"Aber dafür sollte Razhiel auch da sein, denkt ihr nicht?"
Raphael blickte sich um, und Luzifer schnaufte.
"Wetten er kneift?"
Gabriel warf Luzifer einen kühlen Blick zu.
"Er kneift nie, er nimmt seine Aufträge im Gegensatz zu anderen Engeln hier nur sehr Ernst."
Luzifer stand von einer Sekunde von der anderen auf den Beinen, seine Augen färbten sich röter.
"Willst du mir damit eine Botschaft überbringen?"
"Vielleicht."
Gabriel hatte sich umgedreht, und ich sass einfach mit aufgerissenen Augen da, meine Verwirrung kannte keine Grenzen mehr.
"Von dir müssen wir ja gar nicht Anfangen, immerhin ist dein Auftrag in England ja..."
Gabriel flimmerte kurz und stach Luzifer mit dem Finger in die Brust.
"Sprich nicht von England, niemals."
Dieser Zuckte die Schultern und Raphael murmelte ein
"Womit hab ich das verdient", bevor sich Michael wieder einschaltete.
"Wenn er sich noch vorbereitet lassen wir ihn, und erklären es Arya schon einmal, ihr zwei könnt euch später umbringen."
Darauf war das Thema gegessen und sie setzten sich ohne etwas zu vergleichen auf das Sofa, nebeneinander.
Mein Blick wandelte sich leicht ins Verzweifelte, mit so einer undurchschaubaren und merkwürdigen Kreis aus Erzengeln hatte ich nicht gerechnet.
"Also red weiter."
Luzifer deutete auf meinen Vater.
Gerade als dieser zum Sprechen ansetzte, fügte er schnell hinzu.
"Wir unterbrechen dich auch nicht."
Ich lachte leise, was wohl sein Ziel gewesen war, und völlig ausgeglichen lehnte er sich zurück.
"Diesen Vorfall den du bemerkt hast, wird nicht der Einzige bleiben.
Sie sind hier, und es wird zu einem Kampf kommen.
Die Götter haben...dich sozusagen zur Vermittlerin gemacht, du sollst..."
Gabriel unterbrach ihn genervt.
"Sag es ihr doch einfach.
"Du musst die übernatürlichen Spezien alle versammeln, verbünden und in die Schlacht gegen den Feind ziehen, das haben die Götter so bestimmt."
Mein Mund klappte auf.
Man hatte bestimmt was ich machen werde?
Allein das ging mir schon gewaltig gehen den Strich, aber ich war noch immer so überfordert, dass es einen kurzen Moment dauerte bis die Worte in meinem Gehirn an kamen.
"Ich soll..was?"
Geschockt sah ich zu Gabriel der mich finster ansah.
"Du hast es gehört, muss ich es wirklich wiederholen?"
Ich schüttelte den Kopf, was man mir da aufgetragen hatte...
"Wieso ich?"
Ich sah zu Dad, normalerweise spürte ich jedes Wesen, ich spürte wenn es etwas wusste, aber bei ihm, bei all den Engeln, kam ich nicht durch.
"Du wurdest bestimmt, das wieso liegt nur bei den Göttern."
Sagte er sanft, ich hätte nie gedacht dass eine so machtgetränkte Stimme so weich klingen könnte.
"Aha, ich muss das also tun, ob ich will oder nicht?"
Ich hob das Kinn hoch und Raphael schüttelte den Kopf.
"Nein, du wirst es tun, wenn es von den Göttern bestimmt ist führt kein Weg daran vorbei.
Egal was du unternimmst, es wird dich zu dem führen, zu was du bestimmt wurdest."
Also konnte ich nichts anderes tun als zu gehorchen.
Wieso hatte man mir die Bestimmung übertragen?
Wieso ich, wieso erklärte man mir nichts genauer?
"Also gut, aber ihr habt es nicht gesehen, dieser Dämon war..."
"Seine Seele war zersplittert ich weiss, wir sehen alles auch wenn wir nicht eingreifen dürfen."
Erklärte mir Luzifer und sah dabei finster aus.
Kein Wunder, es war einer von seinen Leuten gewesen.
"Wie soll ich mit einem Haufen verfeindeter Spezien einen so mächtigen Feind bekämpfen ohne dass wir alle sterben?"
Fassungslos sah ich in die Runde.
"Keine Sorge, du darfst nicht sterben, dafür wird gesorgt, und ansonsten liegt alles bei den Göttern und den Feinden."
Ich hatte mich damit abgefunden dass die Engel es nicht für nötig hielten, mir alles näher zu erklären.
Aber irgendwie schafften sie es mich noch mehr aus der Bahn zu werfen.
"Wie soll ich das bitte anstellen, nicht zu sterben? Wie soll das klappen?"
Ein Wind durchfuhr das Zelt und die Plane wackelte leicht, Gabriel schnaubte triumphierend und Luzifer nickte geschlagen.
"Ich sagte doch er kommt."
"Wer kommt?"
Ich sah zu Gabriel.
"Der Fünfte im Bunde.
Erzengel Raziel."
Keine Sekunde später kam ein Engel hinein, genau wie die Anderen trug er einen langen Mantel, und seine etwas dunkleren Flügel legte er langsam an seinen Rücken.
Das Haar war zerzaust und seine eisblauen Augen zeigten keine Regung, als er eintrat.
Sein Gesicht war markant, er war gross und ich konnte ein helles Schwert an seinem Gürtel erkennen.
Etwas in mir regte sich unangenehm und ich schob es auf die beiden Streithähne in mir drin.
Aber ich wusste dass ich ihn schonmal gesehen hatte.
Bei der Schlacht hatte er die Dämonen nieder gemäht und hatte dabei ausgesehen wie ein Kriegsgott.
Diesen Anblick würde ich nicht wieder vergessen.
"Hallo Raziel, schön dass du auch noch zur Party kommst."
Luzifer grinste ihn an doch Raziel blieb ernst.
"Ja, ich konnte nicht vorher kommen, ich hatte noch etwas zu erledigen."
Seine Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken, genau wie bei Dad, war sie rau und mächtig, bloss klang sie bei Razhiel jünger.
Er blieb neben Raphael stehen, der grinsend auf einem Stuhl sass und richtete seine Augen auf mich.
Sie schienen tief in mich hinein sehen zu können, sie durchbohrten mich geradewegs, worauf ich beinahe meine Mentale Mauer hoch fuhr.
In dem Moment wandte er den Blick aber abrupt ab und setzte sich auf sie Tischkante.
Mir wurde noch unwohler dabei und ich vergrub die Hände zwischen meinen Knien.
"Also wie haben die Götter gedacht können sie verhindern dass ich dabei drauf gehe?"
Nicht überzeugt sah ich in die Runde.
Besser reden als starren.
Ein Wunder dass die Jäger das alles noch nicht bemerkt hatten.
"Das übernimmt Raziel."
Luzifer deutete auf den reglosen Engel, der teilnahmslos auf den Teppich am Boden sah, und ganz wo anders zu sein schien.
Ich runzelte die Stirn.
"Wir Erzengel bekommen ab und zu Aufträge auf der Erde, und dann dürfen wir uns auch aktiv einmischen, aber natürlich hat der Auftrag Regeln.
Und Razhiel hat den Auftrag bekommen dich zu schützen."
Damit war für sie wohl alles klar.
Ich sah kurz zu Razhiel, er sah nicht wirklich begeistert aus.
Na toll.
"Also habe ich das Richtig verstanden, ich muss sozusagen die Welt retten und Feinde auf einen Haufen werfen, und dabei werde ich nicht sterben?"
Michael neiget den Kopf zur Seite, nickt dann aber.
"So kann man es sagen."
"Aber wann bleibt Raziel bei mir, er kann ja nicht immer wenn Gefahr droht aus dem Himmel schiessen?"
Raphael gluckste und Betrachtete mich.
"Er wird auch nicht kommen."
"Wie kann er dann..."
Setzte ich an wurde aber von ihm unterbrochen.
"Ich werde hier sein. Die Ganze Zeit, das ist mein Auftrag."
Ich blieb im Raum stehen und sah ihn an.
"Oh..ja dass...ist auch eine Möglichkeit."
Perplex wollte ich weiter laufen, um mir etwas von meinem Essensteller zu schnappen, als ich strauchelte.
Dabei lag da gar nichts, ich stolperte einfach über nichts.
Was ja eigentlich nicht hätte möglich sein sollen.
Doch kaum begann ich zu fallen, hatte Raziel ruckartig den Kopf hoch gerissen und stand innert einer Sekunde vor mir und fing mich auf.
Ich spürte seinen Atem an meinem Ohr und die Energie um ihn herum.
Als seine Hände meine Hüfte berührten durchzuckte mich ein Blitz, doch ich machte nichts und liess mich von ihm wieder auf die Beine stellen.
Völlig verwirrt stand ich da und sah wie Raziel sorgfältig und schweigend meinen Körper abscannte, als er anscheinend nichts schlimmes fand, drehte er sich um.
Mit einem Schritt war er bei seinem Platz und sah zu Raphael.
"Irgendwann bring ich dich noch um."
Doch dieser grinste bloss selig und sah zu mir.
"Das war bloss eine Probe, vielleicht sollte ich erwähnen dass dir kein Kratzer zugefügt werden darf.
Und wenn doch dann bekommt unser lieber Razhiel hier..."
"Klappe."
Razhiel stiess ihm an die Schulter und Raphael hob die Hände.
"Na gut dann eben nicht."
Ich verstand noch immer nichts und machte mich vorsichtig wieder auf den Weg zu meinem Bett, hatte den Blick aber herausfordernd auf den Boden gerichtet.
Als ich mich dennoch heil neben Michael setzte, sickerten die Tatsachen langsam durch und ich hätte am liebsten aufgelacht.
Die Götter hatten sich wohl die Falsche ausgesucht, ich würde niemals das tun können was sie wollten, oder von mir erwarteten.
So denkt man aber nicht, Tochterherz.
Ich zuckte zusammen und wandte den Kopf zu Dad, er hatte mich mit amüsierten Blick angesehen und nun wieder zu den anderen Engeln geblickt.
"Du solltest lernen dich und deine Gedanken ab zu blocken, sonst können wir das sehen, Raziel bringt es dir bei und ausserdem können wir uns auch über Gedanken unterhalten."
Ich nickte bloss, jetzt würde mich wahrscheinlich nie wieder etwas überraschen, nach all diesen Info Regen.
"Ich denke wir sollten dich dank mal alleine lassen, damit du den Rest des Tages geniessen kannst."
Dad umarmte mich und Raphael zwinkerte mir zu, während sich Luzifer übertrieben verbeugte und Gabriel einfach wortlos ging.
Dann verschwanden sie aus dem Zelt, ihre Ledermäntel wehten, bevor ich ein kräftiges Flügelschlagen hörte, dann das Rauschen der Baumwipfeln und dann waren sie weg.
"Oh."
Sagte ich und blieb sitzen.
Das war ja schnell gegangen. Etwas überstürzt.
Langsam wanderte mein Blick zu Raziel, er stand noch immer an den Tisch gelehnt da, die Arme verschränkt und die Augen auf mich gerichtet.
"Also...willst du die Couch?"
Weise auf das demolierte Sofa und lächelte entschuldigend.
"Nicht nötig, ich schlafe nicht."
Er zuckte die breiten Schultern und richtete sich auf.
"Aber ist es nicht langweilig, dieser Auftrag?"
Vorischtig musterte ihn, während er selenruhig zu meinem Essen griff und auf mich zu kam.
"Ich bin hier um dich zu schützen, ich befolge meinen Auftrag, mehr nicht.
Iss."
Er stand vor mir und reichte mir den Teller.
Ich sah ihn noch immer an, irgendwie war der Hunger etwas in den Hintergrund gedrängt worden.
Von fünf Erzengeln in meinem Zelt.
"Ich habe eigentlich gar keinen Hunger mehr."
Sagte ich zögernd und Razhiel verharrte in seiner Position.
"Iss."
Das erste Mal hatte ich etwas anderes als Gleichgültigkeit gehört, konnte es aber nicht einordnen.
Der Befehl war deutlich, aber ruhig und ich griff automatisch nach dem Pappteller, um das mittelmässige Essen in mich hinein zu schaufeln.
Eigentlich war das nicht meine Absicht gewesen, aber etwas in seiner Stimme hatte mich dazu gebracht, zu gehorchen.
"Das ist der Auftrag. Er erlaubt mir dich zu beeinflussen, damit es dir gut geht."
"Wieso ist es denn so wichtig dass es mir gut geht?"
Er sah mich reglos an, seine Augen so hell wie ein Gletscher See.
"Das ist kompliziert."
Was sind eure Eindrücke zu den fünf Engeln? Bitte zu jedem etwas in die Kommis, ich bin interessiert was ihr von ihnen denkt;) oder was ihr von Ihnen jeweils haltet. ★
Lg
Tala ☽