Kapitel 24

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Ich löste mich schließlich wieder von ihm und entdeckte im selben Moment die Zeitung auf dem Tisch. Es war ein Artikel aus dem New York Ghost und die Überschrift lautete „Neue Unruhen in England - mal wieder!". Die Bilder zeigten schreckliche Verwüstungen mehrerer Dörfer und auf einer winzigen Momentaufnahme sah ich dann auch schließlich sein Gesicht - Salazars Gesicht. Er grinste fies und schien das Ganze sehr zu genießen. Mit einem genervten Stöhnen setzte ich mich schließlich auf einen Sessel und las mir den Artikel genauer durch. Er war nicht besonders detailliert, da den Reportern der genaue Bezug und die Quellen fehlten. Es war nur die Rede von einem äußerst mächtigen dunklen Zauberer und dessen Gefolge. Den Leuten nach zu urteilen vermuteten viele zunächst Voldemort hinter dieser Gestalt, aber sein Tod wurde ja damals weit und breit in den Zeitungen preisgegeben. Dementsprechend war deren Angst noch größer und das war auch mehr als berechtigt. Keiner von uns wusste wozu Salazar wirklich fähig war und wie viel Schaden er noch anrichten würde. Ich schmiss die Zeitung wieder weg und fuhr mir durch die Haare. Das alles war nur der Anfang des Grauens und wir waren derzeit die Einzigen, die davon wussten beziehungsweise die Einzigen, die etwas dagegen unternehmen konnten. Ich blickte schließlich auf die Uhr und stellte fest, dass unsere Reise wohl etwas länger als geplant, gedauert hatte. Es war bereits 17:30 und in einer halben Stunde würde es schon wieder Zeit für's Abendbrot sein. Trist schaute ich mein Brötchen an und nahm trotzdem einen kleinen Happen zu mir. Schließlich schlenderte ich durch das alte Haus und als ich die Treppen hinauf ging, hatte ich das ungute Gefühl beobachtet zu werden. Jedoch war weit und breit niemand zu sehen, da sich anderen derzeit größtenteils draußen befanden. Ich wollte die Tür öffnen, doch sie klemmte ein wenig, weshalb ich zunächst einmal mit Schwung nachhelfen wollte, was mir aber misslang. Genervt holte ich meinen Zauberstab heraus und sagte die Worte: „Alohomora."
Ohne weitere Verzögerungen wurde sie geöffnet und mir wurde in diesem Moment bewusst, dass sie magisch versiegelt worden ist. In diesem Raum befanden sich ein altes Bett, eine alte Wiege sowie ein Kleiderschrank. Es war ein wenig wie in einem schlechten Horrorfilm und ich bekam sofort Gänsehaut. Irgendetwas in diesem Raum war nicht normal und ich wollte gerade wieder hinaustreten, als eine Stimme von hinten rief: „Warte!"
Meine Augen weiteten sich vor Schreck und als ich mich wieder umdrehte stand dort ein Geist in der Gestalt einer Frau vor mir. Den Bildern, die ich hier früher oft gesehen hatte, nach zu urteilen, sah die Frau aus wie Isolt Sayre, die Gründerin dieser Schule. Dementsprechend fragte ich sie: „Du bist Isolt oder? Du hast Ilvermony gegründet?"
Sie verschränkte ihre Finger und nickte: „Korrekt und du bist Eleanor. Ich habe bereits einige Sachen über dich gehört und ich musste dich einfach persönlich kennenlernen." – „Nun ja, die große Frage ist, was genau du über mich gehört hast? Ich meine es gibt genug Gute, aber auch ehrlich gesagt deutlich mehr schlechte Dinge, die über mich erzählt werden."– „Sehr wohl, Sie sind wirklich eine äußerst zwiespältig Person. Aber genau das macht Sie so interessant. Außerdem wissen Sie ja sicherlich, dass wir einen gewissen Verwandtschaftsgrad besitzen." – „Ja, klar. Ich glaube, dass weiß so ziemlich jeder hier. Aber was ich nicht so ganz verstehe, warum habe ich dich in all den Jahren nie gesehen?" – „Viele Leute mögen es nicht von Geistern umgeben zu sein und ich lebe ehrlich gesagt auch lieber etwas zurückgezogen. Hier ist mein Zuhause und da drüben ist nur mein Vermächtnis. Natürlich wache ich über das Schloss, aber ich sehe mich nicht mehr in der Position irgendwelche Machtansprüche zu stellen."– „Natürlich, das ergibt Sinn."– „Sag mir bitte, was führt dich diesmal her? Ich habe nämlich das Gefühl, dass Agilbert mir etwas verheimlicht." – „Salazar ist auf dem Vormarsch und ich schätze er will seinen guten alten Zauberstab wiederhaben. Deswegen bin ich hergekommen, um euch zu warnen, damit die Schule bestmöglich vorbereitet ist." – „Das ist sehr tugendhaft von dir. Ich schätze deine Bemühungen sehr. Vielen Dank, dass du mir die Wahrheit gesagt hast."
Ich nickte ihr noch einmal zu und verließ den Raum anschließend wieder, da mir so langsam der Magen knurrte und ich eine ordentliche Mahlzeit gut vertragen könnte. Unten angekommen trommelte ich die gesamte Mannschaft zusammen und wir gingen gemeinsam in die große Speisehalle. Der Weg zurück war nicht besonders lang und schließlich öffneten sich vor uns die großen Tore, die den Eingang zum Glashaus, wie es umgangssprachlich auch bezeichnet wird, darstellten. Wir traten alle hinein und plötzlich verstummten alle im Raum und blickten uns an. Da ich diese Reaktion mittlerweile schon mehr als genug gewohnt war, trat ich einen Schritt nach vorne und klatschte meine Hände zusammen: „Grüßt euch Ilvermony. Es wird euch sicherlich überraschen, aber ich bin wieder hier und ich habe auch ein paar neue Freunde mitgebracht. Die genauen Umstände werden euch sicherlich noch erklärt, aber eins kann ich euch versprechen, so schnell werdet ihr mich nicht wieder los."
Sie widmeten sich auf einmal ganz schnell wieder ihrem Essen, bis auf eine Gruppe von Jungs, die kurz zuvor noch am Rand stand und sich nun direkt vor mir aufbaute.
„Sieh an sieh an, wen haben wir denn hier? Ich dachte schon, ich hätte dich für immer verloren, Liebes."
Keine Sekunde später zog er mich an sich heran und küsste mich. Ich stieß ihn jedoch sofort von mir weg und sagte: „Woah Woah Woah, Harden, es gibt da etwas,dass du wissen solltest."
Jedoch kam ich nicht weit, mich zu erklären, da Draco ihm im nächsten Moment eine verpasste. Ich fluchte: „Verdammt!" und stellte mich zwischen die beiden. Dann sah ich Draco an: „Draco, es gibt da etwas, dass ich dir eventuell hätte sagen müssen." – „Hat es zufällig etwas mit diesem Lackaffen zu tun?!" – „Nun ja, dieser Lackaffe, den du hier siehst, ist rein zufällig mein Exfreund, mit dem ich eventuell nicht richtig Schluss gemacht habe als ich die Schule verließ."
Er verdrehte die Augen: „Unfassbar, Eleanor!"
Ich biss meine Zähne zusammen und lächelte ihn verzweifelt an. Dann wandte ich mich an Harden: „So, dann mache ich es jetzt offiziell. Harden ich verlasse dich, denn ich liebe jetzt Draco."
Er lachte nur und antwortete: „Zu schade, Lenny. Aus uns hätte tatsächlich noch etwas werden können. Spaß, natürlich wusste ich, dass du mich nicht mehr wolltest, aber einen Versuch war es dennoch wert. Lassen wir die Vergangenheit doch hinter uns und nehmen endlich Platz, um etwas zu essen."
Wir setzten uns alle mit an den Tisch von Harden und seinen Jungs. Zu essen gab es diesmal Nachos mit Käse überbacken und dazu passenden Dips. Es tat unbeschreiblich gut mal wieder etwas anderes zu essen als die englische Küche. Da es am Tisch ziemlich ruhig blieb und ich genau wusste, dass Harden ein kleines Plappermaul war, war es nur eine Frage der Zeit, bis er ein Thema anreißen würde.
„Also Eleanor Liebes, sag mir doch bitte, was genau führt dich zurück in die heiligen Hallen von Ilvermony?"
Ich spürte wie Draco neben mir schon wieder anfing innerlich zu kochen und deshalb nahm ich seine Hand und drückte sie ganz fest, um ihn ein wenig zu beruhigen.
„Euch steht große Gefahr bevor und ich war sozusagen der Überbringer der Hiobsbotschaft. Also verbessere lieber nochmal deine Duellier Fähigkeiten, du wirst sie brauchen."– „Interessant, nun ja das bringt wenigstens mal ein wenig Schwung nach Amerika. Es wurde mit der Zeit etwas öde, besonders ohne dich. Die Regeln sind arg verschärft worden und du kannst dir nicht vorstellen wie furchtbar das ist."– „Tja, selbst schuld. Du hast dir deine Chance in Hogwarts zu bleiben selbst verbaut Harden Clarke."
Nun wandte sich Marlin ein: „Oh man, das kann doch jetzt nicht wahr sein! Harden Clarke! Ich bin's Marlin - Marlin Grayson."
Er ließ seine Gabel sinken und blickte sie nun direkt an: ,,Das gibt's ja nicht! Mein Partner-In-Crime die wahrhaftige Marlin Grayson. Ich habe dich tatsächlich nicht wiedererkannt. Du hast dich ganz schön verändert - zum Positiven natürlich."
Nun mischte sich Fred ein: ,,Finger weg, Freundchen. Sie ist schon vergeben."
Harden hielt schützend seine Hände nach oben und lachte dabei. Er war wahrlich eine Frohnatur, stets gute Laune, aber dafür immer provokant bis zum geht nicht mehr. Marlin boxte Fred nun in den Arm: ,,Keine Sorge, Pumpkin, Harden und ich waren nie mehr als gute Freunde, die ständig irgendetwas ausgeheckt haben. Eventuell bin ich auch etwas an seinem Schulverweis schuld."
Auf einmal wurden wir alle still und die gesamte Gruppe starrte sie an. Harden begann wieder zu lachen und stimmte ihr zu: ,,Wo sie recht hat, hat sie recht. Es war der Tag nach Silvester, der 01.01.1992. Miss Grayson hatte sich beschwert, dass es um diese Jahreszeit noch nicht genug geschneit hatte, da sie den Winter über alles liebte und unbedingt eine Schneeballschlacht veranstalten wollte. Daraufhin versuchten wir uns an verschiedenen Wind- und Schneezaubern und die ganze Zeit über passierte nichts. So dachten wir jedenfalls. Im Endeffekt kam heraus, dass wir über Schottland und Norwegen einen heftigen Sturm gejagt hatten, der nicht so einfach zu kontrollieren war. Sie konnten den Zauber zurückverfolgen und da er mit meinem Zauberstab ausgeführt wurde, war ich derjenige, der die Regel des Zauberns außerhalb der Schule gebrochen hatte. Ich wurde von der Schule verwiesen und behielt natürlich Stillschweigen über das Mitwirken von Marlin, so wie es ein wahrer Freund tun würde. Meine Eltern schleppten mich nach Ilvermony und so lernte ich Eleanor kennen."
,,Wow, ich hatte die ganze Zeit über keine Ahnung, dass Marlin das Mädchen war, von der du erzählt hattest. Aber vielleicht war es ja auch zu deinem Besten. Dir scheint es hier ja ganz gut zu gehen." - ,,Es könnte besser sein. In Hogwarts war alles etwas entspannter als hier. Es wird Zeit, dass Agilbert endlich in Rente geht."
Hermine fragte ihn schließlich noch nach seinem Haus und er war überraschenderweise nicht in Slytherin, so wie ich es eher erwartet hätte, sondern in Ravenclaw. Wenn man genauer darüber nachdachte machte es schon Sinn. Harden war überdurchschnittlich schlau und gewieft. Es war eigentlich im Nachhinein echt Schade, dass wir nie genauer über seine Hogwarts Zeit geredet hatten. Der Rest des Essens verlief in einem angenehmen Gespräch über deren ersten Jahre in Hogwarts und somit erfuhr ich alles, was mich interessiert hatte. Professor Fontaine kam nicht noch einmal auf mich zu, wahrscheinlich dauerte es doch noch etwas länger die Bücher zu finden und auch Professor Zungusa erschien an diesem Abend nicht nochmal in unserer Hütte. Schließlich suchten wir alle einen geeigneten Schlafplatz und verschwanden in das Land der Träume.

Eleanor Slytherin II [pausiert]Where stories live. Discover now