39 - Tritt in den Hintern

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Ich fühle mich schon besser, seit Jo hier ist. Auch wenn wir uns eine halbe Ewigkeit nicht gesehen haben, verstehen wir uns noch so gut wie damals, bevor ich nach Berlin gegangen bin. Er tut mir einfach gut ind versteht mich sogar ohne Worte. Zwischen uns herrscht seit wir klein waren eine tiefe Verbundenheit. In der Stadt angekommen gehe ich mit ihm in die Bar, wo ich das letzte Mal auch gewesen bin.

Ich habe einige Drinks zu viel gehabt, auch Johannes ist nicht mehr wirklich nüchtern und so bestellen wir uns ein Taxi.

Nach einer halben Ewigkeit erreichen wir wieder den Hof, am Horizont schimmert uns schon die Morgenröte entgegen. „Danke, Jo." „Wofür denn, Mäuschen?" „Dafür, dass du hergekommen bist und mich zur Vernunft gebracht hast. Dafür, dass du mir immer noch zuhörst und jedes Mal eine Lösung hast." „Wozu wäre ich sonst dein bester Freund?" „Und mir fallen ständig deine Texte ein. Wenn wir nachts nach Hause gehen, die Lippen blau vom Rotwein..." „Und wir uns bis vorne an der Ecke meine große Jacke teilen...," fällt er mit ein. Leise vor uns hin singend schwanken wir zum Haus, die Treppe hoch, durch den Flur und in das Zimmer.

~

Ellie lässt sich auf das rechte Bett fallen, ich mich auf das linke. Sie ist sofort weg, doch ich kann noch nicht schlafen. Lange liege ich wach und denke nach. Versuche, diesen Jukka zu verstehen, nachzuvollziehen, warum er das getan hat. Meine Gedanken drehen sich im Kreis, bis ich darüber einschlafe.

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Irgendwann werde ich wach. Es ist taghell, die Sonne steht schon nicht mehr im Zenit. „Jo, aufstehen, essen!" Noch flüstere ich, denn mein Gehirn pocht wie besessen unter meiner Schädeldecke. Keine Reaktion. Langsam erhebe ich mich und gehe zum anderen Bett. Jo schläft friedlich auf seinem beziehungsweise Jukkas Bett. Na dann, ich geh mal schauen, ob ich unten noch was reißen kann. Im Flur höre ich, wie sich die Jungs gedämpft auf Finnisch unterhalten. Müde tapse ich herein und hole mir zwei Gläser Wasser und zwei Aspirin. „Ellie, what the-" Ich ignoriere Samis Versuch mich anzusprechen und schlurfe wieder zu Jo ins Zimmer. Beide Tabletten schmeiße ich in die Gläser und kippe meine direkt runter. „Mhm, Ellie?" „Aspirin steht aufm Tisch." „Danke, Kleines. Ich geh dann eben duschen, ja?" „Klar, geh schon." Johannes verschwindet im Bad, als ich seinen Kulturbeutel auf dem Tisch liegen sehe. „Hier, hast du vergessen." „Danke." „Kein Ding."

Nach einer Viertelstunde, die ich mit Nichtstun verbringe, kommt er wieder raus, das Handtuch um die Hüften. „Bad ist frei." „Spinner!" Spielerisch boxe ich ihm gegen die Schulter. „Hab dich auch lieb."

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„Jukka?" „Boah, what?" „Elli, she's..." Samus Stimme bricht. „What's up with her?" Wenn Liss jetzt was passiert ist, bitte nicht! „She's... she's d-d-dead." Fuck! Ich fluche erstmal, was das Zeug hält, bevor ich in Tränen ausbreche. „Hei, Jukka, not Liss, Elli, Tia's foal. You killed her with your idioty. And now get your ass outside and do something to cure Sasha. If he dies, you'll never see her again, I guess. You should fight for her love if you really want her." Sehr aufbauende Worte, Samu, vielen Dank auch! „She's with that guy who arrived yesterday." Wütend schlage ich mit der Faust auf die Matratze unter mir. Kaum ist sie mich los, macht sie sich an den nächsten ran. Das hätte ich nie im Leben von ihr erwartet. „-Jukka?" Samu wedelt mit seiner Hand in meinem Gesicht rum. „He is not her boyfriend, I'd rather say her best friend. I know him from The Voice, he's in the jury of the kids show. Johannes is actually a cool guy." Danke für die aufbauenden Worte, Samu!

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„Zu essen gibt's im Moment leider nichts mehr, ich kann aber noch was machen, wenn sich die Versammlung sich da unten aufgelöst hat." „Passt schon, Kleines. Kannst du noch diesen abgefahrenen Auflauf, den du immer in der elf und zwölf gemacht hast?" „Klar, ich geh eben in den Keller schauen, ob wir alles hier haben."

Ich stecke in Jos Shirt, weil alle meine Sachen erbärmlich nach Jukka riechen und ich das nicht aushalte. Ich stolpere die Treppe runter und laufe prompt Jukka im die Arme. Sein Blick spricht Bände.

Finnian //Jukka Backlund [under editing]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt