Kapitel 33

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Jasmin hatte sich ihre Schuhe ausgezogen und lag mit ausgestreckten Beinen auf dem Dielenboden. Ihre Ellbogen stützte sie auf dem Fußboden ab, das Kinn berührte ihre Handflächen, während sie das Telefonbuch studierte. Ich ließ meinen Blick zu Nick und Tobias schweifen, die ebenfalls auf dem Boden saßen. Sie durchsuchten alte Notizbücher und Planer von Elenas Tante nach Adressen, die für uns von Bedeutung sein könnten. Hin und wieder schoben sie mir etwas zu, was sie für interessant hielten, und ich versuchte mir einen Reim daraus zu machen.

Mein Blick wanderte zu dem Sofa. Ich erinnerte mich noch ganz genau daran, wie Elena mir von dem Mord an ihrer Tante erzählt hatte. Sie hatte gesagt, ihre Tante hätte tot auf ihrem Sofa gelegen. Unwillkürlich schämte ich mich dafür, dass ich an dem Tatort saß und in den persönlichsten Notizen von Elisabeth herumschnüffelte.

Tobias nieste. Glas klirrte. Ich zuckte zusammen.

»Sorry«, brummte er.

»Ich finde nichts«, sagte Jasmin. »Es gibt keine Luise Niehoff im Telefonbuch.«

Nick schaute auf. »Das haben wir uns ja schon gedacht. Elena trägt den Nachnamen ihres Vaters.«

»Also gehört Elisabeth zu Elenas Verwandtschaft mütterlicherseits.« Ich seufzte, »Tobias, weißt du etwas über Elenas Mutter?«

Jasmin schnellte hoch. »Warum gucken wir nicht einfach auf das Klingelschild? Da steht der Nachname von Elisabeth dran. Wenn ihre Schwester genau so heißt, haben wir sie.«

»Leute« Ich schlug mir mit der flachen Hand vor den Kopf, »Hier müsste doch irgendwo die Handtasche von Elenas Tante sein. Lasst uns auf den Personalausweis gucken. Da steht auch drin, wie ihr Mädchenname war.«

Eilig rappelte sich Tobias auf. Er lief in den Flur und kam kurz darauf mit einer schwarzen Handtasche aus echtem Leder zurück.

»Betet, dass Luise nicht geheiratet hat.«, sagte Tobias und holte ein Portemonnaie heraus. Er reichte es Jasmin. Sie zückte in kürzester Zeit den Personalausweis von Elisabeth und schob mir das Telefonbuch zu.

»Elisabeth Weidmann, geborene Ziegler« Jasmin steckte den Ausweis zurück ins Portemonnaie.

Ich blätterte in dem schweren Telefonbuch. Mit dem Zeigefinger kontrollierte ich jede Spalte, bis ich auf einen Doppelnamen stieß. »Sie hat geheiratet.«

»Aber sie hat auch ihren Mädchennamen behalten?« Tobias hockte sich neben mir auf den Fußboden.

»Schreibt jemand mit?«, fragte ich.

Jasmin nahm sich einen Zettel und einen Bleistift. Ich diktierte ihr die Telefonnummer von Luise.

Erleichtert ließ ich das Telefonbuch sinken. Einige Seiten schlugen gleich um und verdeckten den Namen von Elisabeths vermeintlicher Schwester wieder.

»Wer ruft an?« Ich stand auf.

»Das kann ich machen. Morgen, ab zehn Uhr.«, schlug Tobias vor.

Wir waren allesamt einverstanden.

Gemeinsam gingen wir in den Flur. Dort zogen wir uns unsere Jacken und Jasmin auch ihre Schuhe an. Draußen war es eiskalt. Die Luft war trocken und beißend, sodass ich kaum Luft bekam. Ein leichter Wind wehte.

Nick und Tobias liefen vor. Jasmin und ich folgten ihnen. Vielleicht war sie gar nicht so eine schlechte Freundin für Elena, wie ich anfangs gedacht hatte. Vielleicht war sie ... Da kam mir plötzlich ein Gedanke, der mich mit einer ungeahnten Wucht traf. Wo war der Safe aus Elenas Zimmer? Was würde Jasmin dem Mann erzählen, den wir zusammen mit ihr auf dem Schulhof gesehen hatten?

Augenblicklich blieb ich stehen. »Wartet mal«

Tobias und Nick hielten inne und drehten sich zu Jasmin und mir um.

»Wo ist eigentlich der Buchsafe?«, fragte ich.

Jasmin schwieg. Tobias und Nick wirkten irritiert. Anspannung legte sich über uns.

»Hast du ihn nicht Jasmin gegeben?« Nick guckte Tobias an. Seine Gesichtszüge verhärteten sich.

»Stimmt«, pflichtete ich Nick bei.

Tobias nickte langsam. Dann richteten sich plötzlich alle Blicke auf Jasmin.

Elena - Dem Bösen so nahWhere stories live. Discover now