14~Him or Him?

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Es war mehr Glück als Können, dass ich zur Seite hechten konnte, bevor mich der Feuerball hätte in Stücke reissen können. Kleine, zerfetzte Stücke.
Ich schlug mit den Händen und der linken Backe auf den Steinen auf und schürfte mir kräftig die Haut auf, bevor ich mich hoch stemmte und kleine Steinchen von meinem Rücken hinunter rieselten.
„Verdammte scheisse."
Murmelte ich und nahm dieselbe Kampfstellung ein, die ich mit Deamon geübt hatte.
Zu sterben war eine Sache. Da hätte ich die Gewissheit in den Himmel zu meiner Familie zu gelangen.
Doch hier in einem Käfig bis zu meinem 100. Geburtstag zu verrotten, darauf war ich nicht so scharf.
Ich hörte das frustrierte Gebrüll der Titanen, als ich zwischen ihren Händen hindurch huschte und weisse oder schwarze Blitze verteilte, wo immer ich sie erreichen konnte.
Natürlich tötete es sie nicht, nicht so wie Theia, die sich in ihrer menschlichen Hülle befunden hatte und keine Möglichkeiten gehabt hatte, das zu ändern.
Doch es verletzte sie und machte sie noch wütender.
das würde ein kurzes Spiel werden. Und ich würde in hundert von hundert Fällen der Verlierer sein.
Schweiss lief mir die Stirn hinunter und ich fühlte wie mein Körper vor Anstrengung brannte und noch mehr von den magischen Zeug durch meine Adern pumpten.
Es fühlte sich an, als würde man Sand an meiner Haut reiben, doch mir blieb nichts übrig, als die Schläge weiter mit einem Energiewall aus weiss aufblitzenden Strahlen abzuwehren.
Ich hätte gerne gesagt ich würde sie mit Links besiegen, doch dem war leider nicht so.
Genauer gesagt, hielt ich mich irgendwie aufrecht und verdrängte, dass meine Kräfte langsam zu Ende gingen, während die Titanen davon bestimmt noch eine Menge über die Jahrhunderte angesammelt hatten.
Ich spürte einen Schlag und stolperte vorwärts, ein brennender Schmerz breitete sich an meinem Arm aus. Als ich darauf hinunter sah, bildeten sich bereits ekelhafte, über den ganzen Arm verteilte, Brandblasen. Es schmerzte höllisch und überall roch ich nur noch verbranntes Fleisch.
Dieser eine Moment in dem ich zögerte, mich zu bewegen, gab Krios die Gelegenheit, mich zu erwischen.
Er streckte seine Hand nach mir aus, und wahrscheinlich hätte er mich wie ein Toaster gebraten, wenn nicht in dem Moment eine Lücke mitten vor mir in der Luft aufklaffte und mich Jemand zur Seite stiess.
Noch bevor ich erneut auf die harten Steine knallen konnte, wurde ich jedoch von Jemandem aufgefangen.
Als ich den Kopf hob, blickte ich direkt in zwei grün funkelnde Augen. Ein schiefes aber auch beunruhigtes Grinsen lag auf Deamons Lippen, als er mich packte und auf den klaffenden Spalt zu rannte, während über uns die Fetzen flogen und Steine ihren Weg durch die Luft in den Spalt fanden und mit Donnerschlägen auf die Erde fielen.
Jetzt wusste ich auch, woher Meteoriten wirklich stammten.
Als ich eine Sekunde lang aufsah, erkannte ich Raziel.
Er schwebte in der Luft, rund um ihn herum ein Strahlendes Licht, welches von jedem Milimeter seines Körpers ausgestrahlt wurde und die Titanen auf Abstand hielt.
Er sah aus wie Ein Stern, der von innen heraus leuchtete.
Seine Klinge schnitt selbst die Luft in kleine Fetzen und durchdrang die schwere Lava-Feuer Mischung mit Leichtigkeit.
Zudem wich er jedem roten Blitz und jeder Feuerkugel aus, die nach ihm geschleudert wurde.
Wie ein Vogel zwischen Geiern flitzte er hin und her und liess die Titanen aussehen wie lahme alte Opas.
Das hätte ihnen bestimmt nicht gefallen, wenn ich es ausgesprochen hätte.
„Schnell Teufelchen, ich bring dich hier weg."
Deamon hob mich hoch, während er Anlauf zum Sprung nahm, doch ich krallte mich in seinen Arm.
„Wir können Raziel doch nicht hier zurücklassen!"
Rief ich, mit einem Blick aur den grimmig blickenden Engel, in dessen weissen Auge pure Macht glitzerte.
Entschlossen wehrte er jeden Schlag ab und rettete sich immer knapper von den Geschossen, die auf ihn hinab rieselten, wie ein Sommerregen.
„Doch. Können wir."
Meinte der schwarzhaarige Dämon, dessen Anwesenheit mich automatisch etwas beruhigte.
Dann verschwanden wir durch den Spalt und wieder erfüllte dieser weisse Lichtblitz mein Sichtfeld, während ich das Gefühl hatte, Deamon zu verlieren und ganz tief zu fallen.
Ich fiel durch Raum und Zeit und das war nicht einmal metaphorisch gemeint.
Als ich schliesslich unsanft auf dem grünen Gras unseres Lagers landete, spuckte ich Erde aus und drehte mich langsam auf den Rücken.
Ausser Atem schnappte ich nach Luft und setzte mich dann auf.
Kleine Zweige in meinen Haaren, die mich gewaltig an der Kopfhaut stachen.
„Verdammt Deamon! Wir müssen zurück und ihn holen!"
Der grosse Junge neben mir fischte sich ein braunes Blatt aus den glänzenden, schwarzen Haaren und blickte mich dann finster an.
„Er ist ein Erzengel Arya. Er kann auf sich aufpassen."
Doch das war keinesfalls die Wahrheit.
Ich sorgte mich, vielleicht mehr noch als ich zugeben wollte.
„Das sind mindestens ein dutzend Titanen dort drinnen, die ihn allesamt verabscheuen! Wie lange kann er da wohl durchhalten!"
Schrie ich Deamon an und raufte mir die Haare.
Der Spalt in der Luft flimmerte, sodass die Grenzen dieser und der Zwischenwelt gefährlich verschmolzen waren.
„Lange genug. Der Spalt ist noch offen, also lebt er noch."
Meinte Deamon und klang nicht halb so erfreut wie ich mich fühlte.
Unruhig tigerte ich vor dem Fleck in der Luft hin und her und betete, dass er sich nicht schliessen würde.
Das tat es auch nicht. Allerdings flackerte es einige Male bedenklich, sodass ich drauf und dran gewesen war erneut hinein zu springen.
Doch dann schoss mit einem lauten Knall plötzlich eine helle, schimmernde Gestalt durch das Tor.
Haarscharf vor mir bremste sie plötzlich ab und ein feiner Windstoss wehte mir die Haare zurück.
Direkt vor mir und damit mein ich wirklich direkt, stand Raziel.
Seine Blicke bohrten sich in meine Augen und ich hielt die Luft an.
„Du bist noch am Leben."
Piepste ich leise und hörte ein abfälliges Schnaubes von Deamon.
Raziel nickte nur schweigend und entfernte sich dann einige Schritte von mir.
„Nächstes Mal informierst du mich, bevor du dich von einem Titanen verschleppen lässt."
Kommentierte der Erzengel und ich wollte zu einer Erklärung ansetzen, dass dies nicht möglich gewesen war, doch erinnerte mich dann an den Streit mit ihm.
Also schwieg ich nur und starrte auf das Gras.
Er war so abweisend, dabei wusste ich wie er wirklich war.
Auch Engel konnten fühlen, und egal wie sehr er mir das Gegenteil zu beweisen versuchte, ich war davon überzeugt.
„Ich hole dir was Essen Arya. Du siehst aus als könntest du das nach deinem Energieverbrauch gebrauchen."
Meinte Deamon trocken und ich lächelte ihm dankbar zu.
Obwohl es ihm nicht gefiel, mich mit Raziel hier alleine zu lassen, sprang er über seinen Schatten und versuchte, auf seine Art zu helfen. Ohne aufdringlich zu sein.
Wenn Raziel das doch bloss auch so machen könnte.
„Ich bin nicht wie dein Dämonen Freund Arya! Hör auf dir das zu wünschen!"
Mit rauschenden Flügeln hatte sich Raziel erneut zu mir umgedreht und blitzte mich an.
Ich stockte und machte einen Schritt zurück.
Seine Wut strahlte etwas gefährliches aus, was mir wirklich angst machte.
Die Bäume um uns herum begannen sich zu beugen und die Luft knisterte angespannt, obwohl kein Gewitter in der Nähe war.
Erzürne nie einen Erzengel. Notiz gespeichert.
„Ich...das..wollte ich nicht."
Nuschelte ich und seine Augen verwandelten sich zu einem tobenden Sturm grauer Wolken.
„Natürlich wolltest du das. Du kannst dich nicht entscheiden und willst es dir einfacher machen, indem du versuchst uns so zu verändern dass wir dir genau passen."
Deamon war wieder hinter mir aufgetaucht und das Blut in meinen Adern begann zu pochen.
Tat ich das wirklich? War ich so egoistisch?
Womöglich ja. Denn ich konnte mich wirklich nicht entscheiden und so leid es mir tat, ich konnte nichts mehr vorspielen.
„Es tut mir leid."
Wiederholte ich und fuhr mir durch die Haare.
Tränen stiegen in meinen Augen auf.
Nicht nur wegen der Verzweiflung die ich unter den vorwurfsvollen Augen meiner beiden verspürte, sondern auch wegen all dem Druck und der Gefahr, der ich ausgesetzt war.
Irgendwann wurde es zu viel.
„Ich will das nicht tun...ich kann mich nur nicht..."
Ich brach ab und spürte die heissen Tränen auf meiner Wange.
Scheisse. Doch nicht jetzt.
Ich vergrub das Gesicht zwischen den Händen und wurde von leisen Schluchzern geschüttelt.
Scheiss drauf. Ich konnte es nicht zurückhalten und musste mich endlich ausweinen.
All die Spannung herauslassen und meinen Gefühlen frei lassen.
Hemmungslos weinen, das musste ich tun.
Und das tat ich auch.
Meine Hände waren bereits völlig nass und ich hatte das Gefühl, völlig alleine auf dieser Welt zu sein, als mich warme Arme fest umschlossen.
Ich genoss es, die Wärme und die Sicherheit die sie ausstrahlten.
Ich lehnte mich an die Schulter und weinte weiter, während mir eine Hand langsam übers Haar strich und ich einen warmen Atem an meinem Ohr spüren konnte.
Es war beruhigend, die ausgewogene Energie um mich herum zu spüren und die Arme, die mich stützten.
Ich schniefte und wischte meine Hände an meinem Oberteil ab, bevor ich langsam den Blick von dem schwarzen Shirt hob und nach oben sah.
Ich wusste nicht, wen ich mir gewünscht hätte, dort stehen zu sehen.
Auf welches Gesicht ich gehofft hatte.
Zwei sanfte, grüne Augen musterten mein Gesicht und ich atmete langsam aus.
Deamon fuhr mir die Tränen auf der Wange nach und lächelte dann schief aber auch etwas traurig.
Jetzt wusste ich, wen ich mir gewünscht hatte.
„Ich weiss dass du ihn liebst Arya. Und ich weiss auch dass du mich liebst. Irgendwann musst du dich wohl entscheiden."
Meinte er und wiegte mich leiht hin und her.
Ich schloss die Augen und erinnerte mich an all die zärtlichen Momente, die ich mit Deamon verbracht hatte.
Er hatte mich glücklich gemacht. Eine Zeit lang.
„Und ich mag diesen eingebildeten Engel nicht ausstehen, aber er hat dich beschützt. Das muss ich ihm eingestehen."
Er lachte leise, ich hörte aber, dass es ihm missfiel, das zuzugeben.
Ich nickte nur und lächelte leicht.
Dann wurde ich ernst.
„Die Titanen, sie werden angreifen, morgen schon. Morgen ist der Tag an dem alles beendet werden muss."
Ratterte ich die Worte hinunter unf versuchte, ihnen kein all zu grosses Gewicht zu geben.
Doch das war schwer, wenn morgen jegliches Leben auf dieser Erde ausgelöscht werden würde.
„Ich weiss."
Deamon strich mir bedächtig die Haare über die Schultern und entfernte sich dann von mir.
„Raziel hat sich bereits auf gemacht, die Jäger davon zu unterrichten. Wir werden bereit sein."
Ich nickte und hielt mich an seinen Worten fest wie ein einem Seil, welches über der ewigen Leere baumelte.
Eine Weile schwiegen wir und nur die unheimliche Ruhe umgab uns, während ich seine warm glühenden Augen nochmals musterte.
Die kleinen Flecken dunkles grün, auf einem
Grellen, strahlenden Grün.
Als wäre ein ganzer Wald darin gefangen.
Seine Augen wanderten langsam zu meinen Lippen hinunter und ich schluckte.
„Ich... sollte jetzt wohl besser in mein Zelt gehen. Morgen sollte ich ausgeruht sein."
Deamon grinste und kratzte sich an den schwarzen Haaren.
„Ja. Schliesslich stirbt man nicht jeden Tag."
Zweifelnd sah ich zu ihm und biss mir auf die Lippen.
„Sag das nicht. Wir werden nicht sterben."
Murmelte ich und Deamon ergriff meine Hand.
Ich blickte wieder zu ihm zurück und machte eine seltsame Ernsthaftigkeit in seinen Gesichtszügen aus, die ich das erste Mal bei ihm sah.
„Du wirst nicht sterben, Arya."
Ich blinzelte verwirrt von den Worten, die er mit solchem Nachdruck aussprach, bevor ich dankbar lächelte und seine Hand losliess.
Auf dem Weg zu meinem Zelt dachte ich darüber nach, wie der Kampf morgen ausgehen würde.
Und in allen Fällen, die ich mir durch den Kopf gehen liess, starb ich.
Das Lager aus all den wirr aufgestellten Zelten wirkte verlassen.
Die Waffen türmten sich zu allen Seiten, doch alle Feuer waren ausgemacht.
Es war gespenstig ruhig und aus den Zelten war kein Geräusch zu hören.
Jeder bereitete sich alleine auf den letzten Tag auf Erden vor. Und auf seinen womöglichen Tod.
Ich atmete zitternd aus und betrat mein Zelt.
Jetzt würde es also zu Ende gehen.

Meine lieben Sternchen, macht euch bereit auf das baldige Finale! Und kleine Frage, was denkt ihr? Für wen könnte sie sich entscheiden? Lasst euch von mir nicht in die Irre führen! love you
Tala

Teufelsengel *beendet*Where stories live. Discover now