Du gehörst zu uns / Kapitel 72

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"Heilige Scheiße was geht hier ab?!",schnauzte Fred und zog mich nun endgültig zu ihm. "Die Todesser sind hier.", antwortete ich tonlos und wagte es kaum mich zu bewegen. Ein kaltes und unangenehmes Gefühl überkam mich. Fröstelnd rieb ich mir über die Arme. Das ganze Chaos welches gerade herrschte war kaum aufzuhalten. Die meisten hielten die Schreie wahrscheinlich immer noch für Freudenschreie über den Sieg der Iren. Doch dem war nicht so.
"Da!" Ich zeigte erschrocken auf eine sich uns nähernde Truppe, die in schwarz verhüllten Roben auf uns zu schritt. Ihre Gesichter waren durch eine silberne Maske verdeckt. "Komm, weg hier!", brüllte Fred und lief voran. Wie festgefroren stand ich da. Sah wie die gefährlichen Gegner immer näher und näher kamen. Etwas in mir erinnerte mich an sie. "Bist du verrückt?! Komm mit!", schrie der Weasley, der mittlerweile bemerkt hatte, dass ich hinter ihm zurückgeblieben war. Doch ich setzte mich nicht in Bewegung. Ich sträubte mich regelrecht und konnte nicht erklären warum.
Letztendlich stand ich ungefähr ein Dutzend Todessern gegenüber. Der Größte von ihnen streckte seine helle Hand aus und strich mir vorsichtig über die Wange, was ich mit angehaltenem Atem verfolgte. "Chloé", sprach er und drehte sich zu seinen Gefolgsleuten um. Eine weitere Anhängerin drängte sich hervor. "Komm mit uns!", zischte sie und nahm mich bei der Hand. "Du gehörst zu uns.", surrten die anderen dazwischen und umringten mich. Alles nahm ich wie in Trance wahr. Unfähig mich zu bewegen stand ich einfach nur da...
Ein plötzliches "STUPOR!", ließ mich aus meiner Starre erwachen. Wie der Blitz stürzte ich aus dem Ring heraus, direkt in Freds Arme, der den Zauberspruch ausgelöst hatte. Ein gellendes Lachen der Todesser erklang. "Du kannst die Vergangenheit leugnen, aber nicht ungeschehen machen. Früher oder später wirst du es sehen. Du bist dazu bestimmt, wie wir alle auch!", mit diesen Worten lösten sie sich nacheinander wieder in schwarzen Rauch auf, nur um ein paar Hundert Meter weiter erneut Schaden zu verursachen. "Los, komm jetzt wir müssen weg!" Fred drängte zum Aufbruch. "Und die anderen?!", sorgenvoll dachte ich an den Rest der Weasleys und meine Freunde. "Die werden wir schon wiederfinden!", hielt er dagegen, nahm mich bei der Hand und rannte mit mir um sein Leben. Noch einmal würden wir wohl nicht verschont werden...
Ich konnte nicht genau sagen wie viel Zeit vergangen war, seit der Tumult ausgebrochen war, doch Fred hetzte mich weiter und immer weiter, bis er schließlich am Waldrand stehen blieb. Erschöpft ließ ich mich auf einen dort liegenden Baumstamm sinken, zog die Beine an mich und schlang die Arme dort drum. In mir brodelte eine noch nie da gewesene Angst. Vollkommen verstört saß ich einfach nur da und beobachtete Fred, der mit wachen Augen und dem Zauberstab in der Hand, beschützend vor mir stand. Als er sich sicher war, dass uns niemand gefolgt war, ließ er den Zauberstab sinken und rutschte zu mir auf den Baumstamm. Wie selbstverständlich, als hätten wir uns vor einiger Zeit nicht noch gestritten, legte er beide Arme um mich und zog mich an sich heran. Ich konnte nichts mehr in mir halten und fing an zu weinen. Tränen tropften in Freds Schoß, was ihn aber herzlich wenig störte. Er strich mir nur immer wieder beruhigend über den Kopf, küsste diesen und wiegte mich sanft hin und her, während er tröstende Worte flüsterte. So verging die Zeit. Waren es Minuten? Stunden? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Und nicht nur das, sondern auch jegliche Art von Mut. Ich war ein Wrack. Die Begegnung mit den Todessern hatte mir mein Leben ausgehaucht. Ich sollte zu ihnen gehören? Zu dieser Horde von widerlichen Mördern und Rassisten? Niemals. Das konnte einfach nicht sein.
"Gehts wieder?", hauchte der Weasley leise und unterbrach damit meinen Gedankenfluss. "Nein.", flüsterte ich tonlos und vergoss erneut ein paar Tränen. "Du gehörst nicht zu denen. Die wollten dir nur Angst. Die kennen dich doch gar nicht.", ereiferte sich Fred und ich spürte wie sein Puls in die Höhe ging. "Und woher sollten sie dann den Namen meiner Mutter wissen.", antwortete ich trocken. "Keine Ahnung. Das kann doch auch Zufall gewesen sein.", sprach er weiter. Aufgebracht richtete ich mich von ihm auf. "Zufall? Das nennst du Zufall?! Die hätten mich beinahe eingesackt und mitgenommen! Du hast sie doch gehört, ich kann die Vergangenheit leugnen, aber nicht ungeschehen machen." "Die Frage ist nur welche Vergangenheit." Er strich sich über seinen nicht vorhandenen Bart und sah nachdenklich ins Dunkle. "Es muss irgendwas mit meiner Mutter zu tun haben, das weiß ich.", antwortete ich bestimmt. "Und woher?" Er zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. "Von hier drin." Ich zeigte auf mein Herz. Eine Weile herrschte Stille. Keiner von uns traute sich mehr etwas zu sagen. Eigentlich stand noch so viel unausgesprochenes zwischen uns. Hätten wir uns doch nur nicht gestritten...Besser noch, wäre doch nur kein Auslöser für unseren Streit da gewesen...
"Ich hätte es mir nie verziehen wenn sie dich mitgenommen hätten.", murmelte Fred plötzlich und schaute mich eindringlich an. Seine braunen Welpenaugen erkundeten jeden Winkel meines Gesichtes, schienen fast in meine Seele zu blicken. "Zum Glück warst du ja da...",hauchte ich und musste beim Gedanken an vorhin erneut mit den Tränen kämpfen. "Hey...",der Weasley legte zwei Finger unter mein Kinn, so dass ich ihn ansehen musste. Er strich mir sanft die Tränen von den Wangen und zog mich in eine innige Umarmung. Er gab mir Halt, Unterstützung und...Liebe. Alles was ein Mensch brauchte um sich wohlzufühlen. "Ich will mich nicht mit dir streiten.", nuschelte ich leise in seine Haare und merkte wie mein Herzschlag sich beschleunigte. Seine Finger strichen hauchzart über meinen Rücken und Taille, bis sie sich in meine Haare vergruben. "Ich auch nicht.", antwortete er nur, ließ mich jedoch nicht los, sondern zog mich noch näher zu sich. Wahrscheinlich hätte kein Blatt Papier mehr zwischen uns gepasst...
"Es tut mir leid.", flüsterte er und klang dabei sehr traurig. "Was denn?" Seine Nase vergrub sich in meinen Haaren. "Dass ich dir Probleme gemacht habe, wo du keine haben wolltest, weil du schon genug Scheiße in deinem Leben durchgemacht hast..." Sein Worte trafen mich doch mehr als sie sollten. War ich nicht genauso Schuld an dieser grässlichen Situation, die mein Herz ziemlich ins Wanken brachte? War das was wir gerade taten nicht unfassbar falsch? "Mir tuts auch leid.", krächzte ich hervor. Er hob seinen Kopf an, was ich ihm gleich tat. Minutenlang starrten wir uns in die Augen, bis er, mal wieder, das Schweigen brach. Verspielt wickelte er eine meiner Haarsträhnen um seinen Finger und strich sie mir letztendlich wieder hinters Ohr. "Weiß du eigentlich was du für eine tolle Frau bist?" Er biss sich auf die Unterlippe und beobachtete meine Reaktion. "Nein, das hat mir noch niemand gesagt.", antwortete ich. "Ich kann es dir aber auch zeigen.", murmelte er. Langsam kam er mir immer näher. Unsere Nasenspitzen berührte sich plötzlich. Auf einmal stand alles still. Auch ich bewegte mich immer weiter auf ihn zu. Schloss bereits die Augen. Blendete alle Stimmen in meinem Kopf aus, die in mir Vernunft wallten lassen wollten, doch ein grellgrüner Blitz ließ uns wider auseinanderfahren. "Da!", schreiend deutete ich in den Himmel. "Das dunkle Mal..." Fred schlang unwillkürlich wieder seine Arme um mich. "Komm. Wir müssen die anderen finden."

Louna Black- Shadows of the pastTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang