~45. Chaos & Panik~

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"Du?... Hao?...", fragt Y/n leise, fast flüsternd, "Was war das gestern?"


~*~

Vor Schreck bleibe ich kurz stehen: "W-was meinst du?", frage ich gespielt verwirrt. Klar weiß ich, was sie meint, aber wie soll ich ihr das erklären? Ich verstehe ja selbst nicht ganz, warum ich das gemacht habe.

Langsam laufe ich weiter und hoffe, dass sie nicht weiter nachfragt. Ich weiß, dass ich es irgendwann klären muss, da hat Jun recht, aber jetzt ist kein guter Zeitpunkt dafür.

Doch bevor ich mir groß Hoffnungen machen kann, redet Y/n weiter.
Sie rückt mit ihrem Kopf, der noch immer auf meiner Schulter liegt, noch näher an meinen und flüstert vor sich hin: "Du wolltest mich Küssen, oder?"

Ich spüre wie ihr Atem, der meinen Hals streift, mir erst einen Schauer über den Rücken jagt und mir dann eine Gänsehaut bereitet.
Das wohlige, glückliche Gefühl der Nähe wird von der Angst, die ich den gesamten Tag hatte, wieder vertrieben.

'Du wolltest mich Küssen, oder?', hallt ihre Stimme in mir. Sie hat es geflüstert und doch sind diese Worte in meinen Gedanken so laut, als hätte sie sie geschrien und übertönen so alle anderen Gedanken in meinem Kopf.

Alles, was ich mir über den Tag überlegt habe, ihr als Erklärung geben zu können, die Wahrheit, Ausreden, alles, was ich dachte, ihr antworten zu können, Sätze, die ich mir zurechtgelegt habe, sind nicht mehr greifbar.

Und so antworte ich aus dem Chaos in meinem Kopf das erste, das sich zu einem Satz zusammenfügt:

"A-aliens haben meinen Körper übernommen"

Darauf folgt Stille.
Ich,
Y/n,
in meinem Kopf,
gefühlt die ganze Welt: Stille.

Stille und die Frage, wie weit es mit mir schon gekommen ist, dass ich sowas von mir gebe.

Was soll ich nur machen?
Y/n raubt mir alles.
Mein Selbstbewusstsein,
meine Selbstbeherrschung,
meine Gedanken,
den Atem,
mein.....Herz?

Y/n scheint meine Lebenskrise gar nicht mitzubekommen zu haben, oder ignoriert sie einfach. Zudem scheint ihr meine äußerst seltsame Antwort gar nicht so seltsam vorzukommen.

Sie nickt zumindest zustimmend und fragt nicht weiter nach. Glücklicherweise. Wer weiß, zu was für Antworten das Chaos in meinem Kopf noch fähig ist? 'Der kleine Teufel auf meiner Schulter hat es mir befohlen.'?

Wir verbringen den Rest des Weges schweigend in dieser etwas unangenehmen Stille.
Beim Dorm angekommen, trage ich meinen Trainee direkt in mein Zimmer und setze sie auf meinem Bett ab.

Ohne zu ihr zu sehen, gehe ich zu meinem Schrank. Ich muss mich erstmal beruhigen, meinen Puls auf ein normales Niveau bringen und meine Gedanken sortieren. Und mein tomatenfarbenes Gesicht muss sie auch nicht sehen.

Mit T-shirts und Jogginghosen, jeweils eine für sie und eine für mich drehe ich mich um und erschrecke etwas, da Y/n schon vor mir steht und nicht mehr auf dem Bett sitzt.

Sie sieht aus, als wolle sie etwas sagen, doch bevor sie dazu kommt, drücke ich ihr die für sie bestimmten Kleidungsstücke in die Hand: "Zieh dich im Bad um, ok?"

Sie wiederspricht nicht und dreht sich zum Gehen um, bleibt aber stehen und schaut über ihre Schulter. Erst zu mir und dann hinter sich runter.

Reißverschluss.

Langsam gehe ich noch einen Schritt auf sie zu und strecke dann meinen Arm nach dem Reißverschluss aus.

Mein Blick folgt dabei dem Reißverschluss über ihren Rücken runter bis zu ihrem.... Wieso get der so weit runter?

Ich versuche, den Reißverschluss vorsichtig mit einer Hand zu öffnen, ohne Y/n dabei zu berühren. Wieso weiß ich nicht. Ich tue es einfach.
Doch natürlich klemmt das dumme Ding und meine zitternde Hand macht es nicht besser.

Warum bin ich so nervös?
'Sie bekommt den Reißverschluss nur nicht auf, weil sie nicht ran kommt. Ich helfe ihr nur. Ganz normal', versuche ich mich zu beruhigen.

Um den von mir verfluchten Reißverschluss zu lösen, fasse ich nun doch mit meiner anderen Hand an den Rand des Kleides und streife dabei leicht Y/ns Haut an ihrem Rücken.

Sofort läuft mir ein erneuter Schauer durch den gesamten Körper. 'Was ist denn das heute?! Als ob ich sie noch nie berührt hätte', schreie ich in meinem Kopf, 'das ist doch nur ihr Rücken!?', und bemerke, dass sich Gänsehaut auf besagtem Rücken bildet. Ob ihr das hier unangenehm ist?

Glücklicherweise löst sich der Reißverschluss und ich kann ihn langsam mit immernoch zittriger Hand öffnen.

Immer mehr von ihrer schönen Haut ist zu sehen, je weiter ich ihr Kleid öffne. Und je weiter ich es öffne, desto schwieriger wird es für mich, meine Gedanken beisammen zu behalten und nicht in +19 abzurutschen.

Verdammt! Was soll das denn? Ich hatte meine Gedanken doch immer im Griff. Wieso jetzt nicht mehr?

Ein paar schwere Reißverschluss-Zentimeter weiter, noch nicht das Ende, aber so weit, dass sie auf jeden Fall selbst dran kommt, stocke ich.

'Ich glaube, ich werde verrückt', denke ich und lasse den Reißverschluss und das Kleid los.
Mittlerweile kann ich fast ihren gesamten Rücken sehen. Zarte, weiche Haut und darunter Muskeln, von denen ich sehen kann, dass sie angespannt sind. So ein perfekter Körper...

Wie in Trance, strecke ich die Hand nach ihr aus. Ob ihre Haut so weich ist, wie sie aussieht?
In dieser Sekunde, in der ich nicht aufpasse, betrügen mich meine Gedanken und meine Fantasie geht mit mir durch.

Viele Bilder flackern vor meinem inneren Auge auf, die mir zeigen, wie gerne ich Y/n doch aus diesem Kleid helfen würde.

'Verdammt!', verfluche ich innerlich meine schwindende Selbstbeherrschung, dann drehe ich Y/n mit ihrem halboffenen Kleid um und schaue sie, hoffentlich nicht all zu aufgewühlt, an: "Planänderung. Ich gehe kalt duschen und du ziehst dich hier um!"

Damit stürme ich ins Bad. 'Was zum Teufel tue ich hier?!'

Adore UWhere stories live. Discover now