13~Smalltalk with a Titan

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„Arya?"
Widerholte der alte Mann mit dem grauen, elegant geschnittenen Bart und den orangen Augen, über denen in der linken Braue eine Schneise eingebaut war. So perfekt, als würde selbst dieses Detail geplant.
Da die Körper der Titanen nur dazu dienten nicht alles um sie herum zu verbrennen, war es das wahrscheinlich auch.
„Ich..weiss was du bist. Du solltest dich besser nicht mit mir anlegen!"
Der Mann lachte. Seine Stimme tief wie tausend Galaxien und die Augen so feurig wie der Funke des Urknalls gewesen war.
„Wieso sollte ich auch?"
Fragte er mich und kam langsam näher.
Eigentlich hätte ich mich an die Anwesenheit von kräftiger, uralter Energie mittlerweile gewöhnen sollen, doch die Spannung drohte mich noch immer auseinander zu reissen.
Verwirrend über das friedliche Auftreten des Mannes in rot blieb ich an Ort und Stelle stehen.
Weglaufen war bereits eine ganze Weile keine Option mehr gewesen.
„Du willst mich also nicht töten."
Stellte ich fest.
Nur um das geklärt zu haben.
Es war ja nicht alltäglich, einen Titanen zu sehen der nicht nach meinem Leiden sehnte. Lag wohl in ihrer Natur.
„Nein."
Antwortete er schlicht und gähnte.
„Also, nachdem du mich nun zwei Mal Fragen der gleichen Aussage gefragt hast, streng dein menschliches, beschränktes Hirn ein. Ich weiss es ist schwer, aber hast du schon einmal bedacht dass du.."
Er wies mir einem langen Finger und ungeschnittenen Nägeln auf mich.
„Der einzige Grund bist, wieso wir uns hier aufhalten können? Logisch überlegt hättest du dich längst umbringen sollen, dann hätte sich die Zwischenwelt wieder verschlossen und uns alle mit sich gerissen. Aber das ist die Sache an Menschen. Sie hängen viel zu sehr an ihren Leben."
Ausschweifend blickte er in die Ferne und ich räusperte mich, während ich die Rinde von einem Baum pulte.
„Aber natürlich bist du auch eine gefährliche Waffe gegen uns...also verstehe ich; wieso sie dich am Leben gelassen haben."
„Also wenn du nicht hier bist um mir zu schaden, was tust du dann?"
Unterbrach ich ihn, da meine Nerven diesen Smalltalk mit einem Titanen gerade nicht verkrafteten.
„Um dir etwas zu zeigen."
Er deutete eine überaus galante Verbeugung an und streckte die Hand aus.
Wenn er wirklich erwartet hatte, dass ich ihn jetzt a die Hand nahm, hatte er sich gewaltig geschnitten.
„Ich bleibe lieber hier, danke."
Meinte ich kühl und er lächelte beherrscht.
„Wie unhöflich von mir, mich nicht vorzustellen."
Er richtete sich die Krawatte und hob das schmale Kinn, das mich irgendwie an einen Ziegenbock erinnerte.
„Ich bin Krios. Ich bin der Herrscher über die Gestirne des Himmels und bin der Erschaffer der Sternbilder."
Ich formte die Lippen zu einem wenig beeindruckten „Aha."
Wenn man sich an dem Punkt befand, an dem die Erde unterging und man Wesen gegenüber stand, von denen man früher nur in den Mädchen oder Mythologie gelesen hatte, überraschte einen irgendwann nichts mehr.
„Also bist du wie Apollon."
Meinte ich mich zu erinnern und er schnaubte erzürnt auf.
„Ach wie ich diesen Kerl hasste...er war nur ein billiger Nachahmer meiner selbst. Zum Glück habe ich ihn schon lange aus dem Weg geschafft."
Perplex starrte ich ihn an. Wow, gut zu wissen dass meine Kindheitslegende von einem Titanen gemeuchelt worden war.
„Also sind die Sternbilder auch von dir?"
Erkundigte ich mich, während ich in Gedanken bereits fleissig nach Raziel rief.
Es hiess also: Zeit schinden und den redseligen Titanen irgendwie beschäftigen.
Ohne dabei zu sterben, versteht sich.
„Natürlich. Aber sie entstanden um ehrlich zu sein in einer schwachem Sekunde, in welcher ich die Sterne zu etwas sinnvollem bilden wollte."
Ich nickte sehr interessiert.
„Wow...das ist echt."
Ich suchte nach dem passendem Wort dafür, den Erdinder der Sternbilder zu loben.
„Klasse."
Er runzelte die Stirn und entschied sich dann zu glauben, dass es wohl ein Kompliment war.
Geschmeichelt winkte er ab und murmelte irgendetwas.
„Nun, genug geredet. Dein Engelsfreund wird nicht auftauchen, ich blockiere deine Sendesignale."
Klärte er mich nebensächlich auf und zuckte die Schultern.
„Wie..."
Fragte ich und er tippte sich an den Kopf.
„Du denkst zu laut."
Ich stöhnte leise auf.
„das sagen die Engel auch."
Er verzog angeekelt das Gesicht und schnappte sich kurzerhand meinen Arm.
„Vergleich mich ja nie wieder mit diesen Kreaturen! Ansonsten überlege ich mir das mit dem Töten noch einmal."
Kommentierte er dann und plötzlich begannen wir wie gegen die Zeit durch die Umgebung zu rasen.
Es war, als besässe ich die Geschwindigkeit und auch den Widerstand eines Schnellzuges.
Mein Gesicht wurde nach hinten gedrückt, wie wenn man eine wilde Achterbahnfahrt genoss.
Nur war das kein Vergnügungspark, wie ich gleich sehen sollte.
Die grüne Umgebung verschwand langsam und wich einem weissen, gleissenden Blitz, bei welchem ich die Augen schliessen musste, um nicht schmerzhaft zu erblinden.
„Fuck."
Murmelte ich, als das Gefühl der Bewegung nachliess und ich wieder festen Boden unter meinen Füssen spüren konnte.
Dann bemerkte ich den Steinigen Boden, ohne einen einzigen Grashalm.
Nur dunkle, rissige und trockene Steinbrocken, die aufeinander geschichtet in unzähligen Hügeln herum lagen.
Langsam hob ich den Kopf.
Einige Risse zogen sich durch die Erde, dadurch floss dickflüssige Lava, deren schwarze Oberfläche gefährlich heiss dampfte.
Aber neben der kargen und unerträglich heissen Landschaft, gab es noch etwas viel merkwürdigeres.
Den Himmel.
„Was zum..." flüsterte ich und starrte in die gähnende Leere, die mir entgegen starrte.
Der Himmel war weiss, und nichts als weiss.
Es war, als würde alles verschwinden, was sich zu nahe heran wagte. Als wäre dort nichts mehr als die weite Leere.
„Das ist unsere Heimat. Wir leben hier seit vielen Jahrhunderten."
Ich stockte und ein leicht panisches Gefühl breitete sich in mir aus.
„Ich bin in der..."
„Zwischenwelt."
Beendete Krios meinen Satz und ich lachte hysterisch auf.
Na super. Ein wundervoller Tag.
Der Ausflug in die gefährliche Zwischendimension, die gleich neben dem ewigen Nichts lag, konnte ich jetzt wohl von meine Check-Liste streichen.
„Ich möchte dir damit zeigen, wie die Götter die ihr dummen Menschen angebetet habt und ihre Engel nicht die Guten sind."
Ich hob die Brauen.
Ein wenig überzeugender Versuch, die Dinge zu drehen.
„Komm, ich erzähle dir die Geschichte."
Ich verzog das Gesicht.
„Ich kann an dieser Stelle wohl nicht fragen, ob ich wieder zurück kann?"
Wagte ich mich zögerlich vor und er schüttelte nur kurz den Kopf.
Als wäre es unwichtig.
Ich schluckte und stöhnte innerlich.
Doch was hatte ich für eine Wahl, als ihm einfach nach zu latschen und aufzupassen, dass meine Füsse nicht in heisser Magma versanken.
„Als unser aller Gaia uns bekam, hatte Uranos keine grosse Freude. Ich muss dir sagen die Vaterfiguren der Geschichte sind wirklich mangelhaft."
Ich lächelte ironisch. Davon konnte ich ein Lied singen.
„Er sah in seinen Kindern Konkurrenten, während Gaia uns zu den Erschaffern eurer Welt machte. Jeder hatte seine Aufgabe und es lief toll. Eine Zeit lang."
Plapperte er weiter und seine Geschichte erinnerte mich irgendwie an den Anfang einer gescheiterten Beziehung.
„Danach begann die Suche nach einem Partner.
Ich, so darf ich stolz sagen, bin der einzige Titan, der nicht eine Schwester gevögelt hat. Dieser Inzest ist ja mal so eklig."
Abwehrend hob er eine Hand und ich verzog die Lippen zu einem überforderten Grinsen, da er leise lachte und ich es für die angebrachte Reaktion hielt.
„Aber das ist eine andere Geschichte. Wir Titanen bekamen einige Kinder, die Götter. Doch keiner von ihnen wäre mächtig genug gewesen, das Gleichgewicht, das wir erbauten, in Gefahr zu bringen."
Er wies auf einen Berg in unerreichbarer Ferne. Wann immer man dachte, den Horizont erkennen zu können, wuchs die Distanz weiter.
„Bis Kronos, der Titan der Zeit ebenfalls Kinder zeugte. Zeus und so. Und da er merkte, dass seine Kinder eine Gefahr waren, ass er sie trotz Rheas Flehen auf. Ich war dabei, seine Choliken danach waren schrecklich."
Ich beobachtet zwei riesige Gestalten, die auf die Bildfläche traten.
Sie hatten nur noch entfernt etwas mit einer menschlichen Figur zu tun, es war mehr so, als hätte six die Lava erhoben und zu Kampfmaschinen geformt, die mit ihren Fäusten aufeinander los gingen.
Wann immer einer einen Treffer landeten, bebte die Erde und hell Lichtstrahlen durchbrachen das Feuer, aus welchem er zu bestehen schien.
„Beachte sie gar nicht. Sie können eine sehr rohe Gesellschaft sein, wenn ihnen langweilig ist."
Er winkte ab und ich versuchte sehr angestrengt, dem Instinkt zu widerstehen und mich nicht hinter einem Felsen zu verstecken.
Stattdessen zuckte ich bei jedem Donnern, das die Steine zum Wackeln brachte, heftig zusammen.
„Die Götter befreiten sich und besassen dir Arroganz uns, ihre Eltern zu hintergehen und die Welt umzuformen. So erschufen sie eine Spezies, die nur Schaden auf die Erde brachte. Menschen."
Er verzog das Gesicht.
„Die Tiere, die perfekte Natur, sie haben alles zunichte gemacht. Die Erde war bereits verloren, wir haben dem Ganzen nur ein schnelles Ende gesetzt."
Spielte er auf die Stadt an, vor der ich noch Gestern gestanden hatte und nur Trümmer der Zerstörung hatte ausmachen können.
„Als wir sie daran hindern wollten, sperrten sie uns ein und erschufen ihre blinden Lakaien, die in ewiger Gehorsam ihre Drecksarbeit erledigen sollten."
Ich starrte ihn entgeistert an. Das war eine wirklich eigene Geschichte.
„Und deswegen Arya, kannst du uns helfen eine neue Erde zu erschaffen. Ohne Menschen und Götter, die angebetet werden. Eine perfekte Erde."
Er richtete die Augen auf mich und ich senkte den Blick.
Sowas gab es nicht, das war doch nicht möglich.
Und selbst wenn, all die Seelen die im Himmel darauf warteten, wieder ein neues Leben zu beginnen, würden für immer fest sitzen. Oder wer weiss, vielleicht noch schlimmeres.
„Das kann ich nicht."
Ich schüttelte den Kopf.
Er seufzte.
„Wie konnte ich von einem Menschen erwarten, dass er versteht wie schlecht eure Gattung ist."
Ich verzog die Lippen.
„Wir sind nicht nur schlecht! Wir wissen auch wie es ist zu lieben und die Natur zu schätzen."
Er lachte höhnisch.
„Sagten das auch die Bombenbauer, die tausende Kilometer Natur für immer vergiftet haben? Oder die Kämpfer, die Insekten im Blute ihrer unnötigen Kämpfe um Land und Geld ertränkten?"
Eins zu null für ihn.
„Ich helfe dir trotzdem nicht, Krios."
Meinte ich und hob entschlossen den Kopf.
Wie gesagt, töten konnte er mich nicht, wenn er nicht für immer hier eingesperrt sein wollte.
„Du musst dich jetzt entscheiden Arya.
Die Götter oder wir."
Ich schüttelte den Kopf.
„Das ist nicht schwer. Ich wähle die Götter."
Ich konnte nicht erkennen, ob er wütend war oder ob es ihm nichts ausmachte, dass ich ihn vor den Kopf stiess.
„Gut. Dann begib dich bitte hier hinein."
Er wies auf einen Käfig, der plötzlich auf der unebenen Fläche aufgetaucht war.
Er bestand aus schweren Stäben und war gerade so gross, dass ich angekettet wie ein Tier dort drinnen hätte sitzen können.
„Wie bitte?"
Er grinste, und jetzt erkannte ich die bösen Züge seines inneren Wesens.
„Du bist unser Interdimensionaler Schlüssel. Du verstehst dass ich nicht sonderlich erpicht auf deinen Tod bin."
Ich lachte und machte einen Schritt zurück.
Jetzt hatte ich wirklich Schiss.
Ich hätte bereits beim Anblick der orangen Augen abhauen sollen.
Jetzt stand ich ganz alleine da, im Land der Titanen.
Von dem ich nebenbei auch nicht wusste wie ich weg kommen sollte.
„Ich gehe da niemals hinein! Du kannst mich nicht zwingen!"
Schrie ich zu dem Mann hinauf, der plötzlich zu wachsen begann, bis er die Grösse eines Hochhauses erreichte.
„Oh doch."
Seine Stimme klang wie ein tiefer Donner in meinem Kopf und er streckte eine glühende, rote Hand nach mir aus.
Ich spürte die Hitze sich in mein Gesicht brennen.
Doc wenn ich eines gelernt hatte, dann dass ich mich nicht so einfach geschlagen gab.
Ich rief die alte Kraft in mir hervor und sofort wirbelten die Schattn und das Licht durch meinen Körper, sodass ich das Gefühl hatte vor Hitze zu verbrennen.
Doch dann schossen sie aus meinen Händen und direkt in seine Hand hinein.
Es knallte und mit einem lauten, verwirrten und überraschten Schrei zog er seine Hand langsam zurück.
Mit weiss glühenden Augen sah ich zu ihm hoch.
„Wage es ja nicht, mich anzufassen, du Mistkerl!"
Rief ich enthusiastisch und konnte mit ein Grinsen nicht verkneifen.
Ich war so stark dass ich einem Titanen die Stirn bieten kann. Das verschaffte mir schon eine gewisse Genugtuung.
Dann hörte ich schwere Schritte und die zwei kämpfenden Titanen kamen direkt auf und zu.
Unterdessen hatte sich ihre negative Aufmerksamkeit auf mich gelenkt und mit geballten Fäusten stampften sie nun ihrem Kameraden zu Hilfe, der sich von seinem ersten Schock erholt hatte und zum Gegenangriff über ging.
Ich riss die Augen auf und blickte direkt in eine riesige, brennende Feuerkugel aus knisternder Energie.
„Oh, oh."

Oh ja, das kann sie laut sagen, oder? Fandet ihr Krios hatte mit seiner Geschichte die Wahrheit erzählt oder alles nur erlogen? Und wie steht ihr zu dem Teil mit den Menschen? ab in die Kommis mit euren Gedanken!
Love you
Tala

Teufelsengel *beendet*Where stories live. Discover now