10~Die Küsse eines Engels

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Meinte er dann und richtete den Blick zu mir.
Ich sah keine Anstrengungen, doch ich wusste dass er durch den Schnitt etwas von seinem inneren Licht verlor und das schwächte ihn.
„I..ich?"
Fragte ich piepsig und Theia lachte laut.
„Sie? Du willst einen Mischling um Hilfe bitten?"
Raziel beobachtete mich genau, während die Frau in dem langen, weissen Kleid sich am Baum wand und rote Flammen aus ihrem geöffneten Mund schossen.
„Ja. Das tue ich."
Meinte er dann und das erste mal fühlte ich mich von ihm wirklich ernst genommen.
Als gleichwertig. Als würde er mir vertrauen.
Das tue ich. Gemeinsam können wir sie vernichten, Arya.
Ich riss mich zusammen und schritt an den Jägern vorbei, deren Blicke mir zwar folgten, jedoch das erste Mal seit sehr langer Zeit keine Feindseligkeit ausstrahlten.
„Was muss ich tun."
Fragte ich grimmig, fest entschlossen dieser Schönheit den Gar aus zu machen.
Diese Arya gefällt mir.
Spornte er mich an und ich atmete tief ein. Mein Selbstvertrauen stieg.
„Es gibt nur etwas was einen Titanen töten kann. Die vereinte Kraft eines Dämons und eines Engels."
Er lächelte Grimmig und Theia hörte auf sich zu wehren.
Aufmerksam sah sie auf mich hinunter.
„Nein..."
Flüsterte sie als ihr klar wurde wer ich war.
„Zufälligerweise Theia, habe ich beides im Sortiment."
Abfällig hoben sich Raziels Mundwinkel und die Titanin kreischte wutentbrannt auf.
„Nein! Du kleine Made ich werde dich..."
Raziels Handfläche öffnete sich und ein weisser Lichtstrahl schoss auf sie zu und bohrte sich direkt in ihre Brust hinein.
Sie schnappte nach Luft und begann zu zittern als wäre sie besessen.
„Du muss diese dunkle Seite zulassen, Arya. Sie ist ein Teil von dir."
Ich schluckte.
Dann nickte ich. Ich konnte mich nicht ewig dagegen wehren. Es war nun ein Teil von mir und ich musste damit klar kommen.
Ich hob langsam die Hand und während um mich herum elektrisch aufgeladene Luft knisterte, liess ich alles zu, was ich bisher so krampfhaft zurückgehalten hatte.
Die Dunkelheit in mir, die ich so schmerzhaft bekämpfte, bekam endlich Platz und schoss sofort durch meine Adern.
Ich öffnete die Handfläche und ein Strahl schwarzer Schatten schoss direkt auf Theia zu.
Es zischte wie wenn man Wasser aufs Feuer goss, als Licht und Schatten sich vereinigten und sich in die Frau bohrten.
Konzentriert richtete ich den Blick auf sie und hörte das Rauschen der Energie, die Raziel und ich ausstiessen.
Berauschend. Auf eine merkwürdige und unerklärbare Weise.
Die Umrisse der schönen Frau begannen langsam zu zerreissen und diese Lavagestalt kam zum Vorschein, deren Hitze mich traf und mein Gesicht zu verbrennen drohte, wäre ich nicht gewappnet gewesen.
Mach weiter.
Erklang Raziels Stimme in meinem Kopf.
Etwas anderes hatte ich auch nicht vorgehabt.
Ich wollte sie tot sehen. Ich wollte mir und allem Beweisen, dass die Titanen nicht unsterblich waren.
Dann verzerrte sich ihr Gesicht und sie schrie laut auf, bevor die Energie aus Schatten und Licht sie in tausend Teile zerriss.
Es knallte, so laut als hätte gerade eine Bombe eingeschlagen und ein Piepen setzte in meinem Ohr ein, das mich taumeln liess.
Ich blinzelte und als die verschwommene Umgebung sich wieder zu einem klaren Bild zusammensetzte; rieselte es leichte Aschenflocken auf uns hinab.
Der Baum war in zwei Teile gebrochen, die Lichtung stand unter zerreissender Spannung, doch Theia, die Mutter der Sonne und des Mondes, sie war tot.
Kurz war es still, dann begannen die Jäger zu jubeln und obwohl ich froh war, ihnen Hoffnung geschenkt zu haben, waren nicht sie es, die sie getötet hatten.
Ich hatte es gewesen.
Ich war die perfekte Waffe im
Kampf gegen sie und das wussten sie auch.
Diese mächtige Titanin, eine Göttin und sogar mehr, hatte Nagst vor mir gehabt.
Einem einfachen, sterblichen Wesen aus Haut und Knochen.
Das fühlte sich wirklich, wirklich gut an.
Raziel knurrte leise und betrachtete seine Schulter, während ich zuerst einmal zu Atem
Kommen wollte.
„Du musst mich heilen. Das war eine Engelsklinge, meine Selbstheilungskräfte wirken hierbei nicht."
Meinte er nur rau und packte mich.
Mit wenigen aber kräftigen Flügelschlägen katapultierte er uns tiefer in den Wald hinein. Weg von den Jägern oder dem Lager.
Dort, wo die Natur noch grün und Lebendig war.
„Halt still, schnell."
Meinte ich etwas besorgt, was ich leider nicht verhindern konnte.
Seine grauen Augen beobachteten mich aufmerksam, während ich heilende Wärme über seinem Arm kreisen liess, bis sich die Wunde verschloss, ohne eine Narbe zurück zu lassen.
„So, das wäre getan."
Zufrieden und irgendwie in Bestlaune, machte ich einen Schritt zurück.
Er richtete sich auf und lehnte sich an den Baum.
„Danke."
Ich nickte und sah dann betreten zu Boden.
„Du...sagtest dass du mich mich magst. Ist das überhaupt möglich?"
Fragte ich halb scherzend, allerdings mit der Hoffnung dass er mir bestätigte, was ich mir wünschte.
Sein Gesicht blieb undurchschaubar und dann wandte er den Blick von mir ab.
„Das habe ich gesagt weil ich wusste dass es dich anspornen würde. Wir durften es uns nicht leisten, sie leben zu lassen."
Mein Mund klappte auf.
Alles klar, er war also immer noch derselbe, kalte Klotz.
„Wer weiss, vielleicht wäre es ja besser gewesen. Dann hättet ihr eure alte Liebe wieder aufflammen lassen können!"
Zischte ich. Angriff war doch noch immer die beste Verteidigung. Und auch die beste Möglichkeit zu tuschieren; wie verletzt man war.
Ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht und das erste Mal konnte ich sehen, wie sehr er sich um seine kalte Maske bemühen musste.
„Ich empfinde keine Liebe."
Antwortete er nur schulterzuckend.
Auf mein perplexes Gesicht hin, fügte er etwas grinsend hinzu:
„Das heisst aber nicht, dass ich nicht in der Lage bin, junge Frauen sehr, sehr glücklich zu machen."
Ein Schauer lief mir über den Rücken, während sich sein Blick intensivierte.
Dann wurde mir eines klar.
Die Welt ging gerade unter. Vielleicht würde ich sowieso bald sterben und dann war es so egal was ich zu Lebzeiten getan hatte und was nicht.
Also konnte ich es einfach wagen. Denn zu verlieren hatte ich schlicht und einfach nicht mehr genug, was mich davon abhielt, das jetzt zu tun.
„Also...das bedeutet du spürst kein Verlangen, nach jungen Menschenfrauen?"
Ich trat näher zu ihm und obwohl mich seine kalte Maske sonst immer abschreckte, entschloss ich, dieses Mal nicht nachzugeben.
Seine Augen funkelten als er den Kopf schüttelte.
Mein Herz klopfte so laut dass ich es hören konnte, als ich mich dich vor ihn stellte und mein Gesicht direkt vor dem seinen schwebte.
„Du fühlst...nichts?"
Fragte ich erneut leise, während ich seinen Atem auf meinen Lippen genoss.
Das ist verrückt, dachte ich mir. Doch scheiss drauf, dann war es eben verrückt. Ich wusste dass ich es wollte und wenn er es auch wollte, dann umso besser.
Er schüttelte langsam den Kopf.
„Nein. Nichts."
Ich biss mir auf die Lippen.
„Und bei mir?"
Hauchte ich und seine starken Arme legten sich langsam um mich.
Gequält verzog er die vollen Lippen.
„Nope."
Mein Lächeln schwand und ich senkte den Blick.
Das hatte ich mir anders vorgestellt.
„Oh." murmelte ich leise und schluckte.
Da spürte ich seine Finger an meinem Kinn die meinen Kopf hochhoben.
Seine Augen leuchteten hell wie Diamanten, bevor er mich küsste.
Ja er tat es wirklich. Und das so leidenschaftlich, dass ich zu einer Pfütze zu schmelzen drohte.
Ein leises Stöhnen entfuhr mir, worauf er mich nur noch näher zu sich zog und meine Hände legten sich auf seinen vibrierenden Oberkörper.
Er küsste so gut. So verlangend, harsch und drängend.
Alles in mir spielte verrückt und als ihm ein leiser, beinahe tierischer Laut entfuhr, war es völlig um mich geschehen.
Ich krallte meine Hände in seine Schultern und zog mich zu ihm hoch, während er seine Hände unter meinen Pulli wandern liess.
Sie strahlten eine solche Wärme aus, jedes Haar an meinem Körper stellte sich auf.
Ich berührte ihn wo immer ich konnte und er erkundigte mich genauso. Es war, als würde die ganze Spannung, die sich angesammelt hatte, jetzt losgelassen.
Wild drehte er mich um und mit schnellem, schwerem Atem löste ich mich von ihm.
„Nicht also."
Flüsterte ich, doch er liess mir keine Zeit, meinen Triumph zu geniessen.
Schon landeten seine heissen Lippen wieder auf meinen und zogen mich in seinen Bann.
Abrupt löste er sich von mir, als seine Augen wie Sonnen leuchteten.
„Ich verliere die Beherrschung." merkte er an, während jede Zelle meines Körpers protestierte, so lange von ihm getrennt zu sein.
„Ist mir egal."
Flüsterte ich und und zog ihn runter zu mir um unsere Lippen wieder miteinander verschmelzen zu lassen.
Er knurrte leise, es gefiel ihm.
Dann verschwand mein Oberteil und er begann zu zittern, bevor sich seine Menschliche Erscheinung langsam aufzulösen begann und ich in pures Licht fasste.
Wie ein kleiner Stromschlag zuerst, doch dann angenehm. Sehr angenehm.
Seine Hände wanderten meinen Hals hinunter und ich genoss jede seiner unverschämten Berührungen.
Meine Kleider landeten schnell auf dem Boden und bei ihm, naja...er hatte ja nicht mehr wirklich welche an.
Es war bestimmt fragwürdig, wie die Liebe zwischen Licht und einem Menschen klappen sollte.
Doch ohne zu viel Details verraten zu wollen, es funktionierte bestens. Oh ja.
Das Licht umgab mich vollständig und ich hatte das Gefühl über allen Wolken zu schweben.
Seine Küsse brannten sich in meine Haut, doch es war ein angenehmer Schmerz.
Ich gab mich ihm völlig hin, genoss jede Sekunde in der ich das Gefühl hatte, nicht mehr ich selbst zu sein.
Und es waren sehr, sehr viele Sekunden.

Als ich etwas gehetzt meine Klamotten über meinen glühenden Körper streifte und sich Raziel wieder vollständig zurück verwandelt hatte, konnte ich etwas interessantes ausmachen.
Seine Augen färbten sich wieder Sturmgrau und die Tattoos, welche für einige Momente schwarz auf seiner Haut abgebildet waren, verblassten wieder.
Es war gut zu wissen; dass ich seine Selbstkontrolle so überaus gut gefährden konnte.
Ich biss mir auf die Lippen und konnte mir ein seliges Grinsen nicht verkneifen.
Raziel wirkte gefasst, doch in der Art wie er mich ansah, hatte sich etwas verändert.
Irgendwie...keine Ahnung wie ich es am besten ausdrücken sollte, doch irgendwie hatte er das erste Mal Zuneigung in seinen Augen stehen.
Ehrliche Gefühle; etwas von dem ich bisher wirklich nicht gewusst hatte, ob er sie besass.
„Ich musste dich bloss irgendwie zum Schweigen bringen. Das war alles."
Meinte er und etwas Spott klang dabei mit.
Ich musste lächeln schüttelte langsam den Kopf.
Er würde es niemals so aussprechen, doch ich hatte die versteckte Aussage verstanden.
„Natürlich. So war es."
Meinte ich und erinnerte mich nochmals an seine Hände an meinem Körper. An Stellen meines Körpers.
Hör auf damit. Das muss ich auch sehen.
„Und was ist das Problem?"
Fragte ich, während er mich leise knurrend zu sich zog und seine Hand über meine Haare strich.
Es gefällt mir.
Ich lächelte wie ein bescheuertes Honigkuchenpferd, bevor ich kicherte und mich auf den Weg zurück zum Lager machte.
Es würde irgendjemandem auffallen, wenn wir zu lange weg waren.
Wir schwiegen auf dem Weg zurück, doch mir war sehr wohl klar, dass wir uns in menschlichem Tempo bewegten, anstatt schnell zurück zu fliegen.
Ich genoss die Zeit, in welcher ich einfach vergessen konnte, in was für einer Lage wir uns befanden.
Raziel hatte es geschafft dass ich mich das erste Mal seit langer Zeit wieder richtig lebendig fühlte.
Und erfüllt mit Zuversicht. Wir waren stark und zusammen konnten wir alles besiegen. Oder vieles, übertreiben wollte ich ja nicht.
Doch als wir am Lager ankamen, blickte mir eine besorgte Alice entgegen.
„Was ist denn?"
Fragte ich sie besorgt und sie wies in die Richtung meines Zeltes.
„Ich glaube du solltest da hingehen." meinte sie nur und verwirrt, gefolgt von Raziel, folgte ich ihrem Hinweis.
Als ich zwischen den Zelten der Jäger auf das meine, etwas abgelegenen Zelt zulief, erkannte ich einen breiten Rücken, der sich mir zugewandt hatte.
Einige Meter vor dem jungen Mann blieb ich stehen und jede Faser in meinem Körper wusste genau, wer das war.
Ich schnappte nach Luft und mit einem Schlag waren die tollen Gefühle, die ich noch vor einigen Sekunden empfunden hatte, weg.
Mein Stimme brach, als ich versuchte, ein einziges Wort heraus zu bekommen.
„Du."

Jaaaa wer? Habt ihr Ideen? Und wie fandet ihr die Szene zwischen Raziel und Arya?
Bin gespannt auf eure Meinungen hehe
Love
Tala

Teufelsengel *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt