159 - Kopfwäsche

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~Ta~

„Kinder, tut ihr mir einen Gefallen und geht mal nach oben und übt ein bisschen Klavier? Ich muss mit Onkel Tapsi reden.“ „Ich will aber mit Onkel Tapsi spielen,“ quengelte Solveigh. „Ich komm nachher und spiel mit euch, in Ordnung, Spätzchen?“ „Na gut, komm, Anni.“ Ein wenig bedröppelt zogen die beiden ab.

„Und jetzt Klartext, was ist los mit dir und Hanni?“ Ich rieb mir den Nacken und sah sie unsicher an. „Ahm, ja, ist ein bisschen schwierig... Also, Hanni ist zu Juho gefahren.“ „Unserem Bruder? Holla die Waldfee, da muss aber einiges schief gegangen sein. Also, raus mit der Sprache, was hast du angestellt? Ich versteh' wirklich keinen Spaß, wenn es um meine Schwester geht.“ Sie hatte sich vor mir aufgebaut und die Hände in die Hüften gestemmt. Ich fühlte mich schlicht und ergreifend unwohl. „Ähm, ja, also... Hanni...“ Sie wurde etwas ungeduldig. „Hanni ist schwanger.“ Beschämt senkte ich den Kopf. „Du hast WAS?! Warum ist Hanni dann zu unserem Bruder gefahren?“ „Wenn ich das wüsste. Als wir im Café waren, meinte sie, ich wäre zu sprunghaft und würde ihr nicht genug Sicherheit geben.“ Ellie verdrehte prompt die Augen. „Ein Wort: Trottel. Ich versteh schon, was sie meint. Liegt aber mehr am Hormoncocktail und an den langen Studiozeiten als an deinem Verhalten.“ Meine zuvor noch gerade Haltung brach und ich knickte ein. „Darf ich dir einen Tipp geben? Mach es nicht wie Jukka und sei einfach ein bisschen früher zuhause als sonst. Kümmer dich ein bisschen um Hanni und sei für sie da.“ Ich hatte ein gigantisches Fragezeichen im Gesicht. „Also abends kuscheln, vielleicht mal zusammen baden oder kochen.“ Ich machte mir in Gedanken eine Liste. „Darf ich dich jetzt auf meine Kinder loslassen oder hast du sonst noch Fragen zur Behandlung schwangerer weiblicher Wesen?“ „Ich komm bei Bedarf darauf zurück.“ Ich brachte ein schwaches Lächeln zustande. „Dann zisch ab, sonst sind die beiden heute Abend unausstehlich.“

~Ju~

Es kotzte mich wirklich an. Der Typ ging mir so derbe auf den Senkel, dass ich am liebsten laut schreiend aus dem Aufnahmeraum gerannt wäre. Aber ich musste mich zusammenreißen. Ich seufzte gequält auf und schob zwei Regler in eine andere Position. Dieser Typ konnte einfach nicht singen, da half auch das beste ProTools-Programm nichts. Ich lehnte mich zurück und rieb mir Augen und Nasenwurzel. Wie spät war es jetzt? Fünf Uhr morgens? Ich saß seit fast zwölf Stunden in diesem scheiß Tonbunker und schraubte nutzloserweise an den Reglern. Der Typ war zwar ein hohes Tier im Business, aber total talentfrei. Solche Situationen entstanden dann, wenn die Plattenbosse selber ans Mikro wollten. Ich wollte einfach nur hier weg. Ich drückte auf den Knopf von der Gegensprechanlage und beendete die Aufnahmen für heute. Ich lehnte mich nach hinten und schloss die Augen. Keine halbe Minute später war ich eingeschlafen.

Finnian //Jukka Backlund [under editing]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt