Spiel der Liebe

By Tyskerfie

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Annika wächst bei ihren Großeltern in London auf, die alles darauf setzen sie zu einer richtigen Dame zu erzi... More

Neue Schule - Neues Leben?
Handball ist die Rettung - oder?
Die Spiele beginnen
Die erste Bewährungsprobe
Der Ball
Machtkampf oder Reiz?
Idioten
Lieber Stolz...
Nick vs. Annika
Mexican Beats und arrogante Vollidioten
"Aber heiß ist sie ja schon"
Immunität
Die Könige von Carmelot - oder so...
Gitarrenspiel und Eifersucht
Kaffee oder Arroganz?
Kennenlern-Schwierigkeiten
Und der Gewinner ist...
Kampf der Giganten
Ball Ball bald
Oh liebes London...
Keine Schlauheit
Kleider Koffer Kommunikation
Schnell erledigt
Überraaaschuuung!
Schottland und Orangenlikör
Familiärer Herbst
Champagner-Schock
Feuer und Fackel
Nächtliche Nässe
Kokosküche
Burgball
Kastanienkuss
Stille Stunden
Gefühlstraining
Nicks Neue
St. Alberts Elefanten
Blutige Gefühle
Carmelot Künstler
Hornbrille und Handball
Lieblose Liebe
Verhaltenes Verhalten
Machtworte
Zwei Minuten
Bedeutungen und Ballanalyse
Bier und Barklay's
Winterball
Sekt und Schulden
Blickkontaktsromanze
Brennende Eiseskälte
Mondscheinmächte
Klammern
Verliebt
Verdammte Ehrlichkeit
Liebesdreher
Paddington-Bären
Verliebt und verarscht
Trübsal und Tränen
Weihnachtsferien und William
"Komm zurück..."
Cornwall-Charme
Hey
Egoistische Ereignisse
Glück und Geschichte
Lilien in London
Verächtliche Vergangenheit
Rosengarten-Romanze
Angriff
Qual der Wahl
Volle Kannen
Meistermanieren
Danksagung + Info <3

Wütende Würfe und anziehende Abwehr

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By Tyskerfie

"Cullum, zu mir kurz, bitte." Überrascht und doch irgendwie nicht so sehr überrascht, drehte sie sich zu ihm um.

Sie ging einige wenige Schritte auf ihn zu und erwiderte seinen undefinierbaren Blick. Was kam jetzt? Noch eine Entschuldigung? Eine Provokation? Oder etwas komplett gleichgültiges?

„Was?", fragte sie ihn. Weder schroff, noch freundlich.

„Ich brauche dir nicht zu sagen, dass das...", er betonte es, als könne er eine detaillierte Bezeichnung ihres Kusses nicht über seine Lippen bringen, „am besten nicht rumgesprochen wird, oder?"  Er sagte es leise und seine Stimme ging Annika durch Mark und Bein. Sie schnaubte leicht und sah ihn verächtlich an.

„Für wie blöd hältst du mich?", fragte sie ihn und schüttelte leicht den Kopf.

„Das hat damit nichts zu tun", meinte er ruhig.

„Womit dann?" Sie sah ihm tief in seine hellen Augen und versuchte wie immer vergebens etwas daraus zu entnehmen. Es schien nicht so, als würde er antworten, weswegen sie sich einfach umdrehte und begann sich warm zu laufen.

Wieso um Himmels Willen sollte sie herumposaunen, dass Nick sie geküsst hatte? Wenn, dann nur um allen anderen klar zu machen, was für ein arroganter Arsch er war. Sie war so wütend, dass sie sich am liebsten die Seele aus dem Leib geschrien hätte.

Das Aufwärmen hatte sie nicht beruhigt, mit jedem Schritt war sie wütender geworden und war jetzt mehr als bereit, ihre Raserei im Spiel auszulassen. Sie spielte energisch, kraftvoll, fast aggressiv, aber immer darauf bedacht keine Grenzen zu überschreiten und ihre Teamkollegen nicht zu verletzen. 

Ihre Gegenspieler merkten schnell, dass sie heute nicht zu stoppen war, weshalb sie oft freien Wurf aufs Tor hatte. Sie legte all ihre Kraft und all ihre Wut in ihre Würfe und konnte so ein wenig abreagieren. Als sie zum zweiten Mal hinter einander jedoch den Pfosten traf, biss sie sich so hart in die Lippe, um einen wütenden Schrei zu unterdrücken, dass sie fast anfing zu bluten. Pfosten war einfach nicht gut genug. Vor allem nicht, da sie sich nur zu deutlich bewusst war, dass Nick sie konstant beobachtete, sie analysierte, versuchte sie zu lesen, sie beurteilte. Sie verurteilte.

Nach dem Spiel waren diverse Übungen mit dem Ball angesagt, die gleichzeitig als Muskel- und Konditionstraining dienten. Verbissen vollführte Annika jegliche Aufgaben, immer darauf bedacht, Nick nichts zum Kritisieren zu geben. Gleichzeitig würdigte sie ihn keines Blickes. Sie wollte ihn nicht ansehen. Sie wollte nicht, dass er sich wieder in ihre Gedanken nistete.

Als die Truppe eine kleine Verschnaufpause brauchte, nutzte Nick die Gelegenheit, um über das kommende Heimspiel am Samstag zu reden. "Mädels, Samstag kommt St. Albert's zu uns und es ist kein Geheimnis, dass ich erwarte, dass wir dieses Spiel gewinnen", fing er an und hatte somit die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Spieler.

"St. Albert's hat erst seit letztem Jahr ein Handballteam und ihr erinnert euch bestimmt daran, dass wir unser abschließendes Spiel gegen sie in der letzten Saison gewonnen haben." Die Mädchen nickten. "In unserer aktuellen Form können wir sie locker schlagen." Wenigstens Nick schien zuversichtlich. 

"Ich bezweifle, dass sie viele ihrer Spieler ausgewechselt haben, deswegen müssen wir uns auf eine robuste, aggressive Abwehr einstellen."

"Stimmt, das waren die ganzen fetten Mädchen", kommentierte Megan stöhnend und die anderen Mädchen lachten. Auch Nick grinste.

"Alle Spieler von St. Albert's wiegen mindestens das Doppelte wie wir", flüsterte Nora und jetzt verstand Annika auch.

"Sie mögen vielleicht ein wenig furchteinflößend aussehen und ihre Abwehraktionen werden bestimmt auch weh tun", redete Nick weiter, "aber sie sind langsam. Sie sind unendlich langsam. Und das müssen wir ausnutzen." Annika konnte sich schon denken, was jetzt kam.

"Also werden wir heute und Mittwoch wieder Einzelaktionen, Finten, Einläufe der Außenspieler und Tempo-Gegenstöße üben. Am Samstag wird es darauf ankommen, dass wir die Gegenspieler austricksen und so an ihnen vorbei kommen. Das muss schnell und konzentriert ablaufen. Das bedeutet auch, dass ihr ohne den Ball in Bewegung sein müsst. Eine Finte bringt nichts, wenn keine Geschwindigkeit dabei ist."

In gewisser Weise bewunderte Annika Nick. Er erklärte grundsätzliches Handballwissen so, dass es schien, als wäre es ein Geheimnis, an dem er sein Team teilhaben ließ. Er sagte nichts auf einer herablassenden Art und Weise, egal wie offensichtlich seine Anmerkungen waren. Und wie sie an den interessierten, neugierigen und erstaunten Gesichtern ihrer Teamkollegen sehen konnte, saugten sie dieses Wissen in sich auf, als hätten sie zum ersten Mal davon gehört.

"Cullum, komm zu mir", riss Nick sie aus ihren Gedanken und verwundert blickte sie zu ihm auf. Na toll, jetzt durfte sie schön Anschauungskaninchen für ihn spielen. Irritiert stand sie auf und ging zu Nick, der einige Schritte weiter weg von der Mannschaft gegangen war.

"Seht her", befahl er und alle Mädchen schauten gespannt zu ihm. Sie vergötterten ihn, stellte Annika fest. Jedes einzelne Mädchen hing an seinen Lippen und sahen ihn bewundernd an. Dämliche, naive Mädchen, dachte sie. 

Doch sie gehörte selber dazu.

Sie blickte abwartend zu Nick, der jetzt eineinhalb Meter von ihr entfernt stand. 

"Ich bin Abwehrspieler und Cullum bekommt den Ball zugespielt. Sie steht, als sie den Ball bekommt und versucht jetzt an mir vorbeizukommen. Nora, du passt ihr den Ball zu." Nora nickte, nahm ihren Ball und stand auch auf. Sie warf den Ball zu Annika, die erst in dem Moment loslief, wo sie ihn in den Händen hielt. Nicht sehr überraschend konnte sie Nick unmöglich täuschen. Ihre Finte war langsam und voraussichtlich. Sanft hielt er sie in ihrer Aktion auf, darauf bedacht ihr nicht wehzutun. Sie schüttelte seine Hände von sich und ging wieder einige Schritte zurück. 

"Wie ihr gesehen habt, war das nicht gerade effektiv", kommentierte Nick. "Wenn ihr im Stehen den Ball annehmt, fehlt euch die nötige Geschwindigkeit um zu überraschen. Ihr sollt den Abwehrspielern immer einen Schritt voraus sein. Ihr habt den Ball, ihr entscheidet, was ihr damit machen wollt. Die Abwehrspieler wissen nicht, was ihr vorhabt. Aber das merken sie schnell, wenn ihr langsam spielt. Verstanden?" Die Mädchen nickten.

"So und jetzt natürlich das Gegenbeispiel. Cullum nimmt Anlauf, kriegt im Lauf den Ball und versucht dann an mir vorbeizukommen." Annika nickte und ging noch einige Schritte nach hinten. Sie sah zu Nora, die ihr den Daumen nach oben zeigte, und dann lief sie los. Ungefähr zwei Meter vor Nick bekam sie den Ball, lief auf ihn zu, täuschte an, dass sie rechts an ihm vorbei wollte, ging dann aber nach links. Obwohl Nick wusste, was sie vorhatte, war sie so schnell, dass er es nur schaffte, noch einen Arm um ihre Taille zu schlingen, als sie schon halb an ihm vorbei war. Gewaltsam wurde sie im Lauf gestoppt und fiel automatisch nach hinten in Nicks Griff. Sie knallte seitlich und dann mit ihrem Rücken gegen seine Brust und wand sich in seinen Armen, als ein Feuer sich über ihren Körper ausbreitete. Auf einmal wurde ihr wieder deutlich bewusst, wie anziehend sie Nick fand. Immer noch.

"Das hier hätte mir im Spiel zwei Minuten gegeben", erklärte Nick, während er noch locker eine Hand um ihre Hüfte hatte. "Und sieben Meter. Wenn ich gar nicht reagiert hätte, würde Cullum ungehindert ein Tor schießen. Seht ihr, wie wichtig Bewegung und Geschwindigkeit ist?" Die Spieler nickten und Nick wandte sich an Annika.

"Alles klar?", fragte er sie leise und wollte sicher stellen, dass sie sich nicht verletzt hatte. Sie nickte stumm, sah weg und Nick ließ sie los. Ihr Herz schlug so schnell, dass es in ihren Ohren rauschte. Er spielte mit ihr. Er ärgerte sie. Wieso hatte er nicht Megan oder Jessica gebeten, ihm beim Vorzeigen zu helfen? Wieso hatte er sie so lange festgehalten? Als sie zu Nora zurück ging, wagte sie einen kurzen Blick zu ihm und zu ihrem Erstaunen sah auch er sie an. Ausdruckslos.

"Teilt euch in Zweierteams und verteilt euch in der Halle. Stellt euch mit einigen Metern Entfernung gegenüber. Der Abwehrspieler wirft den Ball dem Angriffsspieler im Lauf zu und versucht danach die Finte zu stoppen. Nach den ersten fünf Malen macht ihr zehn Liegestützen und wechselt dann Positionen. Nach den nächsten fünf Malen macht ihr zehn Sit-Ups und wechselt wieder. So geht das weiter, bis ich euch stoppe."

Annika tat sich mit Nora zusammen und die beiden konzentrierten sich auf die Übung. Nick ging zwischen den Mädchen hin und her, gab Tipps und Anweisungen und zeigte, wie sie sich noch verbessern konnten.

Das hier war hartes Training. Die Kraftübungen zwischendrin zehrten an den Kräften. Gerade waren Annika und Nora zum dritten Mal dabei ihre Liegestützen zu bewältigen, als Annika aus dem Augenwinkel Nicks Schuhe sah. Sie biss ihre Zähne zusammen und machte alle zehn Liegestützen haargenau so, wie sie gemacht werden sollten. Als sie wieder aufstand und sich ihren Ball schnappte, spürte sie seine Blicke. Anscheinend wollte er ihren Angriff sehen, bevor er zu den nächsten Mädchen weiter ging.

In dem Moment war auch Nora mit ihren Liegestützen fertig und mühsam stand sie wieder auf.

"Puuuuh", stöhnte sie. "Ich hätte in den Herbstferien vielleicht wenigstens ein Mal joggen gehen sollen", grinste sie und wischte sich einige los gewordene Haarsträhnen aus dem Gesicht. Annika lächelte schief, ging einige Schritte rückwärts und machte sich für den Anlauf bereit. Sie spielte Nora den Ball zu, die von den Liegestützen noch ganz rot im Kopf war, ignorierte Nick und lief dann los. Sie bekam den Ball von Nora zurück und bevor sie auch nur mit der Wimper zucken konnte, war sie an ihr vorbei. 

"Moment, ich war noch nicht ganz bereit", beschwerte diese sich neckend. 

"Geh vorher auf sie zu", sagte Nick ihr dann. "Warte nicht erst, bis Cullum die Finte macht, sondern fixiere sie vorher. In einem richtigen Spiel würdest du ja nicht wissen, was dein Gegenspieler vorhat. Du würdest nicht auf eine Finte warten, wie jetzt. Wenn du erst reagierst, wenn Cullum schon dabei ist, dich auszutricksen, dann ist es längst zu spät."

Nora nickte und wieder stellte Annika sich bereit. Nora ging diesmal früher auf sie zu, aber immer noch zu spät, als dass ihre Abwehrleistung einen Nutzen hätte.

"Besser, aber immer noch zu spät", lautete Nicks Urteil. "Cullum, versuch es wieder bei mir", meinte er dann und aus irgendeinem Grund wunderte Annika sich nicht darüber. Natürlich wollte er sie alle auf der bestmöglichen Weise trainieren, aber sie hatte so das Gefühl, dass er extra ihre Nähe suchte. Aber nicht unbedingt aus edlen Motiven heraus.

Sie warf Nick ihren Ball zu und ging einige Schritte nach hinten. Sie atmete einmal tief ein und aus und versuchte sich so gut wie möglich zu konzentrieren. Fast schon verbissen sah sie zu ihm, ignorierte wie attraktiv er aussah, wenn auch er sich konzentrierte, und lief los. Sie bekam einen perfekten Pass von ihm zurück und war für ihre Finte bereit, als Nick sie schon längst an der Hüfte und Schulter fixiert hatte und kräftig Gegenwehr leistete. Sie drehte sich aus seinem Griff, doch in einem richtigen Spiel hätte sie hier den Ball weiter spielen müssen, weil ihre eigene Chance vertan war. Nick hatte somit also seine Abwehr zur Perfektion ausgeführt.

"Siehst du, so einfach geht das", meinte er an Nora und Annika entging nicht die beabsichtigte Provokation in seiner Stimme. Sie warf ihm einen giftigen Blick zu, den er ebenso kalt erwiderte, und wandte sich wieder zu Nora. Sie würde mit ihr weiter trainieren und nicht mit Nick. Er entfernte sich langsam und gab den anderen Mädchen Ratschläge.

Nach ungefähr einer halben Stunde beendete Nick endlich das Training. Müde und ausgelaugt ging die Mannschaft zu ihren Wasserflaschen.

"Nick, wann genau ist das Spiel am Samstag eigentlich?", fragte Megan Nick in der Stille, bevor sie wie alle anderen aus ihrer Flasche trank. 

"Du hast doch den Spielplan bekommen?"

"Schon, aber ich kann mich gerade nicht erinnern." Sie wurde leicht rot und grinste Nick zuckersüß an. Augenverdrehend wandte Annika den Blick weg. Sie mochte Megan sehr, aber dass sie jetzt so offensichtlich Nick anschmachtete war dann doch zu viel des Guten.

"Um neun Uhr dreißig ist Anpfiff", beantwortete Nick ihre Frage und dankbar lächelte sie ihn an.

"Die Herrenmannschaft spielt übrigens um zwölf Uhr, falls ihr also was lernen und eure Heimmannschaft unterstützen wollt, dann bleibt nach eurem Spiel in der Halle", fügte er noch selbstbewusst grinsend hinzu und die meisten Mädchen ließen sich das nicht zwei Mal sagen. 

Wieder verdrehte Annika ihre Augen. Wenn sie Samstag blieb, um sein Spiel zu sehen, um ihn und die Mannschaft zu unterstützen, würde er sich sicher denken, dass sie wegen seiner Aufforderung gerade eben gekommen war. Irgendwie war sie zu stolz, um ihn das glauben zu lassen. Womöglich war es doch besser, nicht zu bleiben. Nick sollte ja nicht denken, dass sie wegen ihm zum Spiel kam.

Stöhnend nahm sie auch ihren Ball in die Hand. Sie hatte es Caro versprochen mit zu gehen. Und sie hielt ihr Wort. Sie würde Nick einfach ignorieren, dann würde er sich schon nichts denken.

Auch jetzt ignorierte sie ihn, als sie mit Nora zusammen an ihm vorbei stolzierte und die Halle verließ.

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Nick und Annika... Zu stolz oder zu doof? ;)

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