Das Ankleiden

455 21 6
                                    

Das Zimmer in das Lindir mich gebracht hatte, war atemberaubend, und die Aussicht erst. Umwerfend. Ein Geschenk der Götter. Ich wollte nie wieder den Balkon verlassen, wollte am liebsten für immer da stehen und die Aussicht bewundern und genießen, doch ich musste wieder rein, da es an der Tür klopfte.

"Herein", rief ich. Die Tür öffnete sich und Arwen trat ein. Arwen war in Natura sogar noch schöner als der schönste Sternennacht im Sommer. Die Herrin Bruchtals trug was auf ihren Armen, was wie ein Kleid aussah.

"Es war schwer was passendes mit deinem Maß zu finden, aber wir sind letzten Endes doch fündig geworden", sprach sie und hielt das Kleid so hin, damit ich was erkennen kann. Und ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Das Kleid war wunderschön, sah so aus wie das, was Rose trug, bevor die Titanic unterging, mit dem Unterschied, dass es statt lila-rosa-tönig eher in verschiedenen Blautöne war und lange Schmetterlingsärmeln besaß.

Die Herrin half mir beim umziehen, dann bat sie, dass ich mich hinsetzte und warte soll. Sie kam zurück und kämmte mein Haar, steckte einige Strähnen nach hinten und festigte sie mit hübschen Spangen, an denen kleine Steine angebracht waren, dann legte sie mir ein schönes Halsband um, die dieselbe Farbe wie das Kleid hatte. Nochmal verschwand sie wieder, dieses mal aber ins Bad und kam wenig später mit einer kleinen Dose wieder zurück.

"Es ist eine gute Gesichtssalbe, die dich auffrischen wird, denn du machst mir den Eindruck sehr müde zu sein. Sie wird dir gut tun, glaub mir", versicherte sie mir, trug sie mir auf und verteilte sie mit einer leichten Massage, die wohltat. Als sie auch damit fertig war, bat sie mich drum, aufzustehen und zu dem großen Wandspiegel zu gehen. Und ich konnte nicht glauben, dass das da im Spiegel Ich sein sollte.

Ich sah so anders aus, aber gut anders. Das Kleid ließ mich schlank wirken, die Halsband schmückte meinen Hals und die Frisur war auch sehr schlicht, aber richtig hinreizend nach hinten gesteckt, sodass es wie ein Wasserfall wirkte. Und die Salbe, die mir aufgetragen wurde. Sie ließ mich wirklich frischer und wacher aussehen. Ich sah aus wie eine erwachsene, junge Frau.

Vor Staunen und mit geweiteten Augen hauchte ich: "Das kann doch niemals Ich sein? Das kann nicht sein?"

"Aber das bist du und du siehst aus wie eine Prinzessin", machte sie mir das Kompliment. Und ich fühlte mich auch wie eine, daher konnte ich meine Freude nicht unterdrücken, drehe mich zu ihr um, umarmte sie stürmisch und bedankte mich bei ihr, während sie mir über den Rücken tätschelte. Doch wir mussten uns dann voneinander lösen, da ich sonst zu spät kam und deshalb gingen wir beide auch schon los. Während wir gingen, blieb mir eine Frage noch offen.

"Arwen, wer ist die 'Blaue Jungfrau'?", fragte ich sie direkt. Sie blieb kurz wie erstarrt stehen, fing sich aber dann wieder und ging weiter. Arwen sah mich dabei erschrocken an.

"Was weißt du davon?", fragte sie leise.

"Nun ja, Euer Vater und Gandalf haben von ihr gesprochen und sie mit mir verglichen. Deshalb frage ich."

Arwen sah mich ganz lange an, dann fing sie sich wieder und ging einfach weiter, ohne auf meine Frage zu antworten.

"Arwen?", fragte ich wieder.

"Es wäre besser, wenn mein Vater mit dir darüber redet. Also falls er antworten wird auf deine Fragen?", sagte sie nur und ließ mich somit allein. Warum sie das tat, weiß ich erst nicht, bis ich bemerkte, dass ich schon fast da bin und die Zwerge und Bilbo schon am Tisch saßen und längst angefangen hatten.

Das heißt dann wohl, let's go!

Die Prophezeiung der blauen JungfrauWhere stories live. Discover now