Kapitel 36

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Ich beruhigte mich wieder ein wenig und im selben Moment verwandelte sich auch meine Augenfarbe wieder ins Normale zurück. Da ich nur noch genervt von allem und jedem war, ging ich hoch in das alte Zimmer, holte mir eine Flasche Feuerwhiskey und setzt mich draußen auf die Terrasse. Die Anderen starrten mich alle an und es war eine Mischung aus Angst, Verstörtheit und Mitleid, sprich das Letzte, was ich gerade gebrauchen konnte. Ohne zu zögern setzte ich die Flasche an und benebelte meine Sinne. Mitten im Suff setzte sich dann noch Marlin neben mich und bot mir eine Zigarette an: ,,Ich wusste schon immer, dass die Kleine 'ne Bitch ist. Sowas hast du nicht nötig, Lenny. Du bist auch so eine starke und schöne Frau. Eleanor Slytherin braucht keinen Malfoy." - ,,Danke, aber es ist einfach nur verletzend. Ich meine, er hat sich über die Zeit immer mal wieder etwas geleistet, aber das ist jetzt wirklich die Krönung. Vielleicht war es wirklich mal an der Zeit, dass wir uns trennen... und zwar endgültig." - ,,Zu sowas habe ich auch eine ganz klare Einstellung - Verzeihen bei Fremdgehen, no way!" - ,,Und darauf trinke ich."
Die Flasche wurde also wieder ein weiteres Mal angesetzt und schließlich gingen sie alle nacheinander ins Bett. So hatte ich mir meine Rückkehr definitiv nicht vorgestellt - worst day ever. Es wurde zwar langsam schon etwas frischer, aber mir tat es gut zu frieren, es lenkte mich von meinem eigentlichen Schmerz ab. Auf einmal trat eine Person aus der Dunkelheit hervor und aufgrund meines Zustandes, war diese ein wenig unscharf: ,,Stehen geblieben! Ich m- m-mag zwar zieehmlisch einen üm Tee habe, aber isch kann mich noch immer verteidigen." - ,,Das wird wohl kaum von Nöten sein."
Die Person nahm schlussendlich neben mir Platz und das Bild wurde so langsam scharf - Grindelwald. Er nahm mir die Flasche aus der Hand und meinte: ,,Du hattest vermutlich genug davon." - ,,Hey! Her damit! Sie sind nicht mein V- ..."
Da ich meinen Rausch weiterführen wollte, um meine Sinne zu betäubt zu halten, nahm ich mir eine Zigarette aus der Packung und zündete sie mir an. Grindelwald schüttelte nur mit dem Kopf: ,,Nun gut, möchtest du mir verraten, warum du deine Sorgen wortwörtlich ertränkst?" - ,,Ich habe soeben erfahren, dass Draco mich betrogen hat. Da ist man kaum mal eine Woche auf Zeitreisen und zack schmeißt sich die nächstbeste Schlampe an ihn heran." - ,,Das tut mir Leid. Vertrauensbruch und Illoyalität schmerzt bekanntermaßen am Meisten." - ,,Wohl wahr...Naja wenigstens weiß ich, dass Sie mich nicht bescheißen können, da wir den Schwur geleistet haben. Man sollte sich halt immer doppelt und dreifach absichern."– „Definitiv, Sie sollten sich langsam ins Bett begeben, morgen wird sicherlich ein anstrengender und langer Tag werden." – „Das stimmt wahrscheinlich. Naja, voll genug bin ich auf jeden Fall, da kann ich wohl auch ins Bett gehen."
Netterweise half er mir hoch und setzte mich wenige Meter weiter behutsam auf der Matratze ab, bevor er sich selbst verabschiedete, um seinen wohlverdienten Schlaf zu bekommen. Da ich nicht mehr in der Lage war überhaupt noch irgendetwas auf die Kette zu kriegen, zog ich mich einfach aus und schlüpfte so wie ich war unter die Bettdecke. Ich hatte gerade meine Augen geschlossen als eine Stimme, Dracos Stimme, zu mir flüsterte: „Eleanor, bitte Sie mich an."
Obwohl es dunkel war und er meine Reaktion nicht sehen konnte, verdrehte ich die Augen und guckte ihn genervt an: „Draco Malfoy, ich warne dich jetzt noch einmal. Solltest du mich noch einmal ansprechen, anfassen oder auch nur meinen Namen in den Mund nehmen, wirst du ein grünes Licht am Ende des Tunnels sehen, verstanden?"
Er gab keine Widerworte mehr von sich und ich schlief schließlich volltrunken ein.

Der nächste Morgen begann für mich schon recht früh, ungefähr mit dem ersten Sonnenstrahl und einer gewaltigen Übelkeit. Da es nur einen Weg gab, diesen Mords-Kater zu überwinden, machte ich mich direkt auf den Weg zur Toilette, um ordentlich zu kotzen. Tatsächlich half es, wie immer, aber es war nicht besonders förderlich, dass ich immer noch genügend Restalkohol im Blut hatte. Dementsprechend schlief ich einfach sofort wieder auf der Toilettenschüssel ein und hoffte darauf, dass das nächste Aufwachen ein wenig milder verlaufen würde.
Überraschenderweise wachte ich diesmal nicht von alleine, sondern durch ein Ruckeln an meinen Schultern auf. Ich blickte in das Gesicht von Jess, die mich wehleidig ansah: „Na, da hat aber jemand noch ordentlich zugeschlagen." – „Wenn man nicht wegrennen kann, muss man seine Sorgen irgendwie anders lösen."– „Ich wollte dich nur mal fragen, wie es aussieht? Die Meisten von uns sind nun mit dem Packen fertig und wir wären bereit aufzubrechen. Bist du schon wieder in der Lage zu apparieren?"
Ich blinzelte ein paarmal, wischte mir den Schlafsand aus den Augen und antwortete: „Gib mir zehn Minuten."– „Alles klar, ich packe deinen Koffer gleich mit und dann sehen wir uns draußen."– „Danke, was würde ich nur ohne dich tun?"
Sie zuckte mit den Schultern und verließ schließlich das Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel genügte und ich ekelte mich absolut vor mir selbst. Da eine heiße Dusche meistens genau das Richtige war, setze ich das an den Anfang und putzte mir danach natürlich die Zähne. Frische Klamotten ließ ich per Zauberhand hinein schweben und war anschließend fertig, um diese Bauernhütte endlich zu verlassen. Als ich hinaus in das Sonnenlicht trat, war es wie ein Schlag in mein Gesicht und ich holte hektisch meine Sonnenbrille aus der Tasche. Von weitem hörte man ein diabolisches Lachen, welches nur einer Person zuzuordnen war, Harden: „Du bist und bleibst eine lebende Legende." – „Du mich auch. Was zur Hölle machst du überhaupt hier? Musst du nicht im Klassenzimmer sitzen und ein paar Zauberformeln lernen?" – „Dich wird es freuen zu hören, dass ich mir ein Jahr Auszeit genommen habe, um meine gute alte Freundin Eleanor zu unterstützen." – „Und ich dachte ernsthaft, dass es nicht noch schlimmer werden könnte."
Zum Abschied kamen noch einmal meine zwei Lieblingsprofessoren, sagten uns auf Wiedersehen und bedankten sich für unsere Mithilfe. Ich fühlte mich ein wenig schlecht, dass ich die Schule da hineingezogen hatte, aber andererseits wäre es ihnen sichtlich schlechter ergangen, wenn ich sie nicht vorgewarnt hätte. Salazar wäre so oder so nach Ilvermony gekommen und ihn hätte niemand aufhalten können.
Hermine machte schließlich auf sich aufmerksam und wir lauschten gespannt ihren Worten: „Hergehört! Es ist wichtig, dass ihr mir alle ganz genau zuhört, damit wir eine reibungslosen Ablauf gewährleisten können. Ich werde euch gleich in kleine Gruppen teilen, jeweils mit mindestens einem Präzar, da diese bekanntermaßen eine längere Reise besser verkraften. Des Weiteren statte ich euch mit einem Fahrplan und einer dahin enthaltenen Zwischenstation aus, wo ihr bestimmte Vorräte einkaufen müsst. In Nurmengard sind wir ganz auf uns alleine gestellt und das erfordert eine ausreichende Selbstversorgung für den Anfang. Verstanden?"
Die Gruppe nickte und Hermine begann mit der Einteilung: „G' - Charlie - Jess - Harry."
Sie traten daraufhin nach vorne, holten sich einen kleinen Zettel ab und stellten sich etwas abseits hin.
„Ron, Fred, George und ich."
Der Ablauf wiederholte sich und es wurde schließlich Zeit für die letzten zwei Gruppe: „Kayla, Harden, Daphne und Eleanor, Marlin, Grindelwald, Draco."
Ich lachte darauf hin: „Nein: einfach nur nein! Schmeißt ihn in eine andere Gruppe – sofort." – „Das wäre mir auch lieber. In ihrem Zustand kann man sie nicht apparieren lassen. Das ist lebensgefährlich!"
Grindelwald sagte überraschenderweise etwas entgegen: „Ich werde diesen Part übernehmen. Sei unbesorgt." – „Ach ja? Wir sollen ernsthaft Ihnen vertrauen?"– „Nun, was das Vertrauen angeht, sind Sie ja nicht unbedingt ein Vorzeige-Beispiel, Mister Malfoy."
Ich hätte am Liebsten laut losgelacht, verkniff es mir aber und Jess erklärte sich schließlich bereit, alleine mit Draco zu apparieren. Das würde definitiv spannend werden.
Hermine änderte dementsprechend etwas ihre Einkaufsliste ab und schlussendlich nahmen sich alle an den Händen, um gruppenweise zu apparieren.
Grindelwald hatte wieder dieses fiese Grinsen im Gesicht und fragte uns alle kurz zuvor: „Bereit?"
Wir nickten und ließen schließlich Ilvermony hinter uns zurück. Die erste Zwischenlandung war direkt auf dem Parkplatz eines Supermarktes und ich musste mich erstmal übergeben. Anscheinend war der Kater noch nicht so auskuriert, wie ich es gerne gehabt hätte. Marlin trat sofort an meine Seite und hielt mir die Haare aus dem Gesicht. Ich bedankte mich bei ihr und fragte anschließend: „Schafft ihr es alleine in den Supermarkt? Ich brauche sicherlich ein paar Minuten, bevor es wieder weitergehen kann." – „Klar, ich zeige dem Papa Grindelwald mal wie die modernen Supermärkte so von innen aussehen." – „Danke, du bist ein Schatz."
Sie entfernen sich schließlich ein Stück von mir und ich fragte mich inständig, wie es Grindelwald überhaupt möglich gewesen war, an diesen Ort zu apparieren. Er hatte nichts als die reine Adresse und brachte uns trotzdem an die exakt geforderte Stelle. Das zeigte mal wieder wie stark und mächtig er eigentlich war.
Ich legte mich mit dem Rücken auf den sonnengewärmten Asphalt und obwohl die Leute mich mehr als merkwürdig anschauten, war es mir aktuell sowas von egal, da mein Kreislauf mal wieder ein wenig in Schwung kommen musste. In diesem Moment, in welchem ich mich vollkommen entspannt hatte und gerade die warme Sonne genießen wollte, schoss eine Stimme zusammen mit furchtbarer Migräne in meinem Kopf: „Tz-Tz-Tz, Eleanor jetzt ist nun wahrlich nicht die Zeit, um ein Schläfchen zu machen, meinst du nicht?"
Ich fuhr sofort vor Schreck nach oben und fragte mich ernsthaft, was seine Stimme in meinem Kopf machte – Salazars Stimme. Deshalb hakte ich ein wenig nach: „Was machen Sie in meinem Kopf?" –„Hm, eine äußerst interessante Frage. Ich wollte mich nur mal erkundigen, wie es meiner liebsten Enkelin denn so geht." – „Sehr witzig, aber lassen wir doch das Vorgeplänkel und kommen direkt zur Sache." – „Nun, wie mir zu Ohren gekommen ist, habt ihr einen Standortwechsel unternommen und ich würde zu gerne in deinem Verstand forschen, um herauszufinden wo ich euch als Nächstes töten kann." – „Tut mir leid, aber da werde ich Ihnen wohl einen Strich durch die Rechnung machen müssen. Ich gehe mal stark davon aus, dass Sie auf meinen Verstand Zugriff haben, weil wir blutsverwandt sind. Von mir werden Sie jedenfalls nichts erfahren und seien Sie unbesorgt, ich beherrsche die Okklumentik einwandfrei. "
Es erfolgte schließlich noch einmal ein starker stechender Schmerz und plötzlich war wieder Ruhe in meinem Kopf. Keine fünf Minuten später kamen Marlin und Grindelwald wieder aus dem Laden mit dem vollgepackten magischen Rucksack. Sie gab mir ein trockenes Brötchen sowie eine Flasche Cola und sah meine besorgten Blick: „Was ist los? Ist irgendetwas passiert?" – „Salazar war in meinem Verstand. Bisher wusste ich nicht einmal, dass er es konnte. Was ist, wenn er alles gesehen hat? Wenn er alles weiß?" – „Oh je, das könnte problematisch werden."
Nun schaltete sich Grindelwald ein: „Du besitzt doch sicherlich die Gabe der Okklumentik. Er müsste wirklich hartnäckig, präsent oder überaus mächtig sein, um aus dieser Entfernung gewisse Informationen deinem Verstand entlocken zu können. Ich schlage vor, dass wir zur Sicherheit, sobald wir das Schloss erreicht haben eine Übungsstunde einplanen. In deinem Verstand gibt es mehrere Kämmerchen, die geschlossen beziehungsweise geöffnet werden müssen."
Ich wusste genau, dass er auf die verborgenen Kindheitserinnerungen an ihn und mich hinauswollte und fand die Idee daher mehr als gut. Trotz des kleinen Niederschlages, ließen wir uns nicht von der eigentlichen Mission abbringen und kamen schlussendlich über mehrere Zwischenstopps im wunderschönen Schloss Nurmengard an.

Eleanor Slytherin II [pausiert]Where stories live. Discover now