Kapitel 12

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Lucas' Gesicht brannte, weil sich die Aufregung mit der Scham und der Verärgerung mischten, dass Drew ihn erwischt hatte. Verflucht nochmal. Nur allzu deutlich spürte er Drews bedrohliche Anwesenheit hinter sich und es wunderte ihn keineswegs, dass viele Schüler praktisch aus dem Weg sprangen, als Lucas mit ihm zur Ausgangstür lief. Als sie endlich draußen an der frischen Luft waren, atmete Lucas tief ein, um sich ein wenig zu beruhigen, aber er war immer noch so aufgedreht und verärgert auf Drew, dass er ihm alles versaut hatte.

»Was hast du dir dabei gedacht?«, fragte Drew zornig, doch Lucas antwortete nicht, hob nur die Schultern und wich dann schmollend Drews stechenden Blick aus.

Drew schlug die Autotür förmlichst zu, als er eingestiegen war und startete den Motor. Ohne noch etwas zu sagen, starrte er konzentriert auf die Straße und fuhr den sehr kurzen Weg nach Hause.

Lucas lehnte seinen Kopf an seiner Hand an und starrte aus dem Fenster. Ob Perce sich jetzt jemand anderen suchen würde? Dann fiel ihm etwas auf und er drehte den Kopf zu Drew. »Wie hast du mich gefunden?«

»Deine Eltern haben deine Nachrichten gelesen.«

»Wie bitte?«, fragte Lucas empört und ignorierte den bösen Blick von Drew. »Willst du mich verarschen? Ihr lest meine Nachrichten?!«

»Daran bist du selbst schuld, Lucas«, sagte Drew eiskalt. »Keiner hatte vor in deine Privatsphäre einzudringen. Du bist der, der sich entschieden hat abzuhauen um auf eine Party zu gehen. Irgendwie mussten wir dich schließlich finden.«

»Es war nur eine scheiß Party! Ich bin ein Teenager, was erwartest du bitte? Dass ich brav zu Hause rumhocke und nur Comics lese?!«

»Allerdings. Das ist das, was wir von dir erwarten. Gehorsamkeit. Du hättest mit mir darüber sprechen können.«

Lucas schnaubte verächtlich. »Damit du neben mir stehen kannst, wenn ich mich betrinke und mit jemandem rummache? Ich geh ganz bestimmt nicht auf eine Party mit meinem Babysitter!«

Drews Griff um das Lenkrad verstärkte sich und Lucas konnte sehen, wie er den Kiefer anspannte. »Wenn du einfach nur mit mir darüber geredet hättest, hätten wir vielleicht einen Kompromiss finden können.«

Jetzt lachte Lucas wirklich. »Du und Kompromisse? Du hast mich letztens fast ermordet, weil ich nicht ins Bett gehen wollte. Du bist ja wohl der letzte mit dem man ruhig reden und ›Kompromisse‹ eingehen kann.«

Drew sagte nichts mehr dazu. Nicht einmal als sie ankamen und in das Haus eintraten, sagte er etwas. Kein »Gute Nacht«, kein »Geh ins Bett«, er ging nur in die Küche und Lucas überlegte ihm hinterher zu gehen. Schließlich war morgen Sonntag, und vielleicht musste er ja noch gar nicht schlafen gehen.

Da Lucas' Sinne ohnehin benebelt waren und er überhaupt keine Angst vor Drew hatte, ging er also einfach hinterher und holte sich ein Glas Wasser. Drew schenkte sich ein Glas Wein ein und tippte wild auf seinem Handy herum. Wie gerne er jetzt noch ein Glas von dieser braunorangenen Flüssigkeit hätte, die Perce ihm gemixt hatte ... Da Drew ohnehin nichts mehr sagen würde, nahm er sich das Wasser, ging dann doch ins Zimmer und beschloss einfach noch ein bisschen zu zocken, ehe er ins Bett ging.

Kurz bevor es sich dann in die Decken kuschelte um schlafen zu gehen, warf er noch einen Blick auf sein Handy, doch Perce hatte ihm noch nicht geschrieben. Bestimmt knutschte er schon mit jemand anderem rum. Lucas musste grinsen und dann seufzen. Ach, wie gerne er doch ebenfalls mit Perce noch weiterrumgemacht hätte. Mit dem Gedanken schlief er ein.


Am nächsten Morgen erwachte er mit einem komischen Geschmack im Mund und dröhnenden Kopfschmerzen und fragte sich, ob das wohl ein Kater war. Er klaubte einige Klamotten zusammen und sprang erstmal unter die Dusche, um sich weniger wie ein Zombie zu fühlen.

LuanWhere stories live. Discover now