Kapitel 16

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"Brianna, meine Liebe!", begrüßte mich meine Mom, als sie die Tür öffnete, und umarmte mich sofort.

"Hi, Mom", sagte ich glücklich und erwiderte ihre Umarmung.

Meine Mutter war ungefähr so groß wie ich. Sie hatte kinnlange, lockige, hellbraune Haare, die von grauen Strähnen durchzogen waren und graublaue Augen, die ich von ihr geerbt hatte. Auch die Sommersprossen hatte ich von ihr. Meine normalerweise dunkelbraunen Haare aber hatte ich von meinem Vater, ebenso wie das kleine, leichte Grübchen auf meiner rechten Wange, wenn ich lächelte oder lachte - es war nicht so hünsch wie bei Ethan, der ja auf beiden Seiten ein Grübchen hatte.

Ich liebte es bei meinen Eltern zu sein. Sie waren einfach immer für mich da und kümmerten sich um mich und haben mich vor allem auch in meiner schweren Zeit unterstützt. Zwar erst als es schon fast zu spät war, aber das war meine Schuld. Ich hatte nämlich nur Amanda von meinen Problemen damals erzählt; keinem anderen. Als ich dann in die psychiatrische Klinik gekommen war, hatten meine Eltern natürlich davon erfahren. Ich hatte ihnen erst dann alles erzählt und von da an waren sie noch mehr für mich da gewesen, als sie es eh schon gewesen waren. Und das bedeutete mir ziemlich viel. Denn nicht jeder hatte so wundervolle Eltern.

"Komm erstmal rein, Kind", sagte sie, ließ mich los und nahm mir meine Reisetasche ab.

"Wo ist Dad?", fragte ich.

"Er bereitet noch das Essen vor", erklärte Mom und schob mich durch den Flur direkt ins Wohnzimmer.

Sofort drang der vertraute Geruch in meine Nase. Das alte Leder der Couch, das Holz des Tisches davor und eine Schale mit Duftöl, unter welcher eine Kerze stand. Die grünen Nadeln des Weihnachtsbaums fügten dem Ganzen noch einen weihnachtlichen Geruch hinzu. Es war genau wie früher. Ich atmete tief ein und lächelte zufrieden. Zu Hause bei meinen Eltern war es schon immer schön gewesen.

Wenig später saßen wir alle zusammen am Esstisch. Das Essen roch wundervoll! Es gab Jamaikanisches Chicken-Jerk. Ich liebte jamaikanisches Essen. Genauso sehr, wie ich mexikanisches und italienisches Essen liebte. Und das Chicken-Jerk schmeckte wirklich genauso, wie es roch: einfach wundervoll!

Ich grübelte schon seit ein paar Minuten darüber, wie ich das Thema mit meiner Musikkarriere beginnen sollte. Es war mir ein wenig unangenehm, es selbst einleiten zu müssen, um ehrlich zu sein. Aber ich musste ja noch einmal vernünftig mit meinen Eltern darüber reden. Schließlich wussten sie wirklich nur das Gröbste.

"Ich... hatte euch ja von meinem Vorspiel bei der Coverband erzählt und..., dass ich aufgenommen worden bin, richtig?", begann ich leicht zögerlich.

"Richtig, Schatz", bestätigte mein Dad und salzte sein Essen etwas nach. "Die in Prescott, stimmt's?"

"Genau!", sagte ich lächelnd und war erfreut darüber, dass er sich gemerkt hatte, wo Burst Into Flames waren.

"Geht es denn gut voran? Und sind die anderen Bandmitglieder nett?", fragt nun meine Mom.

Ich nickte. "Oh ja, sie sind unheimlich nett, wirklich! Ihr würdet sie alle mögen. Ihr braucht euch keine Sorgen wegen der Jungs zu machen."

"Wegen der Jungs? Sind etwa nur Männer mit dir in der Band?", fragte Dad.

"Ja, aber das ist okay. Sie sind super freundlich zu mir", erzählte ich lächelnd und ließ Ethan mit seinen Stimmungsschwankungen dabei mal außen vor.

"Das hoffe ich für sie!", meinte Dad und grinste mich an.

Ich musste kichern. Ich war wirklich froh, dass mein Dad das alles humorvoll auffasste. Er war Fremden gegenüber immer etwas... sagen wir vorsichtig. Vor allem wenn ich mit ihnen zu tun hatte, er sie nicht kannte und sie auch noch Kerle waren. Aber ich kannte Steven, Jayden und Ethan mittlerweile so gut, dass ich mit Sicherheit sagen konnte, dass sie mir nie etwas antun würden. Im Gegenteil: sie würden mich vielmehr beschützen. Allen voran Steven. Denn mit ihm verstand ich mich am besten. Er war für mich eine Art bester Freund geworden. Und das war ein tolles Gefühl. Denn Steven war wirklich super! Ich mochte ihn sehr.

"Aber wenn ich mich recht erinnere, ist es eine Coverband, der du beigetreten bist, Schatz. Wolltest du nicht in einer richtigen Band spielen?", fragte meine Mom und trank einen Schluck Rotwein.

Ich nickte. "Ja, das stimmt schon. Aber ich habe vor, sie zu überreden, eigene Lieder zu schreiben. Und ich bin optimistisch, dass ich es schaffe." Ich lächelte. "Wir hatten am Montag ein Konzert. Für eines der Lieder, die wir gespielt haben, habe ich zum Übergang eine Melodie komponiert. Die ist bei den Jungs und im Publikum ziemlich gut angekommen, daher habe ich natürlich schon das perfekte Argument", erklärte ich grinsend und schob mir noch mehr von dem Chicken-Jerk in den Mund.

Dad nickte. "Das wird sie ganz bestimmt überzeugen."

"Das hoffe ich", erwiderte ich. "Ich werde das schon irgendwie schaffen."

"Wieviele Leute waren denn beim Konzert?", fragte er nun.

"Hmpf...", machte ich und hob nachdenklich die Augenbrauen. "Das waren bestimmt fast zweihundert Leute, schätze ich."

"Dann habt ihr ja ganz gut daran verdient, was?"

"Kann man so sagen. Bei Zwölf Dollar pro Ticket ist schon einiges zusammengekommen."

"Und das für eine Coverband", stellte Mom fest.

Ich nickte heftig. "Oh ja, das ist wirklich viel. Aber wisst ihr, was das Allerbeste ist?! Nicht das, was wir verdient haben- also, ja, das auch, aber das Größte ist, dass wir VIP Tickets für Pierce the Veil und Sleeping With Sirens haben!" Ich legte meine Gabel ab, nur um aufgeregt und erfreut in die Hände zu klatschen.

"Pierce the Veil? Das waren doch deine mexikanischen Musikhelden?", stellte Mom fest und lächelte mich an.

Ich lachte - 'mexikanische Musikhelden'. "Richtig, Mom, das sind meine mexikanischen Musikhelden. Und ich werde sie TREFFEN!"

"Es ist schön, dass du dich so sehr darüber freust", sagte Mom und entschied sich dann wohl dafür, das Thema zu wechseln. "Mögen deine Freunde jamaikanisches Essen?"

"Ähm... bestimmt?", riet ich. "Wieso?"

"Dann gebe ich dir was davon mit, wenn du wieder zurückfährst", erklärte sie.

"Oh ja, danke, das wäre super. Es sind eh alle zu faul zum Kochen bei uns", sagte ich und lachte. "Wie wird es denn morgen ablaufen?"

"Was ist das denn für eine Frage, Brianna?", fragte Dad mich belustigt. "Es ist Weihnachten. Es läuft so ab, wie immer. Michael und Pamela kommen mit Leah vorbei. Wir essen und dann ist Bescherung."

"Das klingt super!", meinte ich lächelnd.

Michael war mein Onkel - der Bruder meiner Mom - und Pamela war seine Frau. Leah war die Tochter der beiden und einfach super süß. Sie war gerade fünf Jahre alt geworden. Und seit ihrer Geburt versuchte ich, sie auf den Punk-Rock Weg zu bringen. Und tatsächlich hörte sie mit mir Blink-182, Fall Out Boy, All Time Low und You Me at Six, was ich ausgesprochen großartig fand. Die Kleine war besonders begeistert von dem Greatest Hits Album von Blink-182, wobei ich ihr wirklich nur zustimmen konnte - besagte CD hatte ich übrigens ein zweites Mal gekauft, aber diesmal nicht für mich, sondern für sie, denn ich wollte es ihr dieses Jahr zu Weihnachten schenken. Und immer, wenn ich ihr von der Warped Tour und meinen Erlebnissen von drei Jahren dort erzählte, sagte sie immer, dass sie auch unbedingt zur Warped Tour gehen möchte. Leah war einfach super süß und ich freute mich immer, sie zu sehen.

Scream in the Dark (Musik/Romanze)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora