Kapitel 37

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Famous Last Words

♫♪♫♪♫

Nach einer Weile, in der wir uns bloß angesehen hatten, begann Ethan dann ein wenig zu lächeln. Ich erwiderte es vorsichtig.

"Ich mag dich sehr, Brianna", wisperte er leise und ließ mit diesem einfachen Satz mein Herz wie wild klopfen.

"Ich mag dich auch sehr, Eth", erwiderte ich ebenso leise wispernd.

Ich wusste nicht, ob ich lächeln oder starren sollte. Zum einen wollte ich lächeln, weil ich in diesem Moment super glücklich war. Aber zum anderen wollte ich starren, weil ich immer noch so überwältigt von all dem war und aus dem Staunen und der Überraschung kaum noch herauskam. Ganz zu schweigen von meiner immer noch in ein paar Maßen existierenden Unsicherheit über mich selbst. Dadurch stellte sich mir nämlich wieder eine Frage, die mir leider Gottes nur zu bekannt war: Wie konnte jemand wie ER jemanden wie MICH mögen? Automatisch suchte mein Gehirn nach einer Antwort darauf, aber fand keine und hielt es für schlicht unmöglich, dass er mich wirklich mögen könnte. Ich versuchte, mich mit der Tatsache zu beruhigen, dass er es gesagt hatte. Und er hätte es wohl kaum gesagt, wenn es nicht so wäre.

In der Zeit, in der mir das alles durch den Kopf gegangen war, hatten wir uns weiterhin nur angesehen. Ich wusste nicht, wie lange wir hier schon saßen und uns ansahen. Jedenfalls legte Ethan nun ganz langsam die Gitarre aus den Händen und neben uns auf den Boden.

Dann hob er seine linke Hand und strich mir damit über die rechte Wange. Er lächelte mich vorsichtig an, als er ein Stück näher an mich heran rückte. Währenddessen schrie etwas in mir die ganze Zeit 'OH-MEIN-GOTT!' und in mir machte sich ein riesiges Verlangen breit. Das Verlangen, ihn zu küssen. Ich wollte gerade wirklich nichts lieber, als das.

Jedoch besorgte mich das auch ein wenig. Denn das letzte Mal, dass ich jemanden geküsst hatte - oder besser: BEWUSST geküsst hatte -, war schon Ewigkeiten her. Würde ich es noch können? Würde ich noch wissen, wie es sich anfühlte? Würde ich etwas falsch machen? Konnte man Küssen überhaupt verlernen? Eine meiner damaligen Freundinnen, zu denen ich heute keinen Kontakt mehr hatte, da sie das Mobbing damals ignoriert und letztendlich auch mitgemacht hatten, hatte mir gesagt, das Küssen etwas war, was instinktiv geschah. Es passierte einfach. Man musste nicht wissen, wie es ging, oder wie man es richtig machte. Man musste einfach nur seinem Instinkt folgen. Ich hatte es zu der Zeit als sinnlos empfunden, doch als ich dann selbst die Erfahrung gemacht hatte, hatte ich ganz genau verstanden, wie sie es damals gemeint hatte. Folglich sollte ich das, was hier gerade bei Ethan und mir geschah, auch einfach geschehen und auf mich zukommen lassen.

Ethans Hand strich nun sanft an meinem Kiefer entlang, bis seine Finger die Umgebung meines Ohres unter meinen Haaren erreichten. Der Rest seiner Hand lag aber immer noch auf meiner Wange. Mit dem Daumen strich er nun sanft darüber. Es fühlte sich an, als würde er mich mit Seide berühren. An den Stellen, an denen er mich berührte, entstand ein wundervolles Kribbeln, welches sich immer weiter ausbreitete und schließlich durch meinen ganzen Körper zog, gefolgt von einer angenehmen Gänsehaut.

Ich zögerte, bevor ich nun auch meine Hand anhob und sie auf Ethans Wange legte. Es war wundervoll. Seine Haut war wunderbar weich und fast makellos, abgesehen von der ein oder anderen Bartstoppel. Seine Augen waren so wundervoll braun. Es war ein richtig schönes braun. Warm und angenehm. Es erinnerte mich an Heiße Schokolade. Und das mochte ich wirklich sehr an seinen Augen. Mein Blick wanderte nun weiter zu seinen Haaren. Obwohl er sie heute geglättet hatte, begannen seine Spitzen sich schon wieder ein kleines bisschen zu locken; außerdem waren seine Haare schon längst wieder verwuschelt.

Und als ich seine Haare betrachtete, überkam mich ein Bedürfnis, sie anzufassen. Ich wollte wissen, wie sich seine dunkle Mähne anfühlte. Ob sie wirklich so weich und fluffig war, wie ich es mir immer vorstellte? Meine Hand strich also langsam an seiner Wange nach hinten, bis ich seine Haare berühren konnte. Und tatsächlich: Sie waren unglaublich weich und fluffig! Ich liebte seine Haare nun noch mehr.

Ich konzentrierte mich erst wieder vollkommen auf seine Berührungen, als ich nun spürte, wie Ethan mit seinem Daumen über meine Unterlippe strich. Ich sog scharf die Luft durch die Nase ein, öffnete dann ein kleines bisschen meinen Mund und schloss die Augen, um das Ganze mehr intensivieren und besser genießen zu können.

Nach einer Weile ließ sein Daumen dann von meiner Unterlippe ab. Einen Moment lang passierte gar nichts. Ich öffnete langsam die Augen, nur um festzustellen, dass Ethan mich fest ansah. Jedoch lag in seinem Blick auch so etwas wie Faszination. Und dieser Blick stand ihm wirklich ausgesprochen gut.

Aber nur einen Moment später wurde unser Augenkontakt schon wieder unterbrochen. Doch das störte mich nicht im Geringsten. Denn Ethans Hand war hinunter zu meinem Kinn gewandert. Er hatte die Augen geschlossen und ich war seinem Beispiel gefolgt. Er zog mich nun am Kinn ganz sanft zu sich; eine Aufforderung, der ich nur zu gern nachkam. Ich merkte, dass uns nur noch wenige Augenblicke von einem Kuss trennten, denn nun war mein Gesicht dem von Ethan ganz nah. Ich sah ihn zwar nicht, aber ich spürte seinen heißen Atem auf meinen Lippen. Konnte dieser Tag eigentlich überhaupt noch besser werden? Für mich war er nämlich jetzt schon ziemlich perfekt. Das Adrennalin rannte nur so durch meine Adern. Gleich würde es so weit sein. Ich hoffte, dass er noch etwas von meiner Kokos-Lippenpflege merken würde.

Dann kamen wir uns noch ein Stück näher. Ich konnte seine Lippen nun fast auf meinen spüren. Es war, als würde nur noch ein Haar dazwischen passen, so nah waren wir uns. Und ich konnte es kaum erwarten, wie es wohl war. Zum einen, weil mein letzter Kuss eben schon so lange her war. Und zum anderen, weil ich wissen wollte, wie es sich anfühlte, Ethan zu küssen. Ganz speziell Ethan. Ethan mit all seinen Macken und Eigenschaften. Ich wollte ihn. Jetzt. Mein Herz pochte wie verrückt.

Und endlich geschah das, worauf ich so lange gewartet hatte. Ethan schloss die winzige Lücke zwischen uns, indem er seine Lippen sanft, aber bestimmt auf meine legte. Erst tat ich gar nichts. Ich war viel zu beschäftigt mit dem neuen Gefühl seiner warmen, weichen Lippen auf meinen. Es fühlte sich fantastisch an. Als er dann auch noch begann, seine Lippen zu bewegen und meine Unterlippe mit seinen umschloss, explodierte in mir ein Feuerwerk aus Gefühlen. Dieser Kerl machte mich verdammt nochmal verrückt! Und nun konnte ich nicht mehr anders, als seinen Kuss zu erwidern. Und es bestätigte sich mir erneut: Küssen geschah instinktiv. Es klappte nämlich gerade wunderbar.

Meine Hand, die schon wieder auf seiner Wange lag, fuhr nun durch seine wuscheligen Haare auf seinen Hinterkopf und ich drückte ihn vorsichtig näher an mich. Meine andere legte ich nun auf seine Schulter, von wo aus ich dann an seiner Brust herabstrich. Es fühlte sich so verdammt gut an. Ich selbst spürte Ethans Hand nun in meinem Nacken, während seine andere leicht über meinen Rücken kraulte. Dieser Kuss war einfach nur perfekt. Nicht nur, weil er gut küssen konnte - das konnte er auf jeden Fall! -, sondern vor allem, weil ich den Menschen küsste, in dessen Persönlichkeit ich mich verliebt hatte. Und es war genau das, worauf ich so lange gewartet und gehofft hatte.

Scream in the Dark (Musik/Romanze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt