Er ist hier / Kapitel 46

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Doch als wir in Hogwarts wieder ankamen, erwartete uns eine ganz andere Nachricht..
Gerade waren wir Gryffindors noch einer wutschnaubenden McGonnagall entwischt, die aus irgendwelchen Gründen wieder etwas sauer zu sein schien, als wir plötzlich hinter ein paar Schülern ,die vor dem Portrait der fetten Dame zu warten schienen, standen. "Wasn hier los?", fragte Harry, der am Eingang auf uns gewartet hatte. Ron rollte mit den Augen und feixte: "Wahrscheinlich hat Neville wieder das Passwort vergessen." Innerlich klatschte ich mir an die Stirn. Hätte der Blitzmerker vielleicht etwas mehr auf seine Umgebung geachtet, als auf seine Bohnen, die er sich aus dem Honigtopf mitgebracht hatte, wäre ihm auch aufgefallen das Neville ebenfalls hinter uns stand. Dieser machte sich sogleich bemerkbar. Er war also nicht der Grund für den Stau am Portrait.
"Sieh mal!" Hermine kniff mir in den Arm und zeigte eine paar Meter voraus. "Da ist Ginny. GINNY! Hier sind wir!", schrie sie und fuchtelte wie wild mit ihren Händen. Die Weasley bahnte sich sogleich einen Weg durch die Schüler. "Was ist denn da oben los Schwesterherz?", George schaute sie fragend an. "Die fette Dame, Sie ist verschwunden...",antwortete die Rothaarige völlig außer Atem. "Was? Wie zum Teufel kann denn das sein?", entfuhr es mir. "Los, das schauen wir uns aus der Nähe an." Fred schob unsere Gruppe weiter voran. So kämpften wir uns durch die restlichen Gryffindors und mussten schließlich feststellen, dass Ginny Recht hatte. "Lasst mich durch! Ich bin VERTRAUENSSCHÜLER!", brüllte ein verzweifelter Percy, der seines Amtes walten wollte, doch keiner nahm seine Autoritätsversuche wahr. Es war ein einziges Chaos. Bis Albus Dumbledore, mit Filch im Schlepptau, die Szene betrat. Bedächtig strich der alte Mann über die eingeritzten Seiten des Bildes. In seinen Augen spiegelte sich Sorge.
Irgendetwas in mir wusste direkt was hier im Busch war, doch ich wollte es einfach nicht wahrhaben. "Argus, benachrichtigen Sie die Geister. Sie sollen jeden Winkel nach der fetten Dame absuchen." Doch Filch schüttelte den Kopf und zeigte auf ein Portrait zwei Treppen weiter oben. "Nicht nötig Professor, da ist die fette Dame." (Fraglich wie er sie da erkennen konnte) Sofort begann eine große Rennerei. Jeder wollte zuerst bei der Wächterin der Gryffindors sein. Auch ich nahm die Zwillinge an die Hand und riss sie mit. Letztendlich standen wir in der ersten Reihe. Die fette Dame saß völlig verschreckt hinter einem Nilpferd und zuckte zusammen als Dumbledore sie ansprach. "Grundgütiger. Wer hat Ihnen das angetan?" Ihre Stimme zitterte als sie antwortete: „Ich habe das Böse in seinen Augen gesehen. Sie sind so dunkel wie sein Name. Es ist der über den sie alle sprechen. Er ist hier. SIRIUS BLACK!" Das riss mir den Boden unter den Füßen weg. Vollkommen fassungslos stolperte ich zurück. Direkt in Fred, der mich unwillkürlich nah an sich drückte. Mein Vater. Er ist im Schloss. Er ist gekommen um mich zu holen. Was sollte er sonst hier wollen? Sicherlich nicht einmal kurz zum Käffchen vorbeikommen. Wie in Watte gepackt bekam ich nur am Rande mit wie Dumbledore alle Schüler in die große Halle schickte um dort versammelt zu übernachten. Mit einem Mal brach mein Gefühlsdamm und es kullerten doch die Tränen. George sah hilfesuchend zu seinem Bruder, der seine Arme um mich schlang und meinen Kopf an seiner Brust bettete. Ich war keine Heulsuse, doch ich konnte nicht mehr. Ich weinte bittere Tränen und durchnässte beinahe das Hemd meines besten Freundes. Dieser strich mir sanft über den Kopf und murmelte mir immer wieder beruhigende Worte zu. Vergessen war der unnötige Zoff in Hogsmeade. Vergessen war Cedric und der Kuss. Vergessen war alles andere. Es hallte nur noch ein Name in meinem Kopf. Sirius Black. Auch Hermine löste sich von Ginny und kam mit ihr auf mich zu. Sie schlossen mich ebenfalls in die Arme. "Wir werden immer füreinander da sein. Versprochen.", flüsterte der Lockenkopf und entlockte mir ein kleines Lächeln. Verheult richtete ich mich auf, wischte mir die Tränen von den Wangen und sah zu Harry, welcher betreten danebenstand. Ihn betraf es genauso sehr wie mich. Auch er würde unter meinem Vater leiden müssen. Ängstlich sah er mich an. In diesem Moment verstanden wir uns wie kein anderes Mal. "Wir müssen in die große Halle." Ginny zog sanft an dem Ärmel meiner Lederjacke. Gemeinsam setzte sich unsere Truppe in Bewegung und suchte im Gemeinschaftsraum die nötigsten Schlafsachen zusammen um sich dann auf den Weg in die große Halle zu machen. Ginny und Hermine, die mich beim zusammensuchen meines Bettzeugs beobachteten, warfen sich einen seltsamen Blick zu. "Hey Lou, wenn du reden möchtest...",Ginny stoppte mich in meiner Wuselei und schaute mich eindringlich an. Ich starrte aus gläsernen Augen zurück und ließ jedoch sogleich wieder den Kopf hängen. Ich wolle nicht reden. Die ganze Situation schien mir immer noch so surreal. Niemals hätte ich gedacht, je meinem Vater begegnen zu müssen. Nun war ich gefährlich nah dran.
Bestimmt zog ich Ginnys Hand zurück und verließ ohne ein Wort den Schlafsaal. Hermine seufzte und folgte mir mit Ginny im Schlepptau. Innerlich wusste ich, dass sie mir nur helfen wollten, doch ich konnte im Moment nicht klar denken. Nicht mal die Zwillinge fanden etwas um die ganze Situation aufzuheitern, auch ihnen war nicht zum Spaßen zumute. Sie sorgten sich. Vor allem um mich. Bedächtig lief ich neben Harry her, der sich in seinem Kopf schon alle möglichen Gruselszenarien ausmalte. Ich konnte es ihm nicht verdenken, schließlich war auch er ziemlich überrascht von der neuen Situation. "Wie konnte der Mistkerl überhaupt so einfach ins Schloss kommen?", regte sich der Auserwählte auf und boxte in das Kissen, welches er trug. "Ich hab keine Ahnung Harry. Ich würde es selber gerne wissen...", murmelte ich kleinlaut. "Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Er ist immerhin dein Vater.", Harrys Hand drückte entschuldigend meine.
Ich schnaubte verächtlich auf: "Er ist nicht mein Vater und er wird es auch nie sein." Entschlossen straffte ich die Schultern und ging hocherhobenen Hauptes weiter. Neben mir ein Wandteppich, der verdächtig wackelte. Doch ehe ich dem Geheimnis auf den Grund gehen konnte, griff aus dem Hinterhalt eine Hand nach mir. Aber nicht nur ich, auch Harry wurde mitgezogen. Beinahe hätte ich aus vollem Hals geschrien, doch als ich erkannte wer uns da von unseren Freunden trennen wollte, hielt ich vorbildlich den Mund. Severus Snape persönlich, wer sollte es auch anders sein...

Louna Black- Shadows of the pastWhere stories live. Discover now