NEW YORKS HIGH SOCIETY

By katherine_fields

2.8K 212 401

Der zweite Teil von BOSTONS HIGH SOCIETY! Es ist ein Jahr vergangen, in dem John West verzweifelt nach Brooke... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
LESENACHT!!!
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Epilog
~ Ende ~
Danke

Kapitel 4

77 3 6
By katherine_fields

D I A N A
G R A H A M

Zwei Monate und eine Woche nachdem das FBI das JORDAN umzingelt hat...

Als was Madison den Tag beschrieben hatte, wo ich Grayson gesagt hatte, dass ich schwanger war, damit ich mich besser fühlte? - Als einen komischen Tag. Dazu versuchte sie sich an einem Grinsen, nur damit es mir besser ging.

Leider hatte das nichts gebracht. Mein Herz war in zwei Hälften gebrochen und ich hatte noch nie so starke innerliche Schmerzen verspürt. Ich konnte einfach nicht glauben, wie Grayson sich verhalten hatte. Klar, die Neuigkeit war so plötzlich gekommen, aber er hätte sich doch wenigstens reifer verhalten können. Ich fühlte mich einfach nur schrecklich. Madison hatte mich unterstützt und ab und zu war auch ihre beste Freundin Ivy Sawyer vorbeigekommen. Ivy war wirklich total nett und half mir, Grayson besser zu verstehen, der bei ihr all seinen Frust rausgelassen hat.

Ich hatte noch nie gebetet, doch in den letzten Tagen hatte ich das jedes Mal vor dem Schlafen gehen getan. Ich hatte darum gebeten, dass Grayson sich beruhigen sollte. Ich verstand, dass er Zeit brauchte, um das zu verdauen, doch jetzt war eine ganze Woche vergangen und Grayson hatte sich immer noch nicht bei mir gemeldet. Ich habe Ivy gebeten, sie solle mit Grayson reden, doch auch sie bekam nicht viel aus ihm heraus. Schließlich habe ich Madison beauftragt ihren Freund Hakeem anzuweisen, er solle mit Grayson reden. Vielleicht war das unter Jungs nochmal anders - keine Ahnung.

In der Zwischenzeit ging es mir ziemlich übel. Auf einmal konnte ich gar nichts mehr essen. Ich verspürte keinen Appetit mehr, obwohl ich doch noch vor kurzem sie viel wie ein Elefant gegessen habe. An Schlaf war überhaupt gar nicht zu denken. Madison hat manchmal in meinem Zimmer geschlafen. Ich hatte ihr nachts gesagt, dass ich darüber reden will, ich aber nicht kann.

Meine Welt war das reinste Chaos und meine Gefühle die steilste Achterbahn überhaupt. Damit kam ich nicht klar. Grayson war das wichtigste in meinem Leben und plötzlich war er nicht mehr da. Wie soll ich damit bitteschön umgehen? Ich war am Boden zerstört, aber ich wusste, dass es die richtige Entscheidung war, das Kind zu bekommen und es dann zur Adoption freizugeben. Das war der beste Weg und ich musste darauf vertrauen, dass Grayson das auch bald einsehen würde. Ich verstand ihn und akzeptierte den Abstand, den er gerade von mir benötigte. Immerhin waren wir beide erst 17 und meine Schwangerschaft war ein Schicksalsschlag für uns beide.

Immer wenn Madison neben mir eingeschlafen war, obwohl sie versucht hatte ihre Augen für mich offen zu lassen, fühlte ich mich alleine. Ich spürte immer kurz davor, wenn der Staudamm in meinen Augen zu brechen drohte, doch dann dachte ich an das kleine braunhaarige Mädchen mit diesen eisblauen Augen, die wie meine aussahen. Das Mädchen war wie ein Licht in der Dunkelheit. Ich hatte von dieser Erscheinung nur Madison erzählt und ich wusste, dass sie dachte, dass ich mir das nur eingebildet habe. Vielleicht war es ja ich so, aber ich glaubte fest daran, dass das ein Zeichen war. Ich hatte in der Frau mich gesehen und in dem Mann Grayson. Deshalb wusste ich aus irgendeinen Grund, dass wir zusammenbleiben würden. Ich glaubte an Grayson's und meine Liebe. Sie war stärker als alles andere und Grayson würde sich daran erinnern.

Tagsüber saß ich gedankenverloren an der Kücheninsel der Harpers und starrte gemeinsam mit meinen Kopfhörern aus dem Fenster. Als Madison mich fragte, was ich da eigentlich tat, sagte ich, dass ich jeden traurigen Song, den ich mir je heruntergeladen habe, auf Wiederholung anhörte.

Madison machte sich Sorgen um mich. Ich hätte niemals gedacht, dass sie so viel für mich tun würde. Ich war schon verwirrt gewesen, als sie zugestimmt hat mich bei sich wohnen zu lassen, weil sie das mit Grayson wieder gut machen wollte, da sie ja am Anfang gegen unsere Beziehung war. Ich habe Madison besser kennengelernt und sie war für jeden einen Gewinn. Grayson, Hakeem, John und Ivy konnten sich mehr als glücklich schätzen, Madison ihre Freundin nennen zu dürfen. Die Harper Tochter stellte ihre Freunde an erster Stelle, denn für sie waren sie ihre erste Priorität. Madison würde einfach alles für sie tun.

Ich war einfach so dankbar, dass Madison mich unterstützte. Ich fragte mich bis heute, warum sie das alles tat. Konnte es noch immer bloß an Grayson liegen? War es Mitleid oder wurden wir vielleicht wirklich Freunde? Ich wusste es nicht, aber all das von damals aus der High School schien vergessen zu sein. Wenn ich Madison aufgezogen hatte, dass sie mit den Southies rumhing und die High Society damit betrug, trotzte sie mir mit ihrer Haltung und mit ihren konternden Worten. Das hatte mir nie gepasst. Madison war so ziemlich die einzige gewesen, die keine Angst vor mir hatte und das hatte damals schwer an meinem Ego gekratzt. Nicht nur das. Mir hat es auch nie gepasst, wenn sie einen perfekten Vortrag vor der Klasse gehalten hat. Madison konnte unglaublich gut debattieren, stand zu ihrer Meinung und konnte eine Diskussion stundenlang am laufen halten, ohne zu verlieren.

Ich war deswegen immer super eifersüchtig auf sie gewesen. Jetzt stand sie mir plötzlich in meiner Schwangerschaft bei und ich fragte mich womit ich das verdient hatte. Ich war früher ein ekliger Mensch gewesen, hatte Menschen aufgrund des Geldes ihrer Eltern und ihrem Aussehen reduziert. Ich habe Menschen auf eine abartige Weise bewertet. Alle Mädchen aus der Fitzgerald wollten so wie ich sein, weil ich die beste Freundin von Brooke Jordan war und so das zweitbeliebteste Mädchen der High School. Die Mädchen hatten sich geradezu die Zähne ausgeschlagen, um an Tiffany's oder Staisy's Posten zu kommen.

Durch meine Schwangerschaft ist mir noch so viel mehr klargeworden worüber ich nie nachgedacht hatte...

◇◇◇◇◇◇◇

Zwei Monate und zwei Wochen nachdem das FBI das JORDAN umzingelt hat...

Endlich hatte sich Grayson bei mir gemeldet und mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Hakeem hat mit ihm geredet. Grayson würde heute Abend vor dem Anwesen der Harpers auf einer Bank auf mich warten. Ich hatte seine Nachricht gerade eben erst erhalten, also war ich in meinem Schlafanzug nach unten gerannt. Ich riss die Türe auf und mein Herz war fast stehen geblieben, als ich Grayson gesehen habe. Ich sah wie seine Augen voller Schuld waren.

Wir sahen uns schweigend an, dann setzten wir uns auf die Bank.

„Diana, ich habe mich wie ein Idiot benommen. Ich hätte dich da nicht so stehen lassen sollen. Es tut mir leid, dass ich mich zwei Wochen lang nicht bei dir gemeldet habe. Ich bin ein Arsch. Mein Verhalten war so daneben", bereute er sein Handeln und sah mich entschuldigend an.

Und ich habe ihm wochenlang nicht gesagt, dass ich schwanger bin. Ich könnte nie böse auf Grayson sein - nicht auf ihn. Ihn, meiner großen Liebe. Ich weiß wie viel auf einmal das für ihn gewesen sein musste. Ich meine, ich selbst wollte ja wochenlang meine Schwangerschaft nicht einsehen. „Ich werde wirklich müde Leute zu verlieren", sagte ich.

"Erst meinen Dad, der gar nicht mein richtiger Dad ist, dann meine Mom und jetzt auch noch Brooke. Wenn du gehst, würde ich das nicht aushalten." Eine Träne kullerte meine Wange hinunter und ich fragte mich wie oft ich in letzter Zeit geheult hatte. „Vielleicht habe ich aber auch mehr davor Angst Mom zu werden, anstatt vor der Schwangerschaft, weil ich kein Monster wie meine Mom werden will."

Er nahm meine Hände in seine und zum ersten Mal seit Wochen wurde mir wieder warm um's Herz und mein Bauch begann zu kribbeln. Grayson sah mir fest in die Augen und sagte: „Ich werde nicht gehen - niemals. Das verspreche ich dir."

Ich blickte in seine strahlenden Augen und ich wusste, dass ich ihm vertrauen könnte.

„Ich habe einfach nur Angst", erklärte er. „Du weißt, dass ich in South Boston aufgewachsen bin und ich habe Panik bekommen, dass dieses Kind das vielleicht auch müsste, wenn ich nicht studieren kann."

„Oh Grayson", schluchzte ich. „Ich fürchte mich doch auch vor der Zukunft."

Er küsste meine Hand und sagte: „Ich liebe dich." Dann nahm er mich in seine Arme. „Wir werden das gemeinsam durchstehen."

Und so saßen wir Stunden lang da...

◇◇◇◇◇◇◇

Vier Monate nachdem das FBI das JORDAN umzingelt hat...

Wie Wochen verstrichen wie im Flug und ehe ich mich versah, war ich auch schon in der 16 Schwangerschaftwoche. Mein Bauch wurde immer größer und so wie ich nunmal war, freute ich mich über den rosigen Teint meiner Haut, da diese nun besser durchblutet wurde. Meine Übelkeit und diese bleierne Müdigkeit waren so langsam auch verschwunden. Eine Woche nachdem Grayson und ich uns ausgesprochen hatten, war er bei jeden meiner Termine dabei gewesen. Ende der zwölften Woche stand die erste Ultraschalluntersuchung an und ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich plötzlich dieses winzige Ding auf dem Bildschirm gesehen habe. Grayson und ich hatten Tränen in den Augen. Er hat bei jeden der Termine meine Hand gehalten. Ich sah manchmal noch immer in seinen Augen, wie schuldig er sich fühlte, wie er damals reagiert hatte, aber das war okay. Jeder reagierte anders und musste das erstmal verarbeiten. Jetzt war er ja da und ich wusste, dass er nicht von meiner Seite weichen würde.

Es war eine schöne Zeit, die ich mit Grayson verbrachte. Irgendwie war mir das Anwesen der Harpers ans Herz gewachsen, obwohl Madison ihr Zuhause verabscheute. Ich picknickte mit Grayson im Garten auf der großen Wiese und verspeisten die Kuchen, die Elle immer buck. Man konnte zwar noch keine wirklichen Bewegungen des Babys spüren, doch es war immer wieder unglaublich, wenn ich meine Hand auf meinen Bauch legte oder mir Grayson den Bauch eincremte - trotzdem verbot ich mir eine Bindung zu dem Kind aufzubauen.

Inzwischen wussten auch die Harpers von meiner Schwangerschaft. Madison hatte es ihren Eltern schonend beigebracht und ich habe von oben aus meinem Zimmer gehört, wie sie ausgetickt sind, aber dann wurde es plötzlich ganz still. Keine Ahnung, ob sie etwas von Madison im Gegenzug verlangten, denn anders konnte ich es mir nicht erklären, warum ich trotz meiner Schwangerschaft immer noch hier bei ihnen wohnen durfte, doch Madison wehrte immer ab und schwöret mir, dass alles okay sei, also glaubte ich ihr.

Auch mein großer Bruder Harvey, oder wohl eher gesagt mein Halbbruder, wodurch ich aber keinen Unterschied machte, wusste jetzt von meiner Schwangerschaft. Er war zwar geschockt, aber irgendwann hatte er sich mit dem Gedanken angefreundet. Harvey war jetzt 24 und fast mit seinem Abschluss in der Harvard Business School fertig. Ich war erleichtert, dass seine Zukunft trotz dem Ruf seines Dads glorreich erschien. Zu Mom hatte er ebenso wie ich keinen Kontakt. Sie hatte schon kein einziges Mal bei uns gemeldet, aber ich schluckte das runter, auch wenn es wehtat.

◇◇◇◇◇◇◇

Fünf Monate und zwei Wochen nachdem das FBI das JORDAN umzingelt hat...

Je näher der Geburtstermin rückte, desto schneller verstrichen die Tage. Nun befand ich mich in der 24. Schwangerschaftswoche und ich spürte zum ersten Mal die Bewegungen des Babys. Diese Gefühl war so unglaublich, sodass man es gar nicht in Worte fassen konnte. Grayson und ich waren unheimlich aufgeregt und Grayson fing an mit meinem Bauch zu sprechen und dem Baby schon jetzt seine blöden Witze zu erzählen.

Das stressigste in dieser Zeit war einen Geburtsvorbereitungskurs zu buchen. Früher hatte ich mir immer ausgemalt, dass wenn ich mal von einem reichen Geschäftsmann schwanger wurde, dann von einen den Mom für mich organisiert hat. Ich hatte mir vorgestellt, wie ich mit meinen ehemaligen Mitschülern aus der Fitzgerald in einem dieser unbezahlbaren Kurse sitzen würde und wir einen Wettbewerb daraus machen würden, welcher Bauch noch am flachsten war, was sich jetzt im Nachhinein so dumm anhörte. Ich war so froh, dass ich dieser Welt entflohen bin und mich selbst gefunden hatte. Ja, ich lernte mich durch diese Schwangerschaft besser kennen. Diesen Kurs bezahlte Harvey für mich und ich war ihm dafür so dankbar. Er freute sich fast so sehr wie Grayson und ich auf das Kind.

In diesen Wochen hatten sich aber auch wieder einige Beschwerden bei mir entwickelt. Meine Beine wurden schwer, ich musst andauernd auf's Klo, was super nervig war und ich hatte oft Rückenschmerzen, da mein Bauch jetzt einiges wiegte. Wenn ich noch das Geld dazu gehabt hätte, hätte ich mir einen einen Gymnastiklehrer, der auf Schwansgymnastik spezialisiert war, geholt. Jetzt tat es aber auch YouTube.

Das allergrößte in dieser Zeit war aber, dass wir das Geschlecht des Babys erfahren konnten. Und siehe da - es war ein Mädchen! Das hatte ich irgendwie schon die ganze Zeit gespürt, nicht nur wegen dem Mädchen, das ich im Park begegnet bin, sondern weil ich es einfach tief in mir drin wusste. Grayson hatte auch die ganze Zeit davon gesprochen, wie sehr er sich ein kleines Mädchen wünschte - wir durften aber nicht zu sehr über das Kind nachdenken. Immerhin würden wir es zur Adoption freigeben. Ich hatte mich auch schon mental darauf vorbereitet, das Baby nach seiner Geburt nicht zu halten. Ich wollte es auch nicht sehen, weil ich sonst Angst hatte, ich würde es doch behalten. Das Baby sollte direkt nach seiner Geburt in die Arme seiner Adoptiveltern gelegt werden.

Nachdem ich in den letzten Wochen fast problemlos mit meinem Bauch zurecht gekommen bin, behinderte er mich jetzt Tag für Tag stärker. Alltagsaufgaben fielen mir schwer, doch Grayson, Madison und Ivy unterstützten mich wo sie nur konnten, während John und Hakeem noch immer verzweifelt nach Brooke suchten. Dass B immer noch nicht aufgetaucht war, bereitete auch mir immer größere Sorgen und ich fühlte mich schuldig, dass ich und die anderen wegen mir nicht mehr so viel bei der Suche helfen konnten. John hatte mir und den anderen versichert, dass alles okay sei und mein jetzt Baby Priorität Nummer eins war.

In der Fitzgerald starrten mich alle an. Entweder abwertend oder irritiert - die wenigsten freuten sich für mich, aber wie hätte ich es auch anders erwartet? Ich stand drüber, wenn Leute hinter meinem Rücken tuschelten und kicherten. Ich dachte mir dann einfach, wie unreif alle noch immer waren. Inzwischen hatten Tiffany und Staisy die Fitzgerald eingenommen, aber sie hatten noch immer riesigen Respekt vor mir, so wie alle anderen, weshalb mich nie jemand direkt angriff. Mir war die Herrschaft dieser High School inzwischen sowas von egal, denn das alles war eh nur ein Fake. Der Trend, den Grayson und ich verbreitet hatten, entwickelte sich allerdings in einen Dauerzustand, worüber ich sehr glücklich war. Es war jetzt nicht mehr Hauptthema Nummer eins unter den Jugendlichen in der High Society Bostons, ob jemand reich oder arm war. Man datete und traf sich jetzt über den Rand der High Society hinaus mit Leuten.

Das allerschwerste war allerdings Adoptiveltern für unsere Tochter zu finden, damit sie das Leben bekam, was Grayson und ich ihr niemals bieten könnten. Es war eine riesige Herausforderung das perfekte Paar zu finden. Wir wollten nur das beste für unser Baby und ich hatte viel zu hohe Ansprüche. Heute trafen wir uns mit dem sechsten Paar.

Das erste Paar fand ich unsympathisch und das zweite Paar wollte ich auch nicht, weil ich nicht wollte, dass mein Kind mit drei Brüdern aufwuchs, die nämlich auch zu dem Gespräch gekommen sind und ich fand die drei wirklich nervig - zumal sie null Erziehung hatten. Das dritte Paar war über vierzig und ich fand sie zu alt. Die waren stinkreich und hatten ihre Karriere vor ihre Familienplanung und gesetzt und jetzt mit 40 konnte die Frau kein Kind mehr bekommen - was für eine Überraschung. Ich hatte die Angst, dass mein Baby nur von Nannys wie ich aufgezogen werden würde, wenn beiden die Karriere so wichtig war. Das vierte Paar fand ich aus irgendeinem Grund komisch und das fünfte Paar wollte ich auch nicht für mein Kind, weil dem Mann schon öfters sein Führerschein entzogen wurde und ich Angst hatte, dass er zu schnell mit meinem Baby im Auto fahren würde und leicht einen Unfall bauen könnte. Ich fand immer einen Grund, warum die Paare nicht geeignet waren und es war mir egal wie todtraurig sie alle nach meiner Absage aussahen. Es handelte sich hier schließlich um mein eigenes Fleisch und Blut. Ich wollte, dass mein Mädchen in die beste Hände kam. Die Paare mussten ziemlich eingeschüchtert sein, weil ich sie immer wie eine FBI Agentin verhört hatte, während ich meinen Todesblick drauf hatte.

Das Paar von heute schien allerdings vielversprechend zu sein. Sie waren dreißig, standen mit beiden Füßen fest im Leben und kamen aus der Mittelschicht. Die Frau hieß Juliette Lindsay und der Mann William Lindsay. Juliette war Lehrerin auf einer öffentlichen High School und William Informatiker. Sie wohnten in einem Vorort von Boston und ich hatte mir das Haus von ihnen angesehen. Es war wirklich hübsch, eben ein typisches amerikanisches Haus.

So wie ich war, hatte ich natürlich auch die Lage auf Google Maps überprüft. Das Haus hatte einen schönen Garten und war von viel Natur umgeben. Es wäre ein Traum für jedes Kind - ein normales und schönes Leben an einem sicheren Ort, wo man behütet aufwuchs. Ich wünschte, ich hätte auch so ein Leben gehabt. Aber jetzt wollte ich erst mal das Paar kennenlernen. Die zwei hatten vor fünf Jahren geheiratet.

„Es wird schon alles gut werden", strich mir Grayson beruhigend über den Rücken.

Ich kam aus meinen Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Grayson und ich saßen in einem Café und warteten dort auf die Lindsays. Wir hatten ein Treffen mit ihnen in der Innenstadt ausgemacht. Ich saß schon tausend Mal an diesem Tisch und hatte alle Paare abgelehnt. Ich war etwas frustriert, weil die Lindsays schon das sechste Paar waren. Grayson respektierte meine Entscheidung und stand immer 100% hinter mir. Er war selbstverständlich auch bei diesem Treffen dabei, so wie bei jedem davor.

Vor einer halben Stunde waren wir noch mit Madison und Ivy ein Eis essen gegangen. Die zwei sind dann in die Bücherei gegangen, um für den nächsten Geschichtstest zu lernen und Grayson und ich sind hierher gelaufen. Für die High School hatte ich jetzt gerade gar keinen Kopf.

„Mach dir keine Sorgen, okay?", sagte Grayson besorgt. „Die Lindsays sahen vielversprechend aus - sogar für dich."

Ich nickte und stocherte in meinem Kuchen herum - Ja, ich hatte trotz meines Eis immer noch Hunger.

„Sieh mal!", rief Grayson und stand auf. „Ich denke das dahinten sind sie!" Grayson winkte eine hübsche Frau und einen sympathisch aussehenden jungen Mann an unseren Tisch heran. Sie hatten sich extra schick gemacht. Früher hätte ich zu allererst ihre Outfits analysiert, aber im letzten Jahr hatte ich gelernt, dass ein Outfit nichts über einen Menschen aussagte. Außerdem waren sie ja schön angezogen, also konnte ich so oder so nicht meckern.

Juliette und William Lindsay

Die zwei strahlten, als sie uns sahen und schüttelten uns die Hände.

„Ich bin froh, dass es geklappt hat", meinte die Frau glücklich und die zwei setzten sich gegenüber von uns.

„Wir auch" entgegnete Grayson und sah mich auffordernd an.

Ich verdrehte innerlich meine Augen und zwang mir ein Lächeln auf. „Schön, dass Sie da sind."

„Wir können uns gerne duzen. Das wäre vermutlich angenehmer", merkte William an und wir stimmten zu.

„Wie geht es dir, Diana?", fragte Juliette. „Ist alles in Ordnung?"

Ich nickte. „Dem Baby geht's gut - mir geht's gut - alles perfekt."

Die zwei strahlten über beide Ohren und wir führten noch kurz einen Smalltalk, bis ich zu meinen Fragen kam: „Wie möchtet ihr Job und Kind unter einen Hut bekommen? Du bist als Informatiker von morgens bis abends im Büro und deine Frau muss als Lehrerin früh aufstehen und kommt erst mittags wieder nach Hause."

„Ich würde meinen Job kündigen. William wurde befördert, deshalb können wir uns das leisten", erklärte Juliette lächelnd. Ihr Lächeln blieb wohl dauerhaft an ihren Lippen hängen. Machte sie das jetzt sympathisch oder komisch?

„Oh", machte ich. „Das ist... gut."

„Ich versuche natürlich so früh wie möglich nach der Arbeit nach Hause zu kommen. Zum Glück habe ich samstags und sonntags frei", sagte William.

Ich sah die zwei überfordert an und ich wurde nervös. „Wow, das ist ja... perfekt."

Als Grayson merkte, wie schwer es mir fiel gute Eigenschaften auszusprechen, sprang er für mich ein und fragte: „Eine Krankenversicherung, Führerschein und so weiter habt ihr ja, stimmt's? Von der Agentur wurde das schon bestätigt, aber ich wollte trotzdem noch einmal nachfragen."

Die zwei stimmten zu.

„Wir würden uns so glücklich schätzen, wenn ihr uns euere Tochter anvertrauen würdet. Da mein Mann und ich keine Kinder bekommen können, ist eine Adoption die einzige Möglichkeit für uns. Wir würden uns so sehr freuen und das Wohl des Kindes über unser eigenes stellen. Das Kind wäre bei uns in sehr guten Händen", versicherte Juliette mir noch einmal.

◇◇◇◇◇◇◇

Unser Gespräch ging noch eine ganze Weile und ich stellte die komischsten Fragen, die es gab, aber die zwei schienen immer eine perfekte Antwort zu haben und das störte mich. Aber wieso eigentlich? Ich sollte doch mehr als glücklich sein, wenn ich nichts einzuwenden hatte.

Schließlich fand ich dann nach einer Zeit des Verhörs doch ein Schlupfloch. Die zwei besaßen einen Hund. „Was ist, wenn das Kind allergisch gegen Hunde ist?", fragte ich die beiden.

Ohne zu zögern, antwortete William: „Dann würden wir ihn zu meiner Mom bringen. Das wäre kein Problem."

Wow. Ich hatte mal gelesen, wie viele Menschen eine innige Beziehung zu ihren Hunden führten. Dass sie ein jahrelanges Familienmitglied für ein Kind aufgeben würden, das nicht mal ihres war? - Warum waren die zwei nur so perfekt?!

Plötzlich hielt ich es nicht mehr aus und ich stand ruckartig auf. Ohne die drei anzusehen, lief ich Richtung Ausgang, doch als Juliette's Stimme mich aufhielt, bleib ich stehen. „Diana, warte!"

Widerwillig drehte ich mich um.

Sie sah mich besorgt an und fragte aufgeregt mit zitternder Stimme: „Haben ich oder mein Mann etwas falsches gesagt?"

„N - nein! Überhaupt nicht", stotterte ich und lief rückwärts auf die Türe zu.

"Was ist los?", sorgte sie sich.

„Ihr seid perfekt für meine Tochter - " Ich hielt inne. Das Wort 'meine Tochter' hatte ich noch nie ausgesprochen, sondern nur gedacht. Es machte mir Angst, aber gleichzeitig verspürte ich dadurch auch etwas anderes, was ich nicht erklären konnte. „Ich melde mich bei euch." Mit diesen Worten verschwand ich aus dem Café.

◇◇◇◇◇◇◇

Am nächsten Tag war Grayson früh morgens zu mir gekommen, weil ich gestern nicht auf seine Anrufe reagiert hatte. Gerade waren wir in der Küche und sprachen über die Lindsays.

„Ich habe einfach Angst bekommen, weil sie so - so perfekt sind", erklärte ich mich.

„Das verstehe ich", sagte Grayson verständnisvoll. „Ich weiß, dass das schwer ist. Das ist es für mich auch, aber ich denke wir haben die richtigen Eltern gefunden."

Ich schluckte und schwieg.

„Diana?", fragte er, als ich nichts mehr sagte.

Ich seufzte und fand nach weiteren Argumenten. „Wir haben sie noch nicht über ihre Vergangenheit ausgefragt. Vielleicht waren sie im Gefängnis oder haben irgendwas anderes im Dunkeln stecken."

Grayson lachte. „Nein, Diana. Du weißt doch, dass sie von der Agentur überprüft wurden. Sie haben beide studiert und waren schon in der High School ein Paar. Das sind normale Leute mit einem großen Herz."

Ich kaute auf meiner Unterlippe herum.

Grayson bemerkte meine Unsicherheit sofort und sprach mich darauf an: „Warum bist du so unentschlossen? Gestern hast du noch gesagt, die Lindsays sind die richtigen und jetzt bist du wieder so..." Er verstummte.

Ich fuhr mir durch mein blondes Haar und lief in der Küche der Harpers auf und ab. „Ich bestimmte damit über ihr ganzes Leben!" Ich schaute auf meinen Bauch und in mir stiegen Tränen auf, die ich aber noch rechtzeitig runterschlucken konnte. Ich legte meine Hände auf meinen Bauch und schluchzte: „All die Monate habe ich versucht keine Bindung zu ihr aufzubauen, aber - aber es geht nicht."

„Ich weiß, wie schwer das ist", fühlte Grayson mit mir mit.

Ich sah entschlossen auf und sagte auf einmal: „Ich werde das machen."

„Das ist gut", nickte Grayson und schluckte dabei schwer.

„Nein", widersprach ich. „Ich werde nicht die Adoption durchziehen, sondern dieses Kind großzuziehen." Ich zuckte zusammen, nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte. Aber sie stimmten. Ja, ich wollte das Kind behalten. Ich konnte es nicht einfach weggeben. Das könnte ich nicht über mein Herz bringen, denn dazu war meine ungewollte Bindung zu ihr schon so zu stark und dagegen konnte ich mich nicht mehr wehren.

„Diana, diese Diskussion hatten wir schon so oft. Wie soll das denn bitte funktionieren?", seufzte Grayson traurig. „Eigentlich waren alle Paare perfekt, nur du hast immer irgendeinen Makel gefunden, damit sie nicht die Eltern von unserem Baby werden können. Geb's zu, du wolltest sie die ganze Zeit behalten."

Ich nickte. „Du hast recht." Tief in mir drin war das doch schon immer so gewesen, nur wollte ich es nicht einsehen.

„Keine der Paar waren gut genug für dich, weil niemand gut genug für unsere Tochter wäre - außer wir..." Grayson verstummte.

Ich sah ihn mit großen Augen und ich war den Tränen nah. Ich hätte nicht gedacht, dass er auch so denkt. Ich dachte, dass er das Kind auch adoptieren wollte.

Er schien meine Verwunderung zu bemerken und er erklärte: „Ich habe durch deine Schwangerschaft Verantwortung übernommen. Ich habe vor ein paar Tagen mit Logan geredet. Du weißt schon, der Onkel von John, der auch wie mein Onkel ist. Er hat gesagt, dass er eine große Veränderung - Weiterentwicklung in mir über die letzten Monate gesehen hat. Ich sei zu einem Mann herangewachsen. Ich bin kein Junge mehr. Nicht mehr der Tollpatsch mit seinen ironischen Witzen."

Ich fiel ihm um den Hals und er drückte mich an sich. Ich strahlte über's ganze Gesicht und blühte vor Freude. Ich war so stolz auf Grayson. Oh, ich liebte ihn so sehr.

„Hör zu." Er löste sich von mir. Seine eine Hand ruhte auf meinem Bauch und die andere legte er an meine Wange. „Ich werde immer für dich und unsere Tochter da sein - egal, was passiert. Ich fühle mich dem jetzt gewachsen. Ich will das alles hier - unsere kleine Familie. Wir werden das schaffen. Wir brauchen keine Adoptiveltern für unsere Tochter. Wir haben so viele Menschen, die uns unterstützen - Madison, Logan, Ivy, John, Hakeem und Tiana - vor allem aber haben wir uns. Ich will dieses Kind genauso wie du. Ich möchte der beste Dad der Welt sein und der beste Mann - " Grayson stoppte und fiel plötzlich auf die Knie.

Mein Herz raste und ich brach in Tränen aus. Ich hielt mir die Hand vor den Mund. War das ein Traum? Tat er das gerade wirklich?

„Wir sind uns damals in der Fitzgerald begegnet. Du bist über meinen Fuß gestolpert und in eine Pfütze gefallen. Du hast mir den Kampf erklärt und wenige Tage später sind wir im Flur der High School zusammengestoßen - als wäre es Schicksal. Meine Bücher sind auf dich gefallen und du hast eine Schramme an deiner Stirn davongetragen. Du hast mich verflucht und ich habe dir im Krankenzimmer ein Pflaster draufgeklebt. Später kamst du in unsere Leistungskurse und wir haben uns ständig gestritten und uns Streiche gespielt, bis es einem Lehrer so auf die Nerven ging, dass wir eine Präsentation zusammen machen mussten. Ich bin zu dir nach Hause gekommen, habe bemerkt wie intelligent du bist und wie viel mehr in dir als nur dein Ruf von der Diva steckt. Du bist so viel mehr, als nur die beste Freundin von Brooke Jordan. Ich war fasziniert davon, wie ein Mädchen wie du nur so schlau sein kann. Als deine Mom nach unserem zweiten Treffen gefragt hat, wer ich bin, hast du aus Not gesagt, ich sei der Neffe von Neil Armstrong. Wir haben uns tausend Mal gestritten. Irgendwann konntest du dich mir dann doch nicht mehr widersetzten, wir haben uns geküsst und die Armstrong-Geschichte ist schließlich aufgeflogen. Wir haben harte Zeiten zusammen durchgemacht und ich habe dir die Augen geöffnet und dir gezeigt, dass es da draußen so viel mehr gibt, als nur die High Society von Boston. Du warst in einem goldenen Käfig gefangen und hast nie bemerkt, was deine Mom mit dir psychisch angestellt hat. Ich liebe dich so sehr, Diana. Du weißt gar nicht wie sehr. Meine Gefühle zu dir könnte ich nie in Worte fassen. Ich verspreche dir, dass ich dich das jetzt nicht nur frage, weil wir ein gemeinsames Kind erwarten, sondern weil ich dich so sehr liebe und keine Sekunde mehr ohne dich verbringen will... Diana Grace Aurelia Graham, möchtest du mich heiraten und mich so zu dem glücklichsten Mann der Welt machen?"

Mein Herz überschlug sich und ich zitterte. Ich strahlte über das ganze Gesicht, das mit Tränen benetzt war. Mein Herz strahlte voller Glück und Liebe. Womit hatte ich das verdient? Ich hätte niemals gedacht, dass so eine Liebe existiert, denn ich hatte wahre Liebe immer nur für ein Märchen gehalten - ein Versprechen, das man kleinen Mädchen machte, aber man selbst erkannte je älter man wurde, dass es nie in Erfüllung gehen würde. Aber ich hatte dieses Glück gefunden - bedingungslose Liebe. Schließlich nickte ich ohne eine Sekunde zu zögern und rief: „Ja! Ja, ich will!"

Ich sah das schönste Lächeln auf Grayson's Gesicht, was ich je zu Gesicht bekommen habe. Er nahm den wunderschönen Ring in seine Hand, den er in eine edle schlichte Schatulle gesteckt hatte. Den Ring hatte ich noch gar nicht wirklich wahrgenommen, weil ich nur in Grayson's funkelnde Augen, die wie Sterne aussahen, geschaut habe.

Grayson nahm meine rechte Hand und steckte mir den Ring an den Ringfinger. Das war das überwältigendste Gefühl der Welt. So, als wäre es das Zeichen unserer ewigen Bindung. Als würden wir für die Ewigkeit zusammenbleiben.

„Der Ring gehörte Logan. Er hat ihn mir vor ein paar Tagen gegeben. Ich habe ihn seitdem mit mir herumgetragen, aber ich habe nie den perfekten Zeitpunkt gefunden. Jetzt war ich so froh, dass du über die Adoption genauso wie ich denkst und wir unsere Tochter behalten wollen", lächelte er. "Logan hat mir gesagt, dass er sein ganzes Erspartes in meinen Alter für diesen Ring ausgegeben hat. Logan hat mir erzählt, dass seine damalige Freundin, das einzige Mädchen was er je geliebt hat, auch in deinem Alter von ihm schwanger wurde. Er hat ihr einen Antrag gemacht, aber sie hat ihn abgelehnt und ein paar Tage später erlitt sie eine Fehlgeburt. Logan weiß wie viel du mir bedeutest. Er will, dass du diesen Ring hast und er würde dich gerne kennenlernen."

Ich schmiss mich in seine Arme und sah über seine Schulter den Ring an. „Er ist wunderschön", schluchzte ich.

Wir lösten uns voneinander und küssten uns leidenschaftlich. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen und es schien so, als würde alles gut werden...

◇◇◇◇◇◇◇

Neun Monate nachdem das FBI das JORDAN umzingelt hat...

Inzwischen befand ich mich in der 38. Schwangerschaftswoche. In letzter Zeit mussten Grayson und ich jede zweite Woche zum Gynäkologen, um den Schwangerschaftsverlauf zu kontrollieren.

Ich wusste nicht wieso, aber auch als Madison ihre Eltern fragte, ob ich im gegenüberliegendem Gästezimmer ein Kinderzimmer einrichten dürfte, gaben diese widerwillig ihr Ja und ich verstand bis heute nicht wie Madison ihre Eltern dazu bringen konnte. Als sie mir aber immer wieder sagte, wenn ich nachfragte, ob das auch sicher nichts mit ihr zu tun hätte, schwor sie es mir. Also vertraute ich darauf. Ich meine, wieso sollte Madison sich wegen mir noch mehr Probleme machen?

Harvey hatte mir etwas Geld geliehen, da er in der Zwischenzeit eine Stelle bei einer großen Bank bekommen hatte. Keiner privaten, so wie sein Dad sie geführt hatte. Harvey war wirklich gut in dem was er tat, da er ja schon einiges an Erfahrung von der Bank von seinem Dad gesammelt hatte, sodass er fast immer monatlich befördert wurde.

Ich hatte die letzten Wochen damit verbracht das Kinderzimmer fertig einzurichten, welches ein Traum geworden ist. Warren, der Sicherheitschef von den Harpers hatte Madison's altes Kinderbett, ihre Wickelkommode und einen alten Sessel in das Gästezimmer direkt gegenüber von mir bringen lassen. Das Kinderzimmer war ein reinster Traum geworden.

Anfangs würde die Kleine aber noch bei mir am Bett in einer Wiege schlafen. Ich hatte auch gehofft, dass Grayson hier vielelicht ebenfalls einziehen könnte, aber das wurde den Harpers dann zu viel, was ich total verstand und nachvollziehen konnte. Ich konnte mir ja selbst nicht mal erklären, warum ich überhaupt noch hier bleiben durfte mit dem Fakt, dass ich ein Baby erwartete und ich mir ein Kinderzimmer für meine Tochter einrichten durfte.

Irgendwann wenn Grayson und ich genug gespart hatten, wollten wir in ein kleines Haus von Boston ziehen. Harvey hatte uns schon angeboten, dass er uns unterstützen würde. Ich war meinem Bruder in dieser Zeit so dankbar. Harvey war eine große Hilfe und Stütze.

Grayson und ich hatten schon meine Kliniktasche gepackt. Ich war die ganze Zeit sehr nervös, immerhin konnte es jederzeit losgehen. Ich spürte sogar schon in den letzten Tagen ein leichtes Ziehen im Bauch. Meine Ärtzin sagte, dass das Senkwehen seien. Die bewirken, dass das Kind tiefer in das Becken rutscht und dadurch so langsam die Geburtsposition einnimmt. Zum Glück öffnen Senkwehen aber nicht schon den Muttermund, denn für eine sofortige Geburt wäre ich noch nich bereit.

Das ging alles viel zu schnell. Ich konnte einfach nicht fassen, dass ich meine Tochter bald in den Armen halten würde. Ich war so aufgeregt und glücklich, gleichzeitig machte ich mir aber auch tausende Sorge. Was ist, wenn bei der Geburt etwas schief geht oder wenn mein Baby nicht gesund wäre? Fragen über Fragen. Man versicherte mir, das alles gut verlaufen würde, aber trotzdem machte ich mir unendlich viele Gedanken. Madison und Ivy meinten, ich solle mich entspannen und positiv denken. Das sagt sich so leicht, wenn man nicht in meiner Position ist.

Ich musste letztens auch den Lindsays absagen, die todtraurig über meinen und Grayson's Entschluss waren, uns aber alles Glück der Welt für die Zukunft wünschten.

Gestern hatte ich zum ersten Mal kurz Wehen, was wirklich schmerzvoll war. Jedoch wurde uns erklärt, dass wir erst in die Klinik fahren sollten, wenn die Wehen im Abstand von fünf bis sieben Minuten kommen, was bis jetzt noch nie der Fall gewesen war.

„Na, was macht ihr?", fragte Madison und spähte in das Kinderzimmer hinein.

Grayson und ich sortierten gerade Klamotten für unser Baby ein. Harvey war jetzt Abteilungsleiter seines Gebiets in der Bank und verdiente sechsstellig pro Monat. Keine Ahnung, was genau er tat, aber er schien ziemlich viel Gewinn aus seiner Tätigkeit zu schlagen und er wurde in Boston immer bekannter. Ich war so stolz auf ihn. Das hatte er sich mehr als verdient. Er schickte mir oft einfach Geld zu, das ich eigentlich nicht ausgeben wollte, doch er bestand darauf und sagte mir am Telefon, dass ich wenigstens für seine Nichte ausgeben soll. Also kam die alte Graham in mir wieder hoch und ich verfiel mit Madison und Ivy in den Shoppingcentern der Stadt in einen Kaufrausch. Ich liebte so etwas.

Ich hing gerade ein rosafarbenes Kleid auf den Bügel, als Ivy hinter Madison auftauchte. „Ist bei euch alles okay?", fragte sie.

Ich grinste. „Ihr müsst nicht alle immer nachfragen. Mir geht es prima und - " Ich stockte, als ohne Vorwarnung Schmerzen meinen Körper durchfluteten - Wehen. Oh nein, bitte nicht schon wieder.

Madison rastete aus. „Oh mein Gott, geht's los?!"

Ich wehrte ab, doch konnte nichts wegen den Schmerzen sagen. Ich stützte mich an der Kommode ab und krallte meine Finger in Grayson's Arm, der mich quälend ansah, als würde er meine Schmerzen mental miterleben.

Nach ein paar Minuten sagte ich: „Alles okay. Es ist wie gestern."

„Bist du dir da sicher?", fragte Madison und nickte mit ihrem Kopf auf meine Oberschenkel.

Ich sah sie verwirrt an, doch dann spürte ich eine gewisse Nässe zwischen meinen Beinen. Wegen meinem dicken Bauch konnte ich es nicht genau sehen, doch dann tropfte Flüssigkeit auf den Boden. Verdammt, meine Fruchtblase war geplatzt! Scheiße! Oh mein Gott! In Panik wollte ich Grayson sagen, er soll bei der Klinik anrufen, doch schon durchzuckte mich wieder der schreckliche Schmerz der Wehen.

Ich sah nur noch aus dem Augenwinkel, dass Ivy mich mitleidig ansah und dann zu Grayson sagte, dass er bei der Klinik anrufen sollte.

Ich schloss meine Augen vor Schmerz und kniff meine Augen zusammen, bis der Schmerz wieder nachließ. Grayson und Ivy stützten mich, während Madison aufgeregt vorneweg vorrannte, um den Fahrer zu holen.

„Habt ihr die Kliniktasche?", fragte Ivy auf einmal, als wir die Treppen hinuntergingen.

„Verdammt!", schrie ich, doch wir konnten jetzt nicht kehrt machen. Wir standen auf der Treppe. Ivy und Grayson konnten mich jetzt nicht loslassen.

„Grays!", fluchte Ivy vorwurfsvoll und schrie dann Madison's Namen, die wiederum den Namen von Elle, der Haushälterin und Köchin des Hauses rief, sie solle die Tasche holen.

Wir liefen nach draußen und Grayson und Ivy versuchten mir so sanft es ging in das Auto zu helfen. Bevor der Fahrer losfahren konnte, sprang Madison vorne auf den Beifahrersitz, der die Kliniktasche vorne am Eingang noch schnell von Elle in die Hand gedrückt wurde. Dann drückte der Chauffeur das Gas durch und brauste knapp durch das aufgehende Tor des Harper Anwesens.

Die Fahrt war schrecklich. Ich bekam fast alle fünf Minuten für 20 Sekunden heftige Wehen.

„Warum geht das plötzlich alles so schnell?!", rief Madison panisch und drehte sich hysterisch um.

Man, damit machte sie mich nur noch nervöser, als ich es ohnehin schon war. Ich wollte gerade etwas sagen, doch ich wurde durch die nächsten Wehen daran gehindert. Grayson hielt mich die ganze Zeit in seinen Armen. Er gab mir halt. Ich wusste, dass ich es schaffen würde, auch wenn ich große Angst hatte.

◇◇◇◇◇◇◇

Stunden später, nachts um 03:17 Uhr, erblickte unsere Tochter Ava Azura Brown das Licht der Welt...

◇◇◇◇◇◇◇

Ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen. Der Name von Diana's und Grayson's Tochter ist kein gewöhnlicher. Ich erkläre ihn euch. Diana hat ihn ausgesucht und er ist ihr kurz vor der Geburt eingefallen. Ava bedeutet die Starke und der Vogel. Azura bedeutet blau, himmelblau und die Reine. Wenn ihr in Kapitel 2 genau hinschaut, werdet ihr bemerken, dass der Name unbewusst in Diana's Kopf an diesem Tag entstand. Als Diana bei dem Beratungstermin war, weil sie ja zuerst ihre Schwangerschaft abbrechen wollte, hat sie anstatt dem Arzt zuzuhören aus dem Fenster geschaut und Vögel mit himmelblauen Federkleidern gesehen, als würden sie mit dem blauen Himmel zu einer Einheit verschmelzen. Später hat Diana das Mädchen mit den eisblauen Augen im Park gesehen und diese hat ihr Kraft verliehen. Deswegen Ava Azura.

Wem glaubt ihr wollte Logan den Ring damals an den Finger stecken, den er jetzt Grayson übergeben hat? Wer es richtig in die Kommentare schreibt, dem widme mich ein Kapitel - die Sicht kannst du dir dann aussuchen😊

Bis zum nächsten Kapitel, das sich wieder in der Gegenwart abspielen wird

katherine_fields

Continue Reading

You'll Also Like

15.4K 521 34
jb imagines angefangen 2017 *cringe warning*
4.7K 110 9
Der Kampf ist vorbei, doch es heißt noch lange nicht, dass alles gut wird. Hermine und Draco sollen Schülersprecher werden doch ob es eine so gute Id...
Waking up By Vicy

Fanfiction

19K 1.2K 30
Ultron ist besiegt- doch zu was für einem Preis? Die Avengers kehren zu ihren normalen Leben zurück, alle bis auf Steve Rogers. Er kämpft mit dem Ver...
23.8K 2.7K 65
"Der Drang zur Perfektion hat uns kaputt gemacht, Matteo." Dies waren ihre betrübten Worte, bevor sie damals einfach ging. "Vergiss sie", meinte mein...