Kapitel 7

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My Songs Know What You Did in the Dark

♫♪♫♪♫

Gerade als ich beobachtete, wie sich Steve neben mir Noten und Lyrics von Fall Out Boy ansah, öffnete sich die Tür zu den privaten Räumen der Band und Jayden trat hinaus. Aber Amanda fehlte. Sie war doch eigentlich mit ihm da hinein gegangen?

"Jay...?", fragte ich forschend und kniff leicht die Augen zusammen. "Was hast du mit Amanda angestellt?"

"Keine Sorge, Jones, ihr geht's gut. Sie ist nur kurz im Bad", er grinste mir zu. "Und ich geh eben die Türen abschließen."

Und so schnell er aus den Privaträumen gekommen war, war er auch schon wieder in den Vorraum verschwunden. Ich seufzte und sah wieder auf Steves Laptop. Er hatte gerade die Noten und Lyrics von Fall Out Boy heruntergeladen. Das hieß wohl, dass ich mich auf etwas cooles einstellen konnte. Dann fuhr Steve den Laptop herunter, klappte ihn zu und stellte ihn auf den Tisch. Er lehnte sich zurück und drehte den Kopf in meine Richtung.

"Bist du nicht müde, Jamaica?", fragte er mich.

Und da bemerkte ich sie: diese Müdigkeit, die auf einmal meinen Körper beherrschte. Ich musste mich strecken und reckte die Arme in die Luft. Ich gähnte.

Steve grinste. "Das sagt wohl alles."

Ich nickte. Dann drehte ich meinen Kopf zur anderen Seite um zu sehen, wie es Ethan so erging. Doch das, was ich sah, fand ich unglaublich knuffig, um ganz ehrlich zu sein: Ethan hatte sich nämlich auf die Seite auf die Couch gelegt. Seine Füße lagen in der Nähe meiner Beine und sein Kopf lag auf der Lehne. Die Kopfhörer bedeckten immer noch seine Ohren. Ethans tiefe, gleichmäßige Atemzüge verrieten mir, dass er schlief. Und so grummelig er auch war, aber im Moment fand ich ihn einfach echt süß! Ich kicherte und deutete auf ihn.

"Ist er mal wieder eingeschlafen?", erkundigte sich Steve amüsiert. "Das macht er andauernd."

"Das sieht witzig aus", meinte ich grinsend.

"Ja, vielleicht tut es das. Aber es ist nicht witzig, ihn immer wecken zu müssen", seufzte er. "Und wenn wir ihn dann nämlich auf der Couch schlafen lassen, weil keiner ihn geweckt hat, beschwert er sich darüber." Er schüttelte den Kopf, musste aber leise lachen; dann ging er zu Ethan herüber und rüttelte ihn sanft hin und her, um ihn zu wecken.

Währenddessen trat auch Jayden wieder durch die Tür in die Halle, in der wir uns befanden, und schloss auch diese gründlich ab. Ich erhob mich und ging auf ihn zu. Er musste mir noch die privaten Räume zeigen. Die Küche ohne Spülmaschine, aber dafür mit leerem Kühlschrank kannte ich ja bereits. Aber ich wusste immer noch nicht, wo ich mal für kleine Mädchen konnte oder schlafen sollte.

"Hey, Jay, ich glaub ich brauch 'ne kurze und knappe Crash-Führung durch meine neue Wohnung. Aber fass dich bitte kurz, ich bin müde."

"Alles klar", meinte Jayden und nickte lächelnd, während sich hinter uns gerade Ethan mies gelaunt und grummelnd aufrichtete und sich darüber beschwerte, dass Steven ihn geweckt hatte.

Als ich nach der kurzen, knappen Crash-Führung, bei der wir Amanda im Badezimmer aufgegabelt hatten, etwa eine Viertelstunde später in meinem Krümelmonsterpyjama - Jayden hatte mir noch geholfen, meinen Koffer hochzutragen - in meinem neuen Bett, in meinem neuen Zimmer, in meiner neuen Wohnung lag, wollten meine Gedanken mal wieder alles andere als schweigen, einschlafen und etwas cooles träumen. Nein, sie hielten mich mal wieder wach. Ich war zwar müde wie nach einem doppelten Marathon, aber trotzdem machten es mir meine Gedanken, die in der Stille rings um mich herum noch lauter wirkten, unmöglich, einzuschlafen.

Aber ich hatte auch einiges zu verarbeiten. Schließlich war heute viel geschehen. Ich musste alle neuen Eindrücke und alles Erlernte verarbeiten und verdauen. Zum Beispiel den netten Aufbau der Wohnung. Denn im Erdgeschoss befanden sich bloß die Küche, ein kleines Badezimmer mit Dusche und Jaydens Zimmer. In der Etage darüber befand sich ein relativ großes, aber sehr gemütliches Wohnzimmer mit einem Badezimmer mit Badewanne und den Zimmern der anderen beiden Jungs. Und ich wohnte ganz oben, denn mein Zimmer war mit einem kleinen Bad genau unter dem Dach - ich liebte Dachschrägen! Und mit der Zeit würde ich sie bestimmt auch dekorieren. Mit Fotos oder Postern. Das würde sicher eine nette Location für meine YouTube Videos sein.

Und nun lag ich hier. In meinem Bett. In meinem Zimmer. Und starrte an die Decke. Und ich musste zugeben, dass ich mich tatsächlich ziemlich wohl fühlte. Ich zog die Decke ein Stück höher, nahm mein langes Kuschelkissen in die Arme und drehte mich auf die Seite. Sofort kam mir helles Licht entgegen und ich verdrehte die Augen.

Amanda lag neben mir im Bett - es war groß genug für zwei Menschen - auf dem Bauch und hing mal wieder über ihrem E-Reader. Ich konnte es immer noch nicht nachvollziehen, um ehrlich zu sein. Ich beobachtete sie eine Weile und blinzelte ein paar mal. Doch dann begann ich zu lächeln. Ich war froh, dass sie hier war. Ich war froh, dass sie mich zurück zu den Jungs gebracht hatte.

"Amanda."

"Ja, Brians?"

"Danke."

"Wofür?" Sie sah von ihrem E-Reader auf und blickte mir fragend in die Augen.

"Dass du hier bist. Und dass du mich hierher gebracht hast. Alleine hätte ich das nicht gemacht." Ich lächelte sie an.

Sie lächelte zurück und nahm meine Hand. "Gern geschehen, Brians."

"Ich hab dich lieb, Amanda", sagte ich.

"Und ich hab dich noch lieber", antwortete sie, drückte meine Hand fest, ließ sie dann los und wandte sich wieder der Geschichte, die sie gerade las, zu.

Ich lächelte noch einmal. Amanda war die beste Freundin, die man sich wünschen konnte. Sie war zwar manchmal in der Lage ziemlich zu übertreiben und zu nerven, aber mittlerweile war ich das gewohnt. Sie sorgte sich halt ein bisschen um mich. Das war normal. Sie war nämlich einer der wenigen Menschen, die genau über mich bescheid wussten.

Ich drehte Amanda nun den Rücken zu und legte mein linkes Bein über mein Kuschelkissen. Meinen Kopf platzierte ich an einer neuen Stelle auf dem Kopfkissen, die sich als fluffiger und weicher herausgestellt hatte, und ich sah aus dem offenen Dachfenster hinaus in die sternklare, dunkle, kühle Nacht. Hier im kleinen Prescott konnte man die Sterne viel deutlicher erkennen, als drüben im großen Phoenix. Das fand ich sehr schön.

Draußen wehte ein leichter Wind, welcher die kühle, wundervolle Nachtluft durch das offene Fenster zu uns hereinwehte und dafür sorgte, dass ich mich voll und ganz entspannen konnte. Ich mochte diese Art von Wind sehr. Dann schloss ich die Augen und wanderte weit weg in meine eigene kleine Welt.

Scream in the Dark (Musik/Romanze)Where stories live. Discover now