Kapitel 10

302 18 2
                                    

Als er dann nach einigen Minuten am Esstisch saß und den Spinat mit dem Fisch und den Kartoffeln vor ihm auf dem Teller lagen sah verzog er das Gesicht. »Ich hab keinen Hunger«, sagte Lucas leise und betrachtete den ekligen Spinat.

Drew hockte sich gegenüber. »Ich glaube schon«, sagte Drew tonlos.

»Ich hab meine Aufgaben gemacht«, verteidigte sich Lucas, wollte es wohl wirklich nicht essen.

»Ich hab das Essen nicht umsonst gemacht, Lucas.«

»Manchmal hasse ich dich«, sagte Lucas leise. Am liebsten hätte er ihm einfach die Worte ›ich hasse dich‹ ins Gesicht gespuckt, aber das klang viel zu kindisch. Er spießte eine Kartoffel auf der Gabel auf und fing an sie zu essen. Wenigstens die würde er ohne zu würgen runterbekommen.

Letztendlich wendete er Trick 17 an und aß den Spinat zusammen mit den Kartoffeln, sodass der pure Spinat nicht ganz so dominant schmeckte. Verarbeitet in Gerichten wie Spinatpfannkuchen schmeckten ihm ja, aber nur Psychopathen aßen ihn so. Den Fisch ließ er liegen, denn das war wirklich zu viel des Guten. Drew war wieder lange vor ihm mit Essen fertig und beobachtete genau wie Lucas sich jeden Bissen der Kartoffeln und des Spinats reinzwängte. Als er fertig war nickte Drew mit dem Kinn zum Fisch. »Den isst du auch.«

»Ich will nicht«, sagte Lucas fest. »Ich bin satt.«

»Lucas«, sagte Drew warnend. »Ich bin mir sicher, dass du noch Hunger hast.«

Lucas seufzte genervt. »Komm schon, der Spinat war wirklich Bestrafung genug, oder? Wenn ich den Fisch noch esse muss ich mich übergeben!«

»Du musst mehr essen, wenn du nicht so klein bleiben willst«, entgegnete Drew und Lucas biss sich auf die Unterlippe, merkte, dass er wirklich noch ein wenig hungrig war. Aber niemals würde er Fisch essen!

»Und wenn ich noch mehr Kartoffeln esse?«, schlug er bittend vor. »Ich hab die Aufgaben doch gemacht ...« Drew stand doch tatsächlich auf und warf den Fisch von Lucas auf seinen eigenen Teller, nur um noch ein paar Kartoffeln draufzupacken. Zufrieden grinsend aß Lucas die restlichen Kartoffeln auf und beobachtete angeekelt, wie Drew den Fisch aß.

Nach den Kartoffeln war er dann auch wirklich satt und nippte an seinem Wasserglas. Drew war auch fertig und schenkte sich ein Glas Weißwein ein. »Darf ich jetzt wieder hochgehen?«, fragte Lucas, wippte unruhig mit den Füßen unterm Tisch.

»Was hast du denn noch so dringend vor?«, fragte Drew mit einer hochgezogenen Augenbraue.

»Meinen Comic weiterlesen. Und dann will ich Videospiele spielen. Wieso fragst du? Hast du denn noch was vor?«, gegenfragte Lucas und legte gespielt unschuldig den Kopf schief.

Drew musterte ihn genau, ehe er den Kopf schüttelte. »Nein.«

»Oh, dann musst du dich wohl langweilen«, sagte er und räumte seinen Teller auf. »Also, ich bin dann mal in meinem Zimmer.«

Anstatt seinen Comic aber weiter zu lesen, wurde Lucas plötzlich ganz aufgeregt. Er war noch nie auf einer Party gewesen. Was zog man zu so einer Party überhaupt an? Musste man da schon im Hemd kommen? Oder war ein normales Shirt auch okay? Er wusste, dass Perce und seine Freunde ihn nur wieder auslachen würde, wenn er etwas falsch machte, also googelte er und entschied sich schließlich dafür, einfach einen schwarzen Hoodie anzuziehen. Damit würde er immerhin nicht auffallen. Dann beschloss er die übrige Zeit noch mit seinem Comic zu verbringen und wenn Drew in sein Zimmer kam, würde er so tun, als würde er bereits schlafen. Das war der perfekte Plan.

Um 22 Uhr klopfte es an seiner Zimmertür, gerade als er dabei war sich unter seine Bettdecke zu kuscheln. Drew trat ein und schien sogar überrascht zu sein. »Du bist ja heute sogar schon bereit schlafen zu gehen.«

LuanWhere stories live. Discover now