119 - Fünf Jahre später...

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~El~

„Maaamaaaa?" „Ja, Spatz?" „Kann Lennart morgen zum Spielen kommen?" Ich stand grade in der Küche und pflückte meine jüngere Tochter Anni von meinem Bein. „Frag mal den Papa, ich hab nichts dagegen." Anni stolperte durch die Küche und zog eine der Schubladen auf. „Anni, lass das." Ich drehte den Herd auf eine niedrigere Stufe und rückte die Pfanne ein Stück zur Seite, dann hob ich die Kleine hoch und setzte sie in den Hochstuhl. „Jukka, hilfst du mir mal bitte mit den Mädels? Sonst schaffe ich das mit dem Salat nie, bis Jojo, Anna, Michi und Heike kommen." „Komme!" Kurz darauf stand mein Ehemann oben ohne in der Küche, hievte sich die fünfjährige Solveigh auf den Arm und ging mit ihr nach draußen in den Garten. „Mama, Hunger!", quengelte die zwei Jahre jüngere Anni und ich schob ihr eine klein geschnittene Möhre hin. Dann widmete ich mich wieder dem Fleisch, was ich für den bereits vorbereiteten Salat anbraten wollte. Schnell die Schüssel dekoriert und fertig. Ich stellte das Monstrum aus Kunststoff neben die Grillspieße auf den Küchentisch und nahm Anni mit nach draußen. Jukka stand am Grill und heizte alles schon mal vor, Solveigh hing schon am Telefon und quatschte mit Lennart. „Na, Herr Grillmeister? Wie sieht's denn aus?" Statt einer Antwort drückte er mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen. „Alles gut, Baby. Wann kommen die vier?" Ich warf einen Blick auf die Uhr. „In ein paar Minuten. Leg schon mal ein paar Würstchen auf den Grill." Ich setzte die Kleine ab. „Mach ich, keine Sorge. Kommt Emil auch mit?" „Dem war das zu doof mit den beiden Mädchen. Er übernachtet bei seinem Kumpel." Mein Mann brach in lautes Gelächter aus. „Hat er die Mädchen-sind-bäh-Phase erreicht?" Ich nicke. „Der kriegt sich schon wieder ein. Lässt du mal Jojo und Anna rein?" „Bin schon unterwegs." Ich lief so gut es mit dem Babybauch ging zur Gartenpforte und ließ die beiden herein. Anna umarmte mich und drückte mir rechts und links ein Küsschen auf die Wange, Jojo hob mich vorsichtig hoch und wirbelte mich einmal im Kreis herum. „Heb dir keinen Bruch, Großer," neckte ich ihn, sodass er mich wieder behutsam auf meine eigenen Füße stellte. Ich war mehr als froh, dass die zwei sich doch noch wieder zusammengerauft und vertragen hatten. „Geht schon mal nach hinten, Jukka steht schon den halben Tag am Grill." Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen und kurz darauf alberten sie alle miteinander herum und Anni hockte lachend zwischen ihnen auf dem Rasen. Ich sah schon Michi und Heike um die Ecke kommen, weswegen ich gleich am Gartentor stehen blieb und das verliebte Pärchen in Empfang nahm. „Na, alles gut bei euch? Gut siehst du aus." Heike und ich lagen uns in den Armen und Michi wartete darauf, dass er mich auch umarmen konnte. „Hast ja schon wieder ne ordentliche Kugel mit dir rumzuschleppen, was?" „Ist nicht schwerer als die letzten beiden Male auch," gab ich grinsend zurück und schob die beiden nach hinten in den Garten zu den anderen. Dann ging das große Hallo von vorne los. Solveigh kam aus dem Haus gerannt und riss Jojo fast von den Beinen. „Solveigh, lass Johannes bitte ganz, der muss diesen Monat noch auf Tour!", ermahnte ich meine Älteste und zog Anni gleichzeitig weg vom Gartenteich. „Ju, morgen gehen wir in den Baumarkt." „Wieso?" „Anni fällt dauernd fast in den Teich. Da muss ein Zaun hin." „Ist gut." Johannes hatte sich unterdessen Solveigh geschnappt und spielte mit ihr Fangen. Anna kicherte ununterbrochen, da ihr Mann jedes Mal fast hinfiel, wenn Solveigh einen Haken schlug und er mehr schlecht als recht folgte. Heike und Michi hatten Jukka in ein Gespräch über Grillanzünder verwickelt und so begab ich mich wieder in die Küche, um den Salat und die Grillspieße zu holen. Kaum hatte ich Jukka alles in die Hand gedrückt, war er wieder voll in seinem Element und strahlte wie ein Kind an Weihnachten.

Ich rief Solveigh mal wieder zur Ordnung und bat sie, ihre Gitarre zu holen. Begeistert rannte sie in ihr Zimmer und kam kurz darauf mit dem im Vergleich zu ihr riesig wirkenden Instrument zurück. Michi machte große Augen, als sie sich auf den Rasen setzte und anfing zu spielen. Jukka hatte ihr einiges beigebracht und auch die Ferien in Finnland hatten Spuren hinterlassen. Denn um einen Besuch bei Onkel Tapio und Onkel Petteri sind wir kein einziges Mal herum gekommen. Anni lauschte verzückt dem Spiel ihrer Schwester und auch der kleine Purzel in meinem Bauch hielt für ein paar Minuten still und trat nicht wie sonst um sich. Andächtig strich ich über meinen Babybauch und lächelte verträumt. Das hier war definitiv das Beste, was mir hätte passieren können. Ich hatte den wundervollsten Mann der Welt an meiner Seite, zwei wunderbare Töchter, eine blond wie Jukka, die andere brünett wie ich, und unsere Freunde hatten ihre Beziehungen auch auf die Reihe gekriegt. Die letzten zwei Wochen hatten wir bei Helen auf dem Hof verbracht - es war genauso schön wie in jenem Sommer.

Und als Michi und Heike nun Arm in Arm vor uns standen und Michis Hände auf ihrem Bauch ruhten, ging mir ein Licht auf. Fragend sah ich sie an. Heike nickte nur, woraufhin ich ihr um den Hals fiel und beglückwünschte. Jukka rief seine Gratulation vom Grill herüber und Jojo und Anna verwandelten das ganze in eine Gruppenumarmung. Als sich die zwei Mädchen dann noch an unsere Beine klammerten, war das Chaos perfekt. „Essen ist fertig!" Schon stürzte Solveigh zu ihrem Vater und hielt ihm grinsend ihren Teller hin. Anni stolperte hinterher und ich passte auf, dass sie nicht fiel. Jojo und Anna fraßen sich fast gegenseitig auf und Michi und Heike latschten glückselig lächelnd durch den Garten.

Finnian //Jukka Backlund [under editing]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt