~57. Fotoshooting~

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"Vermisst du ihn sehr?"

~*~

Noch bevor ich richtig darüber nachgedacht habe, nicke ich schon und erschrecke vor meiner eigenen Antwort. Vermisse ich ihn so sehr?

"Ich kanns gar nicht abwarten zu sehen, was er auf die Beine stellt. Er hat das wirklich verdient", versuche ich schnell abzulenken, "Ich hätte da mal eine Frage... so rein theoretisch... hättest du Zeit für einen Rap-Anfänger, der mehr lernen will?"

Vernon macht ein nachdenkliches Gesicht. "Gute Frage. Habe ich Zeit?", stichelt er mich etwas, bevor er mich breit anlächelt, "Für einen Freund hab ich immer Zeit."

Die Antwort freut mich vielleicht etwas zu sehr, aber ich bin einfach nur froh, dass mir jemand bei der Vorbereitung für das Kasting hilft. Vernon ist einfach zu nett...
Warte mal....einen Freund?'
Hat er mich als Freund bezeichnet?

Ungläubig schaue ich Vernon an, der gerade aufsteht und dann zum Computer geht, um diesen und die Musikanlage herrunterzufahren.

"W-wir sind Freunde?", stottere ich ungläubig, doch kann meine Freude über seine Aussage kaum verstecken.
Bin ich wirklich mit dem Vernon befreundet?

Vernon nickt, während er wieder zu mir kommt und mir dann eine Hand hinhält, um mir hoch zuhelfen: "Morgen um die selbe Zeit?"

Ich muss kurz Schlucken und mein Fangirl-herz zu beruhigen. An Minghao habe ich mich mittlerweile gewöhnt, wenn man das so sagen kann. Er bringt mich zwar auch immer wieder aus der Fassung, aber nicht mehr so sehr, wie am Anfang.

Bei Vernon ist das noch anders. Mit ihm habe ich noch nicht so viel Zeit verbracht, deshalb sehe ich ihn noch zu sehr als Idol, als als 'normalen' Menschen. Es ist nicht leicht die alten Fan-Verhaltensweisen abzulegen. Ich kann mich noch zurückerinnern, wie ich stundenlang Videos von ihnen angeschaut habe und bei allem, was sie gemacht haben, habe ich gequikst auf Tonhöhen, die Hunde quälen.

Und jetzt steht Vernon wie ein Gentleman vor mir und will mir hoch helfen. Wenn das kein Fan-kreischen wert ist, dann weiß ich auch nicht.

Das allerdings verkneife ich mir, nehme seine Hand an und lasse mich von ihm hochziehen.

Gemeinsam verlassen wir den Trainingsraum und verabschieden uns dann vor dem Gebäude. Bevor wir allerdings getrennte Wege gehen, bitte ich Vernon noch, Minghao auszurichten, dass ich ihm wirklich nicht böse bin, dass er nicht gekommen ist.
Beim Rausgehen habe ich nämlich nochmal auf mein Handy geschaut und er hat mir nocheinmal geschrieben und sich erneut entschuldigt. Ich will nicht, dass er sich um sowas Gedanken macht, wenn er sich auf Wichtigeres konzentrieren sollte.

~~~

Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker viel zu früh, denn ich habe später ein Fotoshooting. Mein erstes und ich habe keine Ahnung, wie ich mich darauf vorbereiten kann.

Ich habe mir schon ein paar Bilder von Models im Internet angeschaut, um mir eventuell ein paar Posen zu merken, aber im Großen und Ganzen muss ich wohl einfach hingehen und sehen, was passiert.
Und genau das tue ich dann auch.

An dem Ort des Shootings angekommen, werde ich, nachdem ich mich vorgestellt habe, sofort von einer Frau vom Stuff geschnappt und zu den Make up Artists geschleppt.

Diese arbeiten für eine gefühlte Ewigkeit an meinem Make up und meinen Haaren. Als sie fertig sind, schaue ich in den Spiegel und kann nicht anders, als zu staunen. Ich erkenne mich gar nicht wieder. Ich bin wirklich hübsch, aber irgendwie, bin das nicht mehr Ich.

Aber es muss mir ja nicht gefallen. Hauptsache der Fotograph und der Kunde sind zufrieden. Oder nicht?

Ich muss noch ein paar Minuten warten, dann holt mich eine weitere Frau vom Stuff wieder ab und bringt mich zum Set, wo die Fotos gemacht werden sollen.

Der Fotograf macht erst ein paar Testfotos, um zu checken, ob das Licht passt, danach fangen wir an.

Ich versuche ein paar der Posen, die ich im Internet gelernt habe, nachzuahmen und probiere auch eigene aus. Dabei versuche ich, auf die Anweisungen des Fotografen zu hören.

Nach vielleicht zehn Minuten, lässt der den Fotoapperat sinken und schaut mich nachdenklich an.

"Du, ich darf doch du sagen, machst das super, aber irgendwas gefällt mir nicht", grübelt er laut und ich bekomme leicht Angst. Was soll ich jetzt machen?

Der Fotograf winkt eine der Frauen vom Stuff und einen Mann, vielleicht sein Assistent zu sich und entscheidet dann, dass wir zurück zu den Stylisten gehen.

Gesagt, getan.
Nun sitze ich wieder auf einem Stuhl, vor einem Spiegel, und die Stylisten frischen mein Make up auf, während hinter mir der Fotograf mit dem zweiten Mann redet.

Leider verstehe ich von der Unterhaltung nichts und das verunsichert mich noch mehr. Er hat gesagt, dass ich einen guten Job gemacht habe bis jetzt, also war es nicht meine Schuld, oder? Aber was, wenn doch?

Dieses Gefühl des Unwohlseins steigert sich ins Unendliche als der Fotograf, immernoch mit nachdenklicher Miene, eine der Stylistinen zu sich ruft. Es ist die, die meine Haare gemacht hat.

Nach weiteren etwa fünf Minuten Reden, kommen nun alle zurück zu mir und ich bekomme Angst. Warum schaut mich die Stylistin an, als ob ich ihr Leid tun würde?

Bei mir angekommen, schickt der Fotograf die Stylisten, die fürs Make up zuständig sind, weg und dreht sich dann zu mir.

"Nach langer Überlegung, weiß ich nun, was mir nicht so ganz gefallen hat und möchte dich fragen, ob du bereit wärst, dir die Haare etwas kürzer scheiden zu lassen", fragt er mich mit leichtem Druck in der Stimme, sodass ich mich etwas gezwungen dazu fühle.

Aber ich mag meine langen Haare. Ich will nicht, dass sie abgeschnitten werden. Aber ich will auch einen guten Job machen. Was soll ich jetzt tun?

"Bekomme ich bitte ein paar Minuten zum Nachdenken? I-ich muss vor soetwas auch noch jemanden anrufen und das abklären", stotter ich etwas verunsichert und hoffe, dass er mir die Zeit lässt.

Der Fotograf schaut selbst kurz verunsichert, gibt mir aber fünf Minuten zum Nachdenken.

Ich laufe schnell in eine ruhige Ecke. Schon während des Laufens suche ich auf meinem Handy Haos Nummer raus.

Was soll ich nur machen? Ich will nicht, dass sie meine Haare abschneiden, aber ich will auch meinen Job gut machen.

Hao weiß bestimmt, was ich tun kann, versuche ich mich zu beruhigen und lasse mein Handy seine Nummer wählen.

Ein Piepton... zwei Pieptöne.... drei Pieptöne... vier Piep- Mailbox.

Mist! Nur die Mailbox. Ich habe komplett vergessen, das Minghao momentan so beschäftigt ist.

Vielleicht wenn ich es nochmal probiere...

Adore UWhere stories live. Discover now