~8~ Zerstörende Lügen

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Ich grinste leicht in mich hinein und lief ihm hinterher.
Langsam liefen wir aus der Innenstadt, wieso wir kein Auto benutzt hatten war mir auch unklar.
Doch ich genoss den kühlen Wind in meinem Haar und den schweigenden Dämon neben mir.
Ich spürte immer noch das merkwürdige Kribbeln am ganzen Körper.
Ab und zu, wenn wir gerade in eine Gasse einbogen huschte mein Blick zu ihm.
Sein dunkles Outfit und seine schwarzen Haare liessen seine grünen Augen noch unnatürlicher Funkeln und jedes mal wenn er seinen Blick auf mich richtete, hatte ich das Gefühl als würde er tief in mich hinein sehen.
Wir schwiegen und es störte dennoch keinen, ich konnte es aber noch immer nicht fassen, dass ich in wenigen Stunden all meine Prinzipien über Bord geschmissen hatte.
Ich hatte einem hybrid artigen Dämonen etwas geheimes erzählt, ich war ohne zu töten in einer Wohnung voller Dämonen gewesen und nun lief ich auch noch seelenruhig neben einem her und lächelte ihn noch an.
Ich hatte mich nie schnell überzeugen lassen, ich wusste dass Dämonen eine schnelle Zunge hatten.
Aber als sie mir auch noch erzählten um was es sich bei ihnen handelte, wenn auch mir Widerstand, war irgendetwas im Raum
Gewesen dass mich dazu gebracht hatte ihnen zu glauben.
Und auch jetzt glaubte ich dass es wahr war.
Denn ich hatte Deamons Kraft gesehen und auch wie er mit mir und den Dämonen umgegangen waren, sie hatten ihn gekannt und waren nicht erfreut gewesen.
Ich glaubte es ihm wirklich und etwas in mir zerrte danach, ihm noch mehr zu vertrauen und mein verankerten Lebensinstinkt zur Seite zu schieben, wenn er neben mir lief.
Ich bemerkte gar nicht wohin wir liefen und er hätte mich problemlos verschleppen können ohne dass ich von seinen Augen weg geblickt hätte.
So unverantwortlich hatte ich schon lange nicht mehr gehandelt und dennoch kam es meinem Bauchgefühl nicht falsch vor, sodass es zusätzlich noch alles über den Haufen warf.
Erst als er stehen blieb und mich erwartungsvoll ansah, bemerkte ich dass wir die Grenze des Waldes erreicht hatten.
Die Bäume ragten schwarz und bedrohlich in den Himmel, bildeten für jeden normalen Menschen eine beängstigende Mauer hinter der einem nur Dunkelheit erwartete.
Doch ich war in dieser Dunkelheit gross geworden, hatte gelernt sie für mich zu nutzten und mit ihr Freundschaft zu schliessen, mit ihr zu verschmelzen.
Der Kühle Wind auf meiner Heissen Haut erinnerte mich daran, dass er noch immer neben mir stand, und dieses merkwürdige Verhalten meines Körpers zu verschulden hatte.
Etwas zögerlich drehte ich mich zu ihm um, denn ich hatte keine Ahnung wie es jetzt weiter ging, ausser dass ich morgen nach der Schule das Buch endlich zurück holen würde.
"Also..ehm danke."
Seine Augen richteten sich auf mich und Belustigung flimmerte darin auf.
Diese intensive Farbe schien sich der Umgebung an zu passen, denn sie wurde dunkler, ein tiefes grün.
"Wofür?"
"Dass du mich begleitet hast."
Stotterte ich verwirrt.
Kurz sah er mich mit gehobenen Augenrauen an und lachte dann leise, wobei ich innerlich beinahe erschauderte und es nur mit grösster Mühe zurück halten konnte.
"Wirklich Teufelchen?
Du bedankst dich dafür?
Nicht für sie Rettung oder dafür dass ich dir das grösste Geheimnis das ich kenne erzählt habe?"
Er schüttelte den schief gelegten Kopf und ich wurde rot.
"Natürlich...danke auch dafür."
Sagte ich schnell, seine Anwesenheit machte mich nervös und ich verhielt mich gar nicht wie die authentische Jägerin.
Sein Mundwinkel zuckte hoch.
"Ich hole dich dann ab, warte einfach hinter der Academy."
Ich wollt schon bejahen als ich stockte.
Mein Mund klappte auf und ich hatte das Gefühl mich gerade verhört zu haben.
"Stop...bitte was? Woher kennst du die Academy?"
Ich starrte ihn förmlich an und das lag nicht an den heissen Grübchen die ich nun entdecken konnte.
Seine Aufen blitzten höhnisch als er die Schultern zuckte.
"Das Buch? Dein Training? Jeder kennt sie, denkst du wir kennen unsere Erzfeinde nicht?"
Er schien es für selbstverständlich zu halten aber mir wurde noch nicht mal im Ansatz klar was er wollte.
Erst langsam fiel der Groschen und ich hob abwehrend die Hände.
Ich vertraute ihm vielleicht, was für mich selbst ein Rätsel war, aber das Buch würde ich dennoch nicht in seiner Anwesenheit holen und was meinte er mit Training?
"Das war aber gar nicht abgemacht, ich kenne dich nicht einmal! Und was für ein Training?"
Er gab eine Art Schnalzen von sich und trat näher zu mir heran, was sofort jeden Muskel in mir zum Erstarren zu bringen schien.
Er strich ganz unschuldig über meine Jacke an meiner Hüfte was mich dazu brachte scharf ein zu atmen, doch an seinen Augen erkannte ich die Belustigung.
"Keine Wiederrede Teufelchen.
Deine Ausrede glaubst du doch selbst nicht, dass wissen wit beide."
Er beugte sich näher tu meinem Ohr und raunte es mir zu, sodass die Gänsehaut nun wirklich nicht mehr zu verhindern war.
Ich verstand wirklich nur die Hälfte davon aber konnte bloß mit grossen Augen geradeaus starren.
Ich meinte beinahe spüren zu können wie er seine Lippen bewegte und sie zu einem herablassenden aber auch amüsierten Grinsen verzog.
Normalerweise hätte ich einfach meine Faust genommen und ihm eine verpasst, aber jetzt wollte ich mich gar nicht bewegen, mein Körper Strikte und er schien es zu mögen, solange er in meiner Nähe war.
Er schien es zu bemerken und lehnte sich zufrieden wieder zurück, während er mich aber noch nicht aus seinem fesselnden Blick liess.
"Du musst trainieren, was denkst du denn, das du in die Geschehnisse hinein gezogen wirst, von Azrael erfährst und von unserer Existenz und danach weiter machen kannst wie bisher?
Teufelchen, es wird sich noch eine Menge verändern.
So oder so, es wird nicht mehr lange so sein wie jetzt, mit dem Unterschied dass du dich vorbereiten kannst."
Ich verstand zwar nicht alles aber genug um zu wissen dass er es trotz allem ernst meinte und das beschäftigte mich.
"Bis morgen Teufelchen."
Hauchte er mir zu und kurz meinte ich seine Lippen an meiner Wange zu spüren, doch wahrscheinlich war es einfach ein Windhauch gewesen.
Danach verschmolz er mit der Dunkelheit und das letzte was verschwand waren seine grünen Augen.
Danach stand ich noch eine Weile da, aber er war wirklich weg und die Kälte schlich sich nun durch das Leder auf meiner Haut.
Ich dachte nochmals an Mary, ihre Gefühle, das was sie mir erzählt hatte.
Es schien alles viel zu schnell zu gehen, als hätte mein Leben keine Zeit mehr zu verlieren und musste alles auf einmal auf mich nieder prasseln lassen.
Ich hatte immer gedacht die Amsichten der Jäger seien die einzigen die richtig und moralisch waren.
Die Zerstörung aller Dämonen.
Aber jetzt fühlte ich mich zu einem von ihnen auf eine merkwürdige Weise hingezogen und versuchte sie nicht zu töten, während sie mich sogar retteten.
Langsam begann ich dass alles, das Jäger da sein mit all den Ratsvorsitzenden und Regeln zu hinterfragen.
Durch die Gesetzte und das was mir von Kind auf in den Kopf gepresst wurde, hatte ich gar nicht daran gedacht die Welt einmal anders ein zu sehen.
Ich hatte die Rollenverteilung von Gut und Böse immer angenommen.
Wir waren die Guten und Dämonen und all die übernatürlichen Wesen die Bösen.
Erst jetzt begann ich zu Hinterfragen, vielleicht gab es Grösseres als wir uns vorstellen konnten, mehr als bloss einige geflüchtete Dämonen.
Und vielleicht hatten meine Eltern das gewusst und mussten deshalb sterben, nicht nur wegen mir.
Meine komplette Weltansicht war heute über den Haufen geworfen worden und an allem wo wir Menschen normalerweise Halt suchten glitt ich ab.
Ich schwebte in den Erkenntnissen die ich mein Leben lang ignoriert hatte, ich begann über all das, mein Dasein nach zu denken und lief langsam durch den Wald.
Vielleicht war es gut dass das passiert war, vielleicht wollte ich dieses Leben, welches für mich immer so klar vor programmiert war gar nicht.
Die kalte Luft schlich sich durch meinen Hals dee schmerzhaft pochte, während die wispernden Stimmen der Blätter die Kunde des Westwindes durch den ganzen Wald verteilten, der noch immer dunkel um mich herum lag.
Ich fühlte mich wohl in ihm weil ich es so gelernt hatte, doch plötzlich ergab für mich alles keinen Sinn mehr.
All die Regeln die uns Menschen halfen mit unserer Umwelt zurecht zu kommen, all das stürzte in sich zusammen und ich wusste nicht, was ich wirklich wollte.
Immer hatte ich es vorgeschrieben und bestimmt gehabt, doch jetzt war ich mir gar nicht sicher was mein Dasein überhaupt bewirkte.
Töten und alt werden und sterben?
Das wollte ich nicht, aber normal und unwissend wollte ich garantiert noch weniger sein.
Es war einfach zu viel und wahrscheinlich war es die Zuneigung zu solch einem Hybriden Dämon noch die Sahne auf dem Eis, denn das machte mich einfach fertig.
Normalerweise hatte ich mich immer im Griff doch bei ihm war es einfach anders gewesen, und als er Jace angegriffen hatte hatte ich trotz dem was mir Mary über ihre Gefühle erzählt hatte, noch immer dasselbe kleine Flattern in der Brust.
De Rest des Weges verbrachte ich damit nach zu denken, über so viele Dinge, bloss nicht was ich sagen würde wenn ich ankam.
Und dann endete der Waldboden, den de Natur als einen kleinen Weg geformt hatte plötzlich vor dem Eisentor.
Ich fuhr, wie so oft über die verzierten Stäbe und stiess es langsam auf.
Ich sah auf die wenigen Lichter die noch im Haus brannten und konnte die kleinen Schatten sehen, die sich dadurch an den dunkeln Wänden und dem nassen Gras abbildeten.
Ich hatte es immer als das für mich sicherste Anwesen angesehen, doch jetzt begann die Fassade in meinem Inneren zu bröckeln und ich sah dass wir uns eigentlich bloss versteckten.
In diesem Gemäuer, doch nachdem was ich gesehen hatte würden wir dort nicht noch viel länger solcher sein, erst recht musste ich das Buch der Dämonen so schnell wie möglich aus dem Versteck in der Gasse holen.
Aber während ich ungehindert durch das, für Dämonen abgegrenzte Anwesen, schritt, wurde mir bewusst dass das oberste Fenster, dort wo Alice oft in mein Zimmer kam, noch Licht brannte.
Also musste ich mir etwas einfallen lassen, um es ihnen zu erklären, denn ich wusste was Lügen anstellen konnten.
Nur zu oft kosteten sie einem das Leben.
Also musste ich auf das Vertrauen meiner Freunde hoffen, denn das was ich ihnen erzählen würde, war gegen alle Gesetze der Jäger.
Und das wusste ich.

Teufelsengel *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt