NEW YORKS HIGH SOCIETY

By katherine_fields

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Der zweite Teil von BOSTONS HIGH SOCIETY! Es ist ein Jahr vergangen, in dem John West verzweifelt nach Brooke... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
LESENACHT!!!
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Epilog
~ Ende ~
Danke

Kapitel 12

54 3 8
By katherine_fields

R A C H E L
J O R D A N

„Lasst sie los!", brüllte eine wütende weibliche Stimme.

Miguel und sein Kumepl reagierten wie auf Knopfdruck und ließen mich blitzschnell los. Wer verbarg sich hinter der Stimme, der sie bedingungslos gehorchten?

Ich rappelte mich von Schmerz erfüllt auf und blickte plötzlich in das Gesicht meiner kleinen Schwester Riley Jordan...

„Hallo, Schwester."

Riley Jordan

„R - Riley...", hauchte ich, während meine Stimme verklang. Das war alles an das ich mich erinnern konnte - und ihr Gesicht... Schließlich bin vor Schock in Ohnmacht gefallen...

Ich wachte schweißgebadet unter grellem Licht auf. Der Schock saß noch tief in meinen Knochen und mein Herz raste.

Meine - kleine - Schwester - lebte!

Das konnte nicht wahr sein! Habe ich halluziniert und die Frau, die Miguel Sanchez und den anderen weggepfiffen hatte, war in echt jemand anderes gewesen?

Riley - war - tot!

Jake hatte sie meinetwegen getötet! Das konnte nicht wahr sein! Nein, das ging nicht! Jemand Totes konnte nicht aus seinem Grab aufwachen!

Meine - Schwester - war - tot!

Ich spürte einen Lichtstrahl in meinem Auge und kniff diese daraufhin zusammen. Ich erkannte eine Frau, die mit einer Art Taschenlampe in meine Augen leuchtete. „Sie ist bei Bewusstsein", hörte ich sie gedämpft sagen. Ich erlebte alles wie in Zeitlupe und ich hatte das Gefühl, als sei ich noch nicht richtig angekommen.

Plötzlich zuckte durch meinen Körper ein Schlag. Wie ein rasender Blitz... Mit einem Schwung richtete ich mich auf und flüsterte: „Ich habe meine tote Schwester gesehen."

„Beruhigen Sie sich, Miss Jordan", sagte die Ärztin freundlich.

Das war das erste Mal, dass ich wieder normal angesprochen wurde. Ich starrte in die Augen der alten Ärztin. „Riley, ich habe sie... gesehen."

„Legen Sie sich wieder hin." Die Ärztin versuchte mich an den Schultern wieder auf die Liege zu drücken, doch ich wehrte mich.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich sie an. „Mein Ex hat Riley umgebracht. Zuerst dachte ich, es sei Dwayne gewesen, ihr Alkoholiker Freund, aber nein - es war Jake. Wegen ihm hat Dwayne sich umgebracht, weil er dachte, dass er Riley zusammengeschlagen hat. Es war Jake - er war es. Er hat Riley verprügelt und sie ist daraufhin mit dem Hinterkopf auf eine scharfe Kante von ihrem Nachttisch geknallt. Es - es war der Hinterkopf. Das - das kann sie nicht - nicht überlebt haben. Das ist unmöglich, aber ehrlich, ich habe sie gesehen - schon zum zweiten Mal." Meine Stimme überschlug sich und ich bekam schreckliche Kopfschmerzen.

„Hey!", zischte die ältere Frau mit den tiefen Falten in der Stirn. „Ich habe hier drin schon viele psychisch kranke Menschen behandelt, aber viele von Ihnen haben auch nur ein Trauma wie Sie erlitten und anstatt dass sie behandelt werden, wurden sie in die Anstalt von diesem Gefängnis verlegt. Wissen Sie wieso? Weil die da oben kein Geld für Behandlungen ausgeben möchten und sie einen lieber als Psychopathen einstufen und wegsperren. Glauben Sie mir, das wollen Sie nicht. Da drin drehen Sie durch."

Ich zitterte am ganzen Körper und starrte in das faltige Gesicht der Frau.

Sie nahm meine Hände in ihre und sagte mit fester Stimme. „Sie hören mir jetzt genau zu. Rasten Sie nicht aus und schlucken Sie ihr Trauma oder was auch immer Sie hier drin gerade erlebt haben, runter. Wenn Sie das nicht tun, fesseln die Sie ans Bett und Sie kommen aus der Anstalt des Gefängnisses nicht mehr raus."

„Warum tun Sie das?", hauchte ich verwirrt.

„Hier wird man zu unrecht behandelt - besonders die Frauen. Dieser Ort hat Ihr Leben in der Hand."

Ich schluckte schwer und dann sah ich zwei breite Gestalten in das Krankenzimmer kommen. Ich blinzelte mit meinen Augen, dann erkannte ich, dass es zwei Wärter waren.

„Also?", fragten diese mit dunkler Stimme und sahen die Ärztin erwartungsvoll an.

„Ihr geht es blendend", meinte die Ärztin.

„Gut", sagte der eine von ihnen und packte mich am Arm. „Dann los! Wir bringen dich wieder zu deinen Gleichgesinnten!"

Ich warf panisch einen Blick zu der alten Ärztin, die mich mitleidig ansah. In dem Moment wurde mir klar, dass sie mich vor einer Höllenqual bewahrt hat - vielleicht sogar mein Leben gerettet hat.

◇◇◇◇◇◇◇

Ehe ich mich versah, wurde ich wieder in meine Zelle geschupst.

„Oh mein Gott, was ist gestern auf dem Hof passiert?!", kroch Drew aufgeregt aus ihrem Bett und sprang herunter, so wie sie es immer machte.

Ich zitterte noch immer am ganzen Körper. Schweiß brach aus meine Poren und mir war schwindelig. Benommen setzte ich mich auf meine Bettkante, stützte meine Ellenbogen auf meine Beinen und vergrub mein Gesicht in meine Hände. „Wie lange war ich weg?", flüsterte ich.

„Einen Tag."

Ich fuhr mir durch mein Haar und versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen, doch keine Chance. Ich war noch immer zu sehr im Schockzustand, als dass ich mich hätte beruhigen können.

„Rachel?", fragte Drew vorsichtig.

„Hör auf dich um mich zu kümmern!", zischte ich. „Misch dich nicht in mein Leben ein, klar?!"

Drew gab einen lachenden Ton von sich. „Hier drin hast du kein Leben."

Von ihrer Stimme verschlimmerten sich meine Kopfschmerzen! Meine Knie schlotterten und mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Immer wieder sah ich das Gesicht meiner kleinen Schwester Riley vor mir... Es war so real gewesen, aber sie war tot. Das war unmöglich.

Drew verschränkte ihre Arme und lehnte sich an die Stange des Hochbettes. „Warst du von Ri Ri etwa so geblendet, dass du ohnmächtig geworden bist?"

Ich fuhr zu ihr herum. „Ri Ri?!", fragte ich außer mir und starrte Drew mit großen Augen an. „Du hast sie auch gesehen?!"

Meine Zellengenossin sah mich irritiert an. „Was meinst du?"

„Die Frau... Du - du hast sie - sie auch gesehen?!", stotterte ich geschockt.

„Geht's dir gut?", lachte Drew. „Das war Ri Ri von der ich dir erzählt habe. Die Freundin von BIG T."

Ich hatte das Gefühl mein Bewusstsein schon wieder fast zu verlieren. „Was?!" Erst jetzt fiel mir wieder ein, warum mir der Name Ri Ri so bekannt vorkam. So hatte Riley's damaliger Freund Tyrese und seine Kumpels Riley in der High School genannt. Tyrese war ein guter Junge gewesen, der in der Schulband gerappt und Klavier und Gitarre gespielt hatte. Riley hat oft in der Band gesungen und Tyrese hat in ihr eine kleine Rihanna gesehen. Deswegen hatte sie Riley oft Ri Ri genannt.

„Ja", sagte Drew auf so eine selbstverständliche Art, sodass sie mich verwirrte. „Du kannst dich echt glücklich schätzen, dass sie dich verteidigt hat. Die ist wie eine harte Nuss. Sie steht für niemanden außer BIG T und ihre Gang ein."

„Sie - sie ist meine Schwester", krächzte ich heiser.

Drew stolperte einen Schritt zurück. „Lustig", lachte sie.

„Ich meins ernst!"

Meine Zellengenossin sah mich forschend an, um nach einem Anzeichen in meinem Gesicht zu suchen, welches verriet, dass ich log. Doch als sie nichts fand, starrte sie mich ungläubig an. „Was?! Wirklich?!"

Ich nickte mitgenommen. „Sie sollte eigentlich tot sein."

„Was meinst du jetzt damit?"

„Mein Ex hat sie getötet und es so aussehen lassen, dass es ihr damaliger Freund Dwayne gewesen sei, der sich kurz danach umgebracht hat."

Sie starrte mich mit großen Augen an. „Du verarschst mich!"

Ich massierte meine Schläfen und murmelte: „Das - das kann nicht sein."

„Warst du denn je an ihrem Grab?", fragte Drew.

Ich hielt inne. „Ich - ich... nein. Das konnte ich nie. Ich wollte nicht zusammenbrechen und Schwäche zeigen. Als ich mit Brooke schwanger wurde, habe ich mich so sehr auf CRUISE wie noch nie fokussiert. Dann als Brooke ein Jahr alt war und Jake angefangen hat nicht nur Kopfgeldjäger auf seine Feinde anzusetzen, sondern auch eigenhändig wehrlose Menschen kaltblütig umgebracht hat, habe ich sein Geld geklaut und bin mit Brooke nach Boston abgehauen, um JORDAN aufzubauen."

Drew hing an meinen Lippen und fasste dann zusammen: „Also hast du nie ihre Leiche identifiziert oder ihr Grab besucht."

„Sei leise! Ich will das nicht hören!" Ich stand ruckartig auf und lief nervös in der Zelle auf und ab. „Riley - ist - tot!"

Jake - hat - sie - getötet!

„Sie heißt Riley?", fragte Drew neugierig.

„Ja, verdammt! - Riley Jordan!", schrie ich sie an. „Sie war mein ein und alles und genau aus diesem Grund hat Jake sie getötet, damit ich mich auf meine Position bei CRUISE konzentriere, weil ich durch Riley schwach war und nie den Abzug drücken konnte!"

Drew zuckte zusammen. „Das - das tut mir so leid."

„Zeig kein Mitleid!", zischte ich. „Verdammt, warum hab ich dir das eigentlich alles erzählt?" Das war ein Fehler.

„Keine Sorge, meine Lippen sind versiegelt. Ich bin keine Verräterin", beteuerte Drew.

„Das hoffe ich für dich", knurrte ich. „Sonst wirst du dein blaues Wunder erleben."

Ich legte mich wieder in mein Bett und starrte auf die Bettlatten aus Metall von dem Bett über mir. „Ich wusste es. Ich habe gesehen, wie sie in die Nachbarzelle geführt wurde und dann habe ich sie in der Dusche singen hören."

„Vielleicht ist sie - "

„ - Geh weg!", schnitt ich ihr angespannt das Wort ab. Ich konnte ihre Stimme nicht mehr hören.

Ich schloss schmerzhaft meine Augen zusammen, als Drew wieder in ihr Bett kletterte. Ich sah das Gesicht meiner Schwester wieder vor mir. Ihre Worte hallten in meinem Kopf wie ein Echo, das nicht verklang. „Hallo, Schwester." Ich bekam eine Gänsehaut von ihrer Stimme. War sie das wirklich oder hatte ich mir das nur eingebildet? Ich musste noch einmal raus. Ich wollte sie sehen. Das musste ich, sonst würde ich durchdrehen. Ich dachte, sie sei tot... Ich habe geglaubt, dass ich die Schuld an ihrem Tod getragen hatte. Es war, als hätte ich den Boden unter meinen Füßen verloren, als Jake mir mit perfider Heimtücke gesagt hatte, dass er Riley umgebracht hatte und er so den Dad von Abigail in den Tod getrieben hat, weil Jake ihm eingeredet hatte, dass er Riley getötet hatte und er sich nicht wegen seinem Alkoholeinfluss daran erinnern konnte.

Plötzlich schlug eine Erinnerung von Riley in meinen Kopf, bei der ich erst jetzt verstand, wie wichtig es gewesen war...

Flashback

„Riley, was tust du hier? Das hier ist kein Ort für einen Säugling", sagte ich nervös und ließ meine Schwester in die Lagerhalle hinein - das Hauptquartier von CRUISE in der Bronx.

Rachel Jordan

„Ich muss mit dir reden, Rachel", sagte Riley und schaute sich ängstlich um.

„Keine Sorge, wir sind alleine", beruhigte ich sie. „Jake ist auf einer großen Übergabe."

„Ach, wo wieder jemand erschossen wird?", fragte Riley verächtlich.

Ich seufzte. „Ich hab dir schon tausendmal erklärt, dass Jake keine Menschen umbringt."

„Schwester, du bist blind vor Liebe!", schrie sie aufgebracht. "Seh's ein! Jake ist zum Mörder geworden!"

Ich zuckte zusammen und schluckte schwer.

Abigail fing in ihren Armen an zu weinen. „Alles gut, Baby. Mommy ist ja hier", wiegte sie ihre Tochter sanft in den Armen hin und her.

„Mach, dass sie aufhört!", rief ich panisch und sah mich hektisch nach allen Seiten um. „Die anderen sind hinten."

„Mein Gott, sie ist ein Baby und Babys weinen nunmal!", rechtfertigte sie sich.

Ich stöhnte genervt. Wie hielt sie das Geschrei nur aus?

„Rachel, ich bin hier, weil ich dir etwas sagen möchte. Das muss aber unter uns bleiben."

„Wem sollte ich es schon sagen? - Etwa Jake?", scherzte ich.

„Verdammt, das ist nicht witzig! Hier geht um Leben und Tod." Meine Schwester sah mich ernst an und stemmte ihre freie Hand in ihre Hüfte.

Riley Jordan

„Wir können verschwinden - noch heute Nacht."

Ich lachte auf. „Verschwinden?"

Sie nickte energisch. „Ich meins ernst, Rachel. Hier können unsere Kinder nicht aufwachsen. Das hier ist kein Leben für Abigail. Meine Tochter hat etwas Besseres verdient."

„Was sollen wir denn machen?", fragte ich. „Wir haben doch keine Wahl. Diese bescheuerten Drogen sind unser einziger Weg Geld zu verdienen."

„Es gibt noch andere Wege", widersprach sie mir.

„Hör auf so naiv zu sein!", zischte ich. „Es gibt keinen anderen Weg und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, weißt du das!"

„Rachel - bitte. Ich - ich brauche Hilfe", flüsterte sie ängstlich.

„Was ist passiert? - Dwayne?"

Sie nickte zögerlich und schob zitternd mit ihren Fingern ihr weißes Top hoch. Es kamen riesige blaue Flecken zum Vorschein.

Ich hielt mir die Hand vor den Mund und Tränen sammelten sich in meinen Augen. „Ich dachte, er..." Ich kam nicht weiter.

„Das dachte ich auch. Ja ehrlich, ich dachte auch er hätte aufgehört, aber das wird er nie. Dwayne ist auch eine Gefährdung für Abigail. Wenn er betrunken nach Hause kommt oder einer seiner Horror Trips auf Droge erlebt, ist er nicht mehr er selbst", gestand Riley.

„Warum sagst du das erst jetzt? Ich dachte, als Jake mit Dwayne geredet hat, ist er zur Vernunft gekommen."

„Ich wollte dir nicht noch mehr Probleme bringen." Beschämt sah sie mich an.

„Scheiße, Riley!" Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände. „Du bist mir alles wert, verdammt! Du wirst nie ein Problem sein!"

Eine Träne entwich ihrem Auge. „Was sollen wir jetzt tun?", schluchzte sie.

Ich schniefte. „Ich werde Jake bitten, Dwayne aus CRUISE zu verstoßen."

„Das wird er nicht tun. Dwayne ist sein Cousin oder besser gesagt Freund - wie auch immer, er zählt zur Familie. Dwayne ist ein viel zu guter Drogenkurier und Jake weiß das. Er wird ihn nie aus der Gang stoßen."

„Wenn ich das sage, dann schon."

„Nein, Süße", schüttelte sie mit einem aufgezwungenem Lächeln den Kopf. „Wird er nicht."

Ich sah meine kleine Schwester verzweifelt an. „Irgendwas müssen wir doch tun können."

„Tyrese hat zu mir Kontakt aufgebaut."

„Tyrese? - Der Junge aus der High School, als wir bei den Barnards waren?"

Riley nickte. „Er will, dass wir zu ihm nach Philadelphia kommen. Er hat dort Fuß als Rapper in der Szene gefasst."

„Wir sollen nach Pennsylvania?", fragte ich überrumpelt.

„Ja, dort würde es uns so viel besser gehen. Tyrese würde für uns und Abigail sorgen."

„Kein Mann sorgt für mich!", zischte ich.

„Verdammt, Rachel! Sei nicht so stur!", schimpfte sie.

Ich seufzte. „Hör zu, du weißt wie sehr ich Tyrese mag. Er war der beste Mann an deiner Seite. Aber - aber ich kann nichts anderes, als mit Drogen zu dealen und dreckige Geschäfte zu machen."

Riley schüttelte mit nassen Augen ihren Kopf. „Du weißt, dass das nicht wahr ist. Dich macht so viel mehr aus, Rachel. Du bist so intelligent, nur leider konntest du das nie zeigen, weil wir ständig die High Schools wechseln mussten und unsere Fosterfamilien die Hölle waren. Du bist besonders, Rachel. Sei besser, als das alles hier."

Ich schluchzte auf.. „Das geht nicht. Ich kann nicht."

„Du brachst keine Angst zu haben. Ich steh hinter dir - immer!"

Auf einmal wurde die Garagentür aufgemacht und Jake kam mit seinen Gangstern von der Übergabe zurück. Sie alle trugen schwarze Strumpfmasken und Pistolen in ihren Hosentaschen.

Sie nahmen ihre Masken ab und Jake bemerkte meine Schwester. „Riley", murmelte er. „Was tust du hier? Ich dachte seit deine Tochter auf der Welt ist, willst du nicht mehr als Kurier oder Dealer für mich arbeiten."

„Ich wollte nur nach meiner Schwester sehen", sagte Riley kalt.

Jake näherte sich ihr und zischte: „Rachel geht es blendend!"

„Ich kann für mir selbst sprechen, Jake", gab ich ihm mit gleichgültiger Stimme zu verstehen.

Jake drehte sich um. „Verzeih, Liebes." Dann wandte er sich wieder Riley zu. Sein Blick fiel auf meine Nichte Abigail. „Hübsches Ding."

Riley ging instinktiv einen Schritt zurück und presste ihre Tochter an sich.

„Keine Angst", lachte Jake. „Ich werd ihr schon nichts tun. Sie ist der Beginn der neuen Generation. CRUISE soll doch in den Händen der Familie bleiben, nicht wahr?"

Riley begann zu zittern. Ich wusste, dass sie Abigail aus CRUISE raushalten wollte. „Ich - ich werde dann gehen", sagte sie und warf einen Blick zu mir. „Überleg's dir, Schwester", verabschiedete sie sich und ging mit Abigail auf den Armen hinaus.

Jake wandte sich mir zu. „Was meinte sie damit?" Seine Augen verengten sich und es bildeten sich tiefe Falten an seiner Stirn.

„Gar nichts", log ich.

Jake sah mich lange an, dann nickte er. „Bereite die nächsten Sicherheitsvorkehrungen für unseren nächsten Großkunden vor. Wir haben 60.000 Dollar bekommen." Mit einem breiten Grinsen drehte er sich triumphierend um und entfernte sich von mir.

Als ich an seinem Ärmel Blut bemerkte, wusste ich in meinem Inneren, dass Riley recht gehabt hatte, nur leider hatte ich das damals als Prügelei abgestempelt, weil ich noch nicht einsehen konnte, dass Jake ein Mörder war...

Flashback End

Ab da musste Jake bemerkt haben, dass ich Zweifel gegenüber CRUISE entwickelt hatte, weil Riley mich umdenken lassen hat.

Sofort schoss die nächste unvorhersehbare Erinnerung in meinen Kopf, die fünf Jahre danach stattfand...

Flashback

„Rachel, komm! Die Cops sind bei Dwayne und Riley!", rief Jake durch die Türe zu unserem Zimmer.

Ich war gerade dabei die Drogen in Päckchen zu füllen, sodass sie exakt ein Kilo wogen, nachdem sie gestreckt wurden und nur noch einen Wert von 64% hatten. Als ich Jake's Worte gehört hatte, hatte ich alles stehen und liegen lassen und war auf den Hintersitz des alten Mercedes gesprungen, in dem Jake und zwei seiner Gangster drinsaßen. Fünf Jahre hatte ich Riley nicht gesehen. Sie war nie wegen mir nach Philadelphia gegangen, weil sie mich nicht alleine lassen wollte. CRUISE war in den letzten Jahren deutlich gewachsen und sogar die Kartelle, die in der Bronx ihre Drogen verkauften, hatten nun Angst vor uns. Ich war in die Arbeit vertieft gewesen und Riley hatte sich warum auch immer nie bei mir gemeldet. Wir haben uns schlichtweg aus den Augen verloren.

„Was ist passiert?", fragte ich angespannt.

Jake sah in den Rückspiegel zu mir und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, Dwayne ist nur wieder die Hand ausgerutscht."

Ich sah ihn entsetzt an. Wie konnte er das so einfach verharmlosen? Ich musste mich sofort an den Tag erinnern, wo Riley mir ihre blauen Flecken an ihren Rippen gezeigt hatte. Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken hinab.

Ich sprang aufgeregt aus dem Auto, als wir an dem Haus in der Bronx ankamen, das Jake für Riley und Jared gekauft hatte. Riley saß draußen auf der Veranda auf der Bank mit den grünen Kissen. Ein Cop befragte sie und sie drückte Abigail, die nun fünf sein musste, an sich. Als ich genauer hinschaute, erkannte ich einen kleinen Kopf mit einer hellblauen Mütze. Der winzige Körper war in eine hellgrüne Decke gewickelt.

Riley Jordan

Ich bekam den Schock meines Lebens. Riley hatte noch ein zweites Kind bekommen! Was hatte ich alles in den fünf Jahren verpasst? Ich war eine schreckliche Schwester!

„Riley!", rief ich und rannte zu ihr.

Sie schaute auf, als sie meine Stimme hörte und lächelte, doch als sie Jake hinter mir sah, wurde sie ängstlich.

„Hier ist nichts passiert", hörte ich Jake im Hintergrund murmeln und aus meinem Augenwinkel konnte ich beobachten, wie er dem Cop einen hundert Dollar Schein in die Hand drückte. Genügend, damit er seine Klappe hielt. Jetzt wollte Jake also auch noch Dwayne schützen, nachdem er meine Schwester schon wieder geschlagen hatte? Ich dachte, als er mir gesagt hatte, dass die Cops bei Riley und Dwayne sind, er sich Sorgen um meine Schwester machte, aber nein er hat sich keine einzige Sekunde um Riley geschert, sondern nur, dass die Cops nichts mitkriegen sollten und sie nicht auf irgendeine Weise Verdacht schöpften.

Ich lief fassungslos auf Riley zu. „Ist alles okay?", fragte ich besorgt.

„Rachel", hauchte sie und lächelte. „Dir geht es gut."

„Natürlich geht es mir gut. Dir geht es nicht gut!"

„Das ist nicht wichtig", meinte sie.

„Riley, was - was ist passiert?", fragte ich außer mir. „Dwayne?"

Ich bemerkte Riley's Blick an mir vorbei. Ich drehte mich um und sah, dass Jake uns immer wieder beobachtete, während er mit dem Cop weiter verhandelte.

Mein Blick fiel plötzlich auf das Baby in ihrem Arm. Ein Junge. „Ich wusste nicht, dass - "

„ - Wir durften uns nicht sehen", fiel sie mir ins Wort. „Wie hättest du das wissen sollen?"

Durften? Ich starrte in das Gesicht des Babys und murmelte: „Er sieht so anders aus wie Abigail damals."

„Er ist nicht..." Sie verstummte.

Ich sah meine kleine Schwester mit großen Augen an und verstand sofort. Wir konnten uns ohne Worte verständigen - das Baby war nicht von Dwayne. „Weiß er es denn?"

Riley schüttelte den Kopf.

Ich musterte sie. „Er ist von Tyrese, oder?"

Riley nickte ängstlich.

„Du bist also doch nach Philadelphia gegangen?", fragte ich.

„Nein, ich bin wegen dir hier geblieben. Rachel, du hast so viel für mich geopfert, als wir Kinder waren. Ich konnte dich nicht einfach alleine lassen", schluchzte sie.

„Riley, verdammt! Du hättest ohne mich gehen sollen!"

Meine Schwester sah ängstlich zu Jake, beugte sich zu mir und flüsterte schnell: „Jake hat mir verboten dich zu sehen, deshalb habe ich dich all die Jahre nicht angerufen. Ich musste den Kontakt zu dir abbrechen. Als ich auf keine Nachrichten von Tyrese mehr antwortete, hat er vor einem Jahr beschlossen mich heimlich in Brooklyn zu treffen und so entstand er." Sie blickte auf ihren Sohn. „Als Jake durch einen seinen Gangster, der mich überwacht hat, gesehen hat, dass ich eine Affäre habe, hat er Tyrese verscheucht und ich habe vorgespielt, dass das Kind von Dwayne ist."

Jake hatte Tyrese verscheucht? „Was?! Das würde Jake niemals tun!", zischte ich.

„Mach endlich deine Augen auf, Rachel!"

Ich fuhr mir durch meine Haare und hatte keine Ahnung mehr was ich glauben sollte. Ich war gefangen.

„Geh mit mir weg", flehte sie.

Ich seufzte. „Riley, das hatten wir doch schonmal. Ich werde nicht weggehen."

„Du willst, dass unsere Kinder in dieser Welt aufwachsen? Denkst du gar nicht an das Leben, das in deinem Bauch heranwächst?", fragte sie vorwurfsvoll und warf einen Blick auf meinen Bauch.

Ich zuckte zusammen und mein Herz fing an zu rasen. „Woher zu Hölle weißt du - "

„ - Woher ich weiß, dass du schwanger bist?", beendete sie meinen Satz. „Das habe ich sofort gesehen, als du zu mir gerannt bist. Ich bin deine Schwester, verdammt! Denkst du, mir fällt so etwas nicht auf?"

Ich schluckte schwer. „Ich konnte es Jake noch nicht sagen."

„Und das wirst du auch nicht tun!", sagte sie mit fester Stimme. „Lass uns verschwinden. Wir können immer noch zu Tyrese. Er könnte uns vor Jake beschützen."

Eine Träne rann meine Wange hinab. „Aber ich liebe ihn. Es tut mir leid. Ich kann nicht weg."

Sie sah mich enttäuscht an.

„Aber bitte geh du", flehte ich sie an.

„Und ich liebe dich. Es tut mir leid. Ich kann nicht weg", sagte sie genau die gleichen Worte, die ich über Jake gesagt hatte. „Nicht ohne dich."

Ich schluchzte auf. „Riley, bitte!"

Sie schüttelte bestimmt ihren Kopf. „Es heißt entweder die Jordan Schwestern Rachel und Riley oder nichts."

„Sei nicht so stur, verdammt!"

„Gibt es hier irgendein Problem?", ertönte Jake's Stimme von hinten und er legte seine Hände an meine Hüften, woraufhin ich zusammenzuckte.

Riley und ich schüttelten wie auf Knopfdruck unsere Köpfe.

„Gut", meinte Jake mit dunkler Stimme und ich bemerkte den bedrohlichen Blick mit dem er Riley anstarrte. „Mit den Cops ist alles geklärt. Dwayne wird nicht ins Gefängnis kommen und die Kinder werden nicht vom Jugendamt abgeholt", erklärte er. „Also, wir können."

Ich wollte Jake gerade fragen warum er Riley damals verboten hatte, Kontakt zu mir aufzubauen, doch da sah ich Riley's scharfen Blick und sie schüttelte ihren Kopf. Wir kommunizierten durch unseren bloßen Augenkontakt. Das konnten wir schon immer. Sie wollte nicht, dass ich etwas sagte. Also schwieg ich und folgte Jake zurück ins Auto.

Ich sah aus dem Fenster Riley's Tochter Abigail an. Sie war genauso alt, als ich damals mit Riley zum ersten Mal auf die Straße geflüchtet bin. Abigail sah genauso aus wie ihre Mom damals. Das Mädchen für die ich alles tun würde und die ich mit meinem Leben beschützen würde.

Mein Blick wanderte zu dem Baby in Riley's Armen. Ich hatte einen Neffen und hatte vergessen zu fragen, wie er hieß.

Ich warf einen Blick zu Riley, die mich tränenüberströmt ansah. An diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass das letzte Mal war, wo ich Riley gesehen hatte...

Flashback End

Am nächsten Tag war Jake spät in der Nacht panisch in unser Zimmer gerannt, als ich schon schlief. Er hat gesagt, dass Dwayne meine Schwester unter Alkoholeinfluss getötet hat. Dass Dwayne Riley verprügelt hat und sie dann auf einen Nachttisch geknallt ist...

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Jake damals geahnt hat, dass Riley mich dazu bringen wollte mit ihr, Abigail und dem Baby zu verschwinden. Riley ist nie in Philadelphia bei ihrer großen Liebe angekommen... Und das nur, weil sie mich mitnehmen wollte...

Auf einmal liefen lautlose Tränen über meine Wangen und ich erstickte fast daran. Verdrängte das Gehirn alte Erinnerungen, die einen belasteten? - Meins tat das offenbar. Oh Riley, es tut mir so leid, aber du - du lebst wie durch ein Wunder. Ich muss dich sehen...

◇◇◇◇◇◇◇

Beim Abendessen hatte ich keine Riley gesehen, aber ich bemerkte das angespannte Getuschel und die starrenden Blicke der anderen. Sie redeten wohl alle von dem Vorfall, als ich von Miguel Sanchez und seinem Kumpel verprügelt wurde, Riley oder eben hier unter dem Namen Ri Ri bekannt, für mich einstand und ich bei ihrem Anblick in Ohnmacht fiel.

Ich sah die ganze Zeit nur Riley's Gesicht vor mir. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Die Blicke der anderen blendete ich aus. Bestimmt fragten sie sich alle warum die Freundin von diesem BIG T für mich eingestanden ist.

Als wir unsere Tabletts wieder abgeben mussten, stupste mir plötzlich jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um und stöhnte. Es war Eyeline - wie so oft.

Eyeline

„Hey, Jordan", tadelte sie mich.

„Ich lass mich nicht mehr von dir provozieren", gab ich mit eisiger Stimme von mir und ignorierte sie. Ich wollte gerade weiterlaufen, als Miguel Sanchez sich mir in den Weg stellte. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah mich bösartig an. Ich drehte mich wieder zu Eyeline um und fragte genervt: „Was soll das?"

Ehe ich mich versah, hatte Sanchez einen Sack über mein Gesicht gestülpt. Ich wehrte mich und schnappte nach Luft. Ich bekam Panik, da ich nur noch die völlige dunkle Leere vor mir sah und orientierungslos wurde. Angst packte mich am Nacken.

Schließlich bekam Sanchez mich in den Griff und mir fuhr ein höllischer Schmerz durch den Rücken. Er konnte mich einfach so aus der Kantine abführen, ohne das auch nur ein einziger Wärter auf die Idee kam, einzuschreiten. Erst jetzt spürte wie groß die Macht von BIG T's Gang in diesem Gefängnis war.

◇◇◇◇◇◇◇

Wir waren Treppen hochgelaufen und hatten alle möglichen Gänge passiert. Vielleicht waren sie auch nur zu meiner Verwirrung so lange mit mir gelaufen, damit ich mir den Weg nicht einprägen konnte. Irgendwann wurde ich zu Boden geworfen.

„Miguel, ich habe gesagt, dass du sie auf sanfte Weise zu mir bringen sollst!", sagte eine wütende Stimme, die den Raum beherrschte.

Es war Riley's Stimme...

Dann nahm mir vorsichtig jemand den Sack vom Kopf und ich blickte in das Gesicht meiner Schwester.

„Fall dieses Mal bitte nicht in Ohnmacht", lächelte sie.

◇◇◇◇◇◇◇

Es bleibt weiterhin spannend! Ihr könnt euch auf die nächsten Kapitel freuen!

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