Kapitel 31

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Nach einer kurzen Minute des Schweigens räusperte er sich kurz und blickte mich mit einem äußerst kalten Blick an: „Wie?" -„Wie was?" - „Stellen Sie sich nicht dumm!"
Die Stimmung in dieser Runde wurde auf einmal ziemlich nach unten gezogen und ich bekam das ungute Gefühl, dass Grindelwald diese letzte Tatsache ganz und gar nicht passte. Da ich ihn noch nicht weiter erzürnen wollte, hob ich erneut meine Stimme: „Ich kenne die exakten Details leider nicht, da mir diese Geschichte auch erst vor kurzer Zeit überliefert wurde. Aber der genaue Hintergrund Ihres Handelns sei wohl gewesen, dass Sie Ihre Blutlinie noch vor Ihrem Ableben erfolgreich an eine mächtige dunkle Familie weitergeben wollten. Da eignete sich die Familie Slytherin natürlich besser als jede andere. Sie nahmen die Identität meines Vaters an, schwängerten meine Mutter und ich wurde geboren."
Er nickte nachdenklich, erhob sich aus seinem Stuhl und sagte trocken: „Ich werde eine Nacht darüber schlafen müssen, um entscheiden zu können wie ich zukünftig mit Ihnen verfahren werde. Sollten Sie versuchen zu fliehen, werde ich Sie heimsuchen und hinrichten lassen. Die Zukunft wäre mir dabei herzlich egal."
Mit einem Fingerschnippen bewirkte er, dass Abernathy umfiel und sofort bewusstlos wurde. Ich starrte ihn daraufhin entsetzt an: „Wofür war das jetzt bitte?!" – „Reine Vorsichtsmaßnahme. Ich habe ihn alles blitzschnell vergessen lassen. Anscheinend hat sein winziger Verstand die Schnelle der Verarbeitung dieser Information nicht verkraftet. Sie sollten mir dankbar sein."
Ohne weitere Worte an mich zu verlieren, drehte er sich um und ging schnurstracks in eines der Zimmer. Ich hatte mich also mit meinem ersten Eindruck über ihn geirrt. Er war doch einfach nur das herzlose und kalte Arschloch wie er im Buche stand. Da ich mich logischerweise in diesem Unterwasserbunker nicht sonderlich auskannte, musste ich selbst irgendwie herausfinden wo genau sich hier was befand. Aus Trotz ging ich in die genau entgegengesetzte Richtung als Grindelwald und zu meiner Überraschung gab es dort mehrere Schlafzimmer und sogar ein Badezimmer war in unmittelbarer Reichweite. Dieses Quartier würde locker für ein paar Leute mehr reichen, wenn nicht sogar als Hauptquartier seiner Anhänger. Darüber wurde ich ja eventuell in der zukünftigen Vergangenheit noch mehr erfahren. Es sei denn Monsieur Grindelwald entschied sich morgen früh dazu mich direkt, ich zitiere, hinrichten zu lassen. Dann würde ich einfach sterben, nie wieder zurückkehren und die Zukunft wäre eine Versklavung Salazars ohne Entkommen. Ich ging nochmal schnell duschen, bevor ich mich in meinen Schlafanzug aus meiner Mini-Tasche schmiss und schließlich die Augen schloss. Wie sollte ich nur jemals ruhig schlafen können, mit dem Gewissen, dass Grindelwald, mein eigener Vater, eventuell gerade plante mich umzubringen. Überraschenderweise überkam mich die Müdigkeit schneller als gedacht und ich schlief direkt ein. Diesmal träumte ich jedoch von der Ilvermony und ich hätte schwören können, es wäre real.

Ich lief durch den schneebedeckten Wald und ich wusste ganz genau wo ich mich befand – in Ilvermony. Die Lichtung war in der Ferne bereits in Sicht und dementsprechend rannte ich etwas schneller. Als ich schließlich mitten auf jener Lichtung stand wurde mir erst das Ausmaß des Ganzen bewusst. Die Schule war komplett demoliert und es gab immer noch vereinzelte Kämpfe, die sich ereigneten. Mit geschocktem Gesichtsausdruck drehte ich mich herum, um bekannte Gesichter ausmachen zu können. Dann sah ich Salazar und er ermordete schlichtweg jeden, der sich ihm auch nur in kleinster Weise in den Weg stellte. Auf einmal stand William vor ihm und wollte ihn bezwingen, aber Salazar verdrehte nur die Augen und schleuderte den Todeszauber auf ihn. Keine Sekunde später lag sein Körper leblos am Boden. Ich schrie: „Nein! Du Monster!"
In meiner Rage rannte auf ihn zu, um ihn von hinten zu überwältigen, aber es war zwecklos. Ich schlug mit den Fäusten wie gegen eine unsichtbare Wand ohne auch nur den Hauch eines Erfolgs zu erzielen. Nun stand er direkt vor dem Baum. Er legte seine Hände an ihn, atmete tief ein und aus und murmelte ein paar Worte in Parsel, die ich jedoch nicht genau verstehen konnte. Der Baum erleuchtete die gesamte Lichtung und ich sah einen kleinen Spross herausragen aus welchem mehrere Äste zusammenwuchsen und schließlich hielt Grindelwald seinen guten alten Zauberstab in der Hand. Er lächelte siegreich und wandte sich nun an seine Gefolgsleuten: „Den Zauberstab hätten wir, nun das Mädchen." – „Es tut mir Leid Sir, aber wir konnten Sie nirgendwo finden. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt." – „Wie bitte?! Das ist nicht möglich! Findet Sie! Sofort!"
Seine Streitkräfte apparierten, aber als er schließlich äußerst wütend selbst einsah, dass er mich nirgendwo aufspüren konnte, verschwanden sie alle und ließen ein heilloses Chaos zurück. Ich ging durch die Masse und versuchte die Opfer nicht allzu lange anzusehen, da es mich ansonsten komplett zerstören würde. Als ich schließlich mitten im Schloss ankam, sah ich G' , die schon aus der Nase blutete, da sie ihre Kräfte komplett überschätzt hatte und kurz davor war komplett umzuklappen. Sie versuchte anscheinend so viele Verletzte wie möglich zu heilen, beziehungsweise hat sie bestimmt auch versucht jemanden von den Toten zurückzubringen. Schließlich war Sie derzeit die Einzige, die dazu in der Lage war. Ich sah von meinem Standpunkt aus, dass sie demnächst umklappen würde und schrie: „G'! Hör sofort auf!"
Plötzlich hörte ich eine Stimme zu meiner Linken, die verwundert fragte: „Eleanor? Was machst du hier?"
Ich drehte mich um und blickte direkt in die Augen von Draco: „Moment mal, kannst du mich etwa sehen?" –„Entweder bin ich tot oder du bist hier."
Kayla, die direkt neben ihm saß, blickte ihn verwirrt an: „Draco? Mit wem redest du?" – „Eleanor. Sie steht direkt vor uns. Bist du blind oder was?"
Sie stellte sich hin und kurz darauf wanderte sie quasi direkt in mich hinein. Nun waren Draco und auch ich maximal verwirrt. Jedoch ließ ich mich davon nicht lange aufhalten und sagte zu ihm: „Draco, hör mir zu. G' wird sich überlasten, wenn sie so weitermacht. Sie muss jemanden channeln oder sie wird austrocknen!"
Er nickte und ging sofort zu ihr. Draco reichte ihr seine Hand und sagte: „Du bist fast am Ende."
Sie nickte und nutzte ohne zu zögern diese Gelegenheit. Man sah ihr sofort an, dass sie gesünder aussah und sich ihre Kräfte wieder sammelten. Ich nickte anerkennend: „Danke! Aber warum kannst nur du mich sehen?" – „ Äußerst interessante Frage, aber darauf habe ich keine Antwort, Slytherin."
Nun wandte sich G' ein: „Draco, mit wem redest du?" – „Ich vermute, dass ich eine Art Geist von Eleanor sehe. Ich weiß es nicht." – „Oh mein Gott, was?! Ist sie tot ? Hat er sie etwa erledigt?!"
„Sag ihr, dass es mir gut geht – noch. Grindelwald muss sich jedoch noch überlegen, wie er mit mir verfährt und ehrlich gesagt sieht es gerade nicht besonders gut aus."
Er gab meine Worte 1:1 wieder und G' nickte: „Immerhin ist sie noch am Leben. Das könne nach heute nicht mehr so viele von sich behaupten... Ich konnte sie nicht alle retten. Er- er war einfach zu mächtig. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Gnadenlos ist wahrscheinlich die beste Beschreibung für diesen Mann."
Sie schauten beide traurig zu Boden und ich fühlte mich extrem schuldig: „Es tut mir Leid, dass ich euch im Stich gelassen habe. Es ging alles so schnell und dann war da Jessicas Vision. Ich hatte keine Wahl.."
Draco stand auf und blickte mir nun direkt in die Augen: „Jetzt ist keine Zeit für solche Dinge und wenn sich jemand Vorwürfe machen sollte, dann jeder andere außer dir. Du denkst stets an das Gemeinwohl, steh dazu." - „Aber was wäre, wenn du gestorben wärst? Uns wurde in der Vergangenheit so viel Zeit geraubt, Draco und ich habe nicht den Hauch eines Schimmers, wie lange ich hier noch festsitzen werde."
Er lachte und ich giftete ihn direkt daraufhin an: „Was gibt es da jetzt Bitteschön zu lachen, Draco Malfoy!" - „Zunächst erstmal braucht es schon weitaus mehr als einen durchgeknallten Verwandten deiner Sippe, um mich zu erlegen. Mach dir nicht immer so einen Kopf. Ich weiß wofür du das Ganze hier machst und ich werde auf dich warten. Du bist Eleanor Slytherin, vergiss das nicht."
Ich war den Tränen nahe, so sehr berührten mich seine Worte. Er hat ja Recht. Unsere Zeit wird garantiert noch kommen, da war ich mir sicher und solange wir zueinander hielten , würden wir auch diese Krise überstehen. Draco bekam meine Reaktion sofort mit und erwiderte darauf: „Siehst du, das meine ich. Seit wann wird eine Eleanor Slytherin so rasant sentimental?"
Ich lachte und wollte ihn in den Arm boxen, doch da hätte ich auch genauso gut gegen eine Steinmauer schlagen können. Das Ergebnis wäre dasselbe gewesen. Plötzlich bemerkte ich ein dumpfes Klopfen aus der Ferne und wie durch einen Tunnel verschwanden sowohl Draco als auch alle anderen und ich öffnete meine Augen.

Mit hämmerndem Herz erwachte ich und stellte fest, dass ich wieder zurück im Unterwasserbunker war. Was zur Hölle war das? War ich gerade etwa zurück gereist und konnte miterleben, wie die Schlacht verlaufen war oder handelte es sich dabei einfach nur um einen harmlosen Traum? Das Klopfen an meiner Tür ertönte nun erneut und ich schrie: „Herein!"
Abernathy betrat schließlich meinen Schlafraum und setzte vorsichtig an: „Miss Slytherin, es tut mir Leid Sie zu stören, aber Monsieur Grindelwald ist erwacht und er forderte umgehend mit Ihnen zu sprechen." - „Oh ok, vielen Dank für die Information. Richten Sie ihm aus, dass ich mich nur noch schnell anziehe und dann sofort zu ihm kommen werde."
Er nickte erkenntlich und verließ anschließend das Zimmer wieder. Ich atmete schwer ein und aus und schloss dabei meine Augen. Das würde jetzt sicherlich eine ziemliche Tortur werden, aber welche andere Wahl hatte ich schon? Richtig, keine. Ich zog mir einen Schlabber-Hoodie an und eine Jogger. Mir war es gerade sowas von egal, ob das in die Zeit herein passte oder nicht. Wenn er mich umbringen wollte, konnte ich es auch bequem haben - Facts. Unmotiviert wie nie zuvor, machte ich mich schließlich auf den Weg zum zentralen Punkt und ich war gespannt, wie seine Entscheidung wohl ausgefallen war.

Eleanor Slytherin II [pausiert]Where stories live. Discover now