Wichtel-Adventskalender 2023

By CommunityLounge

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Weihnachtszeit ist die schönste Zeit! Und ein Adventskalender darf in der Lounge natürlich auch nicht fehlen... More

Vorwort
1. DinaSander • Ein Weihnachtswunder für Margit?
2. NicNic86 • Gedankenspiele
3. SuglyWombat • Wenn aus Schatten Licht wird
4. Bobby Andrews (Aelajza) • Winter Wunderland
5. Uinonah • Ein Teufel zu Weihnachten
6. Sia_Ley • Laurins Schatz
7. Nachtmalerin • Five Times Halloween
8. WingedCat001 • Dana
9. xXSkylaBartonXx • Wild Life
9. NyanParfait (Scriptum_universum) • Just a Game
10. NyanParfait • Birthday Girl
11. Sturmfeechen • Bittersüße Wahrheiten
12. Chitinpanzer • Bernsteinseele
13. AkaneArt_27 • The Hope Of Shining Stars
14. FlowerWinnie • From Blue to Pink
14. Aurei_ • Sonnenstrahlen
15. Dorotet • Der Parkstreet-Fluch
16. LHeusser • Die Namenlose
16. Farbenstrudel • Something Outside Us
17. hxdurin • Date des Grauens
18. SsJjYy • Der Feenprinz und seine Prinzessin
19. JuneOLeary • Und täglich grüßt ... der Weihnachtsmann
20. a_hazelnut • Eine Geschichte ohne märchenhafte Sonnenuntergänge
21. LovelyBooksWithMe • Busfahrt mit Magie
22. CanisMinor15 • Jeden Tag geschehen Wunder
23. KimberlyWunder • A Dream for Society
24. Ideenzauber • Zimtsterne zum Verlieben
Frohe Weihnachten!
26. Serafina65s • Rettung in letzter Sekunde
27. Tintenzauberin • Die Mitternachtshexen
28. EndeLegende • Eine Lüge ist selten allein
29. RainHuffle_ • Das Ende der Welt?!
30. Finale Auflösung

25. Clacie1 • Hoffnung

26 10 15
By CommunityLounge

H O F F N U N G

Clacie1

Bunte Stände säumten die Straße. Händler priesen lauthals ihre Waren, fröhliches Geplauder war zu hören. Kinder lachten, das sanfte Klirren von aneinander schlagenden Schmuckstücke war zu vernehmen. Ein leichter Wind wehte durch die Gassen und trug weiße Wölkchen über den blauen Himmel.

Langsam schlenderte Emma durch den lebhaften Flohmarkt, bestaunte Antiquitäten und aufwendig gewebte Stoffe. Alles war dabei. Von verstaubten Kleinigkeiten bis zum modernsten High-Tech.

Der Duft von Waffeln wehte an der Schwarzhaarigen vorüber und ließ Wasser in ihrem Mund zusammenlaufen.

Doch ein kleiner, unscheinbarer Stand weckte ihr Interesse.

Zog Emma beinahe magisch an.

Einzigartige Gegenstände strahlten ihr entgegen, flehten sie an, sie mitzunehmen.

Eine kleine Glaskugel glitzerte neben einem bronzenen Kerzenständer auf dem Tisch.

Viele solche Besonderheiten zierten ihre kleine Wohnung und gaben ihrem trauten Heim dieses gewisse Etwas. Das Gefühl, genau richtig zu sein.

Aus dem Augenwinkel sah sie eine Reflexion und ihr Blick fiel auf einen antiken Spiegel.

Lächelnd griff Emma nach ihm, fuhr mit den Fingern über den aufwändig geschnitzten Rand.

Mit dem Daumen strich sie über den Griff, der von öfteren Benutzung ganz glatt war. Nur leichte Linien deuteten auf die Muster, die auch hier sicherlich mit Mühe und Liebe geschnitzt wurden. Eine Gänsehaut erfasste sie. Dieser Spiegel hatte etwas Geheimnisvolles an sich, zog sie in seinen Bahn mit seiner mysteriösen Aura.

Plötzlich trat ein Mann hinter einem großen Stapel von Büchern hervor, einen Zahnstocher zwischen seinem weißen langem Bart.

„Na, Fräulein, ist etwas für Sie dabei?", nuschelte er. Dann bemerkte er den Spiegel in der Hand der jungen Frau, deren dunklen mandelförmigen Augen auf den kleinen Handspiegel gerichtet waren und deutete mit seinem knochigen Finger darauf.

„Das ist etwas Einmaliges. Finden Sie nirgendwo. Damit kann man die Zukunft sehen." Er gab sich nicht mal die Mühe, den Zahnstocher weg zu tun, doch seine tiefe Stimme ging ihr durch Mark und Bein.

„Die Zukunft sehen, sagen Sie? Das ist doch Quatsch." Emma versuchte, ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, die ihr seine Worte angetan hatten. Fest umklammerte sie den Griff, um ihre zitternde Hand zu verbergen und hob entschlossen den Kopf.

„Wie viel?"

„Für 60 Mäuse gehört er Dir."

Empört schnappte die Schwarzhaarige nach Luft und machte Anstalten, die Kostbarkeit wegzulegen.

„Nein, warte, ich versichere Dir, er ist magisch. Ich gebe Dir mein Wort. Komm, für 50 ist es ein Schnäppchen."

Angetan von seinem Entgegenkommen betrachtete sie ein weiteres Mal den Spiegel.

„Sind Sie sich da sicher? Denselben finde ich für 20 im Second-Hand-Laden." Das war eine glatte Lüge, sie wollte unbedingt diesen Spiegel. Er war anders, das war klar. Schien ihr zu zuflüstern und sie konnte ihren Blick nicht abwenden. Diese Aura war atemberaubend und gleichzeitig eigenartig bekannt.

„35, mein letzter Preis. Deine Chance!"

„Ich weiß ja nicht", seufzte sie und ließ den alten Händler noch etwas zappeln, was er mit einem Grummeln kommentierte.

Ein letzter Blick auf das antike Stück genügte und sie nickte dem Mann zu. Langsam zog die junge Frau ihren Geldbeutel aus ihrer Umhängetasche und reichte ihm die Scheine.

„Wären Sie so lieb, es bruchsicher zu verpacken?", fragte sie mit einem charmanten Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte.

Mürrisch nuschelte er etwas in seinen Bart, aber holte ein Samttuch hervor und schlug es vorsichtig um den Spiegel.

„Vielen Dank." Behutsam verstaute sie das wertvolle Stück in ihrer Tasche. Sofort machte sie sich mit schnellen Schritten auf den Weg zu ihrer kleinen Wohnung am Stadtrand.

Sanft wogen die Bäume im Wind, Blüten tanzten im leichten Wirbel. Getrieben von der Neugier und dem befremdlichen Gefühl der Verbundenheit hastete Emma durch die verwinkelten Straßen, die im Gegensatz zum Flohmarkt menschenleer waren.

Ungeduldig schloß sie ihre Wohnungstür auf, holte erwartungsvoll den Spiegel heraus und befreite ihn von dem Tuch.

Wie ein frischer Windzug erfasste sie die Aura. Es war unglaublich. An den Stellen, wo sie das Holz berührte, kribbelte es auf ihren Fingerkuppen, erfasste sie mit einem Zittern.

Aufmerksam betrachtete sie ihn von allen Seiten, auf der Suche nach etwas, das auf die Magie hinweisen könnte. Eine geheime Schrift, eine Öffnung, irgendwas.

Doch sie wurde nicht fündig. Enttäuscht schaute sie in ihr Spiegelbild, dass betrübt zurückblickte und seufzte. „Da hat er mich wohl doch reingelegt. Die Zukunft sehen. Dass ich nicht lache." Plötzlich verschwamm ihr Ebenbild und wurde durch eine goldene Schnörkelschrift ersetzt.

Die Zukunft liegt in jenes Hand,
der die Wahrheit hat erkannt.
Die Macht seie dir bewusst,
sonst mit Konsequenz du rechnen musst. Nun blicke in des Spiegels Weisheit,
dir zeigen wird die kommende Zeit.

Ungläubig flüsterte sie die Worte, die nicht so ganz ihr Bewusstsein erreichen wollten. Mit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie der letzte Buchstabe verblasste und ein helles Schimmern aus dem Inneren der spiegelnden Fläche zu kommen schien.

Es umrundete die Schnitzereien und machte sich auf den Weg zum Griff, um welchen ihre Finger lagen. Das ganze Holz schien zu leuchten, von diesem Glänzen ausgefüllt zu sein. Es hob die Muster hervor, machte sie geradezu lebendig.

Ohne das sie es merkte, erreichte es ihre Hand, wanderte hoch zu ihrem Gesicht. Ihre Haare wallten auf, als seie ein Böe unter sie gefahren und für einen Bruchteil einer Sekunde erfasste das Leuchten ihre Augen.

Im spiegelnden Glas wurden Bilder sichtbar. Sieben junge Frauen mit unterschiedlichen Haarfarben blickten für einen Bruchteil einer Sekunde in ihre Seele, wurden dann von einer roten Blume abgelöst, die ihre Blüten zum Himmel reckte. Ein lachender Junge, der die gleichen schwarzen Haare wie Emma hatte. Dunkle Wolken zogen auf, die Erde bebte und Sterne fielen vom Himmel. Schreie halten über die mit schwarzem Rauch bedeckte Welt.

Emma erfassten die Gefühle, als wäre sie persönlich da. Der Schmerz schien ihr Herz zu zerreissen, sie wollte schreien, doch ihre Kehle war blockiert. Sie rang nach Luft, ihr Blick verschleierte sich, ihr Körper verspannte sich.

Plötzlich rutschte der Spiegel aus ihrer Hand und zerschellte klirrend am Boden. Wie eine Explosion löste es eine Schockwelle aus, die alle Möbel zum Wanken brachte. Die einzelnen Bruchstücke des Glases sprangen in alle Richtungen und Emma zuckte zusammen. Ihre Hände zitterten wie Espenlaub.

Auf ihrer Stirn flackerte eine Raute auf, unbemerkt von dem erschrockenen Mädchen und verblasste, eine letzte Erinnerung an die Vision schien sich wie ein Brandzeichen festzusetzen, um wieder dorthin verbannt zu werden, wo es hingehörte.

Schweratmend saß Emma dort, blickte wie ein aufgeschrecktes Reh auf das zerbrochene Glas, glaubte nicht, was geschehen war.

Langsam beruhigte sich ihre Atmung und Leben kehrte in die blasse Gestalt zurück. Auf ein Mal sprang sie jedoch wie wild geworden auf, stolperte mit noch immer wackeligen Beinen umher und murmelte unablässig: „Nein, nein, nein."

Endlich fand sie das, was sie gesucht hatte. Eine kleine Tube mit Alleskleber.

Vorsichtig ließ sie sich auf die Knie fallen, darauf bedacht, sich nicht auf eine Scherbe niederzulassen. Jeden kleinen Splitter las sie vom Boden auf und platzierte es feinsäuberlich an seinen Platz, wie ein Puzzle legte sie alle Stücke zusammen.

Es kostete sie Stunden, bis alles an seinem rechtmäßigen Platz geklebt war. Doch die einstige Magie kehrte nicht zurück. Nun war sie mehrfach in den einzelnen Scherben sichtbar und die Aura war erloschen. Nun war es nur noch ein gewöhnlicher, nein, ein zerbrochener Spiegel, der völlig seinen Wert verloren hatte.

Ein Träne kullerte ihre Wange hinunter, doch Emma wischte sie schnell weg. Das nahm ihr aber nicht dieses elende Gefühl. Sie hatte dieses einzigartige Stück zerstört, hatte seine einmalige Kraft verloren.

Erschöpft ließ sie sich auf einen Stuhl fallen, ihre Schultern sackten nach vorne. Nicht mal die Vision hatte sie verstanden, es war ein Durcheinander von Gesichtern und Geschehnissen gewesen.

Oder? Sie versuchte sich an ihre Gefühle zu erinnern, die sie bei deren Anblick hatte, doch ihr kam nur der Schmerz in den Sinn. Keiner dieser Frauen waren ihr bekannt, sie hatte noch keine von ihnen je gesehen. Dazu kam, dass die Erinnerung wie einer dieser Träume verblasste, die man am Morgen hatte. Sie konnte sie nicht mehr greifen und abrufen. Wie verschwommene Vorboten waberten sie in ihrem Gedächtnis und lösten widersprüchliche Gefühle aus.

Doch einen kannte sie. Diese Augen, dieses Lachen, die strubbeligen Haare würde sie überall wieder erkennen.

Theo. Ihr jüngerer Bruder. Er war der Einzige, der ihr in diesem Wirrwarr einen Anhaltspunkt gab.

Doch zu lange hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Emma ließ ihr Gesicht in ihre Hände sinken. Was hatte es nur auf sich?

Sie wusste nicht, was sie von einem magischen Spiegel erwartet hatte, doch das sicherlich nicht. Und um das ganze auf den Grund zu gehen, gab es nur eine Möglichkeit.

Das gefiel der überforderten jungen Frau gar nicht. Resigniert gab sie einen lauten Seufzer von sich und stemmte sich auf. Vorsichtig schlug sie das Seidentuch wieder um den Spiegel und legte ihn zurück in ihre Tasche. Dabei presste sie ihre Lippen so fest zusammen, dass sie ganz weiß wurden. Hätte sie doch bloß nicht diesen verdammten Spiegel gekauft! Aber nun war es zu spät.

• • •

Das Rattern des Zuges war monoton und machte Emma melancholisch. Ihre Stirn an die kalte Scheibe gelehnt, war ihr Blick auf die vorbeiziehende Landschaft gerichtet. Doch die bunten Fassaden da draußen nahm die Schwarzhaarige gar nicht wahr.

„In Kürze kommen wir beim letzten Bahnhof unserer geliebten Stadt an. Dies ist die letzte Möglichkeit umzusteigen. Danach geht es ohne weiteren Stop aufs Land." Knisternd kam die Durchsage durch die Sprechanlage. Doch während sich das Abteil lehrte, war Emma schon längst in Gedanken woanders.

Sie dachte an das letzte Gespräch mit ihren Eltern, das damit geendet hatte, dass sie in die Stadt gezogen war.

Damals hatte Emma ein Bild gefunden, auf dem ihre Familie abgebildet war. Mutter, Vater, der noch achtjährige Aron, ihr großer Bruder, und der Säugling Theo. Keine Spur von Emma. Die ein Jahr älter war als Theo.

Nach Erklärung suchend war sie zu ihrer Mutter gegangen.

„Mama, was ist das für ein Bild?"

„Schätzchen, du siehst, dass ich koche. Gleich kommt dein Vater und er ist doch immer so hungrig."

„Schau doch mal!", hatte Emma gedrängt und das Bild vor das Gesicht ihrer Mutter gehalten. Diese war blass geworden und hatte ausweichend geantwortet: „Das Bild ist doch schon so alt." „Aber wo bin ich?" Ihre Mutter antwortete nicht. „Mama?" Kommentarlos kochte sie weiter. „Mama?!"

Emmas Hände waren schweißnass geworden. Sie hatte auf das Bild geblickt und langsam sickerte die Erkenntnis in ihre Hirnwindungen. „Mama?", flüsterte sie fassungslos.

Da war schon ihr Vater eingetreten. „Mmh, was riecht hier so gut?"

Mit ausdruckslosem Gesicht hatte Emma sich zu ihm umgedreht. „Papa, bin ich adoptiert?" Die große Gestalt ihres Vaters hatte innegehalten und hilfesuchend zu seiner Frau geschaut. Doch diese kochte unbeirrt weiter.

Laut hatte er ausgeatmet. „Ja, Emma. Du bist adoptiert. Aber..." weiter kam er nicht, denn mit zitternder Stimme hatte Emma gerufen: „Warum? Warum habt ihr es mir nicht gesagt?" Tränen waren ihr in die Augen geschossen. Ihr Leben fühlte sich wie eine Lüge an.

„Wer?", fragte sie, aber ihr Vater hatte sie verwirrt angeschaut. Also holte sie mit tränenerstickter Stimme aus: „Wer sind meine Eltern?"

„Das wissen wir nicht. Wir haben dich am Straßenrand gefunden, als eine schwere Krise das Land erschütterte. Aber ich versichere dir, wir lieben dich wie unser eigenes Kind."

Doch den letzten Satz hörte Emma nicht mehr. Sie war in ihr Zimmer gestürzt und hatte es nicht mehr verlassen.

Kurze Zeit später war sie Hals über Kopf ausgezogen, um ihre leiblichen Eltern zu finden.

Das war vor einem Jahr.

In Gedanken vertieft hauchte Emma auf die Scheibe und malte ein trauriges Gesicht. Sofort wischte sie es weg. Ein Kloß saß ihr im Hals.

Nun war sie auf dem Weg zu dem Ort ihrer Kindheit.

Zahlreiche schöne Erinnerungen stiegen in ihr auf, wurden von den rhythmischen Geräuschen des Zuges verstärkt.

Draußen veränderte sich die Landschaft. Schon lange hatten sie die kleine Stadt mit den kleinen Häusern hinter sich gelassen und verließen nun die große Hauptstadt. Die großen gläsernen Hochhäuser verschwanden und machten Platz für kleine Siedlungen. Grüne Nadelbäume und endlose Felder, die von einer dünnen Schneeschicht bedeckt waren, erstreckten sich so weit das Auge reichte.

Emmas Schultern entspannten sich, doch ihr Herz begann wild zu klopfen. Die Landschaft war vertraut und trotzdem fürchtete sie sich. Wie würden ihre Eltern reagieren, wenn sie einfach aufkreuzte? Ohne Einladung oder Vorwarnung.

Plötzlich fiel ihr etwas ein und sie friemelte einen weißen Umschlag aus ihrer Tasche. Er war noch immer geschlossen. Mit zittrigen Händen riss sie das Papier auf.

In der geschwungen Schrift ihrer Mutter stand:

Meine liebe Emma!
Wir würden uns sehr freuen, wenn du uns an Weihnachten besuchst. Du weißt, unsere Türen stehen immer offen.
Wir hoffen, von dir zu hören.
Deine liebenden Eltern

Weihnachten war schon vorbei. Emma hatte es vorgezogen, allein in ihrer Wohnung mit ihrem Lieblingsfilm „Kevin allein zu Haus" ihr Heiligabend zu verbringen.

Wie an einen Rettungsring krallte sie sich an den Brief.

Würde ihre Familie sie mit offenen Armen begrüßen? Oder doch eher abweisen. Emma wollte nicht dran denken. Sie biss sich auf die Lippen. Hoffen war dir einzige Möglichkeit. Hoffen und beten. Etwas, was sie lange nicht mehr getan hatte.

• • •

Nervös schritt die junge Frau auf das allzu gewohnte große Landhaus zu. Ihre Haare wehten im sanften Wind.

Mit Wehmut stellte sie fest, dass sich wenig verändert hatte. Der selbe braune Anstrich auf dem festen Holz, der abblätterte und die roten Fensterläden, die immer offen standen und sich mit dem Wind bewegten.

Als Emma klein war, empfand sie das Haus als lachendes Wesen, das sie mit den Fensterläden hinein winkte.

Noch hatte sie eine Chance umzudrehen und zurück zu fahren. Ihre Hand wanderte zu ihrer Umhängetasche, in der sich der Spiegel verbarg. Als ihre Fingerspitzen den Stoff berührten, durchzuckten sie wieder unheilvolle Bilder, die sie nicht deuten konnte. Als hätte sie sich verbrannt, zuckte ihre Hand zurück.

Der Spiegel hatte sie hierher geführt. Sie brauchte Antworten.

Entschlossen trat sie an die Haustür und klopfte fest an.

Sofort wurde die Tür aufgerissen und die korpulente Gestalt ihrer Mutter stand vor ihr.

Ihr schwarzes Haar zu einem Dutt gemacht, blickte sie mit strengem Gesichtsausdruck auf ihre Tochter. Diese stand verunsichert vor ihr, machte sich darauf gefasst, dass sie lauthals abgewiesen würde.

Doch plötzlich erhellte sich ihr Gesicht. „Emma!" Stürmisch umarmte sie das verwirrte Mädchen, um sie dann eine Armbreite von sich wegzuhalten. „Wie schön dich zu sehen!"

Ohne zu fragen, nahm sie die Reisetasche ab und verschwand im inneren des Hauses. „Liebes, du hast sicher Hunger. Komm doch rein!"

Zögerlich trat Emma ein. Ein köstlicher Geruch stieg in ihre Nase und die angenehme Wärme nahm ihr alle Sorgen.

 Jemand polterte die Treppe hinunter und sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer es war. „Hallo Theo." Langsam drehte sie sich zu ihrem lachenden Bruder um und sofort erfasste sie das Gefühl eines Déjà Vus.

Die Vision kroch zurück in ihre Erinnerungen und ließ sie erstarren.

„Was guckst du so als hättest du einen Geist gesehen?" Grinsend boxte er ihr in die Schultern, um dann seine Hand zu einem High Five zu erheben. Diese Geste brachte Emma zurück in die Gegenwart und zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht.

Wie früher gaben sie sich ihren Handschlag, den sie einstudiert hatten.

„Endlich bist du da. Ohne dich ist alles halb so lustig."

Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Wie Glühwürmchen erhellte sie die Erleichterung. So eine herzliche Begrüßung hatte sie nicht erwartet.

„Kommt Essen!", donnerte es aus der Küche.

Abschätzig betrachtete Theo Emma von oben bis unten und ahnte dann die Stimme ihrer Mutter nach: „Kind, du bist ja ganz mager! Du musst mehr essen!" Dabei zwinkerte er ihr frech zu.

Mit vorgehaltener Hand musste sie sich das Lachen verkneifen.

„Kommt jetzt! Das Essen wird schon kalt!"

„Ja, ja, wir kommen ja schon", antwortete Theo und trabte los, dicht gefolgt von Emma, die sich eingestehen musste, dass sie wirklich Hunger hatte.

Die Köstlichkeiten, die ihre fleißige Mutter auf den Tisch gezaubert hatte, zergingen auf der Zunge und lösten atemberaubende Geschmacksexplosionen aus. Nach zu langer Zeit fühlte sich Emma schwerelos und doch so voll. Für einen Moment ließen sie ihre Bedenken los und die Visionen rückten in den Hintergrund. Sie scherzte und lachte, wie in den Zeiten ihrer Kindheit.

Doch die Realität holte sie ein, als ihre Mutter fragte: „Hast du sie gefunden? Deine leiblichen Eltern."

Schlagartig war die fröhliche Stimmung verflogen und sie hatte das Gefühl, eine schwere Jacke legte sich über ihre Schultern.

„Nein", gab sie von sich, zog das Wort in die Länge. „Es gibt niemanden, der eine Tochter vermisst oder jemanden, der Familienangehörige verloren hat, die ein Säugling hatten. Es scheint, als gäbe es mich nicht." Sie hatte hinab geschaut und mit ihrer Gabel in den Resten rumgestochert.

„Liebes, du bist ein Teil unserer Familie." Mama hatte ihre Hände auf Emmas gelegt und so zur Ruhe gebracht.

Die junge Frau antwortete nicht. Mit zusammengekniffenen Lippen schaute sie weg, raffte sich dann zusammen, um eine andere Frage zu stellen: „Wo ist Papa?"

„Auf dem Feld." Die Stimme ihrer Mama hörte sich belegt an, doch dann nahm sie wieder den gewohnten Ton an: „Du kannst ihm sein Essen bringen. Er wird sich freuen." Ob über Emmas Besuch oder das Essen war unklar. Ihr Vater liebte Essen.

„Ich komme mit!" Eifrig sprang Theo auf und nahm das Proviant entgegen.

Der Weg zum Feld ist steinig und beschwerlich. Ihre Eltern lebten in einer bergischen Gegend und es gab nur wenige fruchtbare Stellen. Doch Emma genoss es. Sie hörte den Liedern der Vögel zu und atmete die frische Bergluft ein.

Theo marschierte voraus und schien es auch zu genießen, denn er summte vor sich hin. An Stellen, wo sie als Kinder Abenteuer erlebt hatten, hielt er inne und deutete lachend darauf, rief alte Erinnerungen hervor. Lächelnd folgte sie ihm, ließ sich auf die kurze Reise in die Vergangenheit ein.

Viel zu schnell waren sie am Ziel. Als würde ihr Bruder spüren, wie ernst es ihr war, überreichte er ihr mit den Worten „Ich warte hier" das Packet und setzte sich auf einen Baumstumpf.

Emma atmete tief durch und stieg die letzten paar Schritte zur Anhöhe hinauf. Sofort erblickte sie ihren Vater, dessen große Gestalt den harten Boden bearbeitete.

Das knirschen ihrer Sohlen auf den Steinen verriet sie und er drehte sich um.

Mit einem mulmigen Gefühl blieb sie stehen und blickte mit den Erinnerung an ihr Gespräch vor einem Jahr zu ihrem Vater. Auch er verharrte in seiner Bewegung, schien nicht glauben zu können, dass sie zurückgekehrt war.

Dann, langsam und ruhig, breitete er seine Arme aus. Mit Tränen in den Augen konnte sie nicht länger warten und stürmte zu ihrem Vater, ließ den Proviant achtlos liegen und fand sich in einer festen Umarmung wieder.

„Mein Mädchen ist zurück", flüsterte er und sie schmiegte sich fest an ihn, fühlte sich geborgen. Doch dann trat sie einen Schritt zurück und blickte ihn ernst an. „Papa, die Zukunft ist in Gefahr." „Ich habe dich auch vermisst", lachte er, aber als er sah, dass sie mit keiner Wimper zuckte, schaute er sie abwartend an.

„Es ist so verwirrend. Ich habe Visionen, die ich nicht verstehe. Und das alles, wegen diesem Spiegel."

„Welcher Spiegel?" Der von harter Arbeit gezeichnete Mann war hellhörig geworden. Vorsichtig zog Emma den beschädigten Spiegel hervor und überreichte ihn ihrem Vater. „Es tut mir leid, ich wollte sie ihn nicht zerstören", murmelte sie von sich selbst enttäuscht.

Ihr Vater ging jedoch nicht darauf ein, beschuldigte sie nicht, sondern betrachtete den Spiegel mit unverhohlener Bewunderung. „Es ist ein Artefakt, einzigartig und von unglaublicher Kraft. Aber für normale Menschen ist es wertlos. Bloß ein kleiner Handspiegel."

„Was bedeutet das?" Liebevoll schaute er zu ihr hinab: „Ich wusste von Anfang an, dass du besonders bist. Seit dem ich dich am Straßenrand gefunden habe, wusste ich, dass du für mehr bestimmt warst."

„Aber Papa, was meinst du damit?" Ihre Stimme brach und sie verstand nun gar nichts mehr. Was wollte er ihr sagen? Sie wollte antworten und nicht noch mehr Rätsel.

„Du wisst es wissen, wenn es Zeit ist." Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Papa, die Welt wird untergehen! Und ich soll warten? Wie soll ich das schaffen?" Nun war sie den Tränen nahe, brachte nicht mehr als ein verzweifeltes Flüstern von sich.

„Wir werden es gemeinsam schaffen. Wir sind eine Familie und halten zusammen. Du bist mein Kind, egal was geschieht, ich liebe dich. Vertraue darauf, dass du zur richtigen Zeit das richtige tust." Er küsste ihr auf die Stirn und holte sein Essenspacket.

Tief seufzend drehte sie sich um und begab sich zu dem wartenden Theo.

Freudig stand er auf, als er sie sah. „Alles geklärt? Wirst du bleiben?"

„Fürs erste Ja." Sie rang sich ein Lächeln ab und ging voran. Wenn er nur wüsste, worum es wirklich geht.

Schweigend wanderten sie den Weg zurück. Die ganze Erde schien den Atem anzuhalten, nicht mal die Vögel gaben einen Piep von sich.

Wie ein starker Windzug erfasste sie eine Vision, unerwartet brach sie über Emma herein. Doch dieses Mal war es klarer. Theo. Eine Felswand. Ein Steinschlag.

Bevor sie es jedoch verarbeiten konnte, schüttelte plötzlich der Boden, ließ sie panisch nach etwas greifen. Wie ein Grollen durchzog das Beben das ganze Land.

Theo klammerte sich an eine Felswand, da neben ihm der Weg ins nichts verschwand.

Ein Donnern ergriff die Luft und Emma schaute hinauf. Wie ein Tsunami rollten Steinbrocken den Hang hinunter, direkt auf ihren kleinen Bruder zu.

Eher instinktiv, als dass Emma es verstand, stürzte sie zu ihm, stieß in mit voller Kraft weg und mit einem lauten Schrei wurde sie von dem Steinbruch begraben.

Sie hatte das Gefühl in ein tiefes Loch zu fallen, immer weiter und ohne Halt. Sie sah die Welt in Flammen, wie sie zerbarst, doch sie konnte sich nicht bewegen. Sie wollte schreien, doch kein ihr fehlte Luft zum Atmen. Stimmen schienen von überall zu kommen, echoten durch ihre Gedanken, verfolgten sie. „Erinnere dich." Tausend Male hörte sie die Worte, raubten ihre letzten Nerven. Sie kämpfte, versuchte aus ihrer Starre zu entkommen. Weit über ihr war ein Schimmer. Mühsam hob sie die Hand. Wenn sie doch nur da hin kommen könnte...

Emma schlug die Augen auf und fand sich in einem weichen Bett wieder. Es dauerte einen Moment, bis sie sich gefangen hatte, blinzelte mehrmals. Dann wendete sie leicht den Kopf und entdeckte ihren großen Bruder neben sich, der in ein Buch vertieft war. „Aron?", flüsterte sie. Ihre Kehle fühlte sich rau an und ihr Brustkorb schmerzte bei jeder Bewegung.

Sofort blickte er auf. Ein erleichtertes Lächeln macht sich auf seinen Lippen breit und schnell ging er zur Tür um zu rufen: „Sie ist aufgewacht!"

Dann kehrte er wieder zu Emma zurück.

„Was machst du hier?" Perplex über seine Anwesenheit kniff sie ihre Augen zusammen.

„Du warst drei Tage bewusstlos. Mama ist vergangen vor Sorge." Kopfschüttelnd trat er an ihr Bett und verschränkte seine Arme. „Du weißt wie sie ist, wenn sie sich Sorgen macht. Aber schön, dass du wieder unter den Lebenden weilst." Sein typisches Lächeln umspielte seine Lippen.

Bevor sie jedoch reagieren konnte, eilte ihr Mutter herbei, drückte sie stürmisch an sich und strich ihr mit der Hand über den Kopf. Emma fühlte sich wie eine Puppe, die hochgehoben wurde. Ihr Kopf schmerzte und sie wurde wieder von dem Geflüster heimgesucht. Erinnere dich! Jemand schien sie zu rufen.

Sanft wurde sie wieder abgelegt und eindringlich sprach Mama zu ihr: „Mach so etwas nie wieder, hast du verstanden? Nie wieder!"

Hinter ihrer Mutter erspähte sie Theo im Türrahmen stehen, der mit schlechten Gewissen zu Boden sah.

„Ich würde es immer wieder tun", antwortete Emma. Frustriert schlug Mama die Hände zusammen und rief: „Ihr seid unmöglich! Alle die selben! Das habt ihr nicht von mir!"

Aron begann aus tiefstem Herzen zu lachen, Theo stimmte ein. Wie recht Mama doch hatte! Sie waren alle die selben. Seit Kindesalter hatten sie gefährliche Abenteuer erlebt und auch noch Spaß gehabt. Gemeinsam hatten sie ihrer Mutter an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht. Auch Emma musste lachen, verzog aber daraufhin ihr Gesicht vor Schmerzen. Ihre Lunge fühlte sich wie ein leerer Luftballon an.

Emma, erinnere dich! schrie es wieder in ihrem Kopf und eine grausame Vorahnung stieg in ihr auf. Das Bild der zerstörten Erde flammte auf und ließ sie zusammenzucken.

„Alles in Ordnung?" Aron hatte aufgehört zu lachen und schaute besorgt zu seiner jüngeren Schwester.

Bevor sie aber antworten kann, wurde der ganze Raum erschüttert und riss alle von dem Füßen. Laut klirrend fiel ein Vase zu Boden, alle Möbel wurden durchgerüttelt. Ein weiteres Erdbeben versetzte alle in Angst und Schrecken.

Emma! Der Ruf schien von draußen zu kommen und ohne nachzudenken, sprang Emma aus dem Bett, klammerte sich an die Wand und stolperte hinaus.

Draußen erwartete sie ein Inferno, das ihr den Atem raubte. Mit lauten Getöse stürzte ein Teil einer Klippe in das Tal. Wie Spielzeug wurden Häuser von ihrem Platz geschoben und wurden von der Maße begraben.

Schreiend ging sie in die Knie, presste ihre Hände auf ihre Ohren. Sie hatte versagt. Die Welt war dem Untergang geweiht und sie konnte nichts tun.

Lass es zu. Die sanfte Stimme durchschnitt den Lärm und drang in ihr Herz. Sie wusste nicht, wie es weiter gehen sollte, doch atmete tief aus und ließ ihre Hände sinken. Mit geschlossenen Augen saß sie auf dem vibrierendem Untergrund und ließ einfach los.

„Emma. Öffne deine Augen." Dieses Mal war die Stimme nicht mehr in ihrem Kopf und die Angesprochene öffnete zögerlich die Augen. Die Zeit schien still zu stehen und es war unnatürlich ruhig geworden.

 Langsam erhob sich Emma. Um sie herum standen, nein, schwebten sieben Frauen. Ein übernatürlicher Glanz umgab jede von ihnen. Jede hatte eine andere Farbe, die ihre Haare, Augen und Aura ausfüllten.

Ungläubig drehte sich Emma im Kreis, war erschlagen von diesem Anblick. „Wer seid ihr?", stotterte sie, wusste nicht, wen sie anschauen sollte.

„Hab keine Angst. Wir sind hier, um dir zu helfen." Die angenehme Stimme kam von einer Blondine. Ihre Augen leuchteten golden und auf ihrer Stirn prangte eine gelbe Raute.

„Seit ihr Engel?" Fasziniert schaute sie die junge Frau an, die von einem gelben Schimmer umgeben war.

„So was in der Art. Wir sind Wächterinnen des Universums." „Und wie du merkst, ist nicht nur deine kleine Erde, sondern das ganze Universum in Gefahr!" Die Blondine wurde von einer Lilahaarige unterbrochen.

„Ja, aber alles nach und nach. Ich bin die Wächterin der Zeit. Du hast meinen Spiegel gefunden. Nur die Auserwählte kann dessen Kraft aufnehmen. Wir sind so froh, dich gefunden zu haben." Auserwählte? Emma machte erschrocken einen Schritt zurück, doch auch hinter ihr stand eine Wächterin. Sie fühlte sich eingeengt. Wie sollte sie etwas ausrichten? Sie war bloß ein Mädchen, ohne echte Familie. Vergessen und verlassen.

„Hey. Wir würden niemanden auswählen, der nicht dazu in der Lage ist. Du bist besonders und dafür bestimmt." Die Wächterin der Zeit war zu ihr getreten und hatte eine Hand beruhigend auf ihre Schultern gelegt. Emma entspannte sich. Diese Frau strahlte Ruhe und Geborgenheit aus.

„Ich bin so was wie deine Mentorin. Da du den Spiegel der Zeit gefunden hast, ist die Gabe auf dich abgefärbt. Deshalb hattest du Visionen. Aber wir sind sieben Wächterinnen, die für unterschiedliche Bereiche stehen. Starke Gefühle, Friede, Zeit, Heilung, Weisheit, Freundschaft und Macht. Wir bleiben im Verborgenen und schützen das Universum. Nun ist jedoch das Gleichgewicht aus den Fugen geraten. Nur eine vermag es wieder in Ordnung zu bringen. Du." „Aber wie soll ich das schaffen?" Emma begann zu zittern. Sie fühlte sich nicht stark genug.

„Du bist nicht allein. Wir werden dir Kraft geben und der Höchste steht dir immer bei. Du musst nur vertrauen."

Aufmunternd lächelte die leuchtende Gestalt ihr zu. „Du schaffst das. Bist du bereit?"

Emma atmete tief ein. Sie würde es tun. Die Welt retten. Um ihrer Familie Willen.

Entschlossen straffte sie die Schultern und nickte.

Darauf hin legten sich die Sieben ihre linke Hand auf die jeweils rechte Schulter ihrer Nachbarin und streckten die flache rechte Hand Emma entgegen.

Ihre Kräfte vereinten sich zu einem hellen Licht und gingen auf Emma über, die mit geschlossenen Augen die Kraft aufnahm.

Ein gleißender Strahl schoss in den Himmel und verglühte dann im wolkenverhangenen Himmel. Zurück blieb eine neue Gestalt, die über dem Boden schwebte und wallende weiße Haare hatte. Emma spürte die Veränderung. Eine unglaubliche Bandbreite von Wissen und Kraft lebte nun in ihr. Doch sie war immer noch die selbe. Eine junge Frau, die auf der Suche nach Wahrheit war. Langsam öffnete sie ihre leuchtenden Augen und wendete ihren Kopf. Fassungslos stand die Familie vor ihrer Tür, die Münder weit geöffnet. Sie vernahm Schritte und entdeckte Papa, der zu ihnen kraxelte. Als er die übernatürliche Gestalt sah, blieb er stehen.

„Es tut mir leid", flüsterte Emma. Ohne weiteres zu erklären teleportierte sie sich an den Ort der Ordnung.

Sie konnte nicht bei ihrer Familie sein. Erklären warum sie weißes Haar hatte. Eine schimmernde Träne rollte unbemerkt über ihre Wange.

Dann widmete sie sich dem Konstrukt, das auf einer kleiner Insel inmitten des Weltraums schwebte.

Emma wusste, dass das nur die Spiegelung ihrer Vorstellung war, um ansatzweise das Gleichgewicht des Universums zu verstehen.

Vorsichtig setzte sie einen Fuß auf die schwerelose Insel. Das Konstrukt sah aus wie ein überdimensionales Uhrwerk, das stehen geblieben war. Jedes Mal, wenn eine neue Minute vergehen sollte, erfasste ein lautes Donnern das kleine Fleckchen und ein Beben breitete sich im ganzen Universum aus, das Sterne von ihrem Platz schleuderte und Planeten zerrüttelte.

Schnell erkannte Emma das Problem. Eine Feder war von ihrem Platz gesprungen und baumelte nun nutzlos vor sich hin.

Die Weißhaarige griff nach dieser Feder und zog an ihr. Doch sie bewegte sich kein Zentimeter. Ein weiteres Mal zerrte sie daran, lehnte sich mit ihrem vollen Gewicht rein. Es blieb jedoch unbewegt in seiner Position verharren.

Wieder wurde die Galaxie von einer Erschütterung erfasst. Verzweifelt schlug Emma auf das metallene Gewinde. Sie musste an ihre Familie denken, die auf einem untergehenden Planeten um ihr Leben bangten.

Diese Vorstellung verlieh ihr neue Kraft. Emma nahm ihre gesamte Kraft zusammen und schrie vor Entschlossenheit. Ihre Aura vervielfachte sich und sie hatte das Gefühl innerlich zu brennen. Fest umklammerte sie die Feder und zog es zu seiner rechtmäßigen Position, spürte wie das Gewinde nachgab und sich bewegen ließ.

Eine Vision bahnte sich einen Weg in ihre Gedanken. Festumklammert saß die Familie beisammen, um sie herum stürzten die Felsen zusammen.

„Nein!" Der Schrei kam aus den Tiefen ihrer Seele und verhallte in dem luftleeren Nichts. Mit letzter Energie legte sie eine Schutzblase auf ihre Familie und bewegt die Feder die wenigen Zentimeter, um sie einzuhacken.

Sofort verpuffte die Kraft und die schwache Emma stolperte über den Rand der Insel. Mit den letzten Sterne fiel sie in die unendliche Leere, die Aura verflüchtigte sich und glühte wie ein sterbender Stern auf. Ihre Haare nahmen wieder ihre ursprüngliche Farbe an und sie schwebte, nicht mehr in der Lage sich zu bewegen durch das Weltall.

Es waren keine Träne mehr zu vergießen. Emma wünschte sich, noch einmal ihre Familie zu sehen und ihr sagen zu können, wie lieb sie sie hatte. Denn egal wer Emma war, egal welche Haarfarbe sie hatte, ihr Familie liebte sie bedingungslos. Das verstand sie erst jetzt. Und nie konnte sie es ihnen sagen.

„Emma." Ein sanfter Ruf erreichte ihre Ohren und sie blickte auf.

Ein helles Licht, so angenehm wie eine wohlig flackernde Kerze durchbrach die Finsternis. Eine Hand streckte sich ihr entgegen.

Kraftlos konnte sie nur in Gedanken fragen, wer das war.

Und als würde ihre Frage gehört worden, antwortete die freundliche Stimme: „Ich bin Jeshua, der der dich schon immer liebt und rettet. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Die Hoffnung, auf die du baust, die Liebe, die unendlich ist und der Friede, den du brachst. Nimm meine Hand. Du bist für so viel mehr bestimmt."

Hatte er Hoffnung gesagt? Emma musste an das Sprichwort denken. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Das Licht war einladend und die Stimme liebevoll. Neue Kraft durchflutete den Körper der jungen Frau. Sie reckte ihre Hand der Stimme entgegen.

Ein sanftes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus.

Wenn er die Hoffnung war, dann würde sie ihm folgen.

I D E E
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In einer kleinen, verschlafenen Stadt entdeckt eine neugierige junge Frau namens Emma einen antiken Spiegel auf einem Flohmarkt. Der Spiegel hat eine geheimnisvolle Aura und wird von einem alten Mann angeboten, der behauptet, man könne die Zukunft darin sehen. Emma kauft den Spiegel und stellt fest, dass er tatsächlich magische Kräfte hat. Aber bald merkt sie, dass die Dinge, die der Spiegel vorhersagt, nicht immer positiv sind. Sie wird vor schwierigen Entscheidungen gestellt und muss lernen, die Konsequenzen ihrer Handlungen zu akzeptieren.

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