79 - Pete, unser aller Superman.

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Genüsslich mampfend hocken Samu und ich nebeneinander auf dem Sofa und schauen irgendeinen Actionstreifen. Mir fallen fast die Augen zu. „Müde, Kleines?" „Müde ist ja gar kein Ausdruck. Ich könnte hier und auf der Stelle einschlafen." „Ich bring dich ins Bett, Mäuschen. Der Tag war lang genug." Er nimmt mich hoch und trägt mich ins Schlafzimmer, wo Emil schon friedlich schläft. Samu legt mich auf die Matratze und will schon wieder gehen, als ich mit der flachem Hand neben mich auf das Bett klopfe. Fragend zieht er eine Augenbraue in seinen Haaransatz. „Jetzt leg dich hin, ich will schlafen. Aber alleine geht das nicht." Schwer lässt er sich neben mir nieder und legt sich hinter mich. „Besser?" Sein Arm liegt auf meiner Hüfte und hält mich dicht an seinen warmen Körper. „Besser." Ich schmiege mich näher an ihn und schließe die Augen. Der lang ersehnte Schlaf siegt.

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Endgültig dem Erbrechen nahe krieche ich in das kleine Bad im Nachbarraum. Ich hänge würgend und spuckend über der Toilettenschüssel, aber es kommt nur brennende Gallenflüssigkeit. Nach einiger Zeit kommt Petteri herein und hilft mir auf. „Himmel, Jukka, du brauchst dringend was zu essen und vor allem Schlaf." „Ich kann aber weder essen noch schlafen, Pete. In meiner Wohnung stehen Bilder, die mich total verwirren und mein Hirn von innen nach außen zerfressen. Ich kann das nicht mit meinen Erinnerungen unter einen Hut bringen, das bringt mich um den Verstand. Auf dem einen Bild steht Hanni mit Tapio und küsst ihn und auf dem anderen steht sie neben mir und küsst mich. Ich bin total durch den Wind!" „Hei, hei, das lässt sich alles klären, Großer. Du hast mir doch erzählt, du wärst mit Hannis Zwillingsschwester zusammen, die meisten nennen sie Ellie, du aber sagst Liss." „Aber ich kenne keine Liss, Pete! Das ist das Problem! Ich kann mich nicht an sie erinnern! Und ich liebe Taru, verflixt nochmal!" „Alter, dich hat's aber echt schlimm umgehauen. Ich telefonier mal rum, ob jemand was weiß. Aber jetzt kommst du erstmal mit, wir gehen Essen. Und dann bringe ich dich erstmal nach Hause, du brauchst einfach Schlaf." „Na gut, in Gottes Namen. Ich kann jetzt was Festes im Magen gut gebrauchen. Außerdem bin ich zum Umfallen müde." „Na also. Und jetzt zieh dir was an, in fünf Minuten gehen wir." Petteri zerrt mich zum nächsten Italiener und bestellt uns zwei Pizzen zum Mitnehmen. Ich stehe total lethargisch daneben und trotte stumm neben ihm nach Hause. „Schlüssel." Mit fahrigen Fingern friemele ich das Metallstück aus der Tasche meiner Wollstrickhose und lege es in seine ausgestreckte Hand. Er schließt auf, schiebt mich im Wohnzimmer aufs Sofa, es riecht erbärmlich nach einem Damenparfum, und drückt mir meine Pizza in die Hand. „Essen." Ohne Widerspruch stopfe ich ein Stück nach dem anderen in mich hinein, bis Pete zufrieden ist und mich in die Horizontale verfrachtet. „Und jetzt schlaf, du brauchst auch mal Ruhe." Ich schließe die Augen und sehe eine Frau. Sie sieht aus wie Hanni, aber sie ist es nicht. Hektisch richte ich mich wieder auf. „Ganz ruhig, Jukka. Leg dich wieder hin." Er schnappt sich eine Gitarre aus der Halterung in der Ecke und fängt an zu spielen. Der sanfte Klang des Instruments und seiner Stimme beruhigt mich wieder und ich schlafe tatsächlich wieder ein.

Ich wache erst am nächsten Morgen mit Rückenschmerzen auf der Couch auf. Erstmal strecken, dann stehe ich auf. Die letzten zwei Stücke der Pizza schiebe ich in die Mikrowelle und schiebe sie mir ein den Mund. Gegen Mittag klingelt mein Handy. „Moi, Pete. Was gibt's?" „Ich hab Ellie beziehungsweise Liss gefunden." „Und?" „Sie will dich nicht sehen. Im Moment gondelt sie durch die Weltgeschichte und hängt reihum bei den Jungs." „Bei wem genau grade?" „Samu ist wohl bei ihr, aber sie sind in Osmos Wohnung. Und nein, du bleibst hier. Wir nehmen heute die restlichen Sachen für unser Album auf, kapiert?" Widerstandslos gebe ich meine Zustimmung kund und mache Zeit und Studio aus. Dann verfalle ich wieder in meinen mich von innen zerfressenden Halbwachzustand und lasse die Gedanken schweifen.

Finnian //Jukka Backlund [under editing]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt