Kapitel 1

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And the Snakes Start to Sing

♫♪♫♪♫

Ich öffnete die Tür und trat langsam und vorsichtig in einen dunklen, aber Gott sei Dank warmen Raum, in welchem sofort die Deckenlampe aufflackerte - Bewegungsmelder. Ich machte die Tür hinter mir wieder zu und lief ein paar Schritte weiter in den Raum. Ich war vollkommen allein. Aber es waren auch keine Möbel hier, also befand ich mich wohl nur im Vorraum; es befand sich an der Wand auch noch eine weitere Tür, hinter welcher ich mein Ziel vermutete. Ich ging also auf besagte Tür zu, klopfte und lauschte erwartungsvoll.

"Herein, es ist offen!", ertönte von drinnen eine Stimme.

Ich öffnete also die Tür und trat ein; die Tür fiel hinter mir wieder ins Schloss. "Hallo?", nuschelte ich leise und unsicher.

Ich befand mich in einem großen Raum. Im linken Teil des Raums befand sich eine kleine Bühne, auf welcher ein Schlagzeug, zwei E-Gitarren, ein Bass und einige Mikrofone standen; neben der Bühne befand sich außerdem ein Keyboard und eine Acoustic-Gitarre. Im rechten Teil des Raums war es sehr gemütlich gehalten: dort befanden sich ein riesiges Sofa, zwei Sessel und ein kleiner Tisch, auf welchem sich leere und halbleere Colaflaschen, drei halbvolle Pizzakartons und ein Laptop angesammelt hatten.

Auf dem Sofa verteilt saßen drei Typen. Der eine hatte dunkelbraune, etwas längere Wuschelhaare - ähnlich wie die von Jaime Preciado -, viele bunte Tattoos auf dem gesamten linken Arm und klimperte auf einer Gitarre herum. Der andere hatte blonde Wuschelhaare, ebenfalls Tattoos - an beiden Armen - und tippte auf der Tastatur des Laptop herum - mir fiel sofort auf, dass er ein Shirt von einer meiner Lieblingsbands, Bring Me the Horizon, trug, was mich lächeln ließ, denn auch ich hatte heute ein Bring Me the Horizon Shirt an. Und der dritte hatte fast schulterlange, braune Haare, trug ein Muscleshirt, was seine Tattoos großartig zur Geltung brachte und spielte mit zwei Drumsticks herum - wahrscheinlich war er der Drummer.

Offenbar hatte mich niemand gehört, also versuchte ich es erneut, lauter:"Hallo?"

Die drei Typen sahen auf. Mir fielen sofort die tiefblauen Augen des vermeintlichen Drummers auf, welche pure Verwirrung ausdrückten. Auch die anderen beiden Augenpaare sahen verwirrt aus.

"Hallo?", fragte Blondie.

"Hi", sagte ich und lächelte leicht.

"Was... machst du hier?", fragte Blondie.

"Ich, ähm... bin zum Vorsingen hier?", erklärte ich und lachte nervös. "Als Sängerin für eure Band. Pardon, Coverband!"

"Oh, deshalb", fiel Blondie gerade wohl wieder ein. "Nun, das war gestern. Nicht heute." Er grinste mich amüsiert an.

"Oh", machte ich - ich war gut darin, Termine zu verpeilen.

"Allerdings. Und mal wieder waren alle grottig schlecht und als Resultat haben wir immer noch keinen Sänger. Großartig, nicht wahr?", kommentierte der Typ mit der Gitarre mit einem ironischen Lächeln.

"Na gut, dann... werd ich mal wieder verschwinden..."

"Halt, Liebes!", meinte der Drummer dann und ich sah ihn fragend an. "Zeig du uns doch, was du kannst."

Der Kerl mit der Gitarre seufzte. "Jay, wir brauchen einen Sänger, keine Sängerin."

"Wir könnten ihr doch mal eine Chance geben", warf Blondie ein.

"Steve hat Recht", sagte der sogenannte Jay und ließ mich wissen, dass Blondie eigentlich Steve hieß. "So ein hübsches Mädchen soll ihren Weg hierher nicht umsonst gemacht haben." Er zwinkerte mir zu.

Blondie/Steve und der Kerl mit der Gitarre verdrehten auf Jays Kommentar hin die Augen und seufzten genervt. Ich unterdrückte ein Kichern, wurde leicht rosa im Gesicht und zupfte verlegen an einer meiner grünen Haarsträhnen.

"Also, Liebes. Setz dich und zeig uns, was du kannst", wiederholte er und deutete auf den Sessel gegenüber von ihnen.

Ich ging auf die Sofaecke zu, legte meinen Rucksack neben den Sessel, hockte mich mit meiner Gitarre auf den Boden und packte sie aus. Dann setzte ich mich in den Sessel, legte die Gitarre auf meinem Bein ab und stimmte sie.

"Machst du das nach Gehör?", fragte Jay.

Ich nickte. "Ja, mein Gehör liegt da meistens richtig."

"Beeindruckend", meinte Jay.

"Beobachtest du Steve und mich nie beim stimmen, Jayden?", warf der Einzige, dessen Namen ich noch nicht kannte, ein und ich hatte das Gefühl, dass er mich nicht sonderlich gut leiden konnte.

Jayden ignorierte ihn und nickte mir aufmunternd zu. Ich lächelte noch einmal und begann dann zu spielen. Jayden und Steve wippten mit ihren Füßen und nickten mit den Köpfen. Unser Grummelchen jedoch hatte den Blick starr auf meine Finger gerichtet, als würde er nur darauf warten, dass sie einen Fehler machten und ich mich verspielte. Aber ich verspielte mich nicht - jahrelange Übung.

Dann begann ich zu singen:"I've been roaming around, always looking down and all I see. Painted faces fill the places I can't reach. You know that I could use somebody. You know that I could use somebody."

Steve hatte die Augen geschlossen, um meine Stimme besser wahrnehmen zu können. Jayden hatte wieder begonnen, mit seinen Drumsticks zu spielen, jedoch klopfte er mit ihnen den Rhythmus meines Liedes auf das Polster des Sofas. Grummelchen aber hatte den Blick immer noch auf meine Finger gerichtet, was ich ein bisschen unheimlich fand.

"Someone like you and all you know and how you speak. Countless lovers undercover of the street. You know that I could use somebody. You know that I could use somebody. Someone like you."

Als ich aufhörte zu singen, nickte Grummelchen. Steve lächelte begeistert. Und Jayden klatschte in die Hände.

"Liebes, du singst wundervoll. Und Gitarre spielen kannst du auch. Auch E-Gitarre?"

"Jap, auch E-Gitarre. Und ein bisschen Bass", bestätigte ich.

"Leute, ich würde sagen, sie ist perfekt für uns", verkündete Jayden, während Steve zustimmend nickte.

"Naaah", kam es von Grummelchen. "Ich möchte sie noch was singen hören. Etwas, das mehr in unsere Richtung geht."

Ich atmete hörbar ein. "Na gut... dann... spiel ich noch ein Lied."

Meine Finger spielten die Melodie des ersten Liedes, das mir in den Kopf kam, fast von allein, als ich zu singen begann - rauer, lauter und kräftiger als vorhin:"What if I can't forget you? I'll burn your name into my throat, I'll be the fire that'll catch you. What's so good about picking up the pieces? None of the colors ever light up anymore in this hole. So tell me what's so good about picking up the pieces? What if I don't even want to?"

"Herzlich Willkommen in der Band!", rief Jayden feierlich aus.

Scream in the Dark (Musik/Romanze)Where stories live. Discover now