60 - Back in town.

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Zurück in Helsinki rufe ich als erstes Jukka an. Der ist zunächst wenig begeistert, den Zwerg dabei zu haben, aber als ich ihm das ganze als eine Art Test, ob wir bereit für Kinder sind, präsentiere, findet er es in Ordnung. „Du wirst Emil lieben, Tarzan. Kannst schon mal dein Deutsch wieder ausgraben, damit wir uns irgendwie verständigen können." „Wir sind hier sowieso fertig, ich schick dir Tapsi vorbei zum Abholen, der hat im Moment am meisten Platz im Auto. Ach ja, schöne Grüße an meine Geschwister, ich werde mich bei Gelegenheit revanchieren. Ich liebe dich, prinsessa." „Wird gemacht. Und ich dich auch, Tarzan." Ich hauche noch einen Kuss ins Telefon und lege auf. „Schöne Grüße von Ju, er wird sich bei Gelegenheit revanchieren." Ich wende mich auf Deutsch an Emil. „Und du, kleiner Herr, wie gefällt es dir hier?" „Helfingi ift toll! Aber wo schlafen?" „Das lass meine Sorge sein. Wir fahren jetzt zu der Bude von meinem Freund und mir, ja? Da gibt's aber andere Regeln als bei dir daheim." Eifrig nickt er. Ich nehme ihn hoch und spreche wieder auf Finnisch mit Jari und Heidi. „Danke, ihr beiden. Ihr habt definitiv was gut bei mir." Ich umarme beide, was in einer seltsamen Gruppenumarmung endet und Emil zu einem süßen Lachen veranlasst. „Wir sehen uns bestimmt nochmal wieder! Moi moi!" Die beiden machen sich auf ihren jeweiligen Heimweg. Ich werfe einen Blick auf die Uhr, gleich Viertel vor sieben, Hanni fährt gerade vor, um uns abzuholen. „Ab nach Hause?", frage ich Emil. „Hause, Hause, Hause!", freut er sich, als ich ihn dann auch in Hannis Auto verfrachte.

Um Viertel nach sieben sind wir dann bei Jukka und packen alles aus. Er hat sogar ein altes Reisebett gefunden und von seinen Eltern ausgeliehen. „Du bist echt ein Engel, weißt du das, Tarzan?" „Jede Prinzessin braucht doch einen Schutzengel, bei den untalentierten Prinzen und den ganzen bösen Hexen und Drachen heutzutage." Ich gebe ihm noch einen Kuss. „Ich bring Emil eben ins Bett, ja? Dann können wir uns noch ein bisschen auf der Couch erholen." Bei 'erholen' veranstalten Jukkas Augenbrauen mal wieder atemberaubende Akrobatik-Kunststückchen. „Ich meinte wirklich entspannen, du Sturkopf. Es geht nicht immer nur um das eine." „Einen Versuch war's wert. Aber ich will dann wenigstens nachher kuscheln, ja?" „Ja, ich will ja nicht, dass mein Lieblingsfinne an einem Mangel an Zuneigung zugrunde geht. Bin gleich wieder da."

~

Das 'Gleich' zieht sich unheimlich in die Länge. Liss kommt und kommt nicht wieder. Irgendwann läutet das Telefon. Ja, wir sind noch so altmodische Menschen und haben einen Festnetzanschluss. Apropos Anschluss, wir müssen noch zum Amt und Liss eintragen lassen, von wegen Adresse, Telefon, Staatsbürgerschaft und so weiter und so weiter. „Backlund?" „Hi, Jukka. Could you tell Ellie I won't be in reach for the next time? I'll be on holiday with Anna so we can figure everything out in our relationship." „Okay, but what if something happens to Emil? Who shall we call then?" „I'll send Ellie my parents' number. By the way, is everything alright?" „Yes, everything's okay. Ellie is getting him into bed right now." „We really owe you two something. But I don't want to get you stuck to the phone, enjoy the time with them. Und wehe, Ellie steht wieder heulend vor meiner Haustür wegen dir." Er lacht. „Capito. And you better go back to Anna now or she might think you're betraying her. Moi moi!" „Bye!"

„Wer war's denn?" „Erschreck mich doch nicht so! Es war Johannes, er ist die nächste Zeit nicht erreichbar. Urlaub mit Anna. Wenn was ist, sollst du seine Eltern anrufen, er schickt dir die Nummer." „Ich hoffe echt, dass die zwei es wieder hinbekommen. Die Nummer hab ich sogar noch, na ja. Sofa?" Ich nehme sie über die Schulter, was sie zum quietschen bringt. „Shh, Emil schläft doch!" „Dann lass mich runter!", zischt sie genauso leise zurück. „Nö." „Idiot." „Prinsessa." „Tarzan."

~

Er lässt mich vorsichtig runterrutschen und zieht mich in eine Umarmung. Jukka ist mal zur Abwechslung schön warm und hat in etwa den Effekt eines Industrieheizofens. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. „Ist dir kalt?" „Wieso? Du bist doch so schön warm, du Heizofen." „Aber du bist so kalt wie ein Eiswürfel!", protestiert er. „Dann tau mich doch einfach auf." „Und wie bitte? Alles, was mir einfällt, würde Emil aufwecken." „Dann denk dir was aus, Tarzan." „Ich weiß was ganz anderes. Wir fahren morgen mit Hanni zu euren Eltern. Wie wäre es, wenn wir dann wenigstens schlafen gingen?" Das habe ich total verdrängt in all dem Trubel. „Wäre wahrscheinlich besser... Ich pack nur noch eben ein paar Sachen für morgen zusammen, ja?" „Aber beeil dich, ich möchte noch ein bisschen mit der schönsten Frau der Welt kuscheln, bevor ich einschlafe." „Dann muss ich leider gehen, Tarzan." Ich stopfe Wechselklamotten für Emil in die Tasche, packe noch ein paar kleinere Sachen dazu und ziehe den Reißverschluss zu.

Als ich wieder ins Schlafzimmer komme, liegt Jukka auf der Seite, den Kopf auf die Hand gestützt, und lächelt mich schief an. „Und jetzt legt sich die schönste Frau der Welt bitte neben mich ins Bett und kuschelt sich an mich." Er klopft mit der freien Hand vor sich auf die Matratze. „Dann muss mich der beste Producer der Welt wohl abholen. Ich bin viel zu müde, um noch einen Schritt weiter zu gehen." Ich gähne demonstrativ. Schneller als ich 'Tarzan' sagen kann, steht Jukka auch schon hinter mir und bläst seinen angenehm warmen Atem in meinen Nacken. „Und jetzt hopp ins Bettchen, prinsessa. Morgen wird ein langer Tag." „Ja, Tarzan," nuschele ich noch, bevor ich endgültig einschlafe.

Finnian //Jukka Backlund [under editing]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt