Im Schatten eines großen Name...

Od GwendolynDumbledore

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Albus Dumbledore war immer der einzige Mann gewesen, den Kathleen Prewett geliebt hatte. Trotz all ihrer Bemü... Viac

Vorwort
Gryffindors Erbin
Slughorns Primus
Dumbledores Tochter
Freunde
Magie ist Macht
Gwens große Liebe
Ein Bad mit Folgen
ZAG's und UTZ's
Das Geheimnis der Peitschenden Weide
INVADO - Geist, Wille, Macht
Strafarbeiten
Der Da-und-fort-Raum
Erinnerungen
Nachhilfe
Sirius' Erkenntnis
Die Verlobung
Der Dunkle Lord steigt auf
Blacks Wandlung
Das Schicksal des Prinzen
Tom Riddle
Zukunftspläne
Die Abschlussfeier
Der Dunkle Lord
Zwischen zwei Stühlen
Der Preis
Blacks Entscheidung
Morsmordre
Die Schlange und die Löwin
Das Tabu
Die Hochzeit
Champagner und Verzweiflung
Ausnahmezustand
Gwendolyns Wert
Narzissas Bitte
Die Suche nach dem Tränkemeister
Das Astrum
Das Experiment
Gewissensbisse
Der Verräter
Gespräche unter Freunden
Caradoc Dearborn
Die Frau, die er liebte
Bankett in Deutschland
Die Insel im Meer
Der Zauberstabmacher
Little Hangelton
Severus' Warnung
Der Anfang vom Ende
Remis (ausgelagert)
Fidelius
Die Prophezeiung
Gwens Fehler
Das Geständnis
Flucht
Zoe
Gwens Sehnsucht
Niederlagen
Die Rückkehr
Voldemorts Jagd
Sirius' List
Die Gebrüder Prewett
Gwendolyns Erkenntnis
Das Lied von Leid und Schmerz
Das Duell
An deiner Seite
Der Fall des Dunklen Lords
Reue
Rekommis auf WattPad
Nachwort

Severus' Erwachen

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Od GwendolynDumbledore

September 1981

Dumbledore durchblätterte den Tagespropheten, den ihm eine Eule soeben gebracht hatte: nichts!

Keine neuen Sichtungen, keine Morde, keine Meldungen über drangsalierte oder gar getötete Muggel. Das musste seit Monaten ein Tagesprophet sein, indem keine Berichte über die Aktivitäten der Todesser standen. Oder hatte Voldemort gar die Herausgeber des Tagespropheten in der Hand? Doch diesen Gedanken schüttelte Dumbledore wieder ab, als er das Titelblatt sah, auf dessen rechter Seite die Top-Five der gesuchten Hexen und Zauberer abgebildet waren. Unter anderem sah man dort die Bilder von Bellatrix Lestranges, Antonin Dolohow und Augustus Rookwood.

Sie alle hatten zu ihrer Jugendzeit Hogwarts besucht und Dumbledore tat es fast schon ein wenig Leid, dass sie ihr magisches Talent für die dunkle Seite vergeudeten.

Es klopfte an der Tür. Dumbledore sah auf. Warum war er gekommen?

„Komm herein, Sirius!"

Sirius ließ sich nicht zweimal bitten. Er betrat den runden Raum in Begleitung Remus Lupins, nickte Dumbledore zu und wartete auf eine Aufforderung sich setzen zu dürfen. Dumbledore runzelte die Stirn.

Sirius Nervosität wäre selbst einem Legilimentik-Laien aufgefallen. Dumbledore deutete den beiden Männern Platz zu nehmen, wobei Remus höflich Lächelnd ablehnte und sich stattdessen ans Fenster stellte und auf das Schloßgelände hinabsah.

„Was, Sirius, ist so wichtig, dass du schon wieder die Obhut deines Versteckes verlässt, um zu mir zu kommen?" Dumbledore sah ihn streng über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg an.

Sirius mied den Blick in die blauen Augen des Schulleiters. Ihm behagte die Situation nicht, sie war ihm vielleicht sogar ein wenig peinlich.

„Ich... ich konnte nicht länger dort bleiben, Sir. Ich..." Er stockte und sah auf seine Hände. „Ich wollte sie darüber informieren... also... Meine Cousine, Andromeda Tonks... ich werde eine Zeit lang bei ihr und ihrem Mann wohnen."

Dumbledore hob eine Braue und sah Sirius eindringlich an.

„Was ist geschehen?"

Sirius schluckte. Wie sollte er Dumbledore nur von ihrer Trennung erzählen, ohne Gwendolyn ins schlechte Licht zu stellen. Eine Stimme in seinem Kopf lachte irre. Ins schlechte Licht stellen? Nach allem, was Gwendolyn getan hatte, wollte er sie noch immer verteidigen. Jetzt, da sie selbst das letzte Versprechen gebrochen und ihm deutlich gemacht hatte, dass ihr die Gefolgschaft von Voldemort wichtiger war als er es war.

Er spürte einen kleinen Stich im Herzen. Sirius fühlte sich verraten, hintergangen und ausgenutzt und doch war die Vorstellung, Gwendolyn für immer verloren zu haben, unerträglich. Es tat weh. Er konnte es leugnen, konnte versuchen, es zu verdrängen und doch wusste er tief in seinem Herzen, dass es vergebens war, denn trotz allem, was geschehen war, liebte er sie. Sogar, nachdem sie ihre letzte Vereinbarung gebrochen hatte - sogar jetzt noch, da er die Entscheidung getroffen hatte, sie loszulassen.

Es war nicht einmal eine Entscheidung in seinem Sinne. Sirius hatte weniger an sich selbst gedacht als an Zoe. Es hatte es für das kleine Mädchen getan. Er wollte sie behüten, wollte, dass sie sorglos und unbeschadet aufwachsen konnte, denn er liebte dieses Kind, als wäre es sein eigenes.

„Bitte, Sir", flehte er und hoffte darauf, dass Dumbledore nicht weiter nachhaken würde. „Wir... wir brauchten nur eine vorübergehende Bleibe. Vielleicht ein paar Wochen-"

„Ihr?", fragte Dumbledore überrascht und sah irritiert von Sirius zu Remus.

„Zoe und ich!", antwortete Sirius knapp.

Dumbledore schwieg einen Moment, doch er schien zu verstehen. Einen Augenblick herrschte Stille in dem Büro des Schulleiters. Das einzige, hörbare Geräusch kam von den surrenden, grazilen Instrumenten, die auf ihren storchbeinigen Tischen standen.

„Wo ist Zoe?", fragte Dumbledore freundlich und ohne Misstrauen in der Stimme.

„Bei meiner Cousine, Sir."

Nun zog Dumbledore beide Brauen nach oben.

„Gwendolyn ist diese Nacht nicht zurückgekommen, Sir. Ich musste sie in Sicherheit bringen, bevor ich hierherkommen konnte!", verteidigte sich Sirius.

„Sie kam nicht zurück?" Plötzlich verstand Dumbledore Sirius' Nervosität.

„Nein... Sie hat ihr Versprechen gebrochen", antwortete er verbittert und ohne den Schulleiter anzusehen.

„Professor!", unterbrach Remus das Gespräch und öffnete das Fenster. „Eine Eule für Sie."

Ein kleiner, brauner Vogel mit äußerst schlechter Laune kam das Fenster hereingeflogen, landete auf dem Schreibtisch des Schulleiters und streckte ihm das Bein entgegen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Mit einem Tippen des Zauberstabs löste sich der winzige Zettel vom Bein der Eule und diese flog auf den höchsten Schrank im Zimmer und steckte beleidigt ihren Kopf unter den Flügel.

Glucksend nahm Dumbledore den Zettel an sich, rollte ihn auf und die beiden Besucher konnten sehen, wie die Farbe mit einem Mal aus seinem Gesicht wich.

Sirius starrte Dumbledore entsetzt an, nicht fähig, nachzufragen, was passiert war. Es war Lupin, der mit unsicherer Stimme nachhakte: „Ist etwas geschehen?"

Dumbledores blaue Augen starrten Sirius an.

„Gwendolyn... Sie ist tot", sagte er heiser.

„WAS!?!" Sirius war aufgesprungen.

Das konnte er nicht glauben! Das konnte nicht wahr sein! Er riss Dumbledore den Zettel aus der Hand und las die krakelige Schrift.

„Wer ist ‚mir'?", kreischte er.

„Sirius!" Remus hatte den Raum durchquert und seinem Freund beruhigend die Hand auf die Schulter gelegt.

„PROFESSOR!" Er schüttelte Remus' Hand ab. „Wo ist sie? Wer hat diese Nachricht geschrieben? WER HAT DIESE NACHRICHT GESCHRIEBEN?!?"

Dumbledore saß noch immer in seinem Stuhl, genauso, wie er da gesessen hatte, als Sirius hereingekommen war. Nur dass er nun noch immer an die Stelle starrte, an der Sirius vor einer halben Minute noch gesessen hatte.

„PROFESSOR!" Sirius lehnte mit beiden Händen auf dem Schreibtisch, sein Gesicht war höchstens eine Handbreit von Dumbledores Gesicht entfernt. Sein Blick fixierte Sirius.

„Wer hat diese Nachricht geschrieben?", wiederholte Sirius.

Dumbledore schüttelte ungläubig den Kopf als er sagte: „Das ist Snapes Eule."

„ICH HAB'S GEWUSST! DIESER MISTKERL!!!"

Wie eine Furie stürzte Sirius aus Dumbledores Büro und verschwand dicht gefolgt von Remus.

Dumbledore saß perplex an seinem Schreibtisch. Einige Zentimeter vor ihm hatte Sirius den Zettel fallen lassen. Und er las die Worte noch einmal, ohne es wirklich zu realisieren: Gwendolyn ist tot.

Ungeduldig sah er auf die Uhr. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein. War die Eule angekommen oder war sie womöglich abgefangen worden? Suchten die Todesser nach ihm? Er wusste es nicht. Aber nun war sowieso alles egal. Severus hatte gerade den Kopf in seinen Händen vergraben, als er einen Knall hörte.

Instinktiv sprang er auf und griff nach seinem Zauberstab, der nur wenige Zentimeter vor ihm auf dem Tisch lag. Doch da hatte ihn bereits eine Faust im Gesicht getroffen und er ging zu Boden.

„Du verdammter Bastard, ich bring dich um!"

Zwei Hände begannen ihn zu würgen - ein zweiter Knall folgte

„Sirius!"

Severus keuchte, als der Mann über ihm von ihm losgerissen wurde.

„Lass mich los, Remus! Der hat's verdient!"

Severus wollte aufstehen, um seinen Zauberstab zu suchen, doch der betäubende Schmerz in seinem Gesicht ließ ihn nicht das Gleichgewicht finden.

„REMUS! Du nennst dich FREUND?!? Lass mich los!"

Ein dritter Knall.

„Schluss damit, Black!"

Dumbledore! Severus' Kehle schien sich zuzuschnüren, doch er schaffte es, sich am Schrank hochzuziehen. Noch immer spritze ihm das Blut aus der Nase und es hörte erst auf als Dumbledore mit dem Zauberstab schnippte. Erst jetzt realisierte er, wer ihn umgeschlagen hatte. Severus und Sirius, der von Remus gebändigt wurde, funkelten sich hasserfüllt an.

„Wo ist sie?" Dumbledores Stimme war gefährlich, scharf und streng.

Severus nickte zum Sofa, das mit der Lehne zu ihnen stand. Sirius gab ein Geräusch von sich, das sich wie ein Fiepen anhörte. Remus ließ ihn los und er stolperte vorwärts und brach schluchzend vor dem Sofa zusammen. Auch Dumbledore schritt vorsichtig auf sie zu, während Remus die Stellung hielt und Severus mit dem Zauberstab bedrohte. Dumbledore legte Sirius eine Hand auf die Schulter. Diese Geste schien ihn in die Gegenwart zurückzuholen.

„Er hat sie umgebracht!", keuchte er hervor, und deutete auf Severus. „Welche Belohnung hat er dir für ihren Tod versprochen?" Sirius war aufgesprungen und ging erneut auf seinen Erzfeind zu. „Vielleicht Lily, sobald er sie gefunden hat?"

„Klappe!", fauchte Snape und machte einen unerwarteten Satz auf seinen Zauberstab zu.

Doch Remus war schneller und so landete der Stab zielsicher in seiner Hand.

„Was ist geschehen?", warf Dumbledore ein.

„Nicht vor ihm!", schnaubte Snape trotzig, was er augenblicklich bereute, da seine Nase zwar nicht mehr blutete, aber noch immer gebrochen war.

„Ist doch klar, was geschehen ist!", stichelte Sirius weiter. „Er hat sie mal eben beseitigt, jetzt, da sie seinem Meister zu unangenehm wurde!"

„Was weißt du schon von ihr, Black?", verteidigte sich Severus.

Das war ein gezielter Schlag, der Sirius traf, und er wollte sich gerade wieder auf Snape stürzen, als Dumbledore einen Schild zwischen die Beiden warf.

„Genug!", Dumbledores Worte waren endgültig. „Um deine Anschuldigungen aus dem Weg zu räumen, sehen wir einfach nach: Remus, wenn ich bitten darf!"

Remus nickte und setzte seinen Zauberstab an.

„Nein!", keuchte Snape.

„AHA!", triumphierte Sirius.

Prior Incantato!"

Wenige Sekunden geschah nichts, dann glitt langsam ein silbriger Schatten aus Snapes Zauberstabspitze und als er zu Boden fiel und sich aufrichtete, erkannten die vier Zauberer eindeutig die Person.

Dumbledores blaue Augen durchbohrten regelrecht die schwarzen Tunnel von Snapes'. Sirius war zusammengebrochen und Remus versuchte, ihn zu trösten.

Snape wich dem Blick nicht aus. Er wusste, dass er ihm standhalten musste.

„Remus!", sprach Dumbledore, ohne seinen Blick von Snape zu nehmen. „Bring Sirius zu den Longbottoms und kümmert euch um ihn!"

Remus half Sirius auf.

„Nein!", protestiertet dieser. „Schniefelus muss..."

Doch Remus hatte sie bereits disappariert.

„Es ist nicht so, wie es aussah!", flehte Severus.

„Du wirst gleich die Möglichkeit haben, mir deine Version der Geschichte zu erzählen", sagte Dumbledore scharf. „Doch zunächst bringen wir sie von hier weg!"

Severus wusste nicht, wie lange er hier im Büro seines ehemaligen Schulleiters festgehalten wurde. Er hatte Gwendolyns toten Körper in einem Hinterzimmer abgelegt, ihn angewiesen, sich nicht von der Stelle zu rühren, und war dann verschwunden.

Das musste nun einige Stunden her sein, Severus wusste es nicht. Er saß da, wie man ihn angewiesen hatte, unverändert und starrte auf die Maserung des Schreibtisches. Seine Gedanken kreisten immer um dasselbe: er konnte das Geschehene von letzter Nacht einfach nicht verdrängen.

Seine kleine, braune Eule beobachtete ihn misstrauisch, als befürchtete sie, jeden Moment wieder so grob behandelt zu werden. Severus hatte gerade bemerkt, wie sie kritisch zu ihm hinunterspähte, als die Tür des Büros aufging. Er musste sich nicht umblicken, um zu wissen, dass Dumbledore zurück war. Seine Eule flog mit einem Krächzen vom Schrank und Severus hörte, wie das Fenster geöffnet wurde. Das Fenster schloss sich wieder und Dumbledore trat in sein Gesichtsfeld. Er legte seinen Reisemantel ab und nahm an seinem Schreibtisch Platz. Severus sah nicht auf und dennoch spürte er die Müdigkeit und die Trauer seines ehemaligen Schulleiters. Dumbledore faltete die Hände und sah den eingesunkenen Mann, der vor seinem Schreibtisch saß und nach unten blickte, an.

„Nun, Severus, ich höre!"

Severus schloss einen Moment die Augen, um gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen.

„Ich habe sie nicht... Ich meine, ich wollte nicht..."

Der Schmerz und die Erinnerung überwältigten ihn erneut.

Dumbledore sah ihn eindringlich an, dann sagte er: „Trotz der eindeutigen Beweislage, glaube ich dir, dass du Gwendolyn nicht töten wollten. Allerdings muss ich erfahren, was passiert ist!"

Er machte eine Pause, damit sich Severus sammeln konnte. Nach einigen Minuten nahm er den Faden wieder auf.

„Schilder' mir, was passiert ist!"

„Zwingen Sie mich nicht, das alles noch einmal zu erleben!", fauchte Snape. Er sah aus, als wäre er um Jahre gealtert und als wäre er es, der all das Leid der Welt alleine tragen musste.

Dumbledore faltete seine Hände auseinander.

„Es gibt noch eine andere Möglichkeit! Er stand auf und ging zu einem der Schränke neben der Tür. Er entnahm ihm eine große steinerne Schale und stellte sie auf den Schreibtisch, bevor er wieder Platz nahm.

„Weißt du, was das ist?"

Snape nickte.

„Und weißt du, wie der Zauber funktioniert?"

Snape nickte wieder. Er starrte in das Gefäß, dessen silberglänzende Flüssigkeit darin abstrakt wirbelte. Für den Bruchteil einer Sekunde wagte er es aufzuschauen und in Dumbledores durchbohrende, blaue Augen zu blicken. Dann stimmte er zu.

Dumbledore zog aus dem Innern seiner Roben Severus Zauberstab und reichte ihm ihn. Zögernd und mit zitternden Händen nahm er ihn an sich, führte dessen Spitze augenblicklich an seine Schläfen und fing die Erinnerung ein. Er zog einen silbrigen Faden aus seinem Kopf und ließ ihn ins Becken gleiten.

Mit einem Mal fühlte er sich erleichtert. Das schwere, erdrückende Gefühl, welches die ganze Zeit über ihm geschwebt hatte, war verschwunden. Sein Verstand sagte ihm, dass seine Empfindung falsch und trügerisch war. Doch er genoss diese Befreiung.

Dumbledore hatte zugesehen, wie der silberne Faden in die Flüssigkeit des Denkariums glitt und sich mit ihr vermischte. Er sah Snape noch einmal an, dann beugte er sich vornüber und tauchte sein Gesicht ein.

Severus merkte nicht, wie viel Zeit vergangen war. Er hatte sein Gesicht in seine Hände gelegt und ließ seine Gedanken kreisen. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte er zwei Gläser des lieblichen Elfenweines getrunken, den Gwen so sehr geliebt hatte. Er spürte einen kleinen Stich im Herzen. Er wusste nicht mehr genau, warum, aber der Gedanke war nicht gut gewesen. Sein In-sich-hineinhorchen wurde von einem Geräusch unterbrochen. Er hob den Kopf und konnte gerade noch Dumbledores wehenden Umhang erkennen, als der Schulleiter in einem Hinterzimmer verschwand, um sich zu übergeben.

Severus war noch einige Minuten alleine und als Dumbledore wieder in der Tür erschien, sah er furchtbar ungesund aus.

„Du kannst sie wieder entnehmen", sagte Dumbledore heiser.

Snapes Blick glitt zu dem Denkarium auf dem Schreibtisch und plötzlich fiel es ihm wieder ein: es war sein Gedanke gewesen. Er erinnerte sich aber auch daran, dass es kein guter war. Er schüttelte den Kopf.

„Nimm sie, Severus! Du brauchst die Erinnerung, um das Vergangene zu verarbeiten."

Er zögerte, denn er wusste, dass er ihn nicht haben wollte, doch Dumbledores Stimme war endgültig. Er nahm seinen Zauberstab und fischte nach der Erinnerung. Stumme Tränen liefen seine Wangen hinab, als der Faden in seinem Kopf verschwand. Doch es war ihm egal, jetzt war sowieso alles egal. Und er traf seine Entscheidung endgültig und unwiderruflich.

Er blickte zu Dumbledore auf und erkannte nun, was ihn so ungesund aussehen ließ: er trauerte. Und zum ersten Mal seit langer Zeit wurde Severus bewusst, wer er war: Gwendolyns Vater.

„Sir... erinnern Sie sich... an... an unsere letzte Begegnung?" Snapes Stimme zitterte.

Es war einige Monate her, seit er Dumbledore aufgesucht hatte, um ihn zu bitten, Lily vor Voldemort zu schützen. Er stand noch immer in seiner Schuld.

„Selbstverständlich", antwortete Dumbledore heiser.

Snape schluckte, er suchte nach dem richtigen Anfang: „Nun, Sie haben Ihren Teil der Abmachung bereits eingehalten."

Dumbledore sah ihm fest in die Augen.

„Nun bin ich bereit, meinen Teil beizutragen."

Er erzählte Dumbledore, alles was er wusste. Von Voldemorts Plänen bis zu seinen und Gwendolyns Beiträgen. Wie sie es geschafft hatten, das Tabu zu entwickeln und welche Aufträge sie im Namen des Dunklen Lords ausgeführt hatten. Der Stoff reichte aus, um die halbe Nacht auszufüllen, und als Severus entlassen wurde, stahl er sich aus dem schlafenden Schloss und ertappte sich bei dem sehnlichen Wunsch, wieder als Schüler in Hogwarts beginnen zu können.

Jemand pochte laut gegen seine Tür. Snape regte sich nicht. Er lag alleine im Dunkeln auf dem Sofa und starrte an die Decke. Er wollte nun mit niemandem sprechen, egal, wer es war.

Das Pochen hörte nicht auf, schien sogar noch eindringlicher zu werden.

„Severus! Ich weiß, dass du da bist. Mach auf!"

Er erkannte Narzissas Stimme.

„Severus! Lucius hat mir alles erzählt, lass mich ein!"

Snapes Magen zog sich zusammen, ob es wegen dem Whisky oder wegen Narzissas Worten war- er wusste es nicht.

„Zwing mich nicht, die Tür zu sprengen!"

Widerwillig erhob sich Snape von dem Sofa. Sein Schädel brummte, doch er fand auch im Dunkeln den Weg zur Tür und öffnete sie: „Was willst du!?!", sagte er barsch.

Das helle Tageslicht schmerzte ihm in den Augen und Narzissa nutzte den Moment seiner Unachtsamkeit und trat ungefragt ein.

„Bei Merlins Barte!" Sie rümpfte die Nase und mit einem Schlenker ihres Zauberstabes öffneten sich die Läden und das Tageslicht durchflutete die kleine Wohnung. Sie trat zu einem Fenster und öffnete es, um frische Luft hineinzulassen.

„Wie lange bist du schon hier?"

Er zuckte mit den Schultern.

Narzissas Blick glitt zu dem kleinen Sofatisch, auf und unter dem etliche Flaschen Whisky und Wein standen. Dann sah sie abermals zu Snape, der sich inzwischen wieder auf das Sofa sinken ließ und mit den Händen seinen schmerzenden Kopf rieb.

„Severus, er sucht dich!", flüsterte sie plötzlich ehrfürchtig und blickte ihn ernst an. „Wo hast du sie hingebracht?"

Er gab einen Ton von sich, der sich anhörte, als wolle er nicht darüber sprechen.

„Zu Dumbledore, wohin denn sonst?", zischte er wütend.

Ihm fiel nicht auf, dass sich Narzissa vor Entsetzen die Hand vor den Mund schlug.

„Das erklärt natürlich einiges. Hier sieh' dir das mal an" Sie zog eine zerknitterte Zeitung aus ihrer Tasche und hielt sie Snape direkt unter die Nase.

„Der Dunkle Lord hat getobt, so habe ich ihn noch nie erlebt", flüsterte sie.

Severus sprang direkt die Schlagzeile des Tagespropheten in die Augen: Gwendolyn Dumbledore starb im Duell gegen Du-weist-schon-wem!

Fassungslos nahm er Narzissa die Zeitung aus der Hand, um den Artikel zu überfliegen:

Gwendolyn Kendra Dumbledore, Tochter des Berühmten Albus Dumbledore (Orden der Merlin Erster Klasse, Großz., Hexenmst. Ganz hohes Tier, Internationale Vereinig. d. Zauberer)... lieferte sich in der Nacht vom 25. zum 26. September ein Duell mit Du-weißt-schon-wem... unterlag ihren Verletzungen... Details sind nicht bekannt... Dumbledore schweigt über diesen Vorfall... es wird vermutet, dass sie eine ähnliche, glanzvolle Leistung erbringen wollte, wie Dumbledore 1945 im Sieg gegen Grindelwald erlangte...

Narzissa beobachtete ihn genau und als Severus die Zeitung sinken ließ, nahm sie den Faden erneut auf: „Er verlangt dich sofort zu sprechen und du solltest diesem Befehl nachkommen, wenn dir dein Leben lieb ist!"

Er sah sie mit einem Blick an, der ihr die Nackenhaare zu Berge stehen ließen. Sie schauderte einen Moment, dann riss sie sich zusammen.

„Nun komm! Wir gehen direkt. Nein, keine Widerrede", sie zog ihn hoch, ignorierte dabei seinen schwachen Protest und sprach weiter: „Und wenn dich der Dunkle Lord entlassen hat, kommst du mit nach Malfoy Manor. Dort kannst du etwas essen, ein Bad nehmen und dich ausschlafen. Wann hast du denn zum letzten Mal etwas Richtiges gegessen?"

„Zissa, hör' zu, ich will nicht", begann er erneut.

„Nein, Severus, du hörst zu!" Sie sah ihn ernst an. „Ich habe nicht vergessen, was du für mich getan hast! Nun kann ich dir endlich ein wenig davon zurückgeben."

Sie schloss das geöffnete Fenster, ging zurück zu Severus und gemeinsam disapparierten sie.

„Du hast sie Dumbledore gebracht!?!" Voldemorts Stimme war schrill und wutverzerrt.

„Herr, sie... sie sollte eine würdige Beerdigung bekommen mehr nicht." Severus kauerte auf dem Boden, keuchend und schweißgebadet.

„Was hast du ihm erzählt?"

„Nichts, Herr Ich habe ihm nichts erzählt." Er hoffte inständig, dass seine Konzentration ausreichte und seine Okklumentik-Erfahrung ihn nicht im Stich ließ. „Nicht einmal begegnet sind wir uns. Ich ließ ihren Leichnam einfach zurück."

Die Erinnerung an ihren Leblosen Körper schmerzte ihn erneut.

„Woher", zischte Voldemort, „weiß der Tagesprophet dann von unserem Duell?"

„Ich kann es mir nicht erklären! Womöglich erzählte Dumbledore diese Geschichte, damit seine eigene Tochter nicht als Todesserin in die Presse gerät."

Diese Antwort schien Voldemort zu befriedigen.

„Sei es, wie es sei..." Er kam erneut einige Schritte auf Severus zu. „Dein unüberlegtes Handeln muss trotz allem bestraft werden! CRUCIO"

Pokračovať v čítaní

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