Attraction

By bookdream16

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Stell dir vor, dein One-Night-Stand ist plötzlich dein Zimmernachbar im Studentenwohnheim. Schöne Scheiße? J... More

Vorwort
*Aesthetics*
Playlist
1. „Let's Start the Party"
2. Kriminelle Partybekanntschaft
3. Wenn ich du wäre...
4. „Glowing in the Dark"
5. One-Night-Stand
6. Der Tag danach
7. Umzug
8. Bekannte Unbekannte
9. x-beliebiger Sex mit x-beliebigen Mädchen
10. Attraktive Mitfahrgelegenheit
11. Willkommen Chiara
12. Semesteropening-Party
13. Absturz
15. Flashback
16. Makelloser Lebenslauf
17. Bewerbungsgespräch und Wutausbruch
18. Nates Last
19. „Ich bin froh, dass du hier bist"
20. Dornröschen und der Prinz ohne Krone
21. Netflix and Chill
22. ‚Date' mit Josh vs. Körperkontakt
23. Herzensbrecherin
24. Nächtliche Entführung
25. Brennendes Kribbeln
26. Bildungslücken
27. Mutterinstinkte und Vergangenes
28. Nate aka das Vorbild
29. „Mädchen, an deiner Stelle würde ich rennen."
30. Theo Clark
31. Breaking Free
32. Nächtliche Schmetterlinge
33. Undercover Plan
34. Gespräche über Gefühle
35. „Du bist definitiv alles andere als ein x-beliebiges Mädchen."
36. Mister Brown
37. Unterschwellige Machtdemonstration
38. Der Brief
39. Eine schlüpfrige Entdeckung
40. Fallen lassen
41. Die ganze Wahrheit
42. „Wir sind doch eine Familie, da vertraut man sich."
43. Zerschmettertes Herz
44. Alles vorbei?
45. Die letzten zwei Minuten
Epilog
Informationen + Abstimmung
WICHTIGES UPDATE! Neue Story

14. Alte Lieben

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By bookdream16

Nach der, für mich nicht ganz so rosig gelaufenen, Partynacht hatte ich Sonntag einen ordentlichen Katertag eingelegt, um meinen Kreislauf und Körper wieder in Schwung zu bringen.

Chiara hatte mir am Morgen danach zahlreiche besorgte Nachrichten geschrieben, in denen sie mir ihre Hilfe anbot und sich um mein Wohlbefinden erkundigte. Allerdings fühlte ich mich zu mieserabel, um unter Menschen zu gehen. Also verbrachte ich den Sonntag in meinem Zimmer, mit Süßkram und zahlreichen Folgen Grey's Anatomy.

Wenigstens hatte ein mickriger Tag ausgereicht, um mich zu regenerieren.

Gerade hatte ich ein Modul, in dem in die Unternehmenskommunikation eingeführt wurde.

Ich saß in der mittleren Reihe des kleinen Seminarraums, zwischen dreißig anderen Studierenden, die gefühlt alle mehr wussten als ich. Keine Frage, das Modul schien auf den ersten Blick unfassbar spannend zu sein, doch ich war schließlich hier, da ich noch nicht viel darüber wusste. Ich hatte die gesamte Seminarzeit das Gefühl, dass die anderen bereits fünf Semester studierten. Ich hoffte inständig, dass sich dieses überforderte Gefühl nach wenigen Tagen oder Wochen legen würde. Wenn ich mich schon in der ersten Stunde, in der es großteils um Organisatorisches und Basiswissen ging, versagte, wollte ich gar nicht wissen wie ich mich fühlte, wenn wir komplizierte Unternehmens- und Kommunikationsstrukturen besprechen würden.

„Zum Schluss dieser erfolgreichen ersten Stunde wollte ich Sie auf das modulinterne Praktikum hinweisen, welches jeder Einzelne von Ihnen innerhalb des Semesters ablegen muss.", wies der kleine, üppige, grauhaarige Dozent hin. Er trug eine runde Brille auf seiner etwas größeren Nase, einen fülligen Bart und steckte in einem blauen Anzug. Er sah tatsächlich wie ein kleiner Unternehmer aus und passte sich damit optisch hervorragend an den Inhalt des Moduls an.

„Dieses sollte den Umfang von zwanzig Stunden nicht unterschreiten. Gern können Sie die Stunden beliebig ausweiten, um möglichst viele Eindrücke innerhalb eines Unternehmens Ihrer Wahl zu sammeln. Zudem rate ich Ihnen das Praktikum möglichst bald zu absolvieren, damit es nicht in die Prüfungsphase hinein fällt.", sorgfältig notierte ich mir die Ecktdaten und Informationen in meinem Block: „Suchen Sie sich ein Unternehmen in der Umgebung, welches Sie interessiert und erhaschen sie möglichst viele, verschiedene Eindrücke. Ich rate Ihnen zu einem Praktikumstagebuch.", informierte er uns.

Ich wusste bis dato überhaupt nichts von einem Praktikum und war deshalb umso erfreuter, dass er direkt darauf hinwies und sogar entsprechende Hinweise gab. Vermutlich hätte ich das sonst aufgeschoben oder ganz übersehen.

„Zum Schluss lassen Sie sich die Praktikumsbestätigung und eine Bewertung Ihres Praktikumsgebers mitgeben und unterzeichnen. Diese Unterlagen befinden sich alle auf dem Uni-Server, in dem entsprechenden Kursordner dieses Moduls.", setzte er fort, während die ersten Studenten bereits ihre Sachen zusammen packten, um zu verschwinden. Die Doppelstunde war bereits seit vier Minuten vorbei, weshalb die meisten wohl in ihre zwanzigminütige Pause gehen wollten oder sich auf die Suche nach dem nächsten Kurszimmer machen mussten.

„Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, wir sehen uns nächste Woche.", verabschiedete sich der Dozent über die murmelnden Menschenstimmen hinweg.

Ich notierte noch die Stichworte „Praktikumsbestätigung", „Arbeitszeugnis" und „Uniwebsite", bevor auch ich ausatmete und den Stift beiseite legte.

Ich klappte meinen Block zusammen und verstaute ihn, samt meiner Stifte, in der Tasche.

Im Anschluss stand ich auf und reihte mich in den Menschenstrom ein, der drauf und dran war den Raum zu verlassen.
Indessen nutzte ich die Zeit meine Kopfhörer aus der Tasche zu kramen, um sie zu entfitzen.

Als ich es endlich aus dem Raum geschafft hatte, stellte ich mich in dem menschenüberfluteten Flur an die Seite und entwirrte meine Kabelkopfhörer. Wieso die Dinger auch immer verfitzen mussten. Frustrierend.

Angestrengt pustete ich die Luft aus.

„War die erste Unistunde so schlimm, dass du den Frust an deinen Kopfhörern auslassen musst?", erschrocken fuhr ich herum.

Natürlich war es Nate. Wer sollte mich auch sonst erschrecken und gleichzeitig amüsant begutachten.

Ich legte den Kopf schief und schnitt eine Grimasse, um ihm zu verdeutlichen, dass ich seine Belustigung keineswegs teilen konnte: „Erstens gilt dieser Frust nicht der Uni, sondern explizit den Kopfhörern, die mich gleich dazu bringen mir meine Haare Strähne für Strähne auszureißen...", demonstrativ fuchtelte ich mit dem Kabelsalat in meiner Hand vor seiner Nase herum: „Und zweitens musst du mir jetzt nicht auflauern und am Arsch kleben, nur weil wir halbwegs neutral zueinander stehen.", grinste ich ihn fälschlich an.

Daraufhin drehte ich mich um, um mich durch den Flur zu schlängeln, Richtung Ausgang.

Nate ließ allerdings nicht locker und joggte neben mich.

An meiner Seite verlangsamte er sein Tempo und passte sich an meine Geschwindigkeit an.

„Witzig.", entgegnete er ironisch und nahm mir die Kopfhörer wie selbstverständlich aus den Händen, um sich selbst an ihnen zu schaffen zu machen.

Im ersten Moment sah ich missmutig zu ihm hinüber. Doch als ich merkte, dass er tatsächlich versuchte mein Kopfhörerproblem zu lösen und mich nichtmal ansah, um meinen Blick zu bemerken ließ ich ihn sein Glück versuchen.

„Aber schön, dass du die epische Versöhnung nicht in das schwarze Loch deines betrunkenen Gehirns verbannt hast und dich noch daran erinnerst.", fügte er breit grinsend hinzu, als hätte ich ständig Blackouts.

Kotzen musste ich zwar öfter, doch vergessen hatte ich noch nie etwas, obwohl ich mir, bei den Erinnerungen an gewisse Peinlichkeiten, manchmal nichts sehnlicher herbeiwünschte als einen Filmriss. Dass ich Nate gestern quasi vor die Füße gekotzt und nichts mehr ohne seine Hilfe hinbekommen hatte, zählte definitiv dazu.

„Witzig.", entgegnete ich ebenfalls ironisch, freute mich jedoch insgeheim, dass er anscheinend nicht vor hatte sich weiterhin über meine gestrige Situation lustig zu machen.

„Hier.", er hielt mir die entwirrten Kopfhörer hin.

Perplex starrte ich auf die weißen Kabel, die keinen einzigen Knoten mehr hatten: „Wie hast du...?"

„Wie gesagt, ich kann viele Dinge ganz gut.", zwinkerte er, was mich zum Augenrollen brachte.

Es war merkwürdig. Ich hatte momentan wirklich das Gefühl, dass die ganze Sache mit Nate funktionieren könnte ohne peinlich oder komisch zu werden.
Seitdem wir uns gestern ausgesprochen hatten, wirkte er zwar immer noch überheblich, aber mich schien es nicht mehr zu stören. Irgendwie war seine Anwesenheit sogar ganz nett und lustig. In manchen Momenten zumindest.

Da hatte ich beinahe das Gefühl, dass ich mir den Nate von der Nacht des One-Night-Stands nicht nur eingebildet hatte und er wirklich ein wenig so war, wie ich ihn eigentlich in Erinnerung hatte.

Bei Mädchen und Sex schien er speziell zu sein, aber das sollte mich nicht weiter stören. Schließlich hatten wir eine Abmachung. Zudem konnte Nate machen, was er wollte. Immerhin war er erwachsen. Solang er mich aus diesem Bereich seines Lebens raushielt schien ein zwangloser Umgang möglich zu sein.

„Hey ihr zwei."

Kurze Zeit später gesellte sich ein ausatmender Drew neben uns. Er schien zu uns gejoggt zu sein, so wie er aus der Puste war: „Na.", begrüßte ich ihn amüsiert.

Auch Nate musste sich bei Drews atemlosen Anblick merklich ein Grinsen verkneifen: „Du warst auch schonmal besser in Form.", scherzte der Blondschopf und schlug Drew freundschaftlich auf den Rücken.

„Mach dir um meine Form mal keine Sorgen.", sagte Drew und schob frech grinsend sein Shirt einige Zentimeter hinauf. Zum Vorschein kam ein perfekt definiertes Sixpack.

Heilige Mutter Maria, und ob er in Form war.

Nate lachte nur.

Drew ließ sein Shirt kurz darauf wieder fallen und sammelte sich: „Ein ziemlich seltenes Bild Miss Garcia und Mister Brown.", äußerte er.

Verwirrt sahen Nate und ich uns an, bevor wir Drew fragende Blicke zuwarfen.

„Naja, komisch euch miteinander reden zu sehen.", erklärte er seine Anmerkung: „Habt ihr plötzlich entdeckt, dass man via Sprache miteinander kommunizieren kann?", schief grinsend strich sich Drew durch die dunklen, lockigen Haare.

„Eigentlich lästern wir gerade über dich.", erwiderte ich daraufhin.

„Ich verstehe.", amüsiert ging er darauf ein, wofür ich ihm ziemlich dankbar war. Mir würde keine vernünftige Erklärung einfallen, weshalb wir auf einmal miteinander sprachen, ohne den Sex und die dadurch entstandenen Probleme zwischen uns zu erwähnen.

„Es ist das Nasenpiercing oder?", er griff sich gespielt betroffen an die Nase und verdeckte den silbrigen Nasenring.

„Ja. Tut mir leid, Drew.", spielte ich mitleidig.

„Hättest du dir mal doch lieber die Nippel piercen lassen sollen.", zuckte Nate amüsiert mit den Schultern und stieg somit in unser Spielchen ein.

Ich hielt mir die Hand vor meinen Mund, um das aufkommende Lachen zu unterdrücken.

„Was nicht ist, kann ja noch werden.", wackelte Drew vielsagend mit den Augenbrauen: „Würde mir bestimmt stehen."

„Ohne Frage.", stimmte ich lachend ein.

Auch Nate konnte sein Lachen kaum noch zurückhalten.

Als wir uns alle beruhigt hatten, setzte Drew erneut an: „Wo müsst ihr jetzt eigentlich hin?"

„Rechnungwesen zwei.", gab Nate semi begeistert preis.

„Mein Beileid.", nahm Drew Anteil.

Auch ich verzog das Gesicht abwertend. Das klang wirklich unfassbar langweilig.

„Und du Lou?", erkundigte er sich.

„Ich gehe in die Stadt, um mich ein bisschen umzusehen.", erklärte ich meine Pläne.

Verwirrt zog Drew eine Augenbraue nach oben: „Hast du keine Uni?"

Freudig warf ich beiden einen euphorischen Blick zu: „Freistunde."

Daraufhin murrte sowohl Drew als auch Nate.

„Ich habe erst am späten Nachmittag noch eine Doppelstunde. Bis dahin genieße ich meine Freiheit."

„Ziemlich unfair. Du amüsierst dich, während wir uns in der Uni abstrampeln.", resultierte Drew.

„Tja, Montag habe ich keinen sehr vollen Stundenplan. Glück für mich, Pech für euch.", gespielt mitleidig warf ich ihnen einen Engelsblick zu: „Aber ihr dürft euch so viel Wissen aneignen. Das ist doch wunderbar."

„Du uns auch.", Drew reagierte mit einem belustigten Mittelfinger.

In der Zwischenzeit waren wir an der Ausgangstür des Hauptkomplexes der Universität angekommen. Die nächste Doppelstunde müsste in fünf Minuten beginnen.

Ich drehte mich noch einmal zu Nate und Drew, um ihnen einen triumphierenden Augenaufschlag zuzuwerfen: „Viel Spaß euch. Wir sehen uns später.", verabschiedete ich mich und trat nach draußen.

Ich wollte mir irgendein Café in der Stadt suchen und mich via Internet schon einmal bezüglich eines möglichen Unternehmens für mein bevorstehendes Praktikum erkundigen. Das wollte ich so schnell wie möglich hinter mich bringen. Wenigstens im ersten Semester sollte ich mich versuchen frühzeitig zu motivieren. Die Motivation würde mich höchstwahrscheinlich noch früh genug verlassen.

* * *

Nach einer halben Stunde Umherirren war ich in einer schmalen, unscheinbaren Gasse auf ein kleines Café gestoßen. Die Außenwände bestanden aus ziegelfarbenen Backsteinen. Über dem Eingang prangte in großen, leuchtenden Buchstaben „Black Coffee". Der gesamte Eingangsbereich wurde von zahlreichen Lichterketten umspannt, an denen sich einzelne, leuchtende Glühbirnen befanden, die abends vermutlich ein wunderbar einladendes Licht abgaben.

Ich war auf den ersten Blick verzaubert, weshalb ich das kleine Café ohne Zögern betrat.

Mit dem Öffnen der Tür verkündete ein schallendes Klingeln meine Ankunft in dem kleinen, gemütlich eingerichteten Raum.

Neugierig sah ich mich um.

Die beigen Wände wurden durch schmale, schwarze Streifen unterbrochen. Der Fußboden bestand aus einem dunklen, hölzernen Parkett, welches mit dem Holzton der runden Tische übereinstimmte, an denen man es sich in gepolsterten Stühlen bequem machen konnte. Über der Theke befand sich in schwarzen, geschwungenen Buchstaben abermals der Name des Cafés.

Viel war nicht los. Insgesamt zählte ich drei weitere Menschen, die sich in dem kleinen Räumchen befanden.

Ich fühlte mich auf Anhieb wohl.

Der Geruch von frisch gemahlenen Bohnen strömte in meine Nase und veranlasste mich sofort dazu an einem Tisch neben mir Platz zu nehmen. Hier konnte man es mit Sicherheit aushalten. Zum Arbeiten wäre es der perfekte Ort: Ruhig und atmosphärisch. Außerdem gab es literweise Kaffee, mit dem ich sowieso besser denken konnte.

Ich zog meinen Laptop aus der Tasche und platzierte ihn auf dem kleinen Holztisch. Gerade als ich ihn hochfuhr kam eine Bedienung.

„Willkommen im Black Coffee.", begrüßte mich eine brünette Frau, die mitte Vierzig sein musste. Sie lächelte mich zuvorkommen an. Um die Hüfte trug sie eine schwarze Schürze. In der linken Hand hielt sie einen Block, in der rechten einen Kugelschreiber: „Hast du denn schon einen Wunsch?"

„Ähm...", überlegte ich. „...ein großer Milchkaffee wäre super."

„Kein Problem. Kommt sofort.", verabschiedete sie sich freundlich und verschwand hinter der Theke, um sich an die Zubereitung des Kaffees zu machen.

Zufrieden stellte ich fest, dass der Laptop bereit war und loggte mich in das WLAN des Cafés ein, um das Internet nach potenziellen Unternehmen für mein Praktikum zu durchforsten.

Ich hatte wirklich keine Ahnung in welche Richtung ich gehen sollte, geschweige denn welche Unternehmen zur Verfügung standen. So wenig wie ich mich in Bakersfield auskannte, war das auch kein Wunder. Also beschloss ich mir zunächst einen Überblick über die Unternehmen in meiner Umgebung zu verschaffen.

„Der bestellte Milchkaffee.", brachte mir wenige Minuten später ein junger Kellner meine Bestellung.

„Danke.", bedankte ich mich und schob den Laptop etwas zur Seite, damit er ihn auf dem Tisch abstellen konnte.

„Bitte.", entgegnete er freundlich, was mich erstmals dazu brachte von meinem Laptop aufzuschauen.

Das konnte doch nicht wahr sein.
Er? Hier?

Mein Atem stockte und ich versuchte zu verstehen wie das möglich sein konnte.
Ihm schien es ähnlich zu gehen. Er starrte mich völlig perplex an. Das konnte ich ihm auch nicht verübeln, mir ging es immerhin ähnlich.

Er war der erste, der seine Stimme wiederfand: „Lou?", fragte er vorsichtig, als wäre er sich nicht sicher.

Tranceartig nickte ich, bevor ich meine Gedanken zusammen nahm, um meine eigene Schockstarre zu überwinden.

Ich räusperte mich ein Mal, bevor ich zu einer ähnlichen Frage ansetzte: „Josh?"

Daraufhin nickte er ebenso langsam.

Das konnte doch nicht wahr sein, er war es wirklich.
Ich bildete mir das also nicht ein oder war verrückt geworden. Ehrlicherweise hatte er sich optisch auch nicht großartig verändert. Außer, dass er die schwarzen Wellen nun kürzer trug und etwas sportlicher zu sein schien.

Ein Lächeln schob sich auf meine Lippen. Endlich war ich wieder fähig zu handeln, weshalb ich sofort aufstand und ihn in die Arme schloss.

Er tat es mir gleich und legte seine Arme fest um meinen Rücken.

Selbst sein Geruch hatte sich kein bisschen verändert. Sofort fühlte ich Vertrautheit und Erinnerung in mir aufkommen. Eine Sicherheit, die ich immer mit seinen Umarmungen verbunden hatte und anscheinend bis heute existierte.

Nach einer ausgiebigen Umarmung, lösten wir uns voneinander und sahen uns gegenseitig an. Beide mit einem übergroßen Lächeln auf den Lippen.

Seine braunen Augen glänzten und sahen mich durch die dunklen Wimpern freudig an. Eine Locke seiner schwarzen Haare hing auf seiner Stirn.

„Was machst du denn hier?"

Er ließ meine Arme los und breitete sie präsentierend aus, um an seiner Schürze hinunter zu zeigen: „Arbeiten.", lachte er. Sein Lachen war warm und hatte etwas zuvorkommendes, zurückhaltendes an sich, wie früher.

Ich lachte ebenfalls: „Das sehe ich.", bestätigte ich. „Aber ich dachte du wärst noch irgendwo in Spanien?"

„War ich auch. Aber seit zwei Wochen bin ich wieder zurück und hier gelandet. Jetzt arbeite ich als Aushilfe im Black Coffee.", erklärte er mir.

Verstehend nickte ich.

Josh war meine erste große Liebe und die erste ernsthafte Beziehung, die ich vor anderthalb Jahren geführt hatte.
Wir waren damals ein Jahr zusammen gewesen, bis er seinen Abschluss gemacht hatte. Danach ist er auf eine Europareise gegangen, um andere Kulturen kennenzulernen und Bildungsprojekte in armen Regionen zu unterstützen.

Natürlich hatten wir damals versucht unsere Beziehung weiterzuführen, immerhin wäre es nur eine Fernbeziehung auf Zeit gewesen.
Doch irgendwie war das ganze Fernbeziehungsding komplizierter als wir es uns vorgestellt hatten.

Schlussendlich hatten wir uns doch getrennt, da wir uns auseinander gelebt hatten, andere Ziele verfolgten und sich die ganze Sache freundschaftlicher angefühlt hatte als es in einer Beziehung der Fall sein sollte. Wir hatten uns demnach im Guten getrennt. Es floss nie böses Blut zwischen uns, stattdessen würde mir immer etwas an ihm liegen. Josh könnte man, unabhängig davon, sowieso nie hassen. Er ist von Kopf bis Fuß ein liebenswerter und zuvorkommender Mensch.

„Und was machst du hier?", hakte er ebenso interessiert nach.

Gerade als ich zum Antworten ansetzte, hallte es von der Theke: „Josh?"

Wir wandten unsere Blick fragend zum Tresen. Die Frau, die meine Bestellung aufgenommen hatte, sah hilfesuchend zu Josh.

„Die Maschinen für den Kaffe funktionieren irgendwie schon wieder nicht.", verzweifelt drehte sie an ein paar Rädchen der riesigen Kaffeemaschine.

Josh lachte kurz in sich hinein. Im Anschluss drehte er sich zu mir: „Das ist mein Stichwort.", er zuckte entschuldigend mit den Schultern.

Ich winkte locker ab: „Kein Problem."

Daraufhin machte sich Josh auf den Weg zur Theke.

Ich setzte mich wieder auf den Stuhl, da drehte er sich noch einmal zu mir: „Wenn du noch eine Stunde warten kannst, können wir nach der langen Zeit noch ein wenig quatschen. Da endet meine Schicht.", schlug er lächelnd vor.

Den Vorschlag nahm ich nur zu gern an, da ich mich unfassbar freute Josh so spontan wiederzusehen. Wir hatten uns mit Sicherheit einiges zu erzählen: „Gern. Ich warte hier."

Ihn schien das ebenso zu erfreuen wie mich selbst.
Schlussendlich drehte er sich um und eilte der anderen Kellnerin zur Hilfe.

Verdammt, wie viele Zufälle sollten denn noch passieren? Erst Nate und dann noch Josh. War ich in einem Paralleluniversum gelandet, in dem Zufälle plötzlich doppelt so wahrscheinlich auftraten?
_____________________________
So, finally ein neues Kapitel nach einer stressigen Woche, die voll mit Uni und Arbeiten war.

Beinahe hätte ich vergessen überhaupt eins hochzuladen. Shake on me!!!

xx Jenny

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