Scream in the Dark (Musik/Romanze)

Kapitel 4

Do or Die

♫♪♫♪♫

Seufzend schob ich den Schlüssel ins Schlüsselloch, drehte ihn herum, bis es 'klack!' machte und drückte die Wohnungstür auf. Ich trat in den Flur, legte meinen Rucksack und die Gitarre ab und schloss die Tür hinter mir. Und als ich mich wieder umdrehte, stand Amanda vor mir.

"Was machst du denn hier?", murmelte ich unbeeindruckt und hängte meine Jeansjacke an den Haken.

"Ich wohne hier, schon vergessen?"

Ich brummte bloß.

"Du hast dein Handy im Flugmodus", warf sie mir vor und verengte die Augen. "Du weißt, wie sehr mich das beunruhigt, Brianna."

"Tut mir Leid. Ich wollte meine Ruhe haben."

Ich zog meine Schuhe aus und die warmen Pantoffeln an, stapfte erschöpft in die Küche und schenkte mir heißes Wasser, welches Amanda wohl zuvor aufgesetzt hatte, in eine Tasse ein, holte die Packung Pfefferminztee aus dem Schrank und ließ einen Teebeutel ins Wasser ein. Amanda beobachtete mich. Ich ging an ihr vorbei und gesellte mich ins Wohnzimmer aufs Sofa, wo Daniel, unser Mitbewohner, der gleichzeitig Amandas Verlobter war, vor dem Fernseher saß. Amanda folgte mir.

"Hi, Dan", murmelte ich, pustete in meine Tasse und schlürfte dann etwas Tee.

"Hi, Brians", erwiderte er und grinste mich an.

Ich hob die Augenbrauen und wandte mich wieder meinem Tee zu.

"How to: Ignore a chance of success", sagte Daniel und musterte mich.

"Wie bitte?" Ich sah ihn verwirrt an.

"How to: Ignore a chance of success", wiederholte Daniel. "Der Titel deines nächsten YouTube-Videos."

Ich verdrehte die Augen und schenkte ihm einen finsteren Blick.

"Du bist ja nun Expertin darin, Chancen auf Erfolg ziehen zu lassen." Daniel grinste. "Es gibt bestimmt Leute, die Tipps darin haben wollen. Das ist ein gutes Thema für deine Advice-Videos."

"Du machst dich über mich lustig."

"Und du gibst mir dazu die Vorlage."

Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Du bist gemein, Dan!"

"Oder... du kannst deine Coverband anrufen und wieder nach Prescott fahren", sagte Amanda nun und öffnete die Tür zu meinem Zimmer; dort stand ein großer Koffer.

"Was zum-"

"Amanda und ich haben deinen Koffer gepackt."

"Und an alles gedacht", ergänzte Amanda.

"...wofür?", fragte ich, obwohl ich es schon wusste.

"Wir wollen dich loswerden. Du nervst", sagte Daniel.

"Was?", fragte ich erschrocken und sah ihn mit großen Augen an.

Daniel verdrehte die Augen und legte seinen Arm um mich. "Mensch, Brians, das glaubst du doch nicht wirklich! Wir schicken dich nach Prescott. Wir zwingen dich dazu, deine Chance zu nutzen. Wir zwingen dich zu deinem Glück. Du tust es ja nicht von allein."

Ich schluckte. Eigentlich wollte ich sauer sein. Aber ich war traurig. Ein merkwürdiges Gefühl überrollte mich und mir wurde bewusst, dass Amanda und Daniel wirklich Recht hatten. Und Jayden auch: zwei Stunden Autofahrt waren fast ein Klacks - also für ein Wochenende. Ich nahm noch einen Schluck von meinem Tee. Ich konnte Jayden jederzeit anrufen. Seine Nummer war nur ein paar Meter entfernt. Und um ehrlich zu sein, stellte ich es mir eigentlich auch recht witzig vor, mit den Jungs zusammenzuwohnen. Und um noch ehrlicher zu sein, war ich neugierig, was es mit unserem Grummelchen auf sich hatte.

"Kannst du in Prescott anrufen?", fragte Amanda.

Ich nickte.

"Wo ist die Nummer?"

"In meiner Jeansjacke."

"Innentasche?"

Ich nickte, während Amanda in den Flur huschte und Daniel mich an sich drückte.

"Sie nicht traurig, Brians", sagte er amüsiert. "Du kannst auch in Prescott deine YouTube-Videos machen. Wir haben dir extra deinen Laptop und deine ganzen Materialen eingepackt."

Ich sah ihn an und musste ein wenig lächeln. "Ihr habt Recht."

Als Amanda dann wieder ins Wohnzimmer kam, hielt sie das Telefon in der rechten und den Zettel mit Jaydens Nummer in der linken Hand. Sie wählte. Daraufhin drückte sie den grünen Hörer, reichte mir das Telefon und zwinkerte mir zu. Vom Telefon ging schon das allgemeine Tuten aus, als ich auf dem Bildschirm die Uhrzeit sah und schnell wieder auflegte.

"Es ist fast Zehn Uhr abends! Ich kann doch nicht um Zehn Uhr abends da anrufen! Was, wenn Jayden schon schläft?!"

"Zehn Uhr abends, Brianna. Da schlafen die doch noch nicht!", meckerte Amanda und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. "Du rufst Jordan jetzt nochmal an und ich bestell uns ein Taxi."

"Jayden", verbesserte ich sie leise und wollte gerade seine Nummer wählen, als ein Anruf einging. "Hallo?", meldete ich mich sofort.

"Hallo?", kam es vom anderen Ende.

"Hallo", wiederholte ich - eine großartig Konversation.

"Wer ist denn da?"

"Oh, ja, sorry. Ist da Jayden? Hier ist Brianna. Brianna Jones. Ich war heute bei euch."

"Brianna. Ja, hier ist Jayden. Was gibt's?" Er klang erfreut.

"Ich... hab es mir doch anders überlegt. Ich will in eure Band und bei euch einziehen. Das heißt, wenn ihr mich noch wollt...", nuschelte ich.

Jayden lachte am anderen Ende. "Liebes, natürlich wollen wir dich noch."

"Ist das die Kleine?", fragte eine Stimme im Hintergrund.

"Ja!", brummte Jayden.

"Hi, Jamaica!", rief Steve ins Telefon, was mich sofort grinsen ließ.

Dies bestätigte mir, dass ich mich richtig entschieden hatte. Ich würde mich zwar noch einleben und mit Ethan vertragen müssen, aber damit konnte ich leben. Ich hatte mich vorhin die Zeit über bei den Jungs irgendwie schon wohlgefühlt.

"Also, Liebes, wir warten dann auf dich. Die Türen sind auf."

"Alles klar. Ich werd dann so in zwei Stunden bei euch sein."

"Gut. Dann bis gleich", sagte Jayden.

"Ja, bis gleich", antwortete ich lächelnd und legte auf.

Amanda klatschte in die Hände. "Endlich! Das Taxi sollte in zehn Minuten da sein. Ich pack mir kurz ein paar Sachen ein."

"Du kommst mit?", fragte ich.

"Nur für eine Nacht. Ich muss doch wissen, was das für Kerle sind, bei denen meine beste Freundin wohnen wird."

Ich lächelte.

"Sturmfrei", kommentierte Daniel grinsend.

"Aber nicht damit du die ganze Nacht Fifa spielen kannst, mein Lieber", mahnte Amanda ihn und huschte in das Schlafzimmer, das sie sich mit Daniel teilte, um ihre Sachen zusammenzupacken.