Kapitel 25

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Seine Eltern saßen immer noch im Wohnzimmer aneinander gekuschelt und starrten gebannt auf den Bildschirm, doch als Lucas neben dem Sofa stehen blieb, blickte seine Mutter auf und richtete sich auf. »Uhm ...«, stammelte Lucas plötzlich nervös denn erst jetzt fiel ihm auf, dass er Perce vielleicht vorstellen sollte. »Also, das ist Perce ...«

»Hallo Perce, schön dich kennenzulernen«, lächelte seine Mutter glücklich, während sein Vater im Hintergrund ihm einfach nur zunickte. »Geht es dir gut? Lucas hat gemeint, du hättest dir wehgetan.«

»Alles bestens«, grinste Perce und sah zu Lucas rüber. »Ich wollte nochmal raus, ich hoffe es ist okay, wenn ich Lucas mitnehme?«

»Hmm ... okay«, sagte seine Mutter nach kurzer Bedenkzeit. »Aber nicht zu lange. Es wird schon dunkel. Und zieht euch warm an, es ist kalt draußen.«

»Jawohl, Ma'am«, sagte Perce und Lucas versuchte herauszufinden, ob da ein spöttischer Unterton in seiner Stimme mitschwang. Bei Perce konnte man nie wissen.

Im Flur zogen sie sich ihre Schuhe an und Lucas sah halb besorgt auf Perces recht dünne Jeansjacke. »Willst du nicht was anderes anziehen? Ich könnte dir eine Jacke ausleihen.«

»Nah, lass mal, deine Jacken sind so überhaupt nicht mein Style«, sagte Perce und Lucas verdrehte die Augen. »Dann halt nicht. Aber komm mir später ja nicht mit mir ist kalt.«

Dann liefen sie aus dem Haus und Lucas war schockiert, wie kalt es wirklich war und wie Perce es in so einer dünnen Jacke aushielt, aber er schein tatsächlich nicht zu frieren, steckte einfach gediegen die Hände in die Jackentasche und lief voran. »Wohin gehen wir überhaupt?«, fragte Lucas.

Perce zögerte kurz, ehe er sagte: »Zum Friedhof« und Lucas blieb aus Reflex stehen. »A-aber ... es ist schon dunkel ...«

»Ich weiß«, sagte Perce. »Genau deswegen gehen wir ja jetzt

»Und, uh, was genau machen wir beim Friedhof? Und also ist das nicht gefährlich?«, hakte Lucas nach, dachte an all die Horrorfilme, die er gesehen hatte und die üblen Geschichten über Friedhöfe bei Nacht.

»Was, hast du etwa Angst?«, fragte Perce mit einem spöttischen Lächeln, doch Lucas schüttelte energisch den Kopf. »Ich? Wovor denn?«

Perce musterte ihn amüsiert grinsend und zog ihn näher an sich ran, ließ seine Hand dann an seiner Taille. »Es wird schon nichts passieren«, sagte er und genoss den Anblick von Lucas' rot werdendem Gesicht. »Ich geh immer nachts auf den Friedhof. Tagsüber sind Friedhöfe so deprimierend.«

Lucas legte den Kopf schief. »Also chillst du öfters auf dem Friedhof?« Warum überraschte ihn das überhaupt? Irgendwie passte das zu ihm.

Perce zuckte mit den Schultern. »Sozusagen.«

»Darf man das überhaupt?«, fragte Lucas sich laut und Perce lachte nun. »Sehe ich so aus als würde mich das interessieren?«

»Nein«, gab Lucas seufzend zu und grinste dann ein wenig. »Was machst du denn noch so nachts? Außer kiffen und Friedhöfe besuchen?«

»Ich bin froh dass du fragst«, grinste Perce und knackste seine Finger, als würde er sich auf einen langen Vortrag vorbereiten. »Ich gehe auf Bahngleisen spazieren, leg mich mitten auf die Straßen, bade nackt in Seen und Flüssen, lege mich auf Wiesen, starre in den Himmel und kiffe dabei, manchmal lass in in der Tanke etwas mitgehen, weil die Verkäufer zu müde sind um etwas zu bemerken, meistens Alkohol oder Energy und wenn ich Bock hab spray ich Züge oder irgendwelche hässlichen Häuser an, aber die sehen danach nicht ansatzweise so gut aus wie deine Zeichnungen. Du könntest das bestimmt besser.« Er zwinkerte Lucas zu.

LuanWhere stories live. Discover now