kissen auf den Boden neben sein Bett legte. Die Fußbodenheißung, die Hanji kaputt gemacht hatte, funktionierte wieder, das hielt mich wenigstens warm.

Nachdem ich endlich eingeschlafen war, dauerte es nicht lange, bis mich laute Geräusche aus dem Schlaf rissen. Waren das Schüsse? Ich machte die Nachtischlampe an, bevor ich aufstand und vorsichtig aus dem Fenster schaute - sie waren zurück.

Levi und seine Anhängern kamen durch das große Tor und an der Spitze war niemand geringeres als Kenny Ackerman; sie hatten ihn befreien können. Die restlichen Anhänger standen auf dem Hof, um Kenny zu empfangen. Sie schrien und riefen ihm zu, einige hatten sogar ihre Waffen in den Himmel gerichtet und feuerten Schüsse ab.

Als ich mich gerade vom Fenster abwenden wollte, erkannte ich den Kommandanten in der Menge. Er wurde von Levi auf den Boden gezerrt, gefolgt von den gefangenen Militärpolizisten, die es nicht aus dem Hauptquartier geschafft hatten.

Der Schwarzhaarige ließ von Nile ab und stellte sich zu seinen Anhängern, welche sich mit genügend Abstand um den Kommandanten und die Militärpolizisten gestellt hatten. Kenny trat hervor und richtete seine Waffe auf einen der Militärpolizisten, ehe er diesen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken erschoss.

Ich schreckte heftig zusammen, als der Schuss ertönte und Blut aus dem toten Körper floss. Kurz darauf ertönte wieder ein Schuss und gleich darauf noch einer; es ging immer so weiter, bis nur noch der Kommandant übrig war. Ich wollte wegsehen, aber ich war wie erstarrt.

Kenny lud seine Waffe nach und richtete sie dann auf Nile. Er hatte vermutlich auf diesen Augenblick gewartet, um Rache dafür zu nehmen, dass er hinter Gittern unter der Erde hocken musste. Es erschien ein Grinsen auf seinen Lippen, als er abdrückte und die Kugel den Kopf des Kommandanten durchbohrte.

,,Nein...", brachte ich hervor, als ich realisierte, was geschehen war und als wäre das nicht schon genug, bemerkte ich, dass Levi zu mir hochschaute. Seine stahlgrauen Augen durchbohrten meine und als seine Lippen sich zu einem diabolischen Grinsen verzogen, lief es mir kalt den Rücken runter.

Ich stieß mich reflexartig von der Fensterbank ab, woraufhin ich stolperte und auf dem Boden landete. Als ich mich wieder fasste, ging ich zurück zu meinem Schlafplatz, wo ich das Licht ausschaltete und die Decke über mich zog. Irgendwann hörte ich, dass die Zimmertür aufging, weshalb ich meine Augen schloss und vorgab, zu schlafen.

Ich hörte, wie Levi seinen Schrank öffnete und dann im Badezimmer verschwand, bevor er sich in sein Bett legte. ,,Er ist in dem Glauben gestorben, dass du ihn und die Militärpolizei verraten hast", ertönte Levis Stimme. Hatte er etwa bemerkt, dass ich eigentlich gar nicht schlief?

,,Kurz bevor Kenny ihn die Kugel durch den Kopf gejagt hat, habe ich ihm gesagt, dass du uns von dem Plan der Militärpolizei erzählt hast, Eren", ging Levi genauer darauf auf. Das stimmte nicht. ,,E-es war das Armband, es hat das Gespräch aufgenommen. I-ich wusste nichts davon", brachte ich hervor, ,,ich h-habe nichts verraten."

,,Ich weiß", sagte Levi amüsiert. Er rückte an den Rand des Bettes, um mit seinen Fingerspitzen über meine Wange zu fahren. ,,Die letzten Sekunden seines erbärmlichen Lebens hat er nicht an seine Frau gedacht, sondern daran, dass du sein Vertrauen missbraucht und dich mit uns verbündet hast, obwohl dem nicht so war."

Tränen liefen mir über mein Gesicht. Levi wusste, dass mich das belasten würde, deshalb hatte er Nile diese Lüge glauben lassen. Der Schwarzhaarige fuhr mit seinen Fingern über meine Lippen und dann über meinen Hals und obwohl er danach von mir abließ, spürte ich seine Berührungen immer noch auf meiner Haut.

Ich bekam mit dem Wissen, dass ein Mörder neben mir lag, kein Auge zu und die Tatsache, dass ich Nile, einen ehemals sehr guten Freund meines Vaters, sterben sehen hatte, hielt mich erst recht wach.

Mein Vater selbst war mit meiner Mutter bei einem Brand ums Leben gekommen. Nile und seine Frau, Marie, hatten sich danach um Mikasa und mich gekümmert, bis wir einen festen Job in der Hand hatten. Nile war jetzt tot, er wurde erschossen und Mikasa war durch ein Messer gestorben, das Levi in seinen Händen gehalten hatte. Vermutlich war Marie ebenfalls tot. Und ich? Ich lebte noch.

...

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Lol, irgendwie finde ich das voll schön: *°♡•○°*.  Idk fragt nicht

Be mine [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt