32 - Nix da.

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Jukka steht mit blauen Flecken übersät und einer Platzwunde so wie einigen zerissenen Führstricken am Weidezaun und starrt abwesend in Richtung Horizont. An der Grenze zur Schafweide entdecke ich Sasha. Was ist denn hier bitte passiert? „Jukka..." Sämtliche Worte, die ich mir während der Rückfahrt zurecht gelegt habe, haben sich in Schluchzern aufgelöst. Vorsichtig lege ich eine Hand auf seine Schulter und er zuckt zusammen. Sein Gesicht ist vor Schmerzen verzogen, als er mich von der Seite ansieht. „War... war das..." Ich bekomme das Wort nicht über meine Lippen, doch Jukka nickt abwesend mit dem Kopf. Ich versuche, ihn in den Arm zu nehmen. Sanft - gerade so, als sei er aus hauchdünnem Glas - lege ich meine Arme um seinen geschundenen Oberkörper. „Don't. Just a little touch hurts, prinsessa." „Anteeksi, Ju." Sofort kralle ich meine Hände in meine Oberschenkel, um ihm nicht noch mehr wehzutun. „He remembers the guys and Helen. Even Samu and Riku now. Now it's just up to his physical injuries to heal." Keine Reaktion. Jukka steht vollkommen weggetreten neben mir und fixiert Sasha, der langsam angetrottet kommt. Ich will zu ihm gehen, doch blitzartig hält Jukka mich am Arm fest. „No. Not today. We don't need a third invalid during the break."

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Was sind das denn bitte für miserable Ferien? Ständig geht was schief, alles läuft aus dem Ruder und jetzt auch noch das. Eins ist klar. Dieses Fohlen behalten wir, diesmal wird Sasha gehen. Liss am Arm hinter mir herziehend mache ich mich auf den Weg ins Haus und direkt ins Wohnzimmer. Ich verkünde Helen meinen Entschluss auf Finnisch, damit Liss nichts mitbekommt. Meine Tante ist nicht allzu begeistert, sie ist eigentlich froh, dass jemand Sasha unter Kontrolle bekommt. Wir streiten uns weiter, solange bis mir auffällt, dass Liss längst verschwunden ist. „It's enough, I'll bring Sasha to the market tomorrow." Wutentbrannt mache ich mich auf die Suche nach Ellie, wahrscheinlich ist sie bei Tia oder Sasha. Stocksauer reiße ich erst die Stalltür auf, außer den Pferden niemand da. Weiter zur Koppel. Auch hier ist sie nicht, jedenfalls nicht in der unteren Hälfte der Weide. Missmutig setze ich meinen Weg in Richtung der Schafherde fort. Auf der Backsteinmauer hockt Liss und krault Sasha die Mähne. Als das Przewalski mich bemerkt, knurrt es mich irgendwie an. Jetzt erst sieht meine Prinsessa zu mir und blickt mich vorwurfsvoll aus braunen Augen an. „How dare you?" Sie hat es wohl doch gehört, denn ich weiß genau, auf was sie hinaus will. „He's dangerous, sweetheart. He could hurt anyone, even the other horses." Trotzig baut sie sich vor mir auf. „I know your little secret. I've seen the ripped saddle in the paddock. How could you?" Ihr Selbstbewusstsein sinkt mit jedem Wort immer tiefer in den Keller. „It wasn't him I wanted to saddle, believe me! He just decided to defend Bounty when I wanted to get them inside. In fact, the saddle fell off his back when we took Osmo off his back back then. I completely forgot about it."

~

Ich bin immer noch sauer auf diesen Esel aus Finnland. „You won't take him away, will you?" Ich kann nicht verantworten, dass er Sasha jetzt weg gibt. Dann wäre der Kleine endgültig verdorben. Ich mache Jukka unmissverständlich klar, dass ich jetzt meine Ruhe haben will. Er kommt meiner befehlsartigen Bitte nach und verzieht sich in Richtung Wald und Fluss. Schnell rutsche ich auf Sashas Rücken, hänge die Tasche um und treibe ihn mit leichtem Schenkeldruck voran. Er läuft dank des Trainings viel besser und gehorcht auch fast aufs Wort.

Schon bald hat die laue Sommernacht uns verschluckt. Morgen, am Freitag, ist in der Stadt Markt und Jukka will Sasha verkaufen. Nicht mit mir, ich will nicht, dass er noch mehr mitmachen muss. In aller Eile habe ich während des Streits zwischen Jukka und seiner Tante ein Zelt aus dem Hauswirtschaftsraum gemopst (fragt mich nicht, wieso das Ding ausgerechnet da war) und zusammen mit ein paar Klamotten und Konserven in eine Tasche gestopft. Der Plan ist eigentlich simpel: Den Freitag im Wald verbringen, bis Jukka nicht mehr rechtzeitig zum Markt kann.

Immer tiefer dringen wir ins Unterholz vor bis ich eine Lichtung entdecke. „Wait." Ich baue das Zelt auf und ziehe noch zwei Pullis und eine Jogginghose über meine Klamotten. Sasha binde ich an einer mittellangen Leine an einen nahegelegenen Baum und lege mich zur Ruhe.

Finnian //Jukka Backlund [under editing]Where stories live. Discover now