Epilog

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Pov Elias:

Ich wusste, dass sie lebte. Tief in mir hatte ich es immer schon gespürt. Und nun sah ich sie zum ersten Mal nach vierzehn Jahren wieder. Eine junge Frau ist sie geworden. So erwachsen und so stark.

Wir verfolgten die Liveübertragung in dem Wohnzimmer unserer bescheidenden Hütte. Onkel Uwe hatte uns noch heiße Schokolade gebracht, bevor es auch schon los ging. Wir saßen alle auf dem grünen Sofa und sahen gespannt zum Bildschirm. Sonst sahen wir uns nicht gern etwas vom Königreich Flameria an, aber heute machten wir eine Ausnahme. Draußen war es nämlich zu regnerisch und kalt für ein gutes Training.

Anfangs wusste ich nicht wer dieses Mädchen war, welches in der Arena gegen einen Drachen kämpfen musste. Ich war mehr als überrascht, als sie ihre Fähigkeiten zeigte. Sie entfachte erst ihre Wasserflamme, dann ihre Erdflamme, als drittes ihre Feuerflamme und dann noch ihre Luftflamme. Marius, der links neben mir saß, verschluckte sich, vor lauter Überraschung, an seinem Kakao, weshalb ich ihm auf dem Rücken klopfte. Violetta, das Mädchen auf meiner rechten Seite starrte gebannt auf den Bildschirm des Fernsehers und Uwe war nicht minder überrascht über die Kräfte des Mädchens in der Arena.

Als Marius sich wieder beruhigt hatte stellte er seine Tasse auf den Beistelltisch, vor uns, ab und sprach in einem leisen Ton, „Kann das möglich sein?" Daraufhin sah er mich an und ich erwiderte seinen Blick kurz, bevor ich ihn wieder zum Bildschirm richtete. Nun hatte das Mädchen den Drachen in einem Tornado eingekesselt und hat sich zum König gewandt. Wir vier sahen zu, wie sie ihr Medaillon öffnete und es gegen den König richtete. Dieser rief aufgebracht „Abruch, Abruch!" und der Bildschirm schaltete auf eine Nachrichtensendung um.

Uwe stöhnte frustriert auf, „Ach, wenn es mal spannend wird, schalten die ab. War ja klar, diese Feiglinge!" Er nahm unsere leeren Tassen vom Tisch und ging mit ihnen in die Küche. Marius, Vilu und ich brauchten erst einen kurzen Moment, um zu realisieren, was wir eben gesehen hatten. Ich lehnte mich nach hinten und fuhr mir durch die Haare. Vilu sah zu mir auf, als sie als erster von uns dreien Worte dafür fand. „Elias? Was war das eben? Ich dachte nur du wärst dazu fähig." Sie sah mich fragend an und ich ließ meine Arme wieder sinken. Sie, Uwe und Marius waren die einzigen, die von meiner komplizierten Vergangenheit wussten. Für die anderen war ich eingewöhnlicher Trainer, der für sie alle ein Zuhause anbot und sie für einen harten Kampf ausbildetete. Sie waren besonders, so wie ich es war. Marius hatte vor vielen Jahren herausgefunden, dass es Bändiger gab, die zwei Elemente beherrschen konnten. Seit dem ich alt genug war, spürten wir diese sogenannten Neublüter auf, um sie zu trainieren. Dafür boten wir ihnen bei uns ein Heim und ihren Schutz an. Wo früher nur eine einzige Waldhütte stand, fand man heute einen großen Trainigsplatz und viele kleine Wohnhütten vor. Es war schön hier und bisher hatte uns auch noch niemand entdeckt. Meine eigentliche Identität kannte niemand von ihnen und das sollte auch so bleiben. Im verdeckten konnte ich mich besser auf einen Rachezug gegen den König vorbereiten. Meine Familie musste seinetwegen sterben und das wird er heimzahlen müssen.

Womit ich allerdings nie gerechnet hätte war, die Tatsache, das Sarah, meine Schwester, noch lebte. Ich erwiderte Vilus verwirrten Blick mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht. „Meine Schwester lebt.", ist alles was ich dazu sagen konnte. Sie lebte. Hatte wahrscheinlich, so wie ich geglaubt, dass alle aus unserer Familie bei dem Feuer damals, ums leben gekommen waren, außer sie selbst. Wo ist sie aufgewachsen? Konnte sie sich überhaupt noch an mich oder unsere Eltern erinnern? Werden wir uns jemals wiedersehen?

Nach der Übertragung wurde angekündigt, dass sich in einer Stunde der König nochmal zu Wort melden wird. Ich schaltete wütend den Fernseher aus und legte die Fernbedienung wieder auf dem Tisch ab. Niemand sagte ein Wort. Alles war still um mich herum. Nur das Uhrenticken begleitete unsere schweigsamen Minuten. Ich wollte nichts mehr von diesem Dreckskerl hören. Nach so vielen Jahren hatte ich immer noch ein tiefes Loch im Herzen, welches nun wieder aufgerissen wurde. Es schmerzte mich wie am Tag des Feuers, wie am Tag der Flucht, wie am Tag des Todes meiner Familie. Ich konnte mir die Ansprache des Königs nicht anhören. Zu groß war der Schmerz. Marius legte mir seine Hand zur Beruhigung auf meine linke Schulter. Mit ihm bin ich damals geflüchtet. Er kannte mich von allen am besten und war seit dem Feuer nicht mehr von meiner Seite gewichen. Er sah mich mit besorgtem Gesicht an, als er sprach, „Du musst dir diese Übertragung nicht mit ansehen. Wir verstehen das. Doch ich möchte gern erfahren was es mit diesem Mädchen auf sich hat."

„Wenn er sie erwähnen wird. Sie war doch nur sein Spielzeug, das unvorhersehbar seinen Plan zerstört hatte.", antwortete ich ihm. Ich sah dabei wie gebannt auf den schwarzen Bildschirm, wo in wenigen Minuten die Übertragung zu sehen sein wird. Denn mein treuer Freund, Vilu und auch Uwe wollten sich das nicht entgehen lassen. Sie hatten auch nicht das selbe erlebt wie ich.

Doch tief im inneren hegte ich den Wunsch mehr zu erfahren und genau diese Neugierde brachte mich zurück auf dieses Sofa. Ich werde es durchziehen. Ich musste wissen, ob es meine Schwester war und ob sie den Kampf überlebt hatte, denn das hatten sie nicht mehr gezeigt.

Der König wirkte in seiner Ansprache sehr wütend, aber auch ein klein wenig nervös. Was auch klar war, denn er wusste dass das Volk nicht dumm war. Sie hatten ihre Kräfte gesehen und ein Teil wusste was das für Kräfte waren. Auch wenn er alle Aufzeichnungen von unserer Familie ausgelöscht hatte, konnte er nicht in die Köpfe der Bürger eindringen. Einige werden nun wissen, dass sie von der Diamonds Familie abstammen musste. Das machte dem König nun sicherlich Angst, denn seine Lüge, von der Lotus Blüte ausgewählt worden zu sein, flog solangsam auf.

Doch auch wenn er wusste dass dieser Teil da war, wandte er sich ausschließlich an den anderen Teil der Bevölkerung. Er betonte wie gefährlich sie sei. Sogar das Wort Monster viel aus seinem Mund. Sie wollte sie alle töten und damit ganz Topia in Gefahr bringen. Er warnte das Volk ausdrücklich vor, ich zitiere, „Dieser Kreatur".

Er hoffte, wenn er sie nicht töten konnte, würde es das Volk für ihn erledigen. Sowie es sich anhörte lebte Sarah also noch und das bedeutete, dass ich sie finden musste.

Schon am nächsten Morgen wählte ich ein paar meiner Neublüter aus, die in die Welt ziehen werden, um hoffentlich sehr bald meine Schwester zu finden und sie zu mir zu bringen. Ich sagte ihnen, dass wir sie brauchten, um in den Kampf gegen Aros zu starten. Denn auch sie hatte besondere Kräfte, so wie wir alle. Das Gemeinschafts- und Empathiegefühl war in dieser Gruppe wirklich hervorragend, weshalb meine Schützlinge auch sofort meiner Meinung waren. Auch sie hatten die Liveübertragung gesehen und so wie ich wollten sie den König besiegen. Schon bald hatten wir reichlich Freiwillige zusammen, die in Gruppen, von Marius, in bestimmte Regionen geschickt wurden. Die anderen werden währenddessen von Vilu und mir weiter trainiert. Der große entscheidende Kampf nahte nun und das wussten sie genauso gut wie ich.

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Hallöchen, ich hoffe euch hat der erste Teil gefallen. Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht. Bald wird es dazu auch einen zweiten Teil geben.

Ihr könnt ja Mal in die Kommentare schreiben, welche Szene oder Charaktere ihr am besten fandet.

Ich freue mich auch über jedes Feedback. Also lasst mich gerne wissen wie ihr die Geschichte fandet.

Und ein großes Dankeschön an jede/n Leser/in. ☺️❤️

Die Prophezeihung - Besondere KräfteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt