Feuerwhiskey / Kapitel 90 / FINALE

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Das Treffen des Ordens dauerte ziemlich lange und zerrte an den Nerven aller, die daran beteiligt waren. Demzufolge verlief das darauffolgende Abendessen in schlechter Stimmung. Harry und Sirius faselten über irgendeine "Waffe" die Voldemord haben wollte und wurden von Molly unterbrochen, der das Gespräch zu weit ging. Harry beteuerte jedoch, dass er dem Orden helfen wollte, wenn er schon nicht selbst ein Teil davon sein durfte. Doch ich war mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt und stocherte missmutig in dem eigentlich leckerem Essen, bis Hermine mir einen Stups unter dem Tisch gab. Überrascht schaute ich auf und blickte direkt in ihre gutmütigen, rehbraunen Augen. "Tut mir leid wegen vorhin, ich hab's nicht böse gemeint.", sie sah beinahe verängstigt aus. "Alles gut. Es war nicht deine Schuld, ich hab überreagiert." Ich versuchte ein Lächeln welches ich ihr zuwarf, was sie sichtlich beruhigte. Als könnte ich Hermine lange böse sein? Das Essen verlief weiterhin recht angespannt, wurde jedoch von Tonks lustigen Grimassen und Veränderungen aufgeheitert. Unfassbar wie sie in sekundenschnelle einen Entenschnabel oder einen Rüssel bekommen konnte. Sogar ihre Haare konnte sie verändern! Ein Metamorphogus zu sein musste wirklich Spaß machen. Trotz allem, zog ich mich dann doch recht schnell in mein Zimmer zurück, während die anderen noch ein paar Partien Zauberschach begonnen. Ich konnte mich selbst nicht erklären. ein Teil von mir wünschte sich nichts mehr als mitzuspielen, doch der andere Teil brachte mich wiederum dazu mich aufs Bett zu legen, erst stundenlang an die Decke zu starren und dann letztendlich wieder das alte Foto von Cedric und mir in die Hand zu nehmen. Sanft strich ich mit meinem Daumen über sein Gesicht und seufzte. Das Foto war auf dem Weihnachtsball aufgenommen wurden, kurz bevor alles den Bach runterging, wenn ich mich recht erinnerte hatte es sogar Hermine gemacht. Ein wie ein Honigkuchenpferd grinsender Cedric hielt mich im Arm, während ich in Lachen ausbrach. Das Foto bewegte sich, kurz bevor ich zu lachen begann hatte er einen Witz gerissen. Ich lächelte leicht. Das konnte er immer gut... mich zum Lachen bringen. Traurig stellte ich das Foto zurück auf den Nachttisch und knipste das Licht aus. Cedrics Tod war nun schon über zwei Monate her und ich begann langsam mit dem Thema abzuschließen, doch irgendwas in mir sträubte sich immer und immer wieder dagegen. Vielleicht lag es daran, dass wir im Streit auseinandergegangen waren. Doch das war nun, leider, nicht mehr zu ändern...
Schwungvoll drehte ich mich auf die andere Seite und schloss die Augen, um wenigstens im Schlaf Ruhe vor mir selbst zu finden. Ich war aufgewühlt und schlief seit Monaten unruhig, träumte wirres Zeug, an das ich mich jedoch am nächsten Morgen nicht mehr erinnern konnte.
Auch in dieser Nacht, ereignete sich ein wirklich seltsamer Traum.

Ich wälzte mich von einer Seite zur anderen, doch immer wieder tauchte Cedrics Gesicht vor meinem inneren Auge auf. Wie ein Geist schien er vor mir zu schweben, strich mir durch die Locken und griff nach meiner Hand. Vor Schreck konnte ich mich weder bewegen, noch etwas sagen. Cedric blieb erst still, richtete dann aber seine Worte an mich. "Ich vermisse dich.", sprach er und lächelte. Zitternd wartete ich ab, ob noch etwas folgen würde. "Es ist okay für mich." Was? Was war okay für ihn? Wovon sprach er? Verwirrt drehte ich mich wieder auf die andere Seite, doch er tauchte erneut auf. "Werde glücklich mit ihm." Erschrocken zuckte ich zusammen und wickelte meine Decke unweigerlich fester um mich. "Ich bin nicht sauer, versprochen. Mein Herz ist trotzdem für immer dein.", war das letzte was ich hörte, bevor sich die Gestalt in Luft auflöste. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf. Normalerweise wäre ich mir sicher gewesen, das sich mir alles nur eingebildet hatte, doch dieses Mal, war es anders. So stand ich da, schaute verwirrt durch mein Zimmer und rieb mir über die fröstelnden Arme. Um mich abzuregen trat ich hinaus in den Flur und stieß um ein Haar mit Harry zusammen, der gerade die Treppe nach oben kam. "Was ist denn mit dir los? du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen.", er tätschelte mir besorgt die Schulter. Bei seinen Worten zuckte ich zusammen. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Plötzlich fiel mir etwas ein. "Du Harry, kann ich dich mal was fragen?", begann ich zögerlich, nicht wissend ob ich die Antwort auf meine Frage wirklich wissen wollte.  "Klar, schieß los." Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen. "Du hast mir doch gesagt, dass Cedric dir, bevor du mit ihm und dem Pokal zurückgekommen bist, noch etwas gesagt hätte. was war denn das?" Ich hielt sofort die Luft an und bereute meine Frage sofort, doch ich musste die Antwort endlich wissen. Harry kratzte sich am Kopf und schwieg erstmal. Sicherlich war es für ihn nicht leicht die alten Erinnerungen wieder hochzuholen. "Er hat gesagt, dass er dich liebt, er aber nicht sauer ist. Warum auch immer, das habe ich nicht verstanden. Er meinte es ist okay für ihn wenn du mit ihm glücklich wirst. Er hat wirklich "ihm" gesagt, weißt du überhaupt was er meint?" Mich traf es wie ein Blitz. Das waren doch eigentlich dieselben Worte wie die, die ich in meinem "Traum" von ihm gehört hatte. "Hallo? Erde an Lou!", Harry wedelte mit seiner Hand vor meinen Augen herum. "Danke Harry du bist der Beste.", ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, verschwand schleunigst wieder in meinem Zimmer und ließ den verdutzen Harry stehen. Drinnen ging ich Runde um runde durchs Zimmer und kam es dem Grübeln nicht mehr heraus. War es wirklich möglich, dass ich von genau diesen Worten geträumt hatte ohne sie jemals zu kennen? Entschlossen schüttelte ich mit dem Kopf. Das würde jedoch bedeuten, dass ich einen Geist gesehen hatte. Erschrocken über diese Erkenntnis, riss ich erneut meine Zimmertür auf und stürmte, so leise wie möglich, die Treppen hinunter. Was zum Teufel stimmte mit mir nicht?
Zielstrebig ging ich runter in den Keller und wühlte in ein paar alten Kisten, bis ich tatsächlich fündig wurde. Ich hielt eine Flasche Feuerwhiskey in den Händen, entkorkte sie und roch daran. Normalerweise war ich kein Freund von Alkohol, erst recht nicht nach dem Desaster letztes Jahr auf dem Weihnachtsball, doch dieses Mal setzten sämtlich Gehirnfunktionen von mir aus, als ich mich an den Küchentisch setzte, mir ein Glas nahm in das ich die braune Flüssigkeit hineingoss und den Inhalt sofort hinunterstürzte. Das Getränk brannte in meinem Hals. Nicht umsonst hieß dieses Gesöff schließlich Feuerwhiskey...
Nach einer Weile begannen sich meine Gedanken bereits zu vernebeln. Es fühlte sich himmlisch ruhig an in meinem Kopf. So ganz ohne die kleine nervtönende Stimme, die mir immer wieder gemeine Dinge zuflüsterte. Doch meine Ruhe wurde gestört, als jemand auf leisen Sohlen die Treppen hinunterstieg. Geistesgegenwärtig löschte ich das Licht. Die Tür zur Küche wurde jedoch geöffnet und jemand ließ mit einem "Lumos" den Raum erleuchten. "Fred", entführ es mir leicht lallend. Erleichtert stellte ich die mittlerweile ziemlich kalt gewordene Flasche wieder auf den Tisch. Mittlerweile war mir so warm, dass ich mir meinen Pullover über den Kopf streifte, zu meiner Verteidigung: Ich trug darunter ein Top!, jedoch mit dem Kopf in dem Loch steckenblieb. Ich kicherte dumpf unter dem Kleidungsstück. Fred, der immer noch sprachlos in der Tür stand, schritt auf mich zu. "Soll ich dir helfen?", ich erkannte Belustigung in seiner Stimme und kicherte erneut als er mir das Kleidungsstück vom Kopf streifte. Er zog sich einen Stuhl heran und deutete auf den in der Mitte des Tisches stehenden Feuerwhiskey. "Was soll das?", er schien nicht sehr begeistert, was mir in meinem kläglichen Zustand aber sowas von egal war. "Party.", antwortete ich und lachte leise. "Ich glaub du solltest lieber ins Bett gehen.", seine Stimme ließ eigentlich keinen Widerspruch zu, doch ich wehrte mich dagegen. "Ich will aber nicht." "Doch, jetzt komm schon. Sirius flippt aus.", hielt er dagegen. Ich kicherte wieder und hielt mir gluckend die Hand vor den Mund. "Wir stoßen einmal an und dann geh ich auch ins Bett.", zwinkerte ich verführerisch und griff bereits zur Flasche, die mir Fred jedoch vorher wegschnappte. Er hielt sie so hoch, dass ich nicht heran kam. "Ssssei doch nicht sooo ein Schhhhpielverderber.",lallte ich von neuem und plinkerte ihn aus meinen großen blaugrünen Augen aus an. Es funktionierte und er stellte die Flasche zurück auf den Tisch. "Ein Glas für jeden. Nicht mehr. Verstanden?", er schaute mich eindringlich an, während ich heftig nickte. Ich wusste mit dem "Spielverderber" hatte ich ihn. Er zauberte sich selbst noch ein Glas herbei und goss uns ein.
"Nicht lang schnacken, Kopf in den Nacken!", lachte ich und stürzte die brennende Flüssigkeit hinunter. Widererwartend wurden aus einem Glas, dann doch immer mehr, was nicht zuletzt meiner Überredungskunst geschuldet war. Eigentlich hätte ich auch gut Lust gehabt mich ins Koma zu saufen. Ich war so mit dem verarbeiten des Alkohols beschäftigt, dass es mich nicht mal störte, dass es Fred war, mit dem ich mich um den Verstand trank. Nach dem sechsten Glas, hickste ich und lachte erneut auf. Normalerweise hätte ich so ein selten dämliches Lachen niemals von mir gegeben, doch der Alkohol hatte wirklich den Rest meiner verbliebenen Gehirnzellen verbrannt.
Ohne vorher gründlich darüber nachzudenken kletterte ich auf Freds Schoß, der dabei vor Schreck beinahe erstarrte. Verklärt starrte ich in seine Welpenaugen und konnte einfach nicht damit aufhören, was bei ihm ebenfalls der Fall war. Er strich mir eine Locke hinters Ohr. "Du bist so schön, selbst wenn du traurig bist.", flüsterte er. "Wie kommst du drauf, dass ich traurig bin?", gab ich zurück. Er lachte leise und brachte uns damit zum Beben. "Andernfalls würden wir hier nicht beide mit einer Flasche Feuerwhiskey sitzen.", er hob die Flasche an die ,bis auf einen kläglichen Rest, leer war. "Bist du denn traurig?", fragte ich benebelt und spielte an dem Kragen seines Pullovers herum. Seine Hand legte sich auf meinen Oberschenkel, da ich drohte von seinem Schoß zu rutschen. "Kann schon sein.", sein Blick fiel ins Leere. "Wegen mir?", mein Finger fuhr kleine Kreise auf seiner Brust. "Vielleicht.", gab er zurück und verfestigte seinen Griff um meinen Oberschenkel. Es gefiel mir. Er war besitzergreifend, doch er konnte sich beherrschen. "Komm, wir gehen ins Bett.", sagte er schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit in der ich mich auch in meinem besoffenen Zustand nicht traute ein Wort zu sagen. Auch Fred wankte mehr schlecht als recht die Treppe nach oben.
Vor meiner Zimmertür griff er noch einmal nach meiner Hand. "Ich vermisse dich.", das war zu viel für mich. Diese Worte hatte ich heute bereits schon einmal gehört und sie lösten etwas in mir aus, was mich eine Dummheit begehen lies. Schneller als Fred gucken konnte sprang ich ihm in die Arme und bedeckte seinen Lippen mit meinen. Seine Arme schlangen sich um meine Taille, als er mich Stück für Stück immer weiter gegen die Wand drängte. Keiner von uns, dachte in diesem Moment über die Folgen nach. Wir lebten im hier und jetzt.
Ich stöhnte leise, als er meinen Hals mit feurigen Küssen bedeckte. So sehr es sich auch meine Vernunft gewünscht hätte, ich konnte nicht von ihm ablassen. Unsere Küsse wurden immer intensiver, sodass ich ihn kurzerhand in mein Zimmer zog. Knutschend rollten wir auf meinem Bett herum, bis ich auf ihm zum liegen kam und er mir eine Strähne hinters Ohr strich. Verträumt schaute er mich an, während ich mir auf meine Unterlippe biss. "Ich will dich.", flüsterte ich ohne jegliche Form von Vernunft, begann von neuem ihn zu küssen und fegte damit den letzten Rest Vernunft aus meinem Gehirn. Keiner von uns beiden konnte mehr klar denken. Das einzige was ich spürte, waren Freds Küsse auf meiner Haut, die wie Feuer glühten. Sein Heißer Atem bereitete mir eine Gänsehaut, die ich jedoch genoss. Fragend schaute er mich an, doch ich wischte seine Bedenken beiseite und streifte ihm seinen Pullover über den Kopf. Unzählige Kleidungsstücke verteilten sich über den Boden meines Zimmers, doch das war uns egal. Alles was ich wollte war seine Nähe und die bekam ich. Er vergrub seine Nase in meinem Haar und bewegte sich mit mir im selben Takt. Kein Blatt Papier hätte mehr zwischen uns gepasst. Eine Gefühlswelle brach über mich. Ich fühlte mich endlich angekommen. Verschwitzt und erschöpft,  schlief ich wenig später in seinen starken Armen ein. Hörte nur noch am Rande, wie er leise "Ich liebe dich" flüsterte, mir einen Kuss auf die Schläfe drückte und ebenfalls die Augen schloss. Meine Gedanken waren immer noch benebelt doch mein Herz war es nicht.
Das was mich am nächsten Morgen aus dem Schlaf holte, war vor allem ein brummender Schädel. Doch was mich am meisten erschreckte, war der männliche Arm, der sich fest um meine Taille schlang.
Ich kniff die Augen zusammen und betete zu Merlin. Doch es half nichts. Die Erinnerungen an die letzte Nacht kamen wieder hoch.
Was hatte ich da nur wieder fabriziert?


Louna Black- Shadows of the pastWhere stories live. Discover now