Er wird kommen und dich holen / Kapitel 26

2.6K 121 10
                                    

Ein aufgeregtes Quicken riss mich am nächsten Morgen aus meinen Träumen. Müde räkelte ich mich und stieß dabei gegen Fred, der daraufhin aus dem Bett plumpste und sich schlaftrunken aufsetzte. "Was macht ihr beiden denn hier?!", eine skeptisch dreinblickende Molly stand vor uns, die Hände in die Hüfte gestemmt. "ich glaub ich hab grad ein Déjà-vu.", murmelte der am Boden liegende Rotschopf und blickte seine Mutter entschuldigend an. Bei Merlin war das peinlich. Meine Wangen erröteten leicht. Wieso musste ich mich selbst immer in solche unangenehmen Situationen bringen? Innerlich stöhnte ich auf. "Ich höre!", Molly pochte mit ihrem linken Fuß auf den Boden, sodass er knarzte. "Das ist meine Schuld...", setzte Fred an, doch ich unterbrach ihn: „Nein, schon gut Fred. Molly, ich hatte letzte Nacht einen fürchterlichen Alptraum. Da war Sirius und Remus...ich hatte solche Angst. Dein Sohn hat mich weinen gehört, hat mich getröstet und meine Hand gehalten, die ich ihm Schlaf wohl nicht losgelassen habe. Dann war er wohl gezwungen hier zu schlafen..." Ich setzte eine betrübte Mine auf und hatte sofort Mollys Mitleid in der Tasche. "Ach mein Schatz! Es wird alles wieder gut!", sie drückte mich an sich. "Jetzt gibt es erstmal Frühstück!" Mit diesen Worten wuselte sie aus dem Zimmer, vermutlich in die Küche.
Fred schnappte sich ein Kissen und warf es nach mir. "Du bist gnadenlos, weißt du das?" "Gar nicht wahr! Der letzte Rest war doch die Wahrheit", protestierte ich kichernd und schleuderte das Kissen zurück auf den Weasley. Es traf ihn am Kopf und er sank theatralisch zu Boden. "Du bist unmöglich!", lachte ich. "Touché Madame!", grinste er zurück.

Wenig später gingen wir gemeinsam in die Küche. Zu unserem Übel waren wir die letzten. Nur Arthur fehlte, was mir sogleich ein Wenig Sorgen bereitete.
Ich ließ mich auf den freien Platz neben Hermine fallen, Fred tat es mir gleich und setzte sich neben seinen Bruder, der in verschwörerisch anlächelte. "Ist was?", fragte Fred skeptisch. "Du hast letzte Nacht unser Zimmer verlassen und bist nicht wiedergekommen Brüderchen." "Und?" "Wo warst du denn die ganze Nacht du kleiner Schlingel?", antwortete George. "Ja Fred, wo wart du? Oder viel mehr bei WEM? Etwa ein Rendezvous?", kicherte Ginny und klatschte sich mit Ron ab. "Ich muss dich leider enttäuschen Schwesterherz. Bedauerlicherweise konnte ich letzte Nacht nicht einschlafen und war der Meinung etwas frische Luft täte mir gut. Zu meinen Glück bin ich draußen im Garten eingepennt.", gab Fred frech zurück und lächelte die runde unschuldig an. Molly räusperte sich zwar kurz belustigt, fügte sich aber und schmierte sich weiter ihr Brot. "Soso.", grinste sein Bruder und tauschte einen verschwörerischen Blick mit seiner Schwester. "Da wir Freds nächtliche Aktivitäten jetzt geklärt haben...Wo ist Arthur?", fragte ich besorgt und wechselte damit gleichzeitig geschickt das Thema. "Dad ist letzte Nacht jedenfalls nicht nach Hause gekommen. Mom, hast du etwas von ihm gehört?" Ron klang ebenfalls sehr besorgt. "Ich äh..." Was Molly sagen wollte würden wir nie erfahren, denn genau in diesem Moment betrat der Vater der Weasleys das Haus. Sofort verstummten alle. Keiner traute sich etwas zu sagen. Auch Arthur setzte sich wortlos an den Tisch. "Dad?", fragte Ron mit zitternder Stimme. "Nun sag schon! Was ist los!?",tönten nun auch die Zwillinge. Arthurs Blick ging durch die Runde und blieb letztendlich an mir hängen. "Remus geht es gut. Ich habe die halbe Nacht damit zugebracht ihn zu finden. Er hat nichts mit der Sache zu tun." Wie bitte? "Das ist alles?", fragte ich atemlos. Das Weasleyoberhaupt nickte. "Und was ist mit Sirius? Ist er immer noch auf freiem Fuß?", Molly ließ ihr beschmiertes Brot sinken und starrte ihren Mann voller Angst an. Mit einem Seitenblick auf mich antwortete er: „Ja." Das war alles was er dazu zu sagen hatte? Ich wollte mich schon aufregen, doch Hermine kniff mir leicht in die Seite und schüttelte den Kopf. Kraftlos sank ich zurück in meinen Stuhl. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum war der Vater der Zwillinge so still? Was hatte er erfahren? Siedentheiß fiel mir Remus wieder ein. Ich musste ihn sofort sprechen. "Ich muss mit Remus reden." Molly schaute mich mitfühlend an. "Nein. Das geht nicht.", Arthur verschränkte die Arme vor der Brust. "Wie das geht nicht?" "Er würde sich nur verdächtig machen wenn er sich mit dir sehen lässt. Ich weiß Lou, dass das für dich schwierig ist, aber das Ministerium versteht bei sowas keinen Spaß. Sie verdächtigen alles und jeden. Du willst doch nicht, dass sie Remus anstelle von Sirius nach Askaban schicken oder?" Ich senkte den Blick. Ich hatte verstanden. Wieder einmal war ich das Problem. Hätte der Werwolf mich nicht großgezogen, würde er jetzt nicht in diesem Chaos stecken. Niemand hatte mehr Appetit und so fingen wir an den Tisch abzuräumen. "Lou, kann ich dich nochmal kurz unter vier Augen sprechen?", Arthur deutete in sein Arbeitszimmer, ich folgte ihm. "Dein Vater..." "Er ist nicht mein Vater.", betonte ich. Der Weasley fuhr unberührt fort: „Er sucht dich und Harry." Er schluckte als er weitersprach: „Er will euch holen kommen." "Wieso Harry? Was hat er damit zu tun?", ich war komplett verwirrt. "Sirius kannte seinen Vater. Sie waren beste Freunde in Hogwarts." Ich erinnerte mich an die Erinnerung die Dumbledore mir in meinem ersten Schuljahr gezeigt hatte. Snapes Erinnerungen. Sirius und James waren ein Teil davon gewesen! "Ich habe mit Remus abgesprochen, dass du trotzdem wie alle anderen in die Schule zurückkehren wirst. Sowohl Remus und Dumbledore als auch Professor McGonnagall und Professor Snape, werden ein Auge auf dich haben." Ich atmete heftig. Mein eigener Vater würde kommen um mich zu holen. Nach 13 langen Jahren sollte ich ihm entgegentreten. Dem Mann, der mir wie ein fremder war, der mich 13 Jahre lang meinem Schicksaal überlassen hatte. Arthur legte mir eine Hand auf den Arm. "Fürs erste verbringst du noch die letzten ruhigen Ferientage bei uns. Wir werden alles tun um dich in Sicherheit zu wissen, versprochen." Ich nickte dankbar. Was wäre ich doch nur ohne meine Freunde, die mir wie eine Familie geworden waren? "Ach Lou, diese Informationen über Black sind streng vertraulich. Also kein Wort zu Jemandem." "Meine Lippen sind versiegelt.", antwortete ich und verließ das Zimmer. Wieder einmal schien mein Kopf vor Sorge und Gedankenüberschuss, fast zu platzen. Das würden womöglich meine letzten ruhigen Tage für dieses Jahr werden.

Louna Black- Shadows of the pastWhere stories live. Discover now