Feind, Freund und Thranduils Wesen

249 15 2
                                    

Es wurde noch lange besprochen, aber ohne Erfolg auf eine Einigung. Ich kann es manchmal nicht glauben, wie stur Männer sind!
Etwas frische Luft würde jetzt gut tun!
"Luin, Schätzchen, würdest du fürs erste bei dem König im Zelt bleiben, während ich an die frische Luft gehe?"
"Das überrascht mich, dass du den Jungen jemanden anvertrauen willst, der ihn dir erst wegnehmen wollte!"
Thranduil sprach diese Worte misstrauisch aus und bedachte mich mit einem Blick, der mir sagt, dass ich ihn am besten gar nicht vertrauen sollte.
Ich sagte nur:"Ich bin jedenfalls nicht vorurteilend und denke schon das schlechte über jemand."
Luin guckte abwechselnd mal zu mir und mal zu ihn rüber und ist sich nicht sicher, ob ich das richtige tue. Beruhigend sprach ich ihn zu:"Du musst keine angst haben vor ihn. Er ist selbst Vater, also kann er gut auf dich aufpassen. Hab Vertrauen, tinu nín."
Das Elbisch beherrsche ich mit der Zeit, so kann er mich auch besser verstehen. Mein Junge sah nochmal zu Thranduil, dann wieder zu mir, überlegte paar Sekunden und nickte zögerlich.
Lächelnd stand ich auf, gab ihn zuvor nochmal einen kleinen Kuss auf der Stirn und ging raus.

Gandalf rauchte eine Pfeife und blickte immerzu geradeaus. Ich leistete ihm Gesellschaft und sah mich selbst um, da ich weiß, dass Bilbo in wenigen Augenblicke kommen und uns den Arkenstein bringen wird.
Ob der Stein auch genauso schön ist wie im Film, oder gar schöner?
Das werde ich bald erfahren.
Eine Rauchwolke kam in Sichtweite und wurde schwächer, bis sie komplett verschwand und Gandalf nun was sagte.
"Du hast eine weite Reise gemacht und dabei einen kleinen Jungen das Leben gerettet, obwohl du große angst vor Spinnen hast."
Jetzt wurde ich hellhörig. Sah ihn ungläubig an. Wie kann er wissen, dass ich eine scheiß angst vor Spinnen habe?
Obwohl, eigentlich sollte ich mich das nicht fragen, denn er ist ja ein Zauberer und weiß so gesehen alles. Es gibt aber eine Sache, die mir keine Ruhe lässt.

An Gandalf gewandt frag ich ihn direkt:"Du hast mir gesagt, ich soll jemanden retten, der kein Freund, aber auch kein Feind ist. Doch wer soll das sein?"
Gandalf schaute mich lange an, zu lange, so lange, dass es einem vorkommt wie Stunden, bis er dann meine Frage beantwortet:"Einen Feind, der am Ende dein Freund sein wird."
Ein Feind der am Ende mein Freund sein wird? Was soll das wieder bedeuten?

Bevor ich mir diese Frage selbst beantworten kann, trat Bard zu uns und berichtet die Lage und das scheint problematisch zu sein.
Thorin ist dem verfluchten Gold schon verfallen und sucht wie besessen nach dem Arkenstein, der aber noch nicht gefunden wurde von den Zwergen, denn Bilbo hat ihn an sich genommen und verwahrt, damit Thorins Wahnsinn nicht noch verschlimmert wird, wie Balin es voraussieht.

Gandalf wollte zu den berichteten noch was sagen, als eine Stimme hinter uns meinte:"Das nützt nichts. Er wird seine Meinung nicht ändern!"
Wir alle drehten uns um und sahen Bilbo. Er sah erschöpft aus und hatte einen langen Weg vor sich gehabt, um hierher zu kommen. Gandalf und ich waren froh, ihn wieder zu sehen. Ich konnte mal wieder nicht anders, rannte auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch, was er nach einem überraschten Zögern erwidert.
"Ich bin so froh, dass es dir gut geht," meinte ich überglücklich. Bilbo lächelte.
"Ja, ich bin selbst froh. Froh dich und Gandalf wieder zu sehen."
Mein Lächeln hielt nicht lange, der ernste Blick kam zum Vorschein.

"Es ist passiert."
Es war einen Feststellung, keine Frage und das wusste Bilbo, aber er nickte trotzdem. Selbst er war traurig über die Geschehnisse, aber ich munterte ihn auf:"Hey, nicht traurig sein. Du hast dein bestes getan und somit das schlimmste verhindert. Darauf solltest du Stolz sein."
Bilbo schaute mir in die Augen, hilfesuchend. Ich gab ihn ein aufmunterndes Lächeln, was er dann doch erwidert. Doch jetzt gibts was wichtigeres zu tun. Deshalb gingen wir vier gemeinsam zurück ins Zelt.

Sicht Thranduil:
Zu vernehmen, dass sie ihr aufgenommenes Kind bei mir lässt, ist nicht sehr schlau von ihr. Ich wollte protestieren, aber da war sie schon draußen und ich sitze hier auf einem großen Stuhl, der kleiner war als mein Thron, mit einem kleinen Jungen, der noch nicht mal richtig sprechen kann. Aber wen wunderts, der Kleine ist ja erst 2 Jahre oder so.

Während dieser, Luinion war sein Name, ein bisschen spielt, dachte ich nur an die Juwelen, die mir verwährt wurden, als ich bei den Zwergen war, zu der Zeit, als Thror noch gelebt hat. Die Juwelen waren wie reines Sternenlicht und ich will sie noch immer haben. Und ich werde sie bekommen.
Doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab, zurück zu dem Mädchen, dass mich mit Luinion allein gelassen hat. Wie kann man diese Dreistigkeit haben, mich einfach mit den Jungen alleine zu lassen?
Ich könnte sie dafür einfach so in den Kerker werfen! Aber da sie leider eine junge Frau ist, kann ich das nicht. Und erst recht nicht, wenn sie diesen Blick hat.
Dieser Blick, den sie immer macht, wenn sie in Sorge ist. Und wenn es um Luin geht. Da hat sie immer diesen ernsten, beschützenden und doch liebevollen Blick. Ihre Augen glänzten, wenn diese Gefühle sich wiederspiegeln. Schon allein, als sie es geschafft hat, mich zum lachen zu bringen.

MICH, DER ,DER SCHON SEID JAHRTAUSENDE NICHT MEHR GELACHT HAT!!!

Und als wir einander in die Augen geschaut hatten, als sie sich bedankte, war dort was, was mich erschreckte. Ihre Augen waren voller Hoffnung, Leben und Liebe. Es war erschreckend all das zu sehen und an was, an JEMAND, erinnert zu werden.
Meine verstorbenen Frau hatte genau den gleichen gehabt Blick gehabt, bevor sie von Orks getötet wurde. Selbst deren Augen waren genau wie die von dem jungen Mädchen. Hellblau mit leichten Grünstich und um die Pupillen hellgrau. Das Mädchen hat was an sich, was mich wieder an das verlorene erinnerte, was mir viel bedeutet hat.

Etwas streifte meine linke Hand und ich blickte nach unten, nur um zu sehen, dass der Junge sich mir genährt hat. Er guckte mich mit seinen großen, hellblauen Augen fragend an. Scheinbar hat er gespürt, dass ich in meinen Kopf ganz woanders war.
Ich lehnte mich leicht nach vorne und sah ihn mir genau an. Er war schon ein süßer, kleiner Junge, erinnert mich an Legolas, als er selbst noch ganz klein war. An Luinion kann ich erkennen, dass er aus zwei verschiedenen Elbenvölker entstanden war. Dass ein Elternteil aus Lothlorien kam und der andere aus Bruchtal. Das dunkle Haar kann nur von jenem sein, der aus Bruchtal kam und die blauen Augen sind von die aus Lothlorien, da alle Elben dieses Reiches blaue Augen haben.

Der Junge berührte wieder meine Hand mit seine eigenen kleinen Hände und guckte mich an. Seine Augen weiteten sich vor Neugier und der Kleine streckte seine kurzen Arme nach mir, bat mich stumm, ihn auf meinen Schoß hochzuziehen. Ich weigerte mich erst, aber der Kleine gab einfach nicht auf, also nahm ich ihn mit einen genervten Seufzer hoch und setzte ihn auf meinem Schoß.
Mal ernsthaft, warum mach ich das?
Ich will das gar nicht und nun mache ich mich lächerlich!

Luin fängt urplötzlich an, vergnügt zu lachen und bekam sogar rote Wangen dadurch, so rot wie süße Äpfeln. Dieses unschuldige, lebendige Lachen entlockte selbst mir ein kleines Lächeln. Dieses unschuldige Leben ist nun in Sicherheit, fürs erste, doch wie es mit ihm weitergeht, weiß nur diese Earáneé. Ich habe aber vernommen, dass das nicht ihr richtiger Name war, sondern dass sie einen anderen trägt, den sie nicht verraten will. Und weiß sogar wieso?

Luinion erzählte ich ein bisschen was von den Wäldern, die ich beherrschte und von meinem Sohn Legolas, den der Kleine selbst begegnet war und der mir sehr fehlte, auch wenn ich es nicht vor den anderen und meinem Volk zugab. Bevor ich noch mehr von meinen Sohn erzählen konnte, vernahm ich Stimmen, die sich näherten und blickte auf, nur um zu sehen, dass Earáneé, Gandalf und Bard mit einem Hobbit im Schlepptau sich dem Zelt näherten.
Und so sollen sie mich nicht sehen, erst recht nicht SIE!
Also nahm ich Luinion von meinem Schoß runter und stellte ihn wieder auf seine Füße, die schnell rannten zu der jungen Frau, die jetzt das Zelt betreten hat.

Die Prophezeiung der blauen JungfrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt