Teil 38 - Die Einweihung

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Ich konnte es einfach nicht glauben, dass mein ganzes Leben auf einer Lüge basierte und meine geglaubte Mutter eigentlich nie meine leibliche Mutter war. Wie konnte sie mir das all die Jahre verheimlichen und mich ganz nebenbei auf mein Schicksal vorbereiten. Sie hatte mir schon als kleines Kind immer von der Prophezeiung erzählt. Damals war es einfach eine Gute Nacht Geschichte, aber nun wusste ich, dass dies mehr zu bedeuten hatte. Wie kam sie überhaupt darauf, dass ich der Aufgabe gewachsen sei? Wieso glaubten das alle? Ich war doch nichts weiter als ein ganz normales Mädchen, welches nicht mal wusste, wer sie wirklich war. Ich fühlte mich nicht wie eine Prinzessin. Schon allein der Gedanke daran fühlte sich so absurd an. Vielleicht hatte sich Liam auch geirrt und ich war gar nicht die Prinzessin.

Bevor ich zur Mensa gehen wollte, hatte ich meine Mutter angerufen. Jedoch war sie nicht ran gegangen, weshalb ich es wohl nach dem Essen noch einmal versuchen musste. Ich wollte hören, was sie dazu zu sagen hatte. Sie war ja nun einmal die einzige, die den wahren Grund kannte, weshalb ich bei ihr aufgewachsen war und warum sie mich angelogen hatte.

Als ich in der Mensa ankam, war es schon sehr voll. Viele Schüler, die sich eben noch angeregt unterhielten, verstummten urplötzlich. Alle starrten mich an, als wäre ich von einem anderen Planeten. Spätestens jetzt wusste ich, dass die ganze Schule von dem Brand wissen musste. Sie glaubten wahrscheinlich alle, dass ich dieses Feuer gelegt hatte, so wie die mich anstarrten.

Ich versuchte die Blicke zu ignorieren, die während ich mein Essen holte, ununterbrochen auf mir hafteten. Als ich mich zu meinen Freunden setzte fingen sofort alle Schüler an zu tuscheln, als wenn es kein anderes Thema gäbe. Dabei wussten sie längst nicht alles, was gestern Abend passiert war. Anders als Leonie, die mir hasserfüllt gegenüber saß.

„Was machst du hier?", fragte sie, weshalb ich überrascht aufsah. So hatte ich sie noch nie erlebt.

Klara übernahm zum Glück und fragte ebenso überrascht: „Warum sollte sie nicht hier sein?"

„Hast du noch nichts vom Brand gehört? Und davor haben sich ihre Augen auch noch lila gefärbt und dann..."

„Leonie das war nicht ich... das wollte ich nicht.", unterbrach ich sie flehend.

„Von was redet ihr eigentlich? Das mit dem Feuer weiß ich ja schon, aber was für lila Augen?", fragte Klara nichts ahnend. Eigentlich wollte ich es ihr nachher in Ruhe erklären, aber wie ich es erklären sollte, war mir bisher noch nicht so ganz klar. Erklären musste ich es spätestens ab jetzt sowieso. Hoffnungsvoll wandte ich mich zu Klara: „Kann ich es euch bitte nachher erklären?"

Bevor Klara jedoch antworten konnte stand Leonie wütend auf und sah uns drei ernst an: „Und ob sie es war. Du wolltest uns alle umbringen!" So laut hätte sie nun auch nicht werden brauchen. Nun hatte sicher jeder hier in der Mensa von unserem Streit mitbekommen.

„Leonie bitte...", versuchte Jhon sie zu beruhigen, doch scheiterte kläglich. „Nein Jhon, seh es ein. Eure Freundin ist ein Monster!", bei den letzten Worten hatte sie mich so intensiv angeschaut, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. In ihren sonst so strahlend blauen Augen brodelte es vor Wut. Die Verachtung darin hatte sie mir förmlich ins Gesicht gespuckt, bevor sie unseren Tisch endgültig verließ. Ich hätte ja alles erwartet, aber nicht mit so einem Verhalten und dann setzte sie sich auch noch zu Laura, Linda und Theo. Damit hätte ich am wenigsten gerechnet. Überrascht schauten auch Jhon und Klara ihr hinterher. Währenddessen spukten mir immer wieder ihre Worte in meinem Kopf herum, seh es ein, eure Freundin ist ein Monster! Ein Monster! Ein richtiges Monster, das ihre Freunde hypnotisiert hatte und den halben Saal in Brand gesetzt hatte! Irgendwie konnte ich ihren Hass auf mich verstehen. Wer wollte schon mit jemanden befreundet sein, der nicht mal seine Kräfte kontrollieren konnte und dadurch eine Gefahr für alle darstellte?!

Die Prophezeihung - Besondere KräfteWhere stories live. Discover now