101 - Läuft da was?

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~El~

Als Johannes am nächsten Morgen in mein Zimmer kommt, strahlt er bis über beide Ohren. „Na, Großer, warum so übermäßig guter Dinge?" Er antwortet nicht und grinst weiter. Solveigh liegt auf meinem Bauch unter meinem Arm und schaut mich aus großen Augen an. Schneller, als ich bis drei zählen könnte, klickt der Auslöser von Jos Handykamera. „Ey!" Er lacht einfach nur. „Jetzt sag schon. Ich seh doch, dass dich irgendwas riesig glücklich macht." Ich ziehe ihn zu mir auf die Bettkante und lege den freien Arm um seine Hüfte. Statt einer Antwort öffnet sich die Tür und eine dunkelblonde Frau kommt herein. Jukkas Schwester Heidi. „Heidi! Mensch, wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?" „Hei, Ellie! Ist schon eine ganze Weile her. Johannes hat mir schon einiges erzählt." Als er seinen Namen hört, schaut er uns gespannt an. „Nicht wichtig," sage ich und wende mich wieder Heidi zu. „Das ist also deine Kleine? Herzlichen Glückwunsch zu der kleinen Prinzessin" Sie deutet auf Solveigh. „Ja, das ist sie. Solveigh Hanni Räisänen." „Du hast sie nach deiner Schwester benannt? Süß von dir, sie wird sich bestimmt freuen. Im Moment campieren wir fast alle in Jukkas Wohnung, Hanni und Tapio sind im Hotel, weil wir sonst viel zu wenig Platz in der Bude hätten." Als ich Jukkas Namen vernehme, ziehen sich meine Eingeweide unangenehm zusammen. Heidi bemerkt meine deprimierte Miene. „Ist irgendwas passiert, nachdem du Hals über Kopf abgehauen bist?" Eine Träne rollt über meine Wange. „Solveigh ist sein Kind. Und er verletzt mich, wo er geht und steht. Ich weiß, dass er hier auf Station liegt, aber ich will nicht zu ihm. Er hat mir weh genug getan." „Ach du heiliges Kanonenrohr! Er konnte sich ja nicht erinnern und dann hast du ihn fortgeschickt. Das muss ihm echt den Rest gegeben haben. Sonst wäre er nicht nach Köln abgehauen und hätte sich hemmungslos betrunken. Jukka versucht eigentlich alles mit Worten zu lösen, aber wenn es ihm über den Kopf wächst, greift er einfach zur Flasche. Du weißt ja nicht, wie fertig unsere Mutter ist deswegen. Erst verliert sie Papa und jetzt beinahe auch noch Jukka. Sie ist ein nervliches Wrack. Er sollte sich was schämen." „Ist ja eigentlich meine Schuld. Hätte ich ihn nicht weggeschickt-" „Quatsch," unterbricht mich Heidi, „Hätte er dir nicht so wehgetan, hättest du ihn gar nicht weggeschickt. Also ist es seine Schuld. Und nächstes Mal rufe ich eigenhändig im Studio an und sage, die sollen Jukka nicht an den Alkohol lassen." „Das bringt doch alles nichts. Dann geht er halt in einen Laden und kauft sich da welchen. Dann soll er sich lieber im Studio bewusstlos trinken als auf der Straße, wo ihm wer weiß was passieren könnte. Was nicht automatisch heißt, dass ich es für in Ordnung befinde, dass er Alkohol trinkt, anstatt seine Probleme vernünftig zu lösen." Heidi nickt und Johannes schaut uns an wie Aliens, da wir nach wie vor Finnisch miteinander sprechen. Dann fängt er an zu lächeln und legt Heidi die Hand auf die Schulter. Das ist es also. Mein bester Freund steht auf die Schwester meines Exverlobten, der gleichzeitig der Vater meines Kindes ist. Das bedeutet für mich auch unweigerlich, Jo weniger zu sehen und Jukka öfter zu begegnen. Doppelt doofe Situation. Ich widme mich wieder Solveigh, da Johannes Heidi in ein Gespräch über Beleuchtungstechniken verwickelt hat. Sie sabbert ein wenig und starrt Heidi gerade heraus an. „Spätzchen, das ist Tante Heidi," flüstere ich ihr ins Ohr. Ob auf Deutsch oder auf Finnisch, weiß ich nicht. Ich werde sie auf jeden Fall zweisprachig erziehen, damit sie später, sollten wir zurück nach Finnland gehen, auch zurechtkommt.

Dann zeigt sie mir mehr als deutlich, dass sie Hunger hat. Sie schreit. Johannes und Heidi fahren herum. „Würdet ihr bitte..." „Ist ja nichts, was ich nicht schon gesehen hätte. Du warst mehr als einmal so betrunken, dass ich dich umziehen und ins Bett bringen musste." „Ich weiß, Jo." Heidi erhebt sich von dem Stuhl, auf dem sie gesessen hat und zieht Jo ebenfalls auf die Füße. „Sie wird schon ihre Gründe haben. Lass uns ein bisschen an die frische Luft gehen."

Finnian //Jukka Backlund [under editing]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt