Gewohnheit / Kapitel 49

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In einem für mich absoluten Rekordtempo machte ich mich frisch, zog mir etwas vernünftiges an und raste dann regelrecht zu Dumbledores Büro. Die gute Goni wartete dort bereits auf mich und sprach das Passwort. Zwei Tage hintereinander beim Schulleiter, wenn das so weiterging würde ich bald einen Rekord aufstellen. Der Weißbärtige wartete bereits auf mich. "Oh ne, was hat er denn hier zu suchen?", maulte ich sogleich als ich Snape neben dem Schreibtisch stehen sah. "Ms. Black! Ein bisschen Respekt bitte!", tadelte McGonagall hinter mir und schob zum Schreibtisch, wo sie mich auf einen Stuhl verfrachtete. Eigentlich hatte ich große Lust wieder zu gehen. Ich wollte gar nicht erst hören was Sie mir zu sagen hatten. So eine "besondere" Schülerin wie mich hatten Sie bestimmt schon Jahre nicht gehabt. "Kein Grund biestig zu werden Louna.", schnarrte der Zaubertrankprofessor neben mir und warf mir ein gespieltes Lächeln zu. Aha. Heute wohl bessere Laune was? "In der Tat.", sagte er und drehte sich triumphierend zum Schulleiter um. Mal wieder hatte ich in meinem Eifer vergessen, dass er Gedanken lesen konnte. Eigentlich ziemlich frech. Er durfte diese Technik (?) bestimmt nicht einfach so missbrauchen. Ein kleines Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen, was ich mit einem Augenrollen quittierte. "Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber langsam wird's zur Gewohnheit, dass ich hier jeden Tag sitze. Was soll ich dieses Mal verbrochen haben?", fragte ich in meiner offenen Art, meine lockere Zunge würde mir irgendwann noch einmal mächtig zum Verhängnis werden.
Dumbledore stieß ein leises Lachen aus. "Nun, es geht wie so oft um deinen Vater. Wir haben das ganze Schloss nach ihm durchsucht, aber es gibt keine Spur von ihm. Also haben wir uns entschlossen, alles wie gehabt weiterlaufen zu lassen. So lange es nicht das kleinste Anzeichen von seiner Anwesenheit gibt, wird der Schulbetrieb normal weiterlaufen."
"Das ist alles?" Fassungslos sah ich die drei an. "Er kommt hierher, stiftet Unruhe, versetzt alle in Angst und schrecken und Sie lassen es einfach so geschehen?" Der Alte hob beschwichtigend die Hand. "Nein. Die Sicherheit des Schlosses wurde verstärkt. An jedem Eingang stehen Wachen und es wird verstärkt in den Gängen kontrolliert." Ich schnaubte verächtlich aus und musste an den wackelnden Wandteppich denken, kurz bevor Snape mich und Harry ins Büro eskortiert hat.
"Zusätzliche Sicherheit gibt dir Professor Snape. Er wird ab jetzt ein besonderes Auge auf dich haben.", sprach Dumbledore weiter. Meine Augenbrauen zogen sich vor Wut zusammen. Der Mann, der mir gestern noch unterstellt hatte, ich hätte Sirius hier reingeschmuggelt, sollte mir Schutz bieten? Snape warf mir einen seltsamen Blick. Sollte er doch meine Gedanken lesen! Er konnte ruhig wissen, was ich nach seiner Aktion von ihm dachte. Er wusste etwas und hatte mir noch immer nicht die Wahrheit gesagt. Wenn er es wollen würde, hätte er dies schon längt getan. Am liebsten hätte ich Dumbledore widersprochen, doch das traute ich mich dann doch nicht. Ich wollte einfach nur für ein paar Minuten meine Ruhe haben. "Kann ich jetzt gehen?", fragte ich leise und vermied die drei anzusehen. "Natürlich. Professor Snape begleitet dich in den Gryffindorturm.", antwortete mein Schulleiter. McGonagall warf ihm einen überraschten Blick zu, fügte sich jedoch und hielt den Mund. Einen weiteren Kommentar von ihr hätte ich ohnehin nicht verkraftet.Wie vom Blitz getroffen stand ich auf und stürmte aus dem Zimmer. Snape hatte Mühe mit mir Schritt zu halten. "Louna warte.", rief er. Abrupt blieb ich stehen, drehte mich jedoch nicht um. "Es heißt Ms. Black für Sie. Sie können sich nicht einfach aussuchen mich zu respektieren und zu mögen wann es Ihnen passt. Lassen Sie mich in Ruhe, wenn Sie mir nichts zu sagen haben." Mit diesen Worten eilte ich weiter den Gang entlang und ließ Snape zurück, der wütend gegen die Wand schlug. Vollkommen aufgelöst erschien ich wenig später im Gemeinschaftsraum, ignorierte meine Freunde, die auf mich gewartet hatten, stürmte in den Schlafsaal, wo ich mir meine Jacke und den Umhang griff und verschwand wieder aus dem Raum.
"Lou was ist passiert?" Harry versuchte noch mich aufzuhalten, doch ich lief ohne ein Wort an ihm vorbei. Ich wollte raus. Dahin wo ich meine Ruhe hatte und für mich war.

Der Schwarze See. Er lag ganz ruhig vor mir. Die letzten sommerlichen Sonnenstrahlen spiegelten sich auf dem Wasser wieder, während ich mich zu meinem Lieblingsplatz, versteckt im Schilf, zu einem Baumstamm begab. Erschöpft ließ ich mich darauf sinken und schloss die Augen. Die letzten Tage hatten unfassbar an meinen Nerven gezerrt. Erst die blöden Streits mit Fred, dann der Kuss mit Cedric und jetzt auch noch Sirius. Wenn erstmal die Scheiße vom Himmel fiel, dann mal richtig, dachte ich und musste über meinen eigenen Ausdruck schmunzeln. Ehe ich mich versah, war ich eingenickt.
Meine Ruhe war jedoch nur von kurzer Dauer. Ein Knacken lies mich hochfahren.
"Nicht erschrecken. Ich bins doch nur." Remus lugte zwischen dem mich umringenden Schilf hervor und stand unschlüssig da. Ich lächelte und klopfte neben mich auf den Baumstamm. In Hogwarts war man wirklich nie allein. "Wie gehts dir?", fragte er und wuschelte mir durch die Haare. "Beschissen. Dumbledore hat Snape nun endgültig auf mich angesetzt.", antwortete ich und ließ den Blick über das ruhige Wasser schweifen. "Er tut nur seine Pflicht Lou. Mir gefällt das auch nicht, aber wenn es um Verteidigung geht, ist Severus sein bester Mann.", Remus sah mich entschuldigend an. "Wenn's danach geht kann er ja gleich deinen Posten einnehmen und du machst dann Zaubertränke.", schmunzelte ich.
Mein Patenonkel war schon immer eine Niete in Sachen Tränke gewesen. Seinen Trank, den er einnahm um seine Verwandlung nicht ganz so schmerzhaft zu machen, braute er auch nicht selbst. Wahrscheinlich würde er sich dabei noch vergiften. Eine Weile herrschte Stille zwischen uns. "Glaubst er kommt wieder?", flüsterte ich kaum hörbar, nicht sicher ob ich überhaupt eine richtige Antwort darauf haben wollen würde. Er verkrampfte sich augenblicklich. "Ich weiß es nicht." Ich konnte schwer erkennen ob er log oder es wirklich nicht wusste. Sirius war immerhin ein jahrelanger bester Freund von ihm gewesen. Wer wenn nicht Remus, konnte ihn am Besten einschätzen? "Fürs erste, sind wir alle sicher. Wir schaffen das schon. Zusammen.", meinte er, nahm meine Hand und drückte sie fest.
Sein Wort in Merlins Ohr.

Louna Black- Shadows of the pastWhere stories live. Discover now