Kapitel 3

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Seine Mutter weckte ihn am nächsten Morgen. Lucas blinzelte verwirrt zu ihr hoch und stellte fest, dass es nicht seine richtige Mutter war. Dann erst erinnerte er sich an all das, was Gestern passiert war.

»Lucas«, sagte sie mit sanfter Stimme und rüttelte leicht an ihm. »Du musst aufstehen. Du musst heute zur Schule.«

Als sie weg war, setzte Lucas sich in seinem Bett auf und schaute sich in dem großen Zimmer um. In einer Ecke stand ein Wandschrank mit einigen Pullis, die ihn zwar zu groß waren, aber ziemlich gut aussahen. Wahrscheinlich hatten seine neuen Eltern geschätzt, dass ein Sechzehnjähriger größer oder breiter war als er. Da er nur T-Shirts eingepackt hatte, suchte er sich einen von den Pullis aus und machte sich frisch. Seine Mutter fuhr ihn zur Schule, lächelte die ganze Fahrt über, aber sprach kein einziges Wort. Vielleicht war sie ja nervös. Aber Lucas war ohnehin viel zu müde um sich zu unterhalten.

Erst als er vor seiner Klasse stand, schien er so richtig wach zu werden, denn nachdem der Lehrer eine Weile geplappert hatte, starrten ihn plötzlich alle an und warteten darauf, dass er sich vorstellte.

»Uh ... ich bin Lucas Rice«, sagte er zögerlich, sah zu seinem Lehrer, der ihm ermutigend zunickte. Was zur Hölle sollte er denn noch sagen? »Freut mich euch alle kennenzulernen«, fügte er nach einer kurzen Denkpause hinzu und knallte sich dann auf den nächstbesten freien Platz. Gott, war das unangenehm! Warum musste man sowas peinliches machen?

Lucas packte seinen Block und sein Mäppchen aus und begann sogleich drauf los zukritzeln, während der Lehrer vorne irgendwas von Semantik laberte. Wen interessierte das schon?

Nach einiger Zeit wurde er wieder müde und irgendwann fiel sein Kopf einfach auf die Tischplatte. Erst als es klingelte schreckte er wieder auf, das Blatt, auf welchem er vorher noch gekritzelt hatte klebte an seiner Wange und sein Mäppchen fiel mit Schwung auf den Boden.

»Na gut. Das wars dann für heute«, sagte der Lehrer, schüttelte den Kopf, als er merkte, dass Lucas eingeschlafen war und zählte dann auch noch die vielen Aufgaben auf, die sie bis morgen machen sollten. Urgh. Lucas hörte gar nicht erst zu, kniete sich zu seinem Mäppchen und sammelte die ganzen Stifte zusammen.

Als er wieder aufstand und seine Sachen zusammenpacken wollte, stand ein Typ vor seinem Tisch, starrte das Blatt mit seinen Kritzeleien an und legte den Kopf schief.

Lucas schnappte sich das Blatt und starrte ihn halb müde halb wütend an. »Was ist?«, brummte er und packte alles in seine Tasche.

»Du kannst gut zeichnen«, meinte der Typ und sah Lucas direkt in die Augen.

Lucas zuckte ein wenig zurück, weil seine dunklen Augen ihm direkt in die Seele zu starren schienen und schulterte seine Tasche. »Was geht's dich an?«, fragte er sarkastisch und lief aus dem Klassenzimmer, hatte nicht vor, noch weiter mit diesem Typen zu reden. Er brauchte keine Freunde an dieser Schule, vor allem nicht welche, die so in seine Sachen starrten.

In der Pause ging er auf den Schulhof und wollte etwas frische Luft schnappen und vielleicht ein wenig rumlaufen, doch er endete nur dabei auf den Treppen zu hocken und verloren durch die Gegend zu starren.

»Hey, Neuer«, sagte eine Stimme hinter ihm. Lucas zuckte zusammen und drehte sich um. Es war der Typ, der seine Sachen angestarrt hatte. »Du hast doch bestimmt ein Feuerzeug, oder? Siehst so aus, als würdest du rauchen«, sagte er etwas leiser, nachdem er sich umgeschaut hatte um wohl sicherzugehen, dass kein Lehrer seine Frage mithören konnte.

Lucas musterte ihn nochmal genauer, die dunkle Kleidung die der Typ trug, seinen grauen Hoodie und die Bomberjacke, die er drüber gezogen hatte. Die Zigarettenpackung, die er jetzt aus seiner Jackeninnentasche hervorholte. Er sah nach Ärger aus, nach den Typen, die man im Fernsehen sah, die, die Drogen nahmen und die Schule schwänzten.

LuanΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα