Dad / Kapitel 61

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Der liebenswürdige Remus verwandelte sich bereits in ein gewissenloses Monster. "Warum hast du deinen Trank nicht genommen!?", Sirius packte ihn am Kragen und schüttelte ihn wild hin und her. In ein paar Sekunden würde der Werwolf uns alle töten, ganz gleich wie sehr er uns in seiner Menschengestalt mochte, in seiner Werwolfform machte er vor nichts und niemandem Halt. Nicht einmal vor seinem besten Freund. "Sirius was hast du vor? Bist du wahnsinnig!", schrie Harry den ehemaligen Häftling an. Doch er nahm ebenfalls seine Tiergestalt an und stellte sich dem Wolf in den Weg. Eine schreckliche Idee. Ohne zu zögern packte Remus den schwarzen Mischlingshund und schleuderte ihn wild hin und her. Beinahe hätte er ihn gebissen! Wütend schmetterte er den Hund auf den Boden, der ein leises Winseln von sich gab. "Dad! Nein!", jaulte ich bereits auf. Wenn meinem Vater irgendwas passieren würde, jetzt da ich wusste, dass er unschuldig war, würde ich mir das niemals verzeihen. Die großen, braunen Hundeaugen, schauten mich verzweifelt aber liebenswürdig an. Er war kein schlechter Mensch. Das wusste ich jetzt.
"Pettigrew macht sich aus dem Staub!" Hermine versuchte noch den miesen Verräter zu erwischen, doch er verwandelte sich bereits wieder in seine Animagusform zurück und flüchtete durch das hohe Gras. Verdammte Scheiße! Währenddessen griff sich der Werwolf erneut den verletzten Sirius, der kaum noch die Augen offen halten konnte. "Nein, lass ihn!", heulend und sauer zugleich wollte ich auf Remus zurennen, wurde jedoch aber am Zipfel meines Pullover zurückgezogen. "Das wirst du schön bleiben lassen.", knurrte eine dunkle Stimme an mein Ohr. Oh Merlin! Snape! Den hatte ich tatsächlich völlig vergessen. Anscheinend hatte Harry ihn nur für ein paar Minuten außer Gefecht gesetzt und er war uns zurück nach draußen gefolgt  um endlich seine Gelegenheit zu bekommen, sich an Sirius und Remus zu rächen. Gewaltsam, riss ich mich von ihm los. "Lassen Sie mich! Was erwarten Sie von mir? Das ich meinen Vater einfach so sterben lasse?! Remus wird ihn umbringen!", keifte ich drauf los. "Und genau deswegen wirst du dich nicht von der Stelle rühren! Du bringst dein Leben nicht auch noch in Gefahr!" Bestimmt verfrachtete er mich zu Ron und Hermine, die ängstlich das Szenario betrachteten. Was sollten sie auch anders tun?
Gerade erklang ein letztes leises Winseln, dann stieß der Werwolf Sirius den Hang hinunter. Hermine griff sofort nach meinem Arm und hielt mich fest. Andernfalls wäre ich wahrscheinlich hinterher gerannt. Bedrohlich kam das Ungetier auf uns zugeschritten, kam näher und näher. Als wäre es selbstverständlich stellte sich Snape vor uns und griff schützend nach meiner Hand. Ich stutzte kurz, schenkte dem jedoch nicht weiter Beachtung. Immerhin stand ein verdammt gefährlicher Werwolf vor uns! Urplötzlich machte er einen Satz nach vorne und wollte zubeißen. Kreischend sprang ich mit Hermine zur Seite. Um ehrlich zu sein dachte ich, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Dem war jedoch nicht so. Komischerweise schien der Werwolf plötzlich etwas abgelenkt zu sein. Ein Jaulen erklang aus den tiefen des verbotenen Waldes. "Hä?", machte ich leise. "Pssst!", Ron stieß mir in die Seite. Remus, schien kurz zu überlegen, doch dann folgte er dem unerklärlichen Jaulen was aus dem Wald kam. Snape atmete hörbar aus. Der Werwolf hatte ihn am Arm erwischt.
"Was war das denn?", fragte ich atemlos. "Ein Werwolf!", gab Ron zitternd zurück. "Nicht Remus. Ich meine das Jaulen." "Ein zweiter Werwolf?" Harry sah mich an. "Es wird wohl kaum noch einen Lehrer geben, der ein solches Geheimnis hat und sich nachts verwandelt oder?", gab Hermine sarkastisch zurück und warf einen sorgenvollen Blick auf Snape. "Was starren Sie denn so Granger? Noch nie eine Wunde gesehen?", presste der Tränkemeister hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Also ehrlich, selbst in so einer Notsituation konnte er seine Zankereien nicht lassen. "Die Wunde ist ziemlich tief.", stellte ich fest und beäugte sie misstrauisch. "Kannst du ihm helfen Mine?", Harry zupfte ihr am Ärmel. "Ich hab ein paar Utensilien dabei...",gestand sie und errötete leicht unter Snapes komischen Blick. "Was denn? Ihr seht doch, es kann immer mal ein Notfall passieren!", rechtfertigte sie sich, was mich zum Schmunzeln brachte. Unsere Hermine, was würden wir nur ohne sie tun! "Jaha, aber so einen krassen Notfall hattest du nicht geplant oder?", kam es von Ron, der sein verletztes Bein auf einen Stein hievte. "Nein, aber vielleicht kann ich deinem Bein auch was gutes tun.", meinte Hermine. "Okay, hier ist der Plan: Ron und Mine, ihr bleibt bei Sna... Professor Snape und versucht so gut es geht eure Wunden zu heilen.", kommandierte ich. "Und was machen du und Harry?" Ich tauschte einen Blick mit dem Auserwählten. "Wir kümmern uns um Sirius!", tönten wir wie aus einem Mund und klatschten uns ab. "Auf gar keinen Fall! Ihr seid wohl wahnsinnig, diesem zotteligen Hund hinterher zu rennen, wo ein Werwolf da draußen frei herumläuft.", stieß Snape unter Schmerzen hervor, versuchte aufzustehen, sackte jedoch aber kraftlos wieder zusammen. "Nun, da Sie wohl kaum in der Lage sind, müssen wir das übernehmen.", antwortete Harry bissig und zog mich bereits in den Wald hinein. "Louna! Du bleibst gefälligst hier!", ertönte Snapes Fauchen noch in meinem Ohr, während ich mit Harry einen steilen Pfad hinunter stieg. "Halten Sie doch mal still, sonst kann ich Ihnen nicht helfen!", Hermine klang verzweifelt. "Granger, bevor ich mir von Ihnen helfen lasse, helfe ich mir lieber selbst!", war das letzte was ich hörte. Dann wurden die Stimmen immer leiser.
Vorsichtig schlich ich, Harry an der Hand, durch die unzähligen Bäume. "Wo ist das blöde Vieh Nur", fluchte der Schwarzhaarige neben mir. "Wer? Mein Vater oder Remus?", kicherte ich und hielt mir die Hand vor den Mund. Eigentlich war das überhaupt nicht witzig, doch Harry lachte ebenfalls los. Bis..ja bis uns ein Knurren auffielt. "Harry...",murmelte ich und deutete auf den vorbeistreifenden Werwolf, der wahrscheinlich immer noch dem seltsamen Jaulen auf der Spur war. Blitzschnell versteckten wir uns hinter dem erstbesten Baumstamm und warteten bis Remus an uns vorbei gegangen war. "Jetzt aber los!" Wie abgesprochen sprinteten wir beide los und suchten die Stelle an der der verletzte Sirius lag. "Sirius! Komm steh auf.", forderte Harry ihn auf und streckte ihm die Hand entgegen, doch er war zu schwach um sie zu ergreifen. "Dementoren." flüsterte ich und zeigte in den Himmel. Sie umkreisten uns bereits und machten sich zuerst an Harry zu schaffen. Sirius griff derweil nach meiner Hand. Er lächelte schwach, streckte die knorrige Hand heraus und fuhr mir durch meine braunen Locken. "Meine Tochter.", stellte er leise fest. "Dad", stammelte ich und ergriff fest seine andere Hand. Ich würde sie nie wieder loslassen... nie wieder! Ein Dementor kam mir bereits gefährlich nah, doch das nahm ich gar nicht wahr. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich einen Vater. Und er war unschuldig! Mein ganzes Leben lang habe ich gedacht er sei ein Mörder! Habe ihm Unrecht getan, ohne überhaupt seine Geschichte zu kennen. "Es tut mir so leid, Dad." Tränen liefen mir über die Wangen doch er strich sie fort. "Du hast mich Dad genannt...",sagte er leise.
Dann, wurde alles schwarz...

Louna Black- Shadows of the pastWhere stories live. Discover now