12~I messed it up

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Deamon hatte Wort gehalten.
Obgleich er von den Jägern nicht weniger gehasst wurde als ich, hatte er es irgendwie hinbekommen, ein Zelt zu ergattern und dazu noch eine schlichte Matte.
Er schlief gleich neben mir. Wo anders hätten die Jäger es auch nicht akzeptiert.
Alice war noch zu mir gekommen und hatte mit mir über sein plötzliches Auftauchen geredet.
Und ich hatte ihr erzählt, was ich fühlte.
Für Deamon und für Raziel. Und dass ich bei keinem von ihnen wusste, was sie fühlten.
Nach einigen unangenehmen Fragen über das Beisammen sein mit einem Erzengel, gab sich Alice geschlagen und erteilte mir den nicht hilfreichen Rat zu warten, bis ich erkannte für wen meine Gefühle stärker waren.
Viel Zeit hatten wir ja nicht mehr.
Genau genommen noch vier Tage, wie dämonische Spione berichteten, die die Titanen in Scharen ausspionierte. Meistens entkam nur ein Einziger, der uns die Nachricht mitteilte, bevor er verendete.
Die Kreaturen taten mir leid, so gewissenhaft erfüllten sie die Aufgaben ihres Meisters, bevor sie in das ewige Nichts hinein glitten.
Sie hatten eine Seele auch verdient. Irgendwie.
Obwohl es Raziel nicht gefallen hatte und er mich mit schweigen und ignorieren gestraft hatte, redete ich oft mit Deamon und meistens war er in meiner Nähe, wenn ich mit Jemand anderem redete.
Es störte mich nicht, viel eher genoss ich es, ihn zurück zu haben.
Doch dafür entfernte sich Raziel immer mehr.
Meistens folgte er mir wie ein Schatten, um seinen Auftrag zu erfüllen, stellte aber jegliche Kommunikation ein.
Ich wusste nicht ob er eifersüchtig war, oder ob er einfach die Tatsache hasste, dass ich mit einem Dämon gemeinsame Sache machte.
„Konzentrier dich Arya! So wird das nie was!"
Riss mich Deamon aus den Gedanken, der mit einem lockerem Shirt und seinem üblichen dunkeln Outfit mit gegenüber auf und ab ging.
Hinter und vor mir preschten die Jäger vor und zurück und ich hörte maische Klingen aufeinander knallen, die sie von den Engeln geliefert bekommen hatten.
Sie würden die Titanen zwar nicht töten, aber ihnen schaden und sie schwächen.
Es musste scheisse sein zu wissen, dass man der Bauer beim Schachspiel war. Aber gleichzeitig hatten sie auch die Sicherheit, dass ihre Seele weiterlebte. Und da war es einfach, auf einen physischen Körper zu verzichten.
Deamon und ich hingegen, wir wurden gebraucht; da die Engel zwar genug Licht besassen, jedoch keine Schatten.
Und es war die Kombination der beiden, die tödlich war.
Deswegen hatten die Engel Deamon wohl auch geduldet, weil sie erkannten dass sie den starken Dämon brauchten.
Ich war froh darüber.
„Tschuldigung, ich war in Gedanken."
Murmelte ich und der verschwitzte Dämon mir gegenüber nickte.
„Das habe ich gesehen. Aber so kannst du dem nicht ausweichen.."
Warnte er und dann schnellte seine Hand vor und eine schwarze Kugel rauschte auf mich zu, die mic traf und auf dem Gras etwas zurück stiess.
Meine Füsse bohrten sich in den Matsch, um doch noch irgendwie den Halt zu behalten.
„Oder dem."
Er formte mir den Händen eine blitzende Kugel, die gleich erneut und ohne mir Zeit zur Erholung zu bieten auf mich zuflog.
Wahrscheinlich hätte sie mich erneut zurückgeworfen, doch dann zerschnitt sie eine glühenden Klinge kurz vor meinem Gesicht.
Deamon gab seine Kampfstellung auf und verdrehte genervt die Augen.
Raziel steckte in aller Ruhe das himmlische Schwert zurück in seine Scheide und trat dann wieder einen Schritt zurück.
Von dem Platz aus, beobachtete und überwachte er das ganze Training jedes Mal.
„Ernsthaft, so kann man doch nichts lernen wenn er dir jedes Mal die Bälle vorne weg schnappt."
Beschwerte sich Deamon und warf die Hände nach oben, während Raziel regungslos zuhörte.
Nur seine Mundwinkel zuckten verdächtig.
Ich seufzte und fuhr mir genervt durch die Haare.
Mittlerweile war gut die Hälfte davon aus dem Zopf gerutscht, den ich mir geflochten hatte.
„Raziel, bitte. Ich muss lernen auch mit der Schattenseite in mir kämpfen zu können."
Mir bittenden Augen sah ich ihn an, doch er zeigte sich unbeeindruckt.
„Du scheinst es nicht all zu gut zu können. Also sehe ich nicht, was es bringen sollte."
Ich schnappte empört nach Luft und er grinste leicht.
„Du bist ein Idiot, Raziel."
Murrte ich und stellte mich wieder kampfbereit hin.
„Mach weiter Deamon, ich kann das schon, ich lerne es."
Spornte ich den Dämon vor mir an, auf dessen gebräunten Armen die Sonne sich spiegelte.
„Nein."
Antwortete Raziel bestimmt.
„Es reicht."
Ich atmete langsam ein um mich zu beherrschen.
Er machte mir das Leben schon die ganze Zeit schwer, seit ich auf diesem Trainingsplatz stand.
„Doch, mach weiter Deamon."
Der Angesprochene zuckte die Schultern und seine Augen begannen in einem glitzernden Grün zu funken.
„Wie du willst, Teufelchen."
Meinte er und schoss dann in übermenschlicher Geschwindigkeit auf mich zu, gefolgt von Schattenblitzen, die dem ganzen einen majestätischen Eindruck verliehen.
Ich machte mich bereit ihn aufzufangen und zu attackieren.
Doch kurz bevor ich das tun konnte, stand Raziel vor mir und als Deamon ihn erreichte stiess er ihn mit den, von Licht umhüllten, Fäusten von sich.
Es donnerte am Himmel und Deamon flog durch die Luft, während der Lichtstrahl sich labgsam auflöste.
Erschrocken gab ich meine Kampfstellung auf und stiess den breiten Engel zur Seite.
Deamon taumelte kurz in der Luft, dann schossen aber die Schatten der hohen Bäume auf ihn zu und stabilisierten ihn, sodass er kurz in der Luft stand und dann langsam in einiger Entfernung auf den Boden sank.
Er rieb sich den qualmenden Arm und fluchte leise vor sich hin.
Fuchsteufelswild drehte ich mich zu Raziel um.
„Was sollte das verdammt? Ich sagte ich will trainieren! Das ist allein meine Entscheidung, also halte dich gefälligst raus!"
Schrie ich ihn an und lockte damit die Aufmerksamkeit einiger keuchenden Jägern auf mich.
Natürlich mischte sich Niemand ein.
Es wollte ja keiner einen Dämonen, einen Hybriden und einen Erzengel verärgern. Besser so.
Kalt wandte sich Raziel ab, um wieder seine Stellung auf dem platt gedrückten Plätzchen Gras einzunehmen.
„Nein! So geht das einfach nicht!"
Ich raufte mir die Haare und stiess ihn an seinen starken Armen.
Natürlich taumelte er kein bisschen.
„Ich soll auf dich aufpassen. Und die einzige Kreatur vor der du gerade Schutz brauchst, ist der da."
Er deutete auf Deamon der langsam näher kam und ziemlich angesäuert aussah.
„Kreatur? Ich wollte schon lange einmal einem arroganten Engel in den Arsch treten, vielleicht ist jetzt ja die Gelegenheit dazu da."
Meinte Deamon frech grinsend und Raziel drehte sich zu ihm um.
Sein kühles, beherrschtes Gesicht liess keine Emotionen durch, nur in seinen grauen Augen wütete ein Sturm.
Der schwarze Mantel wehte im Wind, die dunkeln Flügel hatte er zusammengezogen auf dem Rücken.
„Es würde mir eine Freude sein, dich zu zerstören."
Stimmte er zu und Deamons Augen glitzerten angriffslustig.
Ich musste schleunigst etwas tun, bevor sich die zwei an den Kragen gingen. Doch was?
„Es reicht!"
Rief ich und stellte mich dazwischen.
Wow, ich fühlte mich wie in einem dieser romantischen Filmen, in welchem das Mädchen sich zwischen ihre beiden Lover stellte und sagte dass sie nicht wolle, dass sie ihretwegen stritten.
Ich hatte das Mädchen immer gehasst, und jetzt war ich es.
Also beschloss ich, sowas ganz sicher nicht zu sagen.
„Wenn ihr euch nicht beherrschen könnt, und euch wie kleine Jungs aufführen müsst, dann solltet ihr euch verdammt noch mal einfach aus dem Weg gehen."
Schnauzte ich und stiess die beiden gut aussehenden Männer voneinander mit aller Kraft weg.
„Gute Idee."
Murmelte Deamon und ich warnte ihn mit einem Blick, die Klappe zu halten.
Ich hatte einfach nicht die nerven, neben meinem Gefühlschaos für das ich mich sowieso schon schlecht fühlte, jetzt auch noch zwei streitende, übernatürliche Wesen in meiner Nähe zu haben.
„Raziel, ich brauche deinen Schutz nicht, wenn ich trainiere.
Geh einfach, es dauert noch, bis wir fertig sind."
Ich straffte die Schultern und hob das Kinn, um stark zu wirken.
Langsam drehte sich der Engel mir zu, die Wolken schoben sich vor die Sonne und ein kalter Wind zog auf.
Seine Augen trafen meine und ich konnte sehen, wie sehr ich ihn erzürnt hatte.
Damit dass ich ihn und nicht Deamon weg geschickt hatte.
Ich wusste eigentlich auch nicht, wieso ich das gemacht hatte.
Im Moment war es einfach die bessere Entscheidung gewesen.
Dann drehte er sich um und breitete die majestätischen Flügel aus.
Mit kräftigen Schlägen erhob er sich in die Luft und verschwand über dem Wald.
Ich fasste mir überfordert an die Stirn und sah ihm nach.
„Scheisse."
Flüsterte ich und schloss die Augen.
Wieso hatte ich das jetzt getan. Ich wollte nichts kaputt machen, geschweige denn mich Raziel anders gegenüber zu verhalten, als wie ich fühlte.
Doch meine Zunge hatte schneller geredet als mein Verstand gedacht hatte.
„Du magst ihn."
Stellte Deamon mit verzogenen Lippen fest und stellte sich neben mich.
Ich sah zu ihm und atmete hörbar aus.
Doch ich wollte ihn nicht anlügen.
„Ja. Aber dich mag ich auch."
Meinte ich und schluckte. Scheiss Situation, scheiss Bella aus Twilight, scheiss Elena aus Vampire Diaries, scheiss Arya aus der apokalyptischen Welt.
„Ich weiss." meinte er nur und lächelte leicht.
Er verstand es. Wie das?
Er berührte leicht meine Schulter und wies mit dem Kopf nach hinten.
„Komm. Wir haben noch eine Menge Trainingseinheiten zu meistern."

Den Abend nachdem Training tauchte Raziel nicht wieder auf.
Auch die nächsten zwei Tage hielt er sich nicht in meiner Nähe auf.
Ich wusste zwar, dass er da war, denn das spürte ich einfach, aber er zeigte sich nicht.
Nur Abends, wenn ich so tat als würde ich schlafen, hörte ich wie er sich am Eingang meines Zeltes postierte und Wache hielt.
So sehr mir dieses Verhalten auch missfiel, dafür hatte ich mehr Zeit mit Deamon.
Wir unterhielten uns, lachten über frühere Streitereien die wir zur Genüge hatten und schwelgten in Erinnerungen.
Etwas von dem wenigen, was wir tun konnten, neben dem Üben.
„Ich weiss noch wie es war, als du alles getan hast, um mir eine schlagfertige Antwort auf meine Fragen zu liefern."
Er grinste breit und ich riss einige Grashalme aus.
Wir sassen auf der leeren Lichtung, es war schon dunkel.
„Du sasst so süss aus, als du versuchtest, mir die Stirn zu bieten."
Ich schnaubte lachend und stiess ihn am Arm.
„Was soll hier versucht heissen? Ich habe dich meisterhaft fertig gemacht."
Seine grünen Augen leuchteten leicht in der Dunkelheit und er schnurrte beinahe belustigt.
„Natürlich. So war es."
Meinte er etwas höhnisch und ich musste selbst grinsen.
„Das war schön. Ich mochte diese Zeit."
Meinte ich dann leise und er berührte mit der Schulter die meine.
„Sicher? Trotz Azrael und seinem Verlangen nach deinem Blut?"
Ich kratzte mich am Nacken.
„Daran musste ich zwar nicht erinnert werden, aber ja. Trotzdem."
Er nickte und wurde ebenfalls wieder ernst.
„Ich mochte es auch."
Stille entstand und da auch das Zwitschern der Vögel oder Zirpen der Grillen ausblieb, war es merkwürdig, beinahe unnatürlich ruhig. Diese Ruhe.
Daran hatte icv mich noch immer nicht gewöhnt.
„Ich geh mal für kleine Mädchen."
Meinte ich dann, als ich nicht mehr wusste, was ich sagen wollte und entfernte mich langsam in die Richtung des Waldes.
Toiletten gab es seit der Zerstörung der Akademie keine mehr.
Auch wenn zu Beginn der Plan bestanden hatte, sie wieder aufzubauen, lagen heute noch immer nur Trümmer herum.
Also musste ich mich mit dem Wald abfinden.
Nachdem ich die geeignete Stelle gefunden hatte, die leider ziemlich nahe an der kaputten Erde lag, die sich immer weiter wie ein schleichender Virus ausbreitete, wollte ich mich wieder auf den Weg zurück machen.
Meine Gedanken hatten sich etwas aufgeklärt und ich war müde, nach dem ganzen Tag hartem Training.
Deamon war ein guter Lehrer, weil er wusste, wie es war, Schatten zu kontrollieren.
Das hatten mir die Engel nie zeigen können.
„Arya?"
Fragte eine Stimme hinter mir und ich drehte mich um um nachzufragen, wer mir da wie ein Stalker zu meinem Stillen Örtchen gefolgt war.
Doch dann weiteten sich meine Augen.

Ouu wer könnte ihr da aufgelauert haben? Ideen in die Kommis!
Für interessierte Sternchen, mein Instagramm lautet: rebekka_77, ich bin immer offen für Gespräche :)
Love
Tala

Teufelsengel *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt