Kapitel 24

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Unten im Esszimmer saß schon seine Mutter und nippte an einem Glas Weißwein. »Lucas!«, sagte sie freudestrahlend. »Ist dein Freund oben in deinem Zimmer?«

»Jupp«, sagte Lucas und setzte sich ihr gegenüber. »Danke nochmal, dass er übernachten darf. Wieso wolltest du mich sprechen?«

Seine Mutter lächelte beruhigend, doch es sah beinahe ein bisschen so aus, als würde sie sich sorgen. »Vorhin hat mich jemand von der Reha angerufen. Du kannst, wenn du möchtest, deine Mutter besuchen.«

Lucas' Augen wurden riesig und die Freude sprudelte nur so in ihm auf. Beinahe wäre er vor Freude aufgesprungen, aber das wäre nun wirklich zu kindisch gewesen. »Echt jetzt??«

Seine Mutter nickte. »Aber leider nur am Wochenende und zu den vorgegebenen Zeiten. Du kannst später mal mit Andrews darüber sprechen. Er kann dich bestimmt fahren.«

»Oh mein Gott, danke!« Bevor er sich versah hatte er die Arme um seine Mutter geschlungen und drückte sie ganz fest. Er wollte vor Freude weinen, wenn er nur daran dachte, seine richtige Mutter wieder zu sehen. »Danke!!!«

»Ach, mir brauchst du doch nicht zu danken«, lächelte sie. »Ich habe dir doch nur Bescheid gegeben.«

»Trotzdem«, sagte Lucas und spürte, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. Ihm kam es vor als wäre ein ganzes Leben vergangen, seit er seine Mutter zuletzt gesehen hat. »Kann ich sie dieses Wochenende schon besuchen?«

»Aber natürlich«, versicherte ihm seine Mutter und tätschelte seinen Rücken. »Aber jetzt geh wieder zu deinem Freund hoch, er langweilt sich doch sicher zu Tode. Wollt ihr vielleicht ein paar Snacks mit hoch haben?«

»Uh, nein danke«, musste Lucas das Angebot abschlagen, denn Drew stand am Türrahmen gelehnt da und sah so finster aus, als wäre er der weltbeste Gesundheitscoach, der Knabberzeug verachtete, als er das mit den Snacks hörte. Und Lucas wollte ihn nun wirklich nicht noch mehr reizen.

Also rannte er schnell wieder hoch und stürzte überglücklich ins Zimmer. Als er die Tür öffnete stand Perce mitten im Raum, das Spiel war pausiert, Perce sah ziemlich genervt aus und hielt sein Handy an sein Ohr, sah nur ganz kurz zu Lucas rüber, als er eintrat. Lucas schloss die Tür leise hinter sich.

»... schön für dich, Ma, aber ich komm trotzdem nicht heim.« Lucas biss sich auf die Unterlippe. Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass Perce eine richtige Mutter hatte, die sich um ihn kümmerte und sorgte, selbst wenn er sie schon gesehen hat. Aber Perce machte ja sowieso immer was er wollte.

Lucas blieb ruhig neben ihm stehen und merkte, dass er sich anspannte. War Perce wütend? Oder wieder traurig? Oder sogar beides? Lucas sah besorgt zu ihm hoch. Perce sah ihn kurz an und nahm dann einfach seine Hand. »Ich leg jetzt auf, Ma«, sagte er schließlich und drückte Lucas' Hand, als wollte er sagen, dass alles okay ist. Er zögerte, seine Mutter sagte wohl noch etwas, doch dann legte er einfach auf.

»Ist alles okay?«, fragte Lucas vorsichtig, doch Perce nickte einfach nur und winkte ab, setzte sich genervt seufzend auf das Bett, nahm sich die Wodka Flasche und noch eine der Energy Drink Dosen. »Ich brauch ne stärkere Mische. Die wirkt ja kaum. Du musst auch was trinken, ich will mich nicht alleine besaufen, komm schon.«

»Wir haben nicht mal genug Alkohol dafür da um beide betrunken zu werden«, sagte Lucas daraufhin, nahm sich aber doch auch einen der Dosen und hockte sich dicht neben Perce, sodass sich ihre Beine berührten. »Und ich kann mein Zimmer nicht abschließen, u remember?«, fügte er noch hinzu, wollte nicht dass Drew sie wieder bei irgendwas erwischte, das eine Mal hatte gereicht.

»Kleiner«, seufzte Perce, während er konzentriert Wodka in seine Dose schüttete. »Von Wodka wirst du schneller betrunken als du denkst. Außerdem« – Er hob seine Dose hoch – »wird Drew gar nichts bemerken. Zumindest wenn wir uns benehmen.« Perce lächelte leicht über das Wort ›benehmen‹ als würde er es nicht ernst meinen.

LuanWhere stories live. Discover now